Teil 879: Sure Fussilat (Ausführlich dargelegt) Vers (49- 54)
Die Sure 41, Fussilat, klingt mit den Versen 49 bis 54 aus. Im Vers 49 heißt es:
(41: 49 – 54)
لَّا يَسْأَمُ الْإِنسَانُ مِن دُعَاءِ الْخَيْرِ وَإِن مَّسَّهُ الشَّرُّ فَيَئُوسٌ قَنُوطٌ
„Nicht überdrüssig wird der Mensch, um das (in seinen Augen) Gute zu beten, doch wenn ihm Schlechtes widerfährt, dann ist er sehr verzweifelt und verliert alle Hoffnung.“ (41: 49)
Menschen die nicht oder nur halbwegs glauben, sind oft kleingeistig. Sie werden es nicht satt, sich immer mehr Annehmlichkeiten im Leben zu verschaffen. Wenn nun aber das Leben nicht ihre Wünsche erfüllt, sie in einen Engpass geraten oder ihnen ein Unglück widerfahrt, verlieren sie dermaßen den Mut als wäre es der Weltuntergang. In Wahrheit haben diese Menschen keine Veredlung erfahren und sich selber auf den engen Raum der materiellen Welt beschränkt. Beschert ihnen das Diesseits Glück werden sie stolz, und groß ist ihre Niedergeschlagenheit, wenn ihnen das Glück den Rücken zukehrt.
Wir möchten Folgendes hervorheben:
Erstens: Es liegt in der Natur des Menschen, nach mehr zu verlangen und nur Gutes für sich zu wollen. Doch die hervorragenden Lehren der Propheten veredeln ihn auf eine Weise, dass er auch an die anderen denkt, ihnen spendet und Selbstverzicht übt.
Zweitens: Das Gefühl, dass es keine Hoffnung und keinen Ausweg mehr gibt, ist ein Zeichen für geringes charakterliches Potential und Glaubensschwäche. Ein wahrer Gläubiger gerät niemals in eine Sackgasse.
In den Offenbarungsversen 50 und 51 der Sure Fussilat (Sure 41) heißt es daraufhin weiter:
وَلَئِنْ أَذَقْنَاهُ رَحْمَةً مِّنَّا مِن بَعْدِ ضَرَّاءَ مَسَّتْهُ لَيَقُولَنَّ هَـٰذَا لِي وَمَا أَظُنُّ السَّاعَةَ قَائِمَةً وَلَئِن رُّجِعْتُ إِلَىٰ رَبِّي إِنَّ لِي عِندَهُ لَلْحُسْنَىٰ ۚ فَلَنُنَبِّئَنَّ الَّذِينَ كَفَرُوا بِمَا عَمِلُوا وَلَنُذِيقَنَّهُم مِّنْ عَذَابٍ غَلِيظٍ
„Und wenn Wir ihn Barmherzigkeit von Uns kosten lassen nach Leid, das ihm widerfuhr, sagt er ganz gewiss: `Das steht mir zu. Und ich glaube nicht, dass die Stunde sich einstellen wird. Und sollte ich zu meinem Herrn zurückgebracht werde, werde ich sicherlich das Beste (als Belohnung) bei Ihm erhalten.` Aber Wir werden denjenigen, die ungläubig sind, ganz gewiss kundtun, was sie getan haben; und Wir werden sie ganz gewiss von harter Strafe kosten lassen.“ (41: 50)
وَإِذَا أَنْعَمْنَا عَلَى الْإِنسَانِ أَعْرَضَ وَنَأَىٰ بِجَانِبِهِ وَإِذَا مَسَّهُ الشَّرُّ فَذُو دُعَاءٍ عَرِيضٍ
„Und wenn Wir dem Menschen Gunst erweisen, wendet er sich ab und entfernt sich beiseite. Wenn ihm aber Schlechtes widerfährt, dann verfällt er in ausgedehntes Bittgebet.“ (41: 51)
In den eben genannten Versen 50 und 51 wird das typische Verhalten von Menschen mit schwachem Glauben noch etwas ausführlicher beschrieben. Solche Menschen sind vom Stolz geblendet. Dieser Stolz lässt sie nicht erkennen, dass alle guten Gaben, die sie im Leben genießen von Gott herrühren. So kommt es, dass sie, anstatt Gott für seinen Segen zu danken, sagen: Was ich besitze, habe ich verdient. Sie vergessen also, dass ihnen Gott das Gute beschert, abgesehen davon dass sie vergessen, das andere auch dazu beigetragen haben, dass es ihnen gut geht.
