Lotsen zum göttlichen Hafen (und ihre Politik) (60)
Auch heute berichten wir noch einmal über Leben und Wirken des 9. Imams aus dem Prophetenhaus.
Alle Imame aus dem Hause des Propheten haben mit logischen Strategien nach einer Umsetzung ihrer hohen Ziele gestrebt: mal durch offene Stellungnahmen oder durch soziale Maßnahmen, mal im Rahmen von Diskussionszirkeln mit Gelehrten und Denkern und durch Aufklärung des Volkes. Sie setzten den Schwerpunkt vor allen Dingen bei den kulturellen Aktivitäten. In Gebetsansprachen oder auch kurzen Äußerungen haben sie fruchtbare Wegweisungen gegeben. Wir wollen nun einige dieser Weisungen des neunten Imams, Imam Dschawad (F),näher betrachten.
Um hervorzuheben wie sehr Worte auf Geist und Seele eines Menschen einwirken hat Hadhrate Dschawad (Friede sei mit ihm) gesagt: „Jeder, der dem Wort eines Sprechers zuhört, hat, verehrt ihn. Wenn der Sprecher von Gott aus spricht, hat er Gott verehrt und wenn er mit der Zunge des Iblis (des Teufels) spricht, hat er Iblis verehrt.“
In unserem Medienzeitalter ist die Beachtung dieser gute Rat mehr denn je von schicksalhafter Bedeutung. Ein großer Teil der Medien sind heute Lautsprecher diabolischer Elemente und sie verfolgen das Ziel, die öffentliche Meinung auf schiefe Bahnen in die Irre zu führen; weg von dem geraden Weg Gottes. Sie unterstützen massiv die anti-religiösen Strömungen und streuen die Saat teuflischer Gedanken. Wie können wir uns davor schützen, ihnen nicht in die Falle zu laufen sondern stattdessen die religiösen und menschlichen Werte zu wahren? Imam Dschawad sagt: „Ein gläubiger Mensch braucht drei Dinge: göttlichen Beistand zum Erfolg, einen inneren Ratgeber sowie die Bejahung der Mahnung dessen, der ihm guten Rat gibt.“
Wenn wir mit der Verführung durch Iblis und den Wünschen des Egos und täuschendem glitzerndem Gerede konfrontiert werden, ist natürlich der göttliche Beistand das Wichtigste was unseren Absturz verhütet. Ohne Gottes Hilfe zum Erfolg werden unsere Anstrengungen keine Früchte tragen. Aber der Mensch muss auch auf die innere Stimme, die aus dem Gott gegebenen Seelenurgrund zu ihm dringt, hören. Er muss auf sein Gewissen hören – auf sein mahnendens Ich – Mit Gottes Beistand und dank eines wachen Gewissens bleibt er auf dem rechten Weg.
Manchmal aber verhindern die Sünden des Menschen, dass er von Gott Beistand erhält und sein Gewissen beachtet. In einem solchen Fall ist es am besten, auf den Rat eines anderen, der es gut meint, zu hören. Der Mensch sollte nicht beleidigt und verletzt sein, wenn er gemahnt wird. Vielmehr leuchtet es ein, Mahnungen sachlich zu überprüfen und den Weg der Logik zu gehen, damit das üble Gerede Luzifers und seiner Genossen keinen Einfluss auf ihn nimmt.
Die Makellosen Imame aus dem Hause des Propheten haben auch Imame vor ihnen zitiert, denn sie alle verfolgten die gleiche gemeinsame Linie. Imam Dschawad stützt sich auf Worte von Imam Ali und sagt: „Jeder der auf Gott vertraut, dem verleiht er Frohsinn und jeder, der bei Ihm Halt sucht, dem genügt Gott bei seinen Angelegenheiten. Das Vertrauen in Gott ist eine Festung , in der außer dem Gläubigen keiner Zuflucht sucht ... Die Religion verleiht Ehre, und Wissen ist ein Schatz, und Schweigen ist Licht. Der Gipfel der Frömmigkeit ist die Gottesfürchtigkeit und nichts zerstört so sehr die Religion wie Ketzerisches. Für Persönlichkeiten ist nichts so vernichtend wie die Begierde. Durch einen rechtschaffenen Herrscher kommen die Anliegen der Menschen in Ordnung. Jeder der andere ständig bemäkelt, wird selber bemäkelt und wer andere beschimpft, dem wird entsprechend geantwortet. Wer den Baum der Gottesfürchtigkeit einpflanzt, wird seine süßen Früchte ernten und die Unbilden werden von ihm abgewendet. Und wer auf dem Pferd der Geduld herbeikommt, der wird auf den Schauplatz des Erfolges gelenkt.“
Wir alle scheuen Bekümmernis und wünschen uns ein frohes Leben. Wir versuchen einen sicheren Halt zu finden um zuversichtlich unser Leben fortzusetzen und Unbilden des Lebens zu überstehen.
Imam Dschawad empfiehlt also wie Imam Ali (F) Gottvertrauen, Zuflucht bei Gott und Glauben an Ihn, damit wir ein frohes Leben führen und einen sicheren Halt und Sicherheit bei Ungemach haben. Außerdem möchte jeder geachtet und würdig behandelt werden und hätte gerne einen Schatz, der unerschöpflich ist und ein Leben in einer hellen Atmosphäre. Imam Dschawad nennt das Geheimnis zur Erlangung von Würde und Ehre. Es ist die Religiosität. Das Wissen über die Religion ist ein endloser Schatz und die stille Einkehr und Schweigen sind der Schlüssel zur Erleuchtung. Wer sich vor Abweichungen bewahren möchte, der sollte Enthaltsamkeit und Frömmigkeit wählen, so empfiehlt der Imam.
