May 27, 2020 10:54 CET
  • Islam richtig kennenlernen (217 - Yaum ut Tanad)

Keine andere Religion gibt so viel Auskunft über das Jenseits wie der Islam,  der in Hunderten von Koranversen dem Menschen einen Eindruck vom  Jüngsten Tag und dem Jenseits  verschafft.

 

Der Koran benennt den Tag der Auferstehung auf verschiedene Weise und jeder Name für den Jüngsten Tag spiegelt einen besonderen Aspekt dieses Tages wieder. Zum Beispiel der Name Yaum ut Tanad -  Tag des gegenseitigen Zurufens, der im Vers 32 der Sure 40 (Ghafir/Mumin) vorkommt Es heißt dort: O mein Volk, gewiss, ich fürchte für euch den Tag des gegenseitigen Zurufens,

 Die Menschen werden in diesem Vers vor jenem Tag gewarnt, an dem sie einander laut um Hilfe bitten . 

 

Der Koran verweist auf Wortwechsel  und Gespräche, die am Jüngsten Tag zwischen den verschiedenen Gruppen stattfinden, so die Gespräche   unter den Gläubigen im Paradies und der Disput  unter den Übeltätern im Inferno,  der Wortwechsel zwischen Gläubigen und Übeltätern,  das Gespräch der Engel mit den Paradiesbewohnern oder aber auch ihre  entschiedene Absage in Reaktion auf die  Bitten der Hölleninsassen. 

 

Der Inhalt dieser Gespräche macht den Menschen auf den rechten Weg aufmerksam und soll diejenigen, die noch auf der Welt leben dürfen, etwas lehren. Der Mensch fühlt sich geradezu in die Situation im Jenseits hineinversetzt, wenn er derartige Verse liest.

                             

Im Jenseits werden diejenigen die in der Hölle hausen, um Hilfe rufen.Aufschluss darüber geben zum Beispiel die Verse 50 und 51 der Sure 7 (Araf):

 

Und die Insassen des (Höllen)feuers rufen den Bewohnern des (Paradies)gartens zu: „Schüttet auf uns etwas Wasser aus oder etwas von dem, womit Allah euch versorgt hat!“ Sie sagen: „Gewiss, Allah hat beides für die Ungläubigen verboten,

die ihre Religion zum Gegenstand der Zerstreuung und des Spiels genommen haben und die das diesseitige Leben getäuscht hat.“ Heute werden Wir sie vergessen, so wie sie die Begegnung mit diesem ihrem Tag vergaßen und wie sie Unsere Zeichen zu verleugnen pflegten.

                                  

 

Die Unglückseligen in der Hölle befinden sich in einer schrecklichen Lage. Sie betteln die Paradiesbewohner um Wasser und Paradiesgaben an, um ihre Pein etwas zu mildern. Aber die Paradiesbewohner lehnen es ab mit der Belehrung,  dass Gott den Ungläubigen die Paradiesgaben verboten hat. Die Hölleninsassen werden also nicht an den herrlichen Paradiesgaben teilhaben können.   

 

Wir sehen an dieser Stelle im Koran wie hilflos die Übeltäter sind und in welcher misslichen Lage sie sich befinden. Wenn sie die Hölle nicht mehr ertragen können, beginnen sie die anderen zu rufen. Doch dies wird vergeblich sein.

