Der Letzte Prophet in den Augen von Orientalisten (21 - Victor Hugo)
Heute wollen wir betrachten, was Victor Marie Hugo über den Propheten des Islams gedichtet hat. Victor Hugo ist einer der großen Lyriker Frankreichs und bekannter Verfasser von Dramen und Romanen. Er ist Begründer der Romantik.
Vielen ist Victor Hugo wegen seiner berühmten Romane „Die Elenden“ , „Der Glöckner von Notre Dame“ und „Der lachende Mann“ ein Begriff. Er hat jedoch auch viele poetische Werke hinterlassen. Seine Erzählungen und Gedichte sind in der Regel realitätsnah. Einer seiner Aussprüche lautet: „Man findet Diamanten nur im Dunkel der Erde und Wahrheiten nur in den Tiefen des Denkens.“ Sind wir wirklich auf der Suche nach der Wahrheit? Warum machen wir uns dann nicht die Mühe nachzudenken?
Einer der Gedichtbände von Vitcor Hugo nennt sich „Les Orientales“ (die Orientalen). Im Vorwort schreibt er: „Im Zeitalter von Ludwig der Vierzehnte kannten alle Griechenland. Heute muss man ein Orientalist sein und die Kultur und Bräuche der Menschen in Asien nutzen. Niemals haben sich so viele Denker auf einmal um die Forschung in dem großen Asien bemüht. Daher haben die Farben des Ostens von selber all unsere Gedanken und unsere Phantasien für sich gewonnen...“
Ein anderer Gedichtband Victor Hugos trägt den Titel „Die Legende der Jahrhunderte“ (la legende de siecles). Er schrieb dieses poetische Werk in den Jahren 1859-1883 im Exil. Ein Kapitel davon handelt vom Islam. Es besteht aus drei Unterkapiteln, von denen die ersten beiden "Das neunte Jahr nach der Auswanderung" (L’An neuf de l’Hégire) und "Mahomet" heißen.
„Das neunte Jahr der Auswanderung“ ist der Zeit kurz vor dem Verscheiden des Propheten Mohammad gewidmet. An den Gedichten in diesen Kapiteln ist zu sehen, dass Victor Hugo sich eingehend mit diesem Abschnitt im Leben des Propheten beschäftigt hat und dass er den Propheten schätzt.
Er beginnt dieses Kapitel, indem er Mohammad mit dem Propheten Noah vergleicht. Es ist, als ob Victor Hugo den Propheten von der falschen Vorstellung, welche engstirnige Orientalisten und Unwissende im Westen jahrelang verbreitet haben, befreien wolle, denn er dichtet sinngemäß:
„Er schien Noah zu sein und die Geheimnisse der Regenfluten zu kennen. Er war ein geduldiger Richter, der immer wenn die Menschen ihren Streit vor ihn brachten, zuließ, dass der eine ihn verneinte und sich über ihn lustig machte, während andere sich seinem Urteil beugten.
L’air d’un Noé qui sait le secret du déluge.
Si des hommes venaient le consulter, ce juge
Laissait l’un affirmer, l’autre rire et nier,
.. Er war so großzügig, dass er niemanden tadelte. Wenn er durch die Straßen ging, wurde er von allen Seiten gegrüßt und er erwiderte freundlich jeden Gruß. Er hatte eine hohe Stirn und seine Wangen waren ein wenig gewölbt. Seine Augenbrauen waren schmal und sein Blick war wirkungsvoll. Er aß wenig und band manchmal einen Stein über seinem Leib fest, um dem Hunger entgegen zu wirken. Er molk seine Schafe selber, saß wie Untertanen auf dem Boden und seine Kleidung flickte er auch von eigener Hand. Und obwohl er nicht mehr jung war fastet er abgesehen vom Monat Ramadan auch fast an allen anderen Tagen im Jahr.
Bevor Mohammad (S) zum Propheten berufen wurde, hat er viel über die Zeichen Gottes nachgedacht. Er zog sich lange Zeit oftmals in die Hira-Höhle zurück, um über die Schöpfung nachzudenken. Victor Hugo dichtet über die Besonnenheit des Propheten:
Er schien das Paradies zu schauen
- Die Ära der Liebe -
Zukunft und die Vergangenheit schienen ihm vor Augen ...
