May 10, 2020 03:37 CET

Nach Auflösung  der alten Kolonialreiche haben die Studien  über den Orient, den Islam und den Propheten  einen Wandel erfahren und wir begegnen immer mehr einschlägiger Literatur auf wissenschaftlicher Basis. Allerdings hielten feindliche Stellungnahmen  gegen den Islam an.

 

Da dieser Abschnitt der Kolonisation folgte, war er noch nicht ganz frei von der Kreuzfahrereinstellung. Obwohl  feindliche Stellungnahmen anhielten,  nahm die Zahl der mit dem Propheten sympathisierenden Schriften zu; ebenso wie die Zahl der  Geständnisse im Westen, den Propheten falsch verstanden zu haben.  In den Augen von wahrheitsliebenden Orientkennern sollte man den Propheten des Islams besser kennenlernen und ungerechte Ansichten über ihn korrigieren. Diese Sichtweise nimmt weiter zu.

                          

Bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts  erschienen in Europa  viele Bücher zur Wiedergutmachung. Darunter waren korrigierte   Biographien über den Propheten des Islams. Außerdem wurden  neue Übersetzungen des Korans in verschiedene europäische Sprachen herausgegeben.  Natürlich war ein Teil der  Literatur  in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert immer noch von Vorurteilen  geprägt. Aber die meisten Biographen  und Koranübersetzer  haben verspürt, dass sie die in Europa gängige falsche Vorstellung vom Propheten zurückweisen und stattdessen seine spirituelle Seite hervorheben sollten.  Daraus resultierte eine positive Betrachtungsweise vieler Autoren. Einer von ihnen ist der österreichische Lyriker Rainer Maria Rilke.

 

Er wurde 1875 in Prag (Österreich-Ungarn) geboren und starb am 29. Dezember 1926 in der Schweiz an Leukämie.

                                            

Rainer Maria Rilke fand, beeinflusst von der Lyrik Goethes Gefallen am Orient. Er  wurde auf den Islam und den Propheten Hadhrat-e Mohammad (S) aufmerksam. Aus seiner Sicht bringt der Islam Körper und Seele in eine Art Gleichgewicht, wie sie der europäische Mensch nicht kennt. In seinen Duineser Elegien gibt er seine Eindrücke vom Islam und der Denkweise der Muslime kund. Kurz vor seinem frühen Tod schrieb er in einem Brief:

„Der Engel der Elegien hat nichts mit dem Engel des christlichen Himmels zu tun - eher mit den Engelsgestalten des Islam..." 

Was ihn am Islam beeindruckt hat, fasst er im  „Brief des jungen Arbeiters“  zusammen. In diesem Brief  schreibt er:

 "Und einmal habe ich den Koran zu lesen versucht, ich bin nicht weit gekommen, aber so viel verstand ich, da ist wieder so ein mächtiger Zeigefinger, und Gott steht am Ende seiner Richtung, in seinem ewigen Aufgang begriffen, in einem Osten, der nie alle wird. Christus hat sicher dasselbe gewollt. Zeigen."

                               

 

Eine erstaunliche Eigenschaft des Propheten besteht darin, dass er der Überbringer einer Religion voller Weisheit und Wissen wurde, obwohl er wie die große Mehrheit aller auf der Arabischen Halbinsel weder Schreiben noch Lesen erlernt hatte.

In der  Sure 62 (Dschumua) spricht Gott im Vers 2:

Er (Gott)  ist es, der unter den Schriftunkundigen einen Gesandten von ihnen hat erstehen lassen, der ihnen Seine Zeichen verliest, sie läutert und sie das Buch (Gottes) und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich ja zuvor in deutlichem Irrtum befanden –,

«هُوَ الَّذِی بَعَثَ فِی الْأُمِّیِّینَ رَسُولاً مِنْهُمْ یَتْلُوا عَلَیْهِمْ آیَاتِهِ وَیُزَکِّیهِمْ وَیُعَلِّمُهُمُ الْکِتَابَ وَالْحِکْمَةَ وَإِن کَانُوا مِن قَبْلُ لَفِی ضَلاَلٍ مُبِینٍ«

 

Es trägt zu dem Wundercharakter des Heiligen Korans bei und ist ein Hinweis auf seinen himmlischen Ursprung, dass er auf einen Propheten herabgesandt wurde, der schriftunkundig war.  Weil der Prophet weder schreiben noch lesen konnte, hat er nicht die Schrift der Juden und der Christen studieren können. Er hat sich also nicht auf deren Schriften gestützt, wie manche behaupten.  Wahrheitssuchende  sehen darin, dass er - trotzdem er schriftunkundig war -  auf die  hohe Stufe eines Propheten gelangte, einen Beweis für seine Wahrhaftigkeit. Rilke schreibt:

„Mohammad hatte keine Bildung erfahren, und konnte – wie der Koran selber sagt – nicht lesen und nicht schreiben. Er erhielt erst die Fähigkeit zu lesen, als ihm in der entlegenen Höhle über dem Wüstenland von Mekka das Wort Gottes vor Augen kam. Die Nähe Mohammads (S) zu Gott und seine Verbindung zur  höchsten Wahrheit: all das war die Frucht seines edlen, unversehrten Wesens.“ 

 

 

Rilke ist einer der einflussreichen Dichter der zeitgenössischen Literatur und in Europa sehr bekannt. In den USA gelten seine Werke zu den meistverkauften. Zu seinen Werken gehören unter anderem: Geschichten vom lieben Gott und Neue Gedichte. Rilke war ein besinnlicher Mensch und hat tiefe Gedanken über das Leben und seine Umwelt geschrieben. Dieser Dichter unternahm verschiedene Reisen. Er ist in Ägypten und Tunesien gewesen und die Eindrücke, die er von seinen Reisen mitbrachte, haben ihn über das Leben anderer Völker nachdenken lassen. Sie haben sein Denken und Leben beeinflusst. Rilke war immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. In dem Buch Mohammad in Europa der iranischen Autorin Mino Samimi heißt es: „Lange Zeit, bevor Rilke seine Reise nach Ägypten, Tunesien und Algerien antrat, hatte er eine Art Zuneigung zum Islam verspürt ... Von Algerien aus richtete er in einem Brief folgende Worte an seine Frau: `Hier entspringt das Leben aus Tausendundeine Nacht. Allah ist groß, und keine Macht auf der Welt steht über Seiner Macht.“  In einem anderen Brief, den er in Kairo für seine Frau schrieb, heißt es: „Es ist erstaunlich die Schlichtheit und Lebendigkeit dieser Religion (des Islams) auf eine Weise zu verspüren, als ob der Prophet gerade gestern erst dort gewesen ist und die Stadt zu seinem Reich gehört.“  

Rainer Maria Rilke sagte in einem Brief an Nanny Wunderly-Volkart, 1924 über die Muslime:  "Wir haben Menschen geschaut, die standhalten, die nicht einfach ausfallen..." 

Interessant ist, das Rilke schon im Jahre 1912 in einem Brief über das Gottesbild  im Islam - nach einem Vergleich zum trinitären Christentum - wie folgt schreibt:  „Allah aber ist ganz, ist heil."

 

 

Rilke verbildlicht in einem Gedicht namens Mohammad`s Berufung  die Szene, wo der Bote Gottes Dschibril (Gabriel) dem Propheten zum ersten Mal erscheint und ihn, den Schriftunkundigen,  auffordert, die offenbarten Gottesworte zu lesen:

Da aber als in sein Versteck der Hohe,
sofort Erkennbare: der Engel, trat,
aufrecht, der lautere und lichterlohe:
da tat er allen Anspruch ab und bat
bleiben zu dürfen der von seinen Reisen
innen verwirrte Kaufmann, der er war;
er hatte nie gelesen - und nun gar
ein solches Wort, zu viel für einen Weisen.

Der Engel aber, herrisch, wies und wies
ihm, was geschrieben stand auf seinem Blatte,
und gab nicht nach und wollte wieder: Lies.

Da las er: so, dass sich der Engel bog.
Und war schon einer, der gelesen hatte
und konnte und gehorchte und vollzog.

                            

Nach seiner Reise in mehrere nordafrikanische Länder verbringt Rilke noch einige Monate in Spanien. Dort ordnet er seine Eindrücke vom Islamischen Orient und erhält die Anregung, noch mehr und tiefer den Koran zu studieren. Einige Zeit darauf schreibt er an seine Mäzenin Prinzessin Marie von Thurn und Taxis über seine Empfindungen während des Koranlesens:  

„Er hat einen einmaligen Klang. Er  nimmt mir, stellenweise, eine Stimme an, in der ich so mit aller Kraft drinnen bin, wie der Wind in der Orgel... Mohammed war auf alle Fälle das Nächste; wie ein Fluss durch ein Urgebirge, bricht er sich durch zu dem einen Gott, mit dem sich so großartig reden lässt jeden Morgen..." 

 

                      

Der edle Prophet des Islams hat zweifelsohne die Botschaft der Liebe und Freundschaft an alle Menschen gerichtet. Er erhob sich in einer Zeit, wo die Menschen sich selbst erniedrigten, indem sie sich vor Götzen niederwarfen und verbeugten, die sie mit eigenen Händen angefertigt hatten. Prophet Mohammad kam und rief zum Glauben an den Einen Gott und zur Brüderlichkeit herbei und auf diese Weise erinnerte er den Menschen wieder an seinen hohen Rang und gab ihm mit der weisen Lehre des Korans wieder seine Würde zurück. Daher ist der Prophet Gottes (S) für Gott der beliebteste unter allen Seinen Geschöpfen  und er wird von vielen Menschen geliebt. Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem edlen Hause.

 

 

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