Apr 04, 2020 07:35 CET
  • Islam richtig kennenlernen (210 - das große Bedauern) 

Wir führen das Thema Kontoabrechnung am Jüngsten Tag zu Ende und schildern außerdem anhand der Offenbarung die Befindlichkeit vieler Menschen an diesem Tag.                        

 

Eine Phase am Jüngsten Tag ist die Abrechnung über die Taten des Menschen. Gottes Bewertung der Taten erfolgt absolut präzise und gerecht. Der Mensch bleibt vor dem göttlichen Gericht reglos, es sei denn  er  wird über sein Leben und seine Werke und seine Einstellung befragt. Darüber sprachen wir beim letzten Mal.

Bei einer  der schwierigsten Passagen der Abrechnung am Jüngsten Tag geht es um das Haqq un Nas – um das Recht der Mitmenschen.

                            

Die Menschen haben einander gegenüber Rechte und Pflichten. Dieses Haqq un Nas besteht automatisch für die Beziehungen zwischen Eheleuten, zwischen Eltern und Kindern, unter den Verwandten, Freunden, zwischen den Reichen und den Bedürftigen und zwischen den Bürgern und Berufs- und  Bevölkerungsgruppen. Die  Beachtung dieser Rechte ist eine soziale, moralische und gesetzliche Pflicht. Ihre Verletzung ist eine Sünde, für die man am Jüngsten Tag Verantwortung trägt.

Gott blickt über  keine Verletzung der Rechte eines Mitmenschen hinweg, es sei denn derjenige, dessen Recht verletzt wurde, sieht von einer Klage ab.

Der Prophet Gottes (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) sagt: „Wer sich vor der Vergeltung fürchtet, der enthalte sich dem Unrecht gegenüber den anderen.“

Gemäß überlieferter Worte der Makellosen aus dem Hause des Propheten wird jemand, der einem anderen ein Recht schuldet vor dem Jüngsten Gericht  von großer Besorgnis und Furcht erfüllt. Kann er gute Werke aufweisen, so werden diese dem angerechnet, dessen Rechte er verletzt hat und wenn er keine rechtschaffenen Taten vollbracht hat, werden die Sünden dessen, dem er ein Recht schuldet, zu seinen Sünden gezählt.  Bei diesen verletzten Rechten der Mitmenschen kann es sich um materielle Ansprüche handeln wie die Rückzahlung einer Schuld oder Begleichung eines Schadens. Es kann sich auch um die Verletzung von immateriellen Rechten handeln wie Schikanieren, Verleugnen, oder Bloßstellen oder das Lästern über andere in deren Abwesenheit.

 

Der Prophet Gottes (S) beschreibt die Situation an folgenden Beispielen:

Der eine erscheint am Jüngsten Tag zur Abrechnung vor Gott dem Allmächtigen und ihm wird sein Buch der Taten gereicht. Wenn er hineinsieht, findet er dort seine rechtschaffenen Werke nicht mehr vor und sagt: `Mein Herr! Das ist nicht mein Buch der Taten, denn ich sehe nicht meine guten Werken darin stehen.` Ihm wird geantwortet: `...Weil du hinter dem Rücken eines anderen schlecht geredet hast, sind ihm deine guten Taten übergeben worden.` Dann erscheint ein anderer zur Abrechnung und sie geben ihm sein Buch der Taten. Wenn er hineinsieht, findet er dort viele gottesdienstliche Werke stehen, die er nicht vollbracht hat, und sagt:  `O Gott! Das ist nicht mein Buch der Taten, denn es stehen Werke drin, die ich nicht vollbracht habe!` Da wird ihm geantwortet: `Die gottesdienstlichen  Werke dessen, der hinter deinem Rücken schlecht über dich geredet hat, wurden aus seinem Buch der Taten entfernt und in dein Buch der Taten eingetragen.`“

Wir sollten also im privaten und sozialen Bereich auf die Wahrung der Rechte der Mitmenschen achten, denn Gott liebt es nicht, wenn jemand gegen dieses Prinzip verstößt. Über solche Vergehen sieht Er nicht hinweg.

                            

 

Der Jüngste Tag ist schicksalsentscheidend. Die Befindlichkeit des Menschen an diesem Tag wird im Koran umschrieben. Der Mensch verspürt zu jener Stunde große Reue und daher heißt dieser Tag auch Yaum ul Hasra – Tag der Reue. Im Vers 39 der Sure 19 (Maryam) heißt es:

(Prophet!) Warne sie vor dem Tag der gramvollen Reue, wenn die Angelegenheit entschieden sein wird, während sie (jedoch jetzt) unachtsam sind und nicht glauben.

 

Sogar die Rechtschaffenen werden am Jüngsten Tag Bedauern empfinden. Sie werden sich nämlich wünschen, sie hätten noch bessere und noch mehr gute Werke vollbracht. Die Übeltäter sind erst recht voller Gram. Denn sie haben begriffen, dass sie wahre Verlierer sind.