Über seine Tugenden schrieb Hugo:
Schweigend hörte er zu
Und sprach erst als letzter
Und immer war er im Gebet
Ecoutait en silence et parlait le dernier.
Sa bouche était toujours en train d’une prière ;
Il mangeait peu, serrant sur son ventre une pierre ;
Il s’occupait de lui-même à traire ses brebis ;
Il s’asseyait à terre et cousait ses habits.
Il jeûnait plus longtemps qu’autrui les jours de jeûne,
Quoiqu’il perdît sa force et qu’il ne fût plus jeune.
Der Prophet Gottes (S) hat zu verschiedenen Anlässen seinen Nachfolger Ali vorgestellt, damit dieser den göttlichen Auftrag weiterführt und den Menschen den Weg zum Glück zeigt. Victor Hugo hat in seiner Dichtung auch darüber geschrieben:
Er war still
Und sein Blick war wie der eines Adlers
Der die Himmel verlassen muss
Den Koran, den er seitens Gott den Menschen überbrachte,
Hatte er vollständig wiedergegeben
Und dann das Banner des Islams
seinem Bannerträger Ali übergeben,
woraufhin er sagte:
Dies ist das letzte Morgengrauen in meinem Leben
Es gibt keinen Gott außer dem Einen Gott
Kämpfe auf Seinem Wege.
Der Prophet Gottes war der letzte Botschafter des Allmächtigen und er hat den Weg der Propheten und Gesandten, die vor ihm waren, fortgesetzt. Er hat den Auftrag Gottes vollendet und durch seine Berufung erfuhr die Geschichte der Menschheit einen großen Wandel. Victor Hugo zitiert ihn in seiner Dichtung wie folgt:
Ich bin ein Wort in Gottes Mund
Ich bin Asche , wie der Mensch und ich bin Feuer, wie die Propheten
... Der Sohn der Maria war sanft und Schönes er sprach
Und ich bin eine Kraft gewesen die das Licht von Jesus ergänzt hat
« Voilà,
Vous tous, je suis un mot dans la bouche d’Allah ;
Je suis cendre comme homme et feu comme prophète.
J’ai complété d’Issa la lumière imparfaite.
Je suis la force, enfants ; Jésus fut la douceur.
Die Neidischen begegneten mir mit Hass
Sie lehnten mich ab
Aber weil ich in mir die Wahrheit verspürt
Erhob ich mich unbeirrt
Zum Kampf.
Alleine war ich
Und bin es noch
... sie haben mich heftig angegriffen
Aber letztendlich verloren
Und ich bin keinen Schritt zurückgewichen.
.... Mais les hommes surtout on fait saigner ma vie,
Ils ont jeté sur moi leur haine et leur envie,
Et, comme je sentais en moi la vérité,
Je les ai combattus, mais sans être irrité,
Als der Prophet aufgrund seiner Erkrankung den Tod herannahen spürte, begab er sich in die Moschee, gestützt von Ali. Er sagte zu den Gläubigen: „Wem ich ein Unrecht angetan habe, der möge es sagen, damit ich es gutmache.“ Die Gläubigen weinten und sagten: „O Prophet, du sollst uns etwas schulden?!!“ Prophet Mohammad sagte: „Es ist schlimmer , sich vor Gott schämen zu müssen als vor euch.“ Er bestand darauf, dass ein jeder, dem er etwas schulde, herbeikommt, damit er es gutmache und es nicht am Jüngsten Tag vor Gott verantworten müsse. Da behauptete einer von ihnen, einmal habe ihn der Stab des Propheten am Bauch getroffen und nun wolle er es vergelten. Der Prophet forderte ihn auf, mit einem Hieb auf seinen entblößten Bauch Vergeltung zu üben. Der Mann aber kam herbei, kniete vor dem Propheten nieder und küsste vor den Augen der verwunderten Menschenmenge, die zuvor in Empörung über ihn geraten war, den Bauch des Propheten und sagte: O Gesandter Gottes! Ich rette mich durch Berührung deines Körpers vor dem Feuer der Hölle.“ In seinem Gedicht spielt Victor Hugo auf solche Ereignisse an und er beschreibt den Zustand des Propheten, der kurz vor dem Tod sich in die Moschee begeben hatte, um dort mit den Gläubigen zu beten und ihnen Lebewohl zu sagen.
