Jun 05, 2020 07:57 CET
  • Islam richtig kennenlernen (218 - das Paradies jenseits `Araf) 

Auch in diesem Teil möchten wir uns mit Versen des Korans über das Jenseits befassen.

 

                  

Im Jenseits kommt es laut Koran zwischen den verschiedenen Gruppen zu Gesprächen bzw. Wortgefechten.  Wir haben schon einige dieser Wortwechsel beim letzten Mal angeführt und wollen jetzt die Stelle Vers 46 bis 49 der Sure `Araf besprechen. 

Im Vers 46  dieser Sure 7 erfahren wir über eine Gruppe, die von einer Anhöhe aus (`Araf) aus zu den  anderen spricht. Es heißt dort nämlich:

                               

Und zwischen den zweien (der Gruppe der Paradies-und der Höllenkandidaten) soll eine Scheidewand sein; und auf  den Höhen sind Leute, die die beiden (Scharen) an ihren Merkmalen erkennen. Sie rufen der Schar des Paradieses zu: "Friede sei auf euch!" Diese sind (noch) nicht in (das Paradies) eingegangen, obwohl sie es erhoffen.

 

`Araf liegt zwischen dem Paradies und der Hölle und trennt sie voneinander - es ist eine erhöhte Stelle oder eine Art Scheidewand. Wer sich auf dieser  Anhöhe befindet, kann sowohl das Paradies als auch die Hölle sehen, erblickt beide Gruppen von Menschen und erkennt sie an ihren Merkmalen. Die Paradies- und die Höllenkandidaten werden jedoch durch `Araf daran gehindert, dass sie einander sehen. Sie können lediglich gegenseitig ihre Stimmen hören. 

Die Leute auf `Araf sehen  jedoch alle und können auch mit allen sprechen.  Sie richten ihren Friedensgruß an die angehenden Paradiesbewohner, tadeln  aber auch die Höllenkandidaten. Im Vers 47 und 48 der Sure `Araf heißt es darüber:

Und wenn ihre Blicke sich in Richtung der Bewohner des Feuers wenden, sagen sie: "Unser Herr, mache uns nicht zum Volk der Frevler."

Und die (Leute) in den Höhen rufen den Leuten (des Höllenfeuers), die sie an ihren Merkmalen erkennen, zu (und) sagen: "(Seht doch:)Nichts hat euch das genützt, was ihr zusammengebracht habt, und auch euer Hochmut (hat euch nichts genützt)

 

Wenn der  Blick der Leute auf den Anhöhen auf die Hölleninsassen fällt, beten sie zu Gott, Er möge sie nicht zu den Frevlern reihen. Der Ton, in dem dieser Vers auf Arabisch verfasst ist,  lässt den Eindruck entstehen, dass sie beim Anblick der Höllenkandidaten Abscheu empfinden.  Sie kennen einige von ihnen und rufen ihnen zu:  „Habt ihr nun eingesehen, dass euch euer Besitz im Leben und eure große Zahl nichts gebracht habt, weil ihr die Wahrheit nicht anerkannt habt?  Was ist aus allem eurem Reichtum geworden und wo sind alle die Leute, die mit euch waren. Was haben euch euer Hochmut und eure Großtuerei genützt?“

Die Leute auf den Anhöhen sagen, nicht ohne Ironie, zu den Hölleninsassen, indem sie auf eine Schar von Gläubigen, die sich auch auf den Anhöhen befinden, zeigen:

Sind das nicht  jene, von denen ihr (einst) geschworen habt, Allah würde ihnen keine Barmherzigkeit erweisen?" (Gott hat Ihnen verziehen! Und dann sagen die Leute in den Höhen zu den Gläubigen:)  „Geht ein in das Paradies; keine Furcht soll über euch kommen, noch sollt ihr traurig sein!“

Einige Gläubigen besitzen gute Eigenschaften und vollbringen gute Werke, aber sie begehen auch einige Sünden. Im Diesseits werden sie von den hochmütigen Ungläubigen herabgesetzt und diese behaupten, dass ihnen Gott keine Barmherzigkeit erweisen wird. Sie sagen: „Wie kann es sein, dass Gott barmherzig zu ihnen ist?!“ Aber diese Gruppe von Gläubigen wird schließlich wegen ihrer Überzeugung und ihrer guten Werke Gottes Gnade erfahren und darf sich den Seligen im Paradies anschließen. Ihnen wird gesagt: „Kehrt ins Paradies ein, es soll euch keine Furcht und keine Bekümmernis überkommen.“

              

Der Summe der Koranverse und Überlieferungen ist insgesamt zu entnehmen, dass `Araf ein schwer überwindbares Hindernis auf dem Weg zum Paradies ist. Die Reinen und Rechtschaffenen bringen diese Hürde natürlich rasch hinter sich. Aber die Durchschnittsgläubigen, die Gutes mit Schlechtem vermengt haben,  müssen auf den Anhöhen ausharren, bis über ihr Schicksal entschieden wurde. Auf diesen Anhöhen stehen auch die Freunde Gottes und die Imame, helfen dieser Gruppe von Gläubigen und legen Fürbitte für sie ein. Sie sind wie Befehlshaber, die an einem schwierigen Engpass  warten, bis alle ihre Kämpfer ihn passiert haben.