 

Am Jüngsten Tag sehen die Sünder nach der Abrechnung über ihre Taten furchterregt  das üble Schicksal vor sich, das ihr schlechtes Verhalten nach sich zieht: die Ewige Strafe. Hätten sie im Leben geduldig der Verlockung zum Bösen widerstanden, dann hätte ihr endgültiges Schicksal angenehm ausgesehen. Der Prophet des Islams (S) sagt: „Keine Reue und Schwermut ist so bitter wie die am Jüngsten Tag, denn es gibt keine Möglichkeit zur Wiedergutmachung mehr.“

 

Die Gottesleugner,  Gott-Verleugner und Unrechttuenden  fühlen sich am Jüngsten Tag und nach der Abrechnung miserabel. Der Koran prophezeit wie sie reagieren. Der  Vers 56 der Sure 39 (Zumar) mahnt:

 

dass ja keine Seele (am Jüngsten Tag) sage(n muss): „O welch gramvolle Reue für mich wegen dessen, was ich (an Pflichten) gegenüber Allah vernachlässigte. Ich gehörte ja wirklich zu den Spöttern.“

 

Und laut Vers 12, Sure 32 (Sadschda) werden die Übeltäter vor Gott die Köpfe hängen lassen und sagen:

 

„Unser Herr, jetzt haben wir gesehen und gehört (was du verheißen hast und begriffen, dass Deine Gesandten die Wahrheit sprachen). Bringe uns zurück, so wollen wir rechtschaffen handeln. Gewiss, wir sind nun überzeugt“!

 

Man beachte auch den Vers 40 in der Sure 78 (Naba)

 

 

Wir warnen euch ja vor naher Strafe, am Tag, da der Mensch schauen wird, was seine Hände vorausgeschickt haben, und der Ungläubige sagen wird: „O wäre ich doch Erde!“

 

Ja dem Menschen, der doch die  Krönung der Schöpfung ist, wird es, wenn er Unrecht und Schlechtes begangen hat, am Jüngsten Tag so schlimm ergehen, dass er wünscht, er wäre Erde und niemals ins Leben zurückgerufen worden.

 

 

Im Vers 44 der Sure 42 (Schura) kündigt Gott an:

...Und du siehst, wie die Ungerechten, wenn sie die Strafe sehen, sagen: „Gibt es denn einen Weg zur Rückkehr?“

                        

 

Diejenigen, die im Leben Unrecht begingen,  werden an jenem Tag laut um Hilfe flehen und nach einem Ausweg suchen, aber sie hoffen vergeblich.

 

Natürlich werden die Übeltäter am Jüngsten Tag anfangs ihr Reue verbergen.  Doch wenn schließlich alle ihre Taten veranschaulicht wurden und alle Zeugen gegen sie ausgesagt haben, so dass alles offenkundig geworden ist, werden sie laut ihr Bedauern kundgeben.

Zu denen die ihr falsches Verhalten im Leben am Jüngsten Tag zutiefst bereuen, gehören diejenigen, die den Anführern von Verdorbenheit und Unrecht gefolgt sind sowie Leute, die den Propheten des Islams (S) verleugnet haben, ebenso wie Sünder und Menschen, die auf unlauterem  Wege Reichtum angehäuft haben.

Diejenigen, die mit schlechten Freunden verkehrt haben werden dies  laut Vers 27 bis 29  der Sure 25 (Furqan) schwer bereuen. Dort heißt es:

 

 

Und an dem Tag wird der Ungerechte sich in die Hände beißen und sagen: „O hätte ich doch mit dem Gesandten einen Weg eingeschlagen!

O wehe mir! Hätte ich doch nicht den Soundso zum Freund genommen!

Er hat mich ja von der Ermahnung (dem Koran) abirren lassen, nachdem sie zu mir gekommen war...“

 

An jenem Tag werden sich einige Menschen enttäuscht in die Hände beißen  und die Freundschaft mit einem schlechten Menschen bereuen. Sie werden sagen: Hätte ich mich doch nicht mit jemandem angefreundet, der auf dem Irrweg war! Ich hatte den Weg zur Seligkeit erkannt und hätte ins Paradies kommen können, aber mein ungläubiger Freund hat mich auf den falschen Weg gelockt und mich in den Strudel des Unglücks hinabgezogen.

Freundschaften üben zweifelsohne einen wichtigen Einfluss auf die Persönlichkeit des Menschen aus.  Ein wichtiger Teil seines Denkens, seiner Überzeugungen und Eigenschaften eignet sich der Mensch im Verkehr  mit Freunden an und daher spielen Freundschaften eine  schicksalhafte Rolle für seine Zukunft. Ein guter Freund kann den Menschen  auf den Weg der Rettung und des wahren Glücks führen und  ein schlechter Freund kann ihn zu Fall bringen. Durch den üblen Einfluss eines schlechten Freundes, kann sogar jemand, der fast die Rettung und ewiges Glück erreicht hat, vom richtigen Weg abgeraten und ins Unglück rennen.

 

                             

Es gibt noch andere Menschen, die am Jüngsten Tag heftig ihre Lebensweise bereuen, zum Beispiel diejenigen die nur schön daher reden, aber im Gegenteil dazu handeln, wie jemand, der die Gerechtigkeit preist, aber in der Praxis gegen sie verstößt.  Voller gramvoller Reue werden auch diejenigen sein, die  unschuldige Menschen getötet, oder die Rechte anderer verletzt haben. 

 

 

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