Jun 10, 2020 08:50 CET

In diesem Teil unserer Sendung über die Ansichten von westlichen Orientkennern möchten wir die Standpunkte von John Boyer Noss betrachten.

 

 Im 20. Jahrhundert haben viele europäische Orientalisten die muslimischen Gebiete aufgesucht und sich aus unmittelbarer Nähe mit der Kultur, Zivilisation und den Überzeugungen der Muslime vertraut gemacht. Es entwickelte sich auf diese Weise in Europa eine Art Faszination für die islamische Mystik und die orientalischen Traditionen. Aufgrund dieser Faszination wurde der Islam als eine Religion anerkannt, die mit dem natürlichen Gott gegebenen Wesen (der fitra) des Menschen im Einklang steht und helles Denken und spirituelle Werte besitzt.  Nachdem der  österreichische Lyriker  Rainer Maria Rilke in der ersten Jahrhunderthälfte von den Lehren Mohammads beeindruckt war und den Islam als Religion lobte, die ohne Vermittler eine direkte Verbindung zwischen Mensch und  Gott herstellt, haben sich Islamwissenschaftler und die Orientalisten  in Europa in der zweiten Jahrhunderthälfte von engstirnigen westlichen Kommentaren  abgewandt und ihr Augenmerk stattdessen auf die Quellen des Islams und der Muslime gerichtet.  Nach Übertragung des Korans in ihre Muttersprache haben sie festgestellt, dass Mohammad (S), im Gegenteil zu der vorherrschenden Meinung, ein hervorragender und edler Mensch gewesen ist.     

Aufgrund der neuen Erkenntnisse über den Islam, haben einige Denker, um die islamischen Werte besser zu verstehen, diese Lehre und ihr Gedankengut über Religion und Gesellschaft erneut untersucht. Daher kommt inzwischen manch ein Orientalist und Wissenschaftler mit dem, was er  über den Propheten des Islams (S)  geschrieben hat, der Wahrheit näher als die Autoren der Vorgängergenerationen. Einer von denjenigen,  die nach besten Kräften um eine bessere Darstellung der Persönlichkeit des Letzten Gesandten Gottes bemüht waren, ist  John Boyer Noss. Er wurde 1896 in den USA geboren.

John Boyer Noss (1896-1980)

 

 

Eines der Werke des amerikanischen Autoren John Boyer Noss, der im Jahre 1980 verstarb,   ist das über die Geschichte der Religionen.  Dieses Werk namens „A History of the World`s Religions“ ist nach Ansicht  von Forschern eines der besten Nachschlagewerke zu diesem Thema. Es  geht darin um einige grundlegenden Angelegenheiten der Religionsanhänger. Das Werk besteht aus vier großen Abschnitten. John Boyer Noss behandelt in seinem Werk die Geschichte der Religion, beginnend bei den religiösen Überzeugungen der ersten noch wenig entwickelten Völker bis heute.   Der letzte große Abschnitt ist den jüngeren Religionen gewidmet, nämlich dem Juden- und Christentum und dem Islam.  Dieses Geschichtswerk, welches die historischen Umstände, unter denen diese Religionen aufkamen, schildert,  ist sehr informativ.

John Noss schreibt in der Einleitung zum letzten Kapitel, das vom  Islam handelt: „Die Religion, die Mohammad (S) überbrachte, hat sich zu Beginn schnell und nach weithin verbreitet, ging mit dem Dschihad einher  und hatte auf die Menschen in Ost und West eine nachhaltige Wirkung. Im ersten Jahrhundert nach ihrem Aufkommen war diese Religion in den Augen ihrer Gegner wie ein großes Feuer, dessen Flammen sich von dem Zentrum, wo es entfacht worden war, aus,  so schnell verbreitete, dass sie von ihm erreicht wurden,  bevor sie zu sich kamen  und wussten, was sie machen sollten.“

 

Das Besondere am Islam ist nach Meinung von John Boyer Noss die Einfachheit und Festigkeit seiner Gebote und Regeln, die im Koran stehen. Er schreibt: „...Die Lehre des Islams strapaziert das Denken ihrer Anhänger nicht mit tausenden Bücherseiten und viel  Philosophie und Tausenden von komplizierten Dingen.  Diese Religion hat ein Hauptbuch, welches seit ihres Aufkommens bis heute seine Frische und Authentizität  behalten hat und keine  Veränderungen erfuhr, die zum Streit unter seinen Auslegern hätten führen können.  Alles was im Heiligen Koran eindeutig festgelegt wurde, gilt für alle Muslime als klare Wahrheit und als beständiger Grundsatz.  Falls etwas nicht im Koran steht und nicht mit der Sunna, der Vorgehensweise des Propheten des Islams (S), übereinstimmt, ist es wertlos. Was dem Islam zur Ehre gereicht ist die Tatsache, dass der Koran die Ergänzung jener Wahrheiten darstellt, die die Konfessionen und Religionen der Vorfahren beinhalteten.“

(Übersetzung des Buches "A History of World`s Religions" in Farsi) 