Dieser Hochmut bringt den Menschen schließlich so weit, dass er die Rückkehr zu Gott leugnet. Er behauptet überzeugt, es gäbe keine Auferstehung von den Toten und kein Jüngstes Gericht und meint, falls dies dennoch der Fall sein sollte, was er nicht annimmt, dann habe er auch dort ein angenehmes Leben verdient.
Aber Gott verheißt ihm eine baldige Abrechnung über seine Taten und die schlimmen Konsequenzen seiner Haltung.
Im Vers 51 wird auf ein weiteres Merkmal solcher Leute hingewiesen. Es ist typisch für sie, sich von Gott abzuwenden, wenn es ihnen gut geht. Dann sind sie ganz mit den guten Gaben beschäftigt und kehren hochmütig den Lehren der Religion Gottes den Rücken, so als würden sie nicht mehr an Gott und Seinen Einfluss auf ihr Leben glauben. Doch sobald sie in Not geraten, flehen sie Gott auf eine Weise um Hilfe an, als ob Er an ihrem Unglück schuld sei.
Wir sehen:
Erstens: Menschen, die vom Weg abgewichen sind und keine höhere Charaktererziehung erfahren haben, besitzen wenig inneres Potential und sind zugleich hochmütig. Wenn sie gute Gaben erhalten, werden sie stolz und trunken und denken vornehmlich an ihr eigenes Wohl.
Zweitens: Gute Gaben sind Zeichen für die Güte und Barmherzigkeit Gottes und kein Beweis für unser Recht auf sie oder unsere Würde. Gott schuldet uns nichts. Wir sind es, die Ihm etwas schulden und Ihm dankbar sein müssen.
Drittens: Wenn jemand mächtig und reich ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass Gott ihn liebt. Er soll nicht denken, dass ihm im Jenseits die gleichen Dinge zur Verfügung stehen werden.
Viertens: Wir sollten Gott und Seine Gebote nicht vergessen, wenn es uns gut geht. Denn dann werden uns die guten Gaben zu einem schlechten Ausgang gereichen.
Wir schließen die Besprechung der Sure Fussilat mit den Versen 52 bis 54 ab:
قُلْ أَرَأَيْتُمْ إِن كَانَ مِنْ عِندِ اللَّـهِ ثُمَّ كَفَرْتُم بِهِ مَنْ أَضَلُّ مِمَّنْ هُوَ فِي شِقَاقٍ بَعِيدٍ
Sag: Was meint ihr, wenn er (der Koran) doch von Allah stammt und ihr ihn hierauf verleugnet? Wer ist weiter abgeirrt als jemand, der sich in tiefem Widerstreit (mit dem Koran) befindet?“ (41: 52)
سَنُرِيهِمْ آيَاتِنَا فِي الْآفَاقِ وَفِي أَنفُسِهِمْ حَتَّىٰ يَتَبَيَّنَ لَهُمْ أَنَّهُ الْحَقُّ ۗ أَوَلَمْ يَكْفِ بِرَبِّكَ أَنَّهُ عَلَىٰ كُلِّ شَيْءٍ شَهِيدٌ
„Wir werden ihnen Unsere Zeichen an den Horizonten und in ihnen selbst zeigen, bis es ihnen klar wird, dass es die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, dass dein Herr über alles Zeuge ist?“ (41: 53)
أَلَا إِنَّهُمْ فِي مِرْيَةٍ مِّن لِّقَاءِ رَبِّهِمْ ۗ أَلَا إِنَّهُ بِكُلِّ شَيْءٍ مُّحِيطٌ
„Sicherlich, sie sind im Zweifel über die Begegnung mit ihrem Herrn (am Jüngsten Tag). Sicherlich, Er umfasst doch alles.“ (41: 54)
Im Anschluss an die vorherigen Verse, in denen es um die Götzenverehrer und Ungläubigen ging, werden die Gegner des Korans im Vers 52 angeregt, wenigstens die Wahrscheinlichkeit ins Auge zu fassen, dass der Koran Gottes Wort ist. Sie sollten doch erwägen was mit ihnen im Jenseits passiert, falls dieses Buch von Gott herabgesandt wurde und falls wahr ist, was darin über Paradies und Hölle steht. Sie sollten ein wenig mehr nachdenken und nach der Wahrheit suchen, anstelle ihre Vorfahren blindlings nachzuahmen.
