May 02, 2021 02:57 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (31- Sich-Beraten)

Die Stellungnahmen des Propheten und der Makellosen aus seinem Hause zu sozialen und politischen Angelegenheiten können die Ausgangsbasis für eine gesunde Gesellschaftsordnung bieten, in der Gottesglaube und moralische Grundsätze zur materiellen und immateriellen Weiterentwicklung führen.

 

 

Wir haben in diesem Zusammenhang bereits drei Fragen aus der Sicht dieser Persönlichkeiten beleuchtet, nämlich Gerechtigkeit und Kampf gegen Unrecht, das Gute gebieten und das Schlechte verwehren sowie die gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit. Eine weitere wichtige Sache, welche wir heute aus der Sicht der Ahl-ul-Bait betrachten, trägt erheblich zur  Einmütigkeit und Übereinstimmung in der Gesellschaft bei, und zwar handelt es sich um gegenseitige Beratung und gemeinsame Besprechung von Angelegenheiten.

                           

Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen und so kann er nicht  sein Leben getrennt von den  anderen führen. Vielmehr ist er in das  Gesellschaftsgeschehen mit eingebunden und muss  mit den Mitgliedern der Gesellschaft Beziehungen aufnehmen. 

Beratung ist ein Mittel zum Austausch zwischen den Gesellschaftsmitgliedern. Sich-Beraten bedeutet, dass sie  ihre Gedanken und Ideen zu einer Sache miteinander besprechen und das sie kollektiv das  Wissen, den Verstand, die Meinung und den Geschmack voneinander bei der Suche nach einer Lösung nutzen.

Die Menschen haben sich seitdem sie in Gemeinschaft leben miteinander beraten,  um schwierige Probleme zu beseitigen.   Wir brauchen uns nur bewusst zu machen, dass jeder Mensch nur begrenzte Kenntnisse und Erfahrungen besitzt, um zu erkennen, wie wichtig die gemeinsame Beratung ist. Wenn der Mensch sich verbessern will, muss er das brauchbare Wissen und die Erfahrungen, die andere gespeichert haben, nutzen.

Imam Ali (Friede sei mit ihm) hat gesagt:

Jeder vernünftige Mensch sollte die Ansicht von vernünftigen Menschen und das Wissen der Weisen seiner eigenen Meinung hinzufügen.

( Ghurar-al-Hikam, Bd. 1, S.335)

Gemäß Imam Ali (F) kann auch ein verständiger Mensch nicht darauf verzichten, sich mit den anderen zu beraten.  Imam Ali hat auch zu seinem Sohn gesagt:

Mein Sohn, stelle die Vertreter einer Ansicht nebeneinander und dann wähle denjenigen unter ihnen aus, der der Fehlerlosigkeit und Moral am nächsten kommt und am meisten von allen von Zweifeln frei ist. Jeder der sich nur mit seiner eigenen Meinung zufriedengibt und glaubt, die Meinung der anderen nicht zu benötigen, bringt sich selber in Gefahr  und jemand, der die verschiedenen Ansichten begrüßt, kennt die Fehler. 

(Wasa`il al Schia, Bd. 7,S. 429)

Bei der Beratung sind also zwei Dinge sehr wichtig: Die Wahl kompetenter Personen und die Verhütung eventueller Gefahren.

                  

Bei der Entscheidung in sozialen Angelegenheiten wird besonders die Dringlichkeit verspürt sich zu beraten. Sollte es in der Gesellschaft keinen Gedankenautausch geben, werden automatisch die sozialen Beziehungen von Willkür und Unterdrückung in Mitleidenschaft gezogen. Daher betont der Islam die Beratung als ein soziales Erfordernis. Selbst dem Propheten des Islams hat Gott empfohlen  in Angelegenheiten, bei denen kein konkreter Befehl Seinerseits vorliegt, sich mit den anderen zu beraten. Wir sehen es am Vers 159 der Sure 3 (Al-i Imran), wo Gott dem Propheten folgende Anweisung gibt:

,... und ziehe sie (die Gläubigen)  in den Angelegenheiten zu Rate. Und wenn du dich entschlossen hast, dann(sei konsequent und)   vertraue auf  Allah! Gewiss, Allah liebt ja die, die  (Ihm) vertrauen

 

Die Beratung ist im Islam eine Tugend. Zu ihrer Hervorhebung hat Gott sogar eine Sure danach benannt, nämlich die Sure Schura. Das ist die Sure 42. Dort beschreibt er in den Versen 37 bis 39 die guten Eigenschaften der Gläubigen, wobei er es laut Vers 38 zu ihren Merkmalen zählt, dass sie ihre Angelegenheiten durch Beratung untereinander regeln.

