Feb 12, 2020 08:00 CET
  • Islam richtig kennenlernen (206)

Wir nehmen wieder das Thema Maad auf.  Wie wir beim letzten Mal sagten, werden Körper und Seele des Menschen im Jenseits wieder miteinander vereint sein.

 

Gott will, dass der Körper des Menschen für das Jenseits rekonstruiert wird.  Diese leibliche Auferstehung von den Toten belegt der Koran eindeutig und die islamischen Theologen sagen, dass am Jüngsten Tag die Seele in den von Gott wieder hergestellten Körper des Menschen zurückkehrt.

Der Koran führt Beispiele und Gleichnisse als  logische Beweise für die körperliche Auferstehung an. Wir wollen uns hier auf einige diesbezügliche Stellen im Koran stützen:

 

Eine Gruppe von Versen, die sich auf die körperliche Auferstehung beziehen, sind Antworten, die der Prophet des Islams angewiesen wurde den Jenseitsleugnern entgegen zu halten. Oftmals hieß es seitens der Leugner des Jenseits: Wie sollen wir denn, wenn wir zu morschen Knochen geworden sind, erneut ins Leben zurückkehren?  In den Versen, die eine Reaktion auf solche Zweifel darstellen, wird auf die Allmacht Gottes hingewiesen. Ein Beispiel finden wir in der 

Sure 36 (Ya-Sin) bei den Versen  78 und 79 vor, wo es heißt:

 

Er (der Leugner) führt Uns ein Beispiel an und vergisst seine (eigene) Erschaffung. Er sagt: „Wer macht die Knochen wieder lebendig, wenn sie zerfallen sind?“

Sag: Wieder lebendig macht sie derjenige, der sie das erste Mal hat entstehen lassen. Und Er weiß über jede Schöpfung Bescheid,

   

Es fällt auf, dass die Zeitgenossen des Propheten nur die körperliche Auferstehung des Menschen nicht einsehen wollten. Sie zweifelten anscheinend jedoch nicht an der Auferstehung der Seelen und daher fragten sie nur, wie es möglich sei, dass der Körper des Menschen wieder nach seinem Zerfall lebendig werden soll. Sie sagten: Werden wir wieder belebendig, nachdem unser Körper in der Erde zerfallen und seine Teilchen zerstreut  wurden?

An der entschiedenen Antwort des Korans, dass der Allmächtige die Körper wieder lebendig macht, so wie er sie beim ersten Mal erschaffen hat, ist zu erkennen, dass der stoffliche Körper im Jenseits wieder erscheint. In den Augen der Korankommentatoren ist der Vers 79 der Sure 36  ein eindeutiger Hinweis darauf, dass der Mensch mit seinem Körper das Jenseits betritt.

Wir haben im letzten Teil schon einige Verse angeführt, die davon handeln,  dass die Menschen aus den Gräbern auferstehen. Es gibt noch mehr Beispiele.

                     

Der Koran hebt hervor, dass Gott die Macht besitzt, die verwesten Reste des stofflichen Körpers am Jüngsten Tag  mit den gleichen Merkmalen ins Leben zurückzurufen, die er im Diesseits besaß. In der Sure 75  (Qiyama), steht in den Versen 3 und 4:

Meint der Mensch (etwa), dass Wir seine Knochen nicht zusammenfügen werden?

Ja doch! (Wir) haben die Macht dazu, seine Fingerspitzen zurechtzuformen.

Auch heißt es im Vers 7 der Sure 22, Hadsch über die Auferweckung von den Toten, die in den Gräbern sind:

  
und weil die Stunde kommt, an der es keinen Zweifel gibt, und weil Allah (all) diejenigen auferwecken wird, die in den Gräbern sind.

                 

 

Der Körper des Menschen ist im Diesseits zum Tode verurteilt, nicht aber die Seele. Nur der Körper ruht im Grab und was in den Gräbern ist und wieder zum Leben erweckt wird, sind die körperlichen Reste des Menschen. Generell sind Verse wie die eben genannten ein klarer Beweis dafür, dass  der Mensch das Jenseits mit seinen Körper betritt und dort einen Körper hat.

 

Es gibt auch eine ganze Reihe von Versen, die von den leiblichen Genüssen im Ewigen Paradies handeln. Auch sie belegen die Auferstehung mit dem Körper. In ihnen werden den rechtschaffenen Gläubigen Paradiesgärten mit einer Überfülle an köstlichen Früchten   verheißen: Gärten voller Bäume, zu deren Füßen Bäche fließen, köstliche Getränke in schönen Gefäßen und herrliche Speisen, die Gesellschaft von anmutigen Frauen, schöne Gewänder und kühler Schatten. Der Mensch kann nur dann in den Genuss dieses paradiesischen Segens kommen, wenn er im Jenseits auch körperlich zugegen ist.  

Aber auch die Verse über die Bestrafung der Übeltäter im Jenseits sind Strafen, die der Mensch nur mit dem Körper verspürt:   wie das Verbrennen im Inferno der Hölle, die Ernährung von ekelerregenden Speisen und Getränken, das Tragen von glühend heißer Bekleidung und weitere Höllenqualen.

