Apr 04, 2020 06:24 CET

Im neunzehnten Jahrhundert wurden große russische  Dichter auf den Propheten des Islam (S) und seine Lehren aufmerksam. 

 

                                  

Nicht nur seine polytheistischen Zeitgenossen konnte der Prophet (S)  mit seinem hohen Charakter und seinem freundlichen Wesen für den Islam gewinnen.  Auch noch Jahrhunderte später hat er mit seiner Art und Weise magnetische Wirkung auf viele ausgeübt, die sich intensiver mit seiner Biografie und seiner Botschaft beschäftigt haben.

Im 19. Jahrhundert nach Christus haben sich bekannte russische Dichter mit dem Leben und der Lehre Hadhrate Mohammads (S) beschäftigt. Sie schrieben in Anlehnung an den Koran und inspiriert vom Islam Gedichte.

                         

 Nach Unterzeichnung des  Vertrages von Golestan, durch den der iranische Qadscharenherrscher Fathali Schah  1813 in die Annexion des Südkausasus an das  Zarenreich einwilligte, reisten die Russen häufiger in diese Region.  Sie fühlten sich von der reizvollen Natur des Kaukasus angesprochen und erfuhren dort mehr über  den Islam und Koran und das Leben des Propheten (S).

Überhaupt nimmt der Osten und Orient in den Werken großer Vertreter der russischen Prosa und Poesie wie Puschkin,  Lermontow und Tolstoi einen besonderen Platz ein.

                   

Der russische Dichter Alexander Puschkin, der als Begründer der modernen russischen Literatur gilt,  hat am meisten von allen russischen Autoren Liebe zum Orient empfunden und sich von dessen Kultur beeinflussen lassen.  In Briefen hat er wiederholt den Islam gelobt und über den Charakter des Propheten geschrieben. Es lässt sich sagen, dass Puschkin entscheidend zu einem Wandel in der Einstellung zum Orient beigetragen hat.

Alexander Puschkin (19. Jahrhundert)

 

Alexander Puschkin hat von 1799 bis 1837 gelebt. Er schrieb Poesie, Erzählungen und Bühnenstücke. In seinen Augen ist die Literatur ein Mittel zur Widerspiegelung der Realität des Lebens und muss mit  den sozialen und geistigen Inhalten der Gesellschaft verknüpft sein. 

Puschkin war ein freiheitlich denkender Mensch. Er ließ das Leben der großen Persönlichkeiten der Welt nicht außer Acht ebenso wenig wie die Gottesbücher. Für letztere zeigte er sogar besonderes  Interesse. Mit  seinen  Liedern über Freiheitsliebe und soziale  Bedürfnisse gewann  er erstaunlich rasch Sympathien unter den verschiedenen Gesellschaftsschichten. Gerade deswegen wurde er jedoch aus der Heimat verbannt. Sein Geist war dem Koran und dem Wort Gottes zugeneigt.  Der Inhalt des Korans machte ihn von der Unwissenheit sowie  von der Liebe zum Materiellen frei.

 

Aus der Sicht von K.S. Kashtaleva, einer russischen Forscherin (verstorben 1939) hat Puschkin seine Gedichtsammlung „Nachahmung des Korans“ in Anlehnung an eine Übersetzung des Heiligen Korans ins Russische verfasst. Kashtaleva  schreibt, dass der Koran den ersten Funken in seinem Herzen für die Wiederbelebung der Religion entfachte und daher eine sehr hohe Bedeutung in seinem Leben hatte.  

Puschkin hat 1926 ein Gedicht mit dem Titel Der Prophet verfasst und im Jahre 1824 reimte er das Gedicht Lichtstrahlen des Korans und des Propheten.

                    

Das wichtigste Ereignis in der Geschichte des Islams ist die Berufung Mohammads (S) zum Gesandten Gottes und die  damit beginnende Herabsendung des Korans. Vor seiner Aussendung hatte sich der Prophet längere Zeit laufend in die Höhle Hira`auf dem Berge Nur bei Mekka zurückgezogen, um dort über Gott, das Dasein und den Sinn der Schöpfung nachzudenken.  In der Nacht der Berufung schickte Gott seinen Engel Dschibril (Gabriel) zu ihm. Dieser befahl ihm im Namen Gottes die ersten Offenbarungsverse zu lesen und teilte ihm mit, dass er  zur  Rechtleitung der Menschen ausgesandt wird. Der Prophet Gottes erhielt den Auftrag, alle Formen der  Götzenanbetung, Abweichung und des Aberglaubens zu bekämpfen und die Menschen in die Bahn des Schönen  und der Nutzung von Wissen und Vernunft zu lenken. Puschkin hat Verse über die Wirkung der Offenbarung Gottes auf den Propheten und den Wandel, den er dadurch erfahren hat, gedichtet. Er hat den Propheten als jemanden beschrieben, dem die Geheimnisse der Welt und des Überirdischen, und damit Dinge, die normalerweise kein Mensch wahrnehmen kann, offenbar wurden. Er beschreibt die Offenbarung des Korans in seinem Gedicht Der Prophet als Öffnung der Brust:

 

Und er schnitt mir die Brust mit dem Schwert auf,

und nahm das zuckende Herz heraus

und legte die Glühkohle

in meine geöffnete Brust.