Der bekannte Gelehrte Tirmidhi zitiert den Prophetengefährten  Abu Huraira der gesagt hat: „Ich habe niemanden gesehen, der sich mehr als der Prophet mit seinen Helfern beraten hätte.“

                         

Der Prophet pflegte jedes Mitglied der Gemeinde in die Beratung und die Entschlussfassung  mit einzubeziehen. Obwohl er  in Wirklichkeit keine Beratung brauchte, hat er dennoch gesagt:

Gott hat die Beratung zu einem Segen für das Glaubensvolk bestimmt. (Durr al Manthur, Seite 159).

Beratung und Ratgebung tragen erheblich zur Solidarität innerhalb der Gesellschaft bei. Es war der Islam, der als Erster in einem Zeitalter, wo Herrscher willkürlich und autoritär über die Gesellschaft regierten, die Beratung vorgeschlagen und auf diese Weise auf die Meinung aller in der Gesellschaft Wert gelegt hat. Der Prophet Gottes (Allahs Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) hat den Gedanken der Beratung in der Gesellschaft verbreitet, damit diese Vorgehensweise nicht auf eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ort beschränkt bleibt und Volk und Herrscher wissen, dass Beratung zu den Pluspunkten einer Regierung gehören. Prophet Mohammad (S) war in Wort und Tat  darum bemüht, einer Gesellschaft den Geist der Beratung einzuhauchen, die bis dahin nur Diktatur und Waffengewalt gekannt hatte. Er war betrebt, die Beratung zu einer festen Gewohnheit werden zu lassen. Die Geschichte belegt, dass er sich sowohl in persönlichen Angelegenheiten als auch in Regierungsangelegenheiten häufig mit seinen nahen Helfern beraten hat.  Die Beratung des Propheten Gottes mit dem Volk Gottes ist der beste Beweis für die Ablehnung von Diktatur und Willkür.

Ein  Beispiel ist die Konsultation des Propheten mit seinen Helfern und den Befehlshabern des Heeres vor der Schlacht bei Uhud.  Der Prophet beriet mit ihnen darüber, ob sie bei der Verteidigung gegenüber den  Götzendienern aus Mekka in Medina bleiben sollen oder außerhalb der Stadt Stellung beziehen und auf das Eintreffen des feindlichen Heeres warten sollten. Er selber war der Meinung, dass es besser ist, wenn die Muslime in der Stadt   bleiben, aber die meisten waren dafür, dass sie außerhalb der Stadt an dem Berg Uhud gegen den Feind antreten und der Prophet richtete sich nach ihrer Meinung.

Eine  ebenfalls bekannte Begebenheit gibt es  im Zusammenhang mit dem Ahzab-Gefecht.  Im Militärrat machte Salman Farsi den Vorschlag, dass die Muslime wie es unter seinen Landsleuten in Fars (Persien) üblich war,  um die Stadt herum einen Graben ausheben sollten. Der Prophet akzeptierte diesen Vorschlag  und auf diese Weise verhinderten die Muslime einen gefährlichen Angriff auf die Stadt.

Es gibt in zahlreichen Quellen Berichte darüber, dass der Prophet Gottes mit seinen Helfern darüber beriet, wem wichtige Regierungsverantwortungen überlassen werden sollten oder falls es nötig war, wer seines Amtes enthoben werden musste. Er hat niemals einen Posten vergeben ohne sich mit jemandem darüber zu beraten.

Natürlich hat sich der Gesandte Gottes nur in Angelegenheiten mit den anderen beraten, zu denen kein ausdrücklicher göttlicher Befehl vorlag.  Daher  hat er sich zum Beispiel hinsichtlich der Ernennung seines Nachfolgers Imam Ali (F) mit niemandem beraten,  weil er einen klaren Befehl in dieser Beziehung von Gott erhalten hatte. Diesen göttlichen Beschluss hat er am Eyd-e Ghadir-Tag  bekanntgegeben. Ebenso wenig kam und kommt eine Beratung in Frage, wenn es sich um  die religionsgesetzlichen Bestimmungen, die im Koran stehen oder in der Überlieferung über die Vorgehensweise des Propheten vorkommen, handelt. Diese stimmen mit der  Gott gegebenen Natur (Fitra) des Menschen überein.

                   

Durch die Verbreitung der guten Sitte der Beratung haben der Prophet und seine Ahl-ul-Bait zwei wichtige Ziele verfolgt:  Erstens  wollten sie die Muslime daran erinnern, wie wichtig die Beratung ist  und diesen Gedanken in den verschiedenen Bereichen der Islamischen Gesellschaft wachrufen und festigen.

Und zweitens  wollten sie durch ihr eigenes Vorbild die Muslime lehren, wie sie diesen Grundatz praktizieren und in den Genuss seiner großen Vorteile kommen können, damit sie dieses Gesetz Gottes pflegen und sich in ihrem persönlichen und gesellschaftlichen Leben auf Beratung stützen. 

 

 

 

 

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