Schließlich warnt der Imam Dschawad vor einer großen Gefahr für die Religion, nämlich Ketzerei. Ketzerei besteht, darin Ideen und Tendenzen mit einem religiösen Anstrich aufzubringen, für die es keine Aussage in einer der Grundquellen der Religion wie Koran und das, was die Makellosen aus dem Hause des Propheten (F) gesagt, geschrieben oder vorgelebt haben, gibt. Die ersten Ketzereien welche den wahren Islam bedrohten, kamen durch abwegige Gruppen wie die Heuchler zu Lebzeiten des Propheten und die Chawaridsch zu Lebzeiten Imam Alis auf. Diese Strömungen versetzten der Islamischen Gesellschaft schwere Schläge. Es gibt sie auch heute: Erfundene Sekten wie die Wahhabiten und Bahais, die IS-Miliz und Takfiri-Gruppen, welche Muslime erst für ungläubig erklären und dann umbringen, haben mit ihren schweren Abweichungen dem wahren Islam großen Schaden zugefügt. Und daher sagt Imam Dschawad (F), dass die Existenz von Ketzern die Religion zerstören kann.
Imam Dschawad (F) weist auch auf moralische Punkte hin. Er sagt: Wer dauernd andere wegen ihrer Fehler kritisiert oder andere beschimpft, der läuft Gefahr selber von den anderen ständig bemäkelt und beschimpft zu werden. Aber wenn jemand die Gottesfürchtigkeit pflegt wird er deren süße Früchte ernten und wenn er geduldsam ist , wird er erfolgreich sein und Rechtleitung finden.
Persönlichkeiten und Verwaltern der Angelegenheiten eines Volkes gibt Imam Dschawad ebenso wertvolle Ratschläge. Er mahnt die Persönlichkeiten vor der Begierde und muntert die Herrscher zur Rechtschaffenheit auf, indem er sagt, dass durch rechtschaffenen Herrscher die Angelegenheiten der Gesellschaft in Ordnung gebracht werden.
Imam Dschawad hat mit diesen Mahnungen und Empfehlungen die Richtlinien für Denken und Handeln einer Islamischen Gesellschaft deutlich gemacht. Er hat indirekt damit auch klargestellt, dass die abbasidischen Herrscher, die mit ihrer Macht- und Geldgier und Vergnügungslust die Szene betreten hatten, keine Rechtschaffenheit und Kompetenz für die Leitung des muslimischen Volkes besitzen und mit ihrer Gewaltherrschaft alle vorhandenen Misstände, Unterdrückung, Diskriminierung und Anfeindung der Religion verursacht haben.
Der Imam richtet sich mit der Aussage, dass ein rechtschaffener Herrscher die Gesellschaft von den Misständen befreien kann, gegen den abbasidischen Herrscherapparat. Als Imam Dschawad das Imamat - die Lenkung der Muslime innehatte, herrschten Personen, die keine Rechtschaffenheit besaßen und deren Ziel nur in der Festigung der eigenen Macht und der Wahrung ihrer unrechtmäßigen Interessen bestand. Sowohl der Abbasidenkalif Mamun als auch sein Bruder Mutasim befürchteten ernsthaft, dass Imam Dschawad (F) ihr Kalifat in Gefahr bringt. Daher haben sie diesen Imam von Medina wegholen und nach Bagdad bringen lassen, um ihn besser im Auge behalten zu können. Wenn sie hin und wieder den Imam zu einem wissenschaftlichen Gespräch mit Gelehrten einluden, so wollten sie damit nur der Bevölkerung vortäuschen, dass sie ihn achten.
Angesichts der Einschränkungen, die dem Imam seitens der Abbasidenkalifen auferlegt wurde, entschied er sich für zwei wichtige Maßnahmen. Wie sein Großvater Imam Kadhim (F) , der seinen engen Helfer Ali ibn Yaqtin anwies weiter am Hofe des abbasidischen Kalifen Harun zu bleiben um durch seinen Einfluss den Schiiten zu nützen, hat auch Imam Dschawad (F) einige seiner Unterstützer angewiesen, dass sie versuchen sollen, wichtige Posten im abbasidischen Regierungsapparat einzunehmen. Einer seiner Anhänger namens Nuh ibn Darradsch konnte sogar bis zum Justizapparat vorstoßen und als Richter in den irakischen Städten Kufa und Bagdad tätig werden. Eine weitere wichtige Maßnahme Imam Dschawads war, dass er Vertreter in verschiedenen Städten und Provinzen wählte, damit er auf diese Weise mit der Bevölkerung in Verbindung und über revolutionäre Bewegungen im Bilde bleibt. Der Imam hatte unter anderen im irakischen Basra und Kufa und Bagdad Vertreter ebenso wie im iranischen Ahwaz, Rey, Qum und Sistan.
Nachdem Mamun 833 n. Christus gestorben war, trat sein Halbbruder Mutasim an seine Stelle. Mutasim wartete auf eine Gelegenheit, Imam Dschawad auszuschalten und ließ Imam Dschawad schließlich vergiften. Es gibt auch Angaben darüber, dass die die Tochter Mamuns, Umm al Fadhl , die mit Imam Dschawad verheiratet war, von ihrem Bruder dazu verleitet wurde, den Imam zu vergiften. Jedenfalls fand Imam Dschawad im Monat Dhu Qada 220 nach der Hidschra (835 n. Christus) im Alter von 25 Jahren von Hand der Abbasiden den Märtyrertod.