 

Neben dem Koran erfahren wir auch aus der Überlieferung über Gespräche  zwischen den Paradieseinwohnern und den Hölleninsassen. Prophet Mohammad (S) hat zu seinem nahen Helfer Abu Dharr gesagt:

„O Abu Dharr:  Am Jüngsten Tag werden einige der Paradiesbewohner eine Schar von Hölleninsassen sehen und sie fragen: `Wie seid ihr in der Hölle angelangt? Wir sind doch ins Paradies gekommen, weil ihr uns erzogen und gelehrt habt!` Sie werden antworten: `Wir haben die anderen angewiesen rechtschaffen zu handeln, aber uns selber nicht daran gehalten`.“

 

Die Seligen im Paradies können also teilweise die Unseligen in der Verdammnis sehen.  In der Sure 74 (Muddathir) heißt es über die Gefährten der Rechten, dass sie von den Paradiesgärten aus mit den Insassen der Hölle sprechen. In den Versen 39 bis 47 dieser Sure steht Folgendes:

 

... die Gefährten von der rechten Seite;

sie werden sich in Gärten befinden, und sie werden fragen

nach den Übeltätern:  

Was hat euch in Saqar geführt?“

Sie werden sagen: „Wir gehörten nicht zu denjenigen, die beteten,

und wir pflegten nicht den Armen zu speisen,

und wir pflegten auf unrechtmäßige Reden mit denjenigen einzugehen, die solche führten (und in diese Reden einzustimmen)

und wir erklärten stets den Tag des Gerichts für Lüge

bis (der Tod und damit)die Gewissheit  zu uns kam.“

 

Anhand dieser Verse sehen wir, dass die Verbindung zwischen den Paradiesbewohnern und den Hölleninsassen nicht vollständig abgebrochen wird.  Die Paradiesbewohner können von ihrem hohen Platz aus die Unglückseligen erblicken und mit ihnen sprechen.  Sie werden den Höllenbewohnern die wichtige Frage stellen, warum sie in der Hölle sind.

                             

 

Die  Paradiesbewohner entdecken manchmal Leute unter den  Hölleninsassen, die sie vom Diesseits her kennen und mit denen sie einmal verkehrt haben. Deshalb sagen sie verwundert: Ihr habt doch auf der Welt in unserer Nähe gelebt. Ihr wart unsere Nachbarn  oder unsere Verwandten. Was habt ihr verbrochen, dass ihr nun das Höllenfeuer verdient? Da werden die Unglückseligen mehrere Gründe für ihr schlimmes Ende nennen. Sie werden als erstes eingestehen: Wir haben nicht das Gebetsritual verrichtet. Hätten wir gebetet, so wie  Gott es von uns erwartet, dann hätte uns das Gebet an Gott erinnert und uns von Verdorbenheit und hässlichen Taten abgehalten. Wir  wären durch das Gebet auf den rechten Weg geleitet worden.

                              

 

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Gläubigen und den Ungläubigen besteht darin, dass die Gläubigen das Gebetsritual verrichten und die Ungläubigen nicht. Die Ungläubigen verbeugen sich nicht im Gebet  vor dem Herrn der Welten, während das  Gebetsritual  für die Gläubigen den Höhepunkt ihrer Gottergebenheit  darstellt. Daher wird der Mensch am Jüngsten Tag als erstes nach der Gebetspflicht gefragt. Wenn er sie richtig und zu Gottes Zufriedenheit erfüllt hat, werden auch seine anderen guten Werken akzeptiert. Ohne das Ritualgebet zählen die anderen Werke nichts und werden nicht angenommen.

 

Die zweite Ursache, mit der  die Hölleninsassen selber ihr Höllenschicksal begründen, lautet: Wir haben die Armen nicht gespeist. Mit Armenspeisung ist vermutlich jede Art von Unterstützung der Bedürftigen gemeint, und nicht nur Nahrungs-, sondern zum Beispiel auch Kleidungs- und Unterkunftshilfen. Die Korankommentatoren beziehen diese Stelle in der Sure 74 (und wir pflegten nicht die Armen zu speisen) auf die Zahlung der Zakat-Steuer, da die Unterlassung dieser Pflichtabgabe in die Hölle führt, nicht aber die Unterlassung von freiwilligen Hilfen. Jedenfalls ist die Gleichgültigkeit eines Menschen gegenüber Hungerleidenden in der Gesellschaft einer der Gründe, dafür, dass er in der Hölle strandet.