Fahl im Gesicht und mit zitternden Gliedern sprach er:
O ihr Menschen
So wie der helle Tag mit der dunklen Nacht zu Ende geht
steht der Tod am Ende des Lebens der Menschenkinder
Wir alle sind aus der Erde der Vergänglichkeit geschaffen und bedeutungslos
Nur Gott ist beständig und einmalig und immer
Ihr Menschen!
Der Mensch ist wahrlich ein niedriges abscheuliches Tier,
es sei denn er geht den Weg Gottes.
Da stand ein bekannter Mann
Wehklagend auf und sagte:
O Gesandter Gottes
Als du dich erhobst, die Menschen aufzurufen
Haben alle gerne deiner Botschaft gelauscht
Und an die Wahrhaftigkeit deiner Worte geglaubt
An dem Tag, wo du das Dasein betreten hast
Erschien ein Stern am Himmel
Und drei Palastzinnen
des Königs von Persien stürzten herab.
Der Prophet, der schweigend Atem geschöpft,
setzte seine Rede fort, indem er sprach:
Dennoch, ist die Zeit zum Abschied gekommen.
Ein Murmeln ging durch die Menge und der Prophet fuhr fort:
Ihr Menschen, hört zu!
Sollte ich einem von euch etwas Unschönes
gesagt haben,
möge er sich erheben, bevor ich aus dieser Welt gehe,
um mir vor allen das gleiche zu sagen
Und wenn jemand zu Unrecht von mir einen Hieb erhielt
Soll er kommen, es mit diesem Stock mir wiedervergelten.
Victor Hugo schreibt in Anerkennung des Propheten über seine letzten Empfehlungen an die Gläubigen:
Ihr Menschen!
Glaubt an Gott und verbeugt euch vor ihm
Seid gastfreundlich, seid gottesfürchtig
Seid gerecht.
Nicht dass ihr hinter der Mauer bleibt
Welche das Paradies vom Abgrund der Hölle trennt
Niemand ist ohne Fehler aber gebt euch Mühe zu verhüten
Dass ihr Bestrafung verdient.
Il ajouta : « Croyez, veillez ; courbez le front.
Ceux qui ne sont ni bons ni mauvais resteront
Sur le mur qui sépare Eden d’avec l’abîme,
Etant trop noirs pour Dieu, mais trop blancs pour le crime ;
Presque personne n’est assez pur de péchés
Pour ne pas mériter un châtiment ; tâchez,
En priant, que vos corps touchent partout la terre ;
L’enfer ne brûlera dans son fatal mystère
Que ce qui n’aura point touché la cendre, et Dieu
A qui baise la terre obscure, ouvre un ciel bleu ;
Soyez hospitaliers ; soyez saints ; soyez justes ;
Victor Hugo beschreibt weiter die letzte Begegnung des Propheten mit den Gläubigen in der Moschee:
Daraufhin schwieg er ein wenig und
Versank in Gedanken
Und die Menschen schauten liebevoll auf ihn
- Auf diesen Mann mit seiner Größe,
der ein Leben lang ihre Stütze gewesen war.
Das Gedicht, welches Victor Hugo zu Ehren des Propheten in „der Legende der Jahrhunderte“ im Kapitel: „Das neunte Jahr der Auswanderung“, verfasst hat ,schließt mit dessen letzten Augenblicken, wo der Todesengel die Kammer des Propheten betreten soll:
Des Nachts
erschien der Todesengel
an der Türschwelle
und bat um Erlaubnis einzutreten.
Der Prophet erlaubte es ihm
Und jene, die bei ihm waren, sahen
Wie seine Augen zu strahlen begannen
Sie sahen dasselbe Licht in seinen Augen wie an jenem Tag
Als er die Welt betrat.
Der Engel sprach: Gott möchte dich zu sich nehmen
Der Prophet sprach: Schön!
Dann kam ein letzter Atemhauch über seine Lippen
Und Mohammad starb
Und übergab seine Seele
dem Schöpfer der Seelen und des Lebens.
Et l’Ange de la mort vers le soir à la porte
Apparut, demandant qu’on lui permît d’entrer.
« Qu’il entre. »
On vit alors son regard s’éclairer
De la même clarté qu’au jour de sa naissance ;
Et l’Ange lui dit : « Dieu désire ta présence.
-- Bien », dit-il. Un frisson sur les tempes courut,
Un souffle ouvrit sa lèvre, et Mahomet mourut.
s.auch
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