Wie ein Leichnam lag ich in der Wüste.  

 

Und im letzten Abschnitt dieses Gedichtes lässt Puschkin den Propheten wie folgt sprechen:

 

Und Gott Stimme rief mich an:

„Erhebe dich, Prophet, und sieh, und vernimm,

Werde meines Willens voll,

und, über Meere und durch Länder wandernd,

entflamme mit dem Wort die Herzen der Menschen“.

                                 

Nach Ansicht von Literaturforschern stützt sich Puschkin, wenn er den  Offenbarungsengel Gabriel, der dem Propheten auf dem Berg Nur erscheint, als ein Wesen mit mehreren Flügeln beschreibt, auf folgenden Vers 1 der Sure 25 ( Fatir):

 (Alles) Lob gehört Allah, dem Erschaffer der Himmel und der Erde, Der die Engel zu Gesandten gemacht hat mit Flügeln, (je) zwei, drei und vier! Er fügt der Schöpfung hinzu, was Er will. Gewiss, Allah hat zu allem die Macht.

 

Puschkin stützt sich aber auch in seiner Dichtung über den Propheten des Islams auf weitere Stellen im Koran, zum Beispiel Stellen in der Sure 96 (Alaq)und der Sure 94 (Asch-schrah).

Die Gedichtsammlung Nachahmung des Korans von Puschkin besteht aus 9 Abschnitten. Alle diese haben gemeinsam, dass der Dichter sie inspiriert vom Koran verfasst hat.

Im ersten Abschnitt des Gedichtbandes Nachahmung des Korans schreibt Puschkin:

 

Schwör beim GeradenUnd beim UngeradenSchwöre beim SchwertUnd beim gerechten KampfSchwör beim MorgensternSchwör beim Abendgebet

 

Ich habe dich nie alleine gelassen

Und dich zum Retter  der Menschen bestimmt

Vor der Missgunst der anderen habe ich dich geschützt

Dich in  das Gewand der Sicherheit gehüllt.

Und habe ich nicht in jener Nacht, deinen Durst gestillt?

 

Ich stärkte deine Zunge mit klarer Rede

Geh und folge der Wahrheit und lehre

Lehre und besieg den Unverstand

Erhebe dich tapfer für den Kampf

Komm! Unterstütze den Weg des Herrn

 

 

Den Waisenkindern erweise Liebe

Und rufe die Welt zu meinem Koran herbei,

denn ihr Glaube schwankt wie eine Weide im Winde

lade sie auf den   Weg der Wahrheit ein.

                   

 

Die erste Strophe geht auf eine Inspiration durch die Suren  86 (Tariq), 89 (Fadschr), 93 (Duha) und   103 (Asr) und auf Gottes Schwüre im Koran zurück. Dies zeigt, dass Puschkin mit dem Koran vertraut war.

 

Die zweite Strophe  schrieb Puschkin offensichtlich in Anlehnung an den Vers 40 der Sure 9 (Tauba) über die Rettung des Propheten aus der Hand der Feinde in Mekka:

Wenn ihr ihm nicht helft, so hat Allah ihm (schon damals) geholfen, als diejenigen, die ungläubig waren, ihn als einen von Zweien vertrieben; als sie beide in der Höhle waren und als er zu seinem Gefährten sagte: „Sei nicht traurig! Gewiss, Allah ist mit uns!“ Da sandte Allah Seine innere Ruhe auf ihn herab und stärkte ihn mit Heerscharen, die ihr nicht saht, und erniedrigte das Wort derjenigen, die ungläubig waren, während Allahs Wort (doch) das hohe ist. Allah ist Allmächtig und Allweise.

 

Die dritte  Strophe handelt von dem Sprachvermögen des Propheten, über die es ebenso im Koran viele Hinweise gibt.

In der vierten Strophe  wird eine der  hohen Eigenschaften des Propheten, nämlich seine  Liebe zu den Waisen angesprochen und der Prophet wird aufgerufen, den Koran zu lehren. Diese Aufforderung erfolgt an vielen Stellen im Koran zum Beispiel im Vers 67 der Sure 5 (Maida):

یا ایهاالرسول بلغ ما انزل الیک من ربک

 

O du Gesandter, übermittele, was zu dir (als Offenbarung) von deinem Herrn herabgesandt worden ist! ...

 

 

Ein Buch wie der Koran gehört  nicht einem bestimmten Volk, sondern ist universal und kann die Völker einander näherbringen.  Der Heilige Koran ist ein Himmelsbuch mit einer universalen Botschaft und hält Gesetze zum Wohle der Menschheit bereit. Der Prophet des Islams wird im Koran ein Segen für die Weltbewohner genannt. Daher ist es nur natürlich, dass seine Lehren  tief in Geist und Seele eindringen. Puschkin hat dank seiner Kenntnisse vom Koran und dem Wesen des Propheten, die Gelegenheit gefunden, mit seinem dichterischen Talent in etwa Konturen von der strahlenden Persönlichkeit Hadhrat-e Mohammads (S)  zu skizzieren.