Dann weist der Koran im nächsten Vers darauf hin, dass es zahlreiche Zeichen für die Existenz Gottes im Universum und im Menschen selber gibt. Warum werden sie nicht auf diese Zeichen aufmerksam, damit sie die Wahrheit Gottes erkennen? Ihr zweifelt an dem Buch mit den Geboten Gottes! Zweifelt ihr etwa auch an dem Buch der Schöpfung – der Natur - und daran, dass sie mit ihrer Größe einen Schöpfer und einen weisen und mächtigen Herrn hat?
Die Himmelskörper und die genaue Ordnung, der sie gehorchen, und die Vielfalt der Tiere und Pflanzen, die Berge und Meere sind alle ein Zeichen für die Existenz Gottes. Laufend entdeckt der Mensch neue Zeichen Gottes in dieser wunderbaren Schöpfung und zahlreiche Zeichen sind in ihm selber vorhanden, wie die verschiedenen Körpersysteme: das Atem-, Verdauungs- und Kreislaufsystem, die regelmäßige Aktivität des Herzens, die erstaunliche Struktur des Gehirns usw. Ein jedes Körpersystem, Organ und Körperglied ist in Wahrheit für sich alleine ein aufschlussreiches Buch über den Schöpfer der Welten.
Im Vers 53 verkündet Gott, dass er auch in Zukunft den Menschen Seine Zeichen sehen lässt. Tatsächlich entdeckt der Mensch mit zunehmendem Fortschritt in der Wissenschaft neue erstaunliche Dinge in der Schöpfung, die Wissen, Macht und Weisheit des Erschaffers dieser Welt widerspiegeln. Mit anderen Worten ist jede neue wissenschaftliche Entdeckung ein Schritt in Richtung Gotterkenntnis.
Gewisse Leute zweifeln aber sowohl an dem Ursprung allen Seins, als auch an der Begegnung mit dem Herrn nach Ende des Daseins. Ihre Skepsis könnten sie beheben, wenn sie sich näher mit der Sache beschäftigen würden. Aber das tun sie nicht, weil sie die Wahrheit gar nicht kennen wollen. Ihre Zweifel beruhen auf Misstrauen. Sie sind hochmütig und oberflächlich und deshalb vergessen sie die einstige Rückkehr zu Gott und glauben nicht daran, dass einmal über ihre Taten abgerechnet werden wird. Dies hat zur Folge, dass sie Hässliches tun. Sie sollten jedoch wissen, dass Gott alles umfasst. Er ist über alles was sie tun und was sie sagen im Bilde. Ihre Taten werden alle festgehalten und vor das Jüngste Gericht gebracht.
Wir können uns merken:
Erstens: Jeder vernünftige Mensch nimmt sich in Acht, wenn er vermutet, dass ihm ein großer Schaden oder eine Gefahr droht. Alleine schon die Vermutung, dass es ein Jüngstes Gericht geben könnte, sollte den Menschen davon abhalten zu sündigen.
Zweitens: Die ganze Daseinswelt lehrt uns Gotterkenntnis, vom Menschen und den anderen Lebewesen und unserem Planeten bis zu den Gestirnen und Galaxien.
Drittens: Der Glaube an Gott, den Ursprung allen Daseins, und der Glaube an die Rückkehr zu Ihm gehören zusammen. Sowohl der Beginn als auch das Ende der Welt lag bzw. liegt in Gottes Hand.
Damit haben wir die Sure 41, Fussilat, zu Ende besprochen.