John Boyer Noss schreibt, dass die Größe des Islams den Anstrengungen des Propheten Mohammad (S) zu verdanken ist. Er beginnt die Biografie des Propheten mit der Zeit, wo dieser als kleines Waisenkind in der Obhut von  zwei großen Persönlichkeiten von Mekka aufwächst. Noss vertritt die Ansicht, dass diese beiden, nämlich sein Großvater Abdul Muttalib und sein Onkel Abu Talib den Propheten mit einer hohen Moral und Ehrlichkeit ausstatteten. Nach Betrachtung der Charaktereigenschaften des Propheten als Kind und Jugendlicher schreibt Noss weiter: „ Als Mohammad (S)  erwachsen geworden war, hat er viel über die Überzeugungen und Sitten und Bräuche jener Gesellschaft nachgedacht  und stand ihnen kritisch und ablehnend gegenüber. Denn er wurde gewahr, wie die Großen der Quraisch ständig im Interesse ihrer Religion und aus Stammesstolz in Kriege und Streit mit anderen verwickelt waren. Das gefiel ihm nicht.  Insbesondere missfielen ihm die Überbleibsel von primitiven Überzeugungen  der Götzenverehrung und des Götzentums und des Glaubens an imaginäre Geister, welcher unter den arabischen Stämmen existierten.  Er verspürte große Abscheu gegenüber den hässlichen unmoralischen Bräuchen, welche damals unter den Stämmen auf ihren Versammlungen und bei ihren Festen üblich waren, wie Trinkgelage, Glücksspiele und Tänze und andere schlechte Dinge ebenso wie die Sitte, Mädchen bei lebendigem Leibe zu verscharren.  Mohammad (S) zog sich mit solchen Gedanken in die Wüste zurück  und verbrachte tagelang alleine und in Gedanken versunken  in der Berg- und Hügellandschaft  in Umgebung von Mekka ...bis ungefähr vierzig Jahre seines gesegneten Lebens vergangen waren.  Das war der Zeitpunkt wo Mohammad (S) die höchste Stufe der geistig-seelische Wandlungen erreichte.“  

                

John Boyer Noss äußert keine Beleidigungen wie einige andere Orientalisten und ergeht sich auch nicht in  Phantasien, sondern er beschreibt behutsam  die Berufung des Propheten, um Irrtümer zu vermeiden.  Als erstes schildert er das Erscheinen des Engelsboten Dschibrail (Gabriel)  und schreibt über den inneren Zustand des Propheten: „Es liegt auf der Hand, dass sein Herz das was er gesehen hatte, nicht leugnete, aber er fürchtete dass er es nicht ertragen könne ... Nachdem er eine Zeitlang fassungslos und verzweifelt geblieben war, kam er schließlich zu sich und erkannte, dass er kraft eines Wunders zu einem wahrhaften Propheten und von Gott berufenen Gesandten geworden war; das heißt  zum Gesandten seitens des Einen wahren Gottes, den die Juden und Christen mit anderen Namen riefen.  Durch Fortsetzung der Offenbarungen, die auf ihn herabgeschickt wurden, gelangte die Heimat der Araber an ein Himmelsbuch; ein Buch, welches mit seiner  Glaubenswürdigkeit und Aktualität und Wahrheit die Bücher der Juden und Christen überragt.

 

Der christliche Historiker Noss  schildert die Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina und die Gründung des ersten islamischen Staates durch ihn. Dabei vermerkt er, dass die Aussendung des Propheten einen grundsätzlichen Wandel im Verhalten der Volksstämme auf der Arabischen Halbinsel hervorrief. Er erwähnt auch, dass der Prophet ohne Blutvergießen die Stadt Mekka zurückeroberte und eine allgemeine Amnestie erließ.  John Noss schreibt: „In dem Moment  wurde deutlich, dass Mohammad (S) den Sieg in der Politik und in der Religion Arabiens errungen hatte. Die Gegner und Aufrührer in Umgebung von Hidschaz (dem Gebiet mit Mekka und Medina) ergaben sich ihm und die weiter entfernt lebenden Stämme lud er ein, damit sie den Islam annehmen, und diese schickten ihre Boten zu ihm.“

 

Wir grüßen den Letzten Propheten Gottes, Mohammad (S) der den Weltbewohner so viel Schönes, Glaube, Brüderlichkeit und Liebe schenkte und der ein großes Vorbild für die Menschen und für ihre Lebensweise ist. Gott hat über ihn im Vers 21 der Sure 33 (Ahzab) gesagt:

« لَقَدْ کانَ لَکُمْ فِی رَسُولِ اللَّهِ أُسْوَةٌ حَسَنَةٌ لِمَنْ کانَ یَرْجُوا اللَّهَ وَ الْیَوْمَ الْآخِرَ وَ ذَکَرَ اللَّهَ کَثِیراً »

 

Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allahs (und seinem Lebenswandel) ein schönes Vorbild für jeden, der auf Allah und den Letzten Tag hofft und Allahs häufig gedenkt

 

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