Kurz gesagt, ohne den Körper  kann der Mensch gar nicht diese Belohnungen bzw. Bestrafungen erleben. Also gelten auch diese Verse als Beweis dafür, dass sich nicht nur die Seele des Menschen sondern auch sein Körper nach der Auferstehung von den Toten im Jenseits befindet.

                 

In einer anderen Sorte von Versen wird auf Organe und Gliedmaßen des menschlichen Körpers im Jenseits hingewiesen und es heißt, dass Füße, Augen, Ohren und Haut Zeugnis über seine Taten ablegen. In der Sure 41( Fussilat) steht in den  Versen 20 und 21:

Wenn sie dann dort angekommen sind, legen ihr Gehör, ihre Augen und ihre Häute gegen sie Zeugnis ab über das, was sie zu tun pflegten.

Sie werden zu ihren Häuten sagen: „Warum habt ihr gegen uns Zeugnis abgelegt?“ Sie sagen: „Allah, der alles reden lässt, hat uns reden lassen. Er ist es, der euch das erste Mal erschaffen hat, und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht.

Gemäß diesen Versen werden also Organe des Körpers gegen die Übeltäter aussagen. Die Übeltäter werden protestieren: Warum legt ihr zu unserem Nachteil Zeugnis ab?

Auch bei dieser Stelle im Koran haben wir es mit einem klaren Beweis dafür zu tun, dass der Körper des Menschen von den Toten aufersteht und der Mensch im Jenseits nicht nur mit der Seele existiert. Die Seele, die ja nicht stofflich ist, hat ja gar keine Gliedmaßen und keine Organe wie Auge, Ohr und Haut.

Es sei noch folgender  Punkt hervorzuheben: Wenn in den Koranerklärungen die  körperliche Seite des Lebens im Jenseits  unterstrichen wird,  so nur  deshalb um die Ansicht einiger, die meinen, der Mensch würde das Jenseits nur mit der Seele erleben,  zu widerlegen.  Es ist nicht damit gemeint, dass der Körper im Jenseits keine Seele hat, sondern selbstverständlich vereint sich  die Seele, die nach dem Tod des Körpers in der Zwischenwelt gelebt hat,  mit ihm. Mit anderen Worten erlebt der Mensch das Jenseits mit Körper und Seele. Dem Menschen wurde ja schon bei der Erst-Erschaffung sowohl eine Seele als auch ein Körper verliehen.

                        

Eine Gruppe von Koranversen verweist auf die Rückkehr der Seele in den von den Toten auferstandenen Körper des Menschen. Daraus ist zu schließen, dass die Seele des Menschen eine vom Körper unabhängige Wahrheit bildet, denn sie bleibt weiterbestehen, nachdem der Körper gestorben ist und sie von ihm getrennt wurde. Wenn der Körper  auf Gottes Befehl am Jüngsten Tag dann wieder lebendig wird, braucht er  für seine jenseitige Existenz die Seele und muss die Seele  sich wieder mit ihm vereinen. 

Der Mensch existiert also im Jenseits körperlich und seelisch. Die Belohnungen bzw. die Strafen die ihm im Jenseits zuteilwerden sind also nicht nur körperlicher Art sondern auch seelischer Art.

In diesem Zusammenhang weisen einige Verse auf die Freuden und Leiden im Jenseits hin, die der Mensch nur mit der Seele empfindet, was bedeutet dass er im Jenseits eine Seele haben muss. Im Koran spricht davon, dass die Gläubigen im Jenseits sich an dem Wohlgefallen Gottes erfreuen können. Diese Freude kann nur seelisch empfunden werden. In der Sure  9 (Tauba) steht im Vers 72:

Allah hat den gläubigen Männern und Frauen Gärten versprochen, durcheilt von Bächen, ewig darin zu bleiben, und gute Wohnungen in den Gärten Edens und das  Wohlgefallen von Allah ist aber (noch) größer. Das ist der großartige Erfolg.

 

In diesem Vers wird das Wohlgefallen Gottes, welches den wahrhaftig Gläubigen zuteilwird höher eingestuft als die körperlichen Freuden. Der Genuss der Zufriedenheit Gottes  ist natürlich nicht mit dem Körper sondern nur seelisch-geistig wahrnehmbar.

Niemand kann den seelischen Genuss, der sich aus dem Wohlwollen Gottes gegenüber dem Menschen ergibt, beschreiben. Dieser Genuss übersteigt alle Vorstellungen. Einige der Korankommentatoren sagen, dass schon ein klein wenig von dieser seelischen Freude das ganze Paradies mit all seiner Überfülle und Vielfalt an Segensgaben überragt.

 

Jedenfalls sind die  seelischen Freuden nicht mit den körperlichen zu vergleichen. Aber auch die seelischen Qualen wie die Schwermut und das Bedauern der Vergangenheit werden schlimmer sein als die körperlichen.

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