 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich auf `Araf – den Anhöhen, welche Hölle und Paradies voneinander trennen, Gottesmänner  und  Gott-Nahestehende  befinden, während sich noch eine andere Gruppe auf dieser Anhöhe aufhält.  Letztere sind gewöhnliche und Schwach-Gläubige, die sowohl würdige als auch unwürdige Taten in ihrer Akte stehen haben und daher auf den Anhöhen festgehalten werden. Aber die edlen Vorsteher der Religion auf `Araf versuchen sie  vor  der Hölle zu retten.

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Doch ab nun, liebe Freunde,  wollen wir mit dem  angenehmen Thema Paradies beginnen. Ein rechtschaffener Mensch wird nach der Abrechnung über seine Taten und der Befreiung vom Schmutz der Sünden und Überwindung der Sirat-Brücke ins Paradies einkehren. Das Paradies ist der ideale und beispiellos schöne Ort, den sich die Menschen schon immer gewünscht haben. Alle Menschen hegen von Natur aus den Wunsch, an einem solchen Ort zu leben.  Am meisten  denken natürlich die Gläubigen daran, in dieses herrliche ewige Reich zu gelangen, ein Reich voller Gaben und Sicherheit, in der Angst und Traurigkeit keinen Einlass finden.

 

Das Paradies ist ein sicheres und heiles Reich und daher wird es auch Dar us salam (sichere Bleibe) genannt.  Im Paradies ist nichts mehr zu spüren von Krieg und Blutvergießen, Feindschaft und Konflikt, sinnlosen zermürbenden Wettkämpfen. Ebensowenig gibt es dort List und Lüge, Verleumdungen, Eifersucht und Hass und die anderen Faktoren, welche dem Menschen die Ruhe rauben. Dem Menschen drohen dort keinerlei Gefahren, wie die Gefahr des Todes oder der Erkrankung, der Armut und der Bekümmernis. 

 

Die Paradiesbewohner werden auf beste Weise begrüßt, nämlich mit dem Gruß: Friede.  Sie grüßen sich auch untereinander mit „salam“ – Friede. Aber dieser Friedensgruß ist keine leere Floskel, sondern hat eine tiefe beruhigende Wirkung auf den Menschen.  Im Paradies herrschen überall Wohl und Sicherheit und alle Gespräche verlaufen angenehm und friedlich.

Am Jüngsten Tag, der mit seinen Schrecknissen  die Blicke erstarren lässt und den Atem ins Stocken bringt, bleiben nur die Gläubigen von Leid und Kummer verschont. Gleich zu Beginn, bei Betreten des Paradieses, werden sie respektvoll empfangen. Aus allen Richtungen eilen die Engel Gottes zu ihnen herbei, begrüßen sie und beglückwünschen sie.

Wir erfahren aus den Versen 23 und 24 der Sure 13 (Sure R`ad) was geschieht. Dort heißt es: 

...Und die Engel treten zu ihnen ein durch alle Tore:

„Friede sei auf euch dafür, dass ihr geduldig wart!“ Wie trefflich ist die endgültige Wohnstätte!

 

 

An dieser Stelle im Koran wird hervorgehoben, dass Geduld und Ausdauer bei der Erfüllung der Pflichten und Erduldung von Missgeschick sowie Selbstbeherrschung gegenüber Begierden den Gläubigen den Frieden und die Sicherheit des Paradieses beschert haben. Den Gläubigen wird verkündet: Ihr werdet ein völlig sicheres und friedliches Leben haben, ohne Krieg, Streit und Gewalt. Überall wird es sicher sein und alles wird euch Freude bereiten. Zum Schluss des obigen Verses wird unterstrichen wie vortrefflich diese endgültige Wohnstätte ist. In der Überlieferung heißt es:

„Wenn am Jüngsten Tag die Freunde Gottes ihren Platz im Paradies einnehmen, sendet Gott Tausend besondere Engel zu ihnen, damit sie diese zu dem höchsten Paradiesgarten, den Palästen und den Paradiesfrauen und den paradiesischen Gaben beglückwünschen.“

                        

Diejenigen, die Gott lieben, kommen im Leben geduldig ihren religiösen und sozialen Pflichten nach. Auf flüchtige  Gelüste gehen  sie nicht ein und unterlassen Verbotenes und Hässliches. Sie sollen wissen, dass im Paradies alle Härten zu Ende sind und sie sich weder fürchten müssen noch traurig sein werden. Gott hat im Vers 68 der Sure 43 (Zuchruf) verheißen:

O Meine Diener, keine Furcht soll heute über euch kommen, noch sollt ihr traurig sein

Ist dies nicht eine schöne Botschaft?! Eine Botschaft direkt vom Herrn der Welten! Und sie beginnt mit: „O Meine Diener!“

Diese Botschaft vertreibt Besorgnisse und Kummer.

 

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