 

Man beachte, dass in zahlreichen Koranversen das Ritualgebet gemeinsam mit der Zakat-Abgabe genannt wird. Das bedeutet: Genauso wie der Mensch seine Beziehung zum Schöpfer durch das Gebet in Ordnung bringen soll, ist es auch notwendig, dass er sich mit dem Volke Gottes verbunden fühlt  und die Probleme der Mitmenschen so betrachtet, als wären es seine eigenen.

                                 

 

Die Hölleninsassen führen ihr schreckliches Endschicksal aber auch darauf zurück, dass sie ständig mit Leuten  verkehrt haben, die Törichtes über den Glauben sagten. Sie verkehrten in schlechter Gesellschaft und passten sich ihr an, bestätigten falsche Behauptungen und genossen die Verspottung der Wahrheit. Die Hölleninsassen schieben daher im Jenseits  die Schuld an ihrem Unglück  ihren schlechten Freunden in die Schuhe.

 

Sie werden sagen: „O Gott, wir waren anfangs keine schlechten Menschen und auf dem rechten Weg. Aber unsere schlechten Freunde haben uns auf den Irrweg gelockt.“ Laut Vers 28 der Sure 25 (Furqan) werden sie klagen:

O wehe mir! Hätte ich doch nicht den Soundso zum Freund genommen!

 

Sich auf das Geschwätz der Leugner und Lügner einzulassen  bedeutet nicht nur, dass jemand an  Treffen teilnimmt, bei  denen über die Verse Gottes gespottet wird, sondern auch der Anschluss an Kreise, wo Leute sich mit ihren Sünden brüsten oder auch die Teilnahme an Sitzungen, wo über andere gelästert wird und diese verleumdet werden oder Sitzungen, die primitiver und zweifelhafter Unterhaltung dienen. Dennoch ist im  Vers 45 der Sure Muddathir (Sure 74) gemäß den Korankommentaren vor allen Dingen die Teilnahme an Treffen gemeint, auf denen die Religion Gottes angegriffen und verspottet und Religionslosigkeit verbreitet wird, und wenn der Mensch in das unrechtmäßige Gerede auf diesen Treffen einstimmt,  riskiert er den eigenen Absturz.

                                

 

In den obigen Versen 37 bis 47 der Sure Muddathir kommen die Hölleninsassen selber zu  Wort und bekennen, was ihnen diesen elenden Ausgang beschert hat. Der letzte Grund, den sie nennen ist der, dass sie immer den Tag des Jüngsten Gerichtes geleugnet haben, bis sie schließlich der Tod ereilte.

 

Gerechtigkeit und Weisheit Gottes haben logischerweise zur Folge, dass das  Jüngste Gericht stattfindet und jeder konkret die Früchte seines Handelns zu Gesicht bekommt.

Es liegt auf der Hand, dass durch die Leugnung des Jenseits und des Jüngsten Tages, der Abrechnung über die Taten und der jenseitigen Vergeltung,  die spirituellen und moralischen Werte ins Schwanken geraten und sich der Weg für das Schlechte ebnet.

Ehrlich gesagt! Wird jemand, der fest an das Jüngste Gericht und die genaue Überprüfung seiner Taten, glaubt, Böses begehen? Kann man sich umgekehrt vorstellen, dass jemand der bedenkenlos gegen jedes Gebot verstößt, wirklich an den Jüngsten Tag glaubt?

Von der obigen Stelle im Koran können wir auch ableiten,  dass es einige Faktoren gibt, die von großer Bedeutung für den Menschen auf seinem Weg zur Vervollkommnung sind, nämlich: Die Pflege des Gebetes und die Sorge um die Anliegen der Bedürftigen und Notleidenden, vor allen Dingen in Form  der Zakat-Abgabe, und das Fernbleiben von Sitzungen der Vertreter des Unrechts, sowie der Glaube an den Jüngsten Tag.

 

 

 

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