Jul 05, 2021 12:17 CET

Wir haben die Sure 47, Muhammad, bis einschließlich Vers 14 besprochen und setzen unsere Erläuterungen nun beim Vers 15 fort. Er lautet:

(47: 15- 17)

             

مَّثَلُ الْجَنَّةِ الَّتِي وُعِدَ الْمُتَّقُونَ ۖ فِيهَا أَنْهَارٌ مِّن مَّاءٍ غَيْرِ آسِنٍ وَأَنْهَارٌ مِّن لَّبَنٍ لَّمْ يَتَغَيَّرْ طَعْمُهُ وَأَنْهَارٌ مِّنْ خَمْرٍ لَّذَّةٍ لِّلشَّارِبِينَ وَأَنْهَارٌ مِّنْ عَسَلٍ مُّصَفًّى ۖ وَلَهُمْ فِيهَا مِن كُلِّ الثَّمَرَاتِ وَمَغْفِرَةٌ مِّن رَّبِّهِمْ ۖ كَمَنْ هُوَ خَالِدٌ فِي النَّارِ وَسُقُوا مَاءً حَمِيمًا فَقَطَّعَ أَمْعَاءَهُمْ                 

„Das Gleichnis des (Paradies)gartens, der den Gottesfürchtigen versprochen ist: Darin sind Bäche mit Wasser, das nicht schal wird, und Bäche mit Milch, deren Geschmack sich nicht ändert, und Bäche mit Wein, der köstlich ist für diejenigen, die (davon) trinken, und Bäche mit geläutertem Honig. Und sie haben darin von allen Früchten und Vergebung von ihrem Herrn. (Sind diese denn) jemandem gleich, der im (Höllen)feuer ewig bleibt und dem heißes Wasser zu trinken gegeben wird, das seine Gedärme zerreißt?“ (47: 15)

                            

In den vorhergehenden Versen ist ein Vergleich zwischen dem guten Ausgang für die Gläubigen und dem üblen Ende der Ungläubigen gezogen worden. Und im Vers 15 wird nun die Bleibe beider Scharen im Jenseits beschrieben.

Der Mensch hat auch im Jenseits einen Körper und er empfindet Durst. Wie im Diesseits  benötigt er sauberes Wasser, um diesen Durst zu stillen. Den glücklichen Paradieseinwohnern stellt Gott zur Stillung ihres Durstes nicht nur klares Wasser sondern verschiedene weitere köstliche Getränke zur Verfügung: wie Milch, Paradieswein und Honigtrunk. Aber die Hölleninsassen erhalten nur Wasser, das siedend heiß ist. Dabei befinden sie sich inmitten von Feuer und ihnen verlangt nach einem kühlen Trunk.

                        

Folgendes können wir uns einprägen:

Erstens: Der Schmuck  und die Genüsse des Lebens sollten uns nicht zur Sünde verleiten. Gott hält für die Paradiesbewohner im Jenseits viel bessere Freuden und Genüsse bereit.

Zweitens: Wer gottesfürchtig ist und sich der unerlaubten, flüchtigen Genüsse im Diesseits enthält, der wird zu ewigen Genüssen und Freuden gelangen.

Drittens: Gott lässt mit seiner besonderen Gnade den Paradiesbewohnern nicht nur materielle Gaben und leibliche Freuden zukommen sondern auch Vergebung. Er lässt sie dort in Frieden und Sicherheit leben.

Viertens: Die Paradiesbewohner werden nicht nur mit verschiedenen Getränken sondern auch mit verschiedenen Speisen und Früchten bewirtet.

Fünftens: Die Paradiesgaben verderben nicht.

                           

Es folgt der Vers 16 der Sure Muhammad:

             

 وَمِنْهُم مَّن يَسْتَمِعُ إِلَيْكَ حَتَّىٰ إِذَا خَرَجُوا مِنْ عِندِكَ قَالُوا لِلَّذِينَ أُوتُوا الْعِلْمَ مَاذَا قَالَ آنِفًا ۚ أُولَٰئِكَ الَّذِينَ طَبَعَ اللَّهُ عَلَىٰ قُلُوبِهِمْ وَاتَّبَعُوا أَهْوَاءَهُمْ

„Und unter ihnen gibt es manche, die dir (scheinbar) zuhören. Wenn sie aber dann von dir weggehen, sagen sie (spöttisch) zu denjenigen, denen das Wissen gegeben worden ist: `Was hat er eben gesagt?` Das sind diejenigen, deren Herzen Allah versiegelt hat und die ihren Neigungen folgen.“ (47: 16)

         

In diesem Vers ist eine Gruppe von Leuten in der islamischen Gemeinde  gemeint, deren Glaube schwach war und die ein krankes Herz hatten. Sie glaubten  nicht, was der Prophet sagte und glaubten auch nicht an die göttliche Offenbarung. Sie hörten zwar das Wort Gottes aus dem Munde des Propheten, sagten dann jedoch: Wir haben nichts davon begriffen. Wenn sie  Gläubigen begegneten,  die Erkenntnis und Wissen besaßen, machten sie sich lustig und sagten: Habt ihr denn verstanden, was der Prophet gesagt hat? Wir haben jedenfalls nichts davon verstanden!

Angesichts des  falschen Verhalten dieser Leute will der obige Vers ihnen zu verstehen geben, dass sie die Worte des Propheten, welche klar und verständlich sind, deshalb nicht verstehen, weil sie nicht nach der Wahrheit suchen sondern lieber ihren egozentrischen Neigungen nachgehen möchten.  Mit anderen Worten, der Prophet ist nicht schuld, wenn sie nicht verstehen und nicht die Wahrheit akzeptieren.  Wenn sie nicht verstehen, was der Prophet an Wahrheit überbringt, so liegt es an ihnen selber.

                                  

Es lässt sich also sagen:

Erstens: Die Befolgung verbotener Begierden raubt dem Menschen die Fähigkeit, Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge auseinanderzuhalten und die Wahrheit zu verstehen.

Zweitens : Wir sollten uns vor den Menschen  mit krankem Herzen in der Gesellschaft in Acht nehmen; Leuten,  welche Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Offenbarung und an den Worten des Propheten zu erregen und den Glauben unter den Menschen ins Schwanken zu bringen versuchen.

Drittens: Es genügt nicht, dem Offenbarungswort Gottes zuzuhören oder es zu lesen. Vielmehr kommt es darauf an, es zu verstehen und sich nach seinen Lehren und Geboten zu richten. Es hat schon viele gegeben, die das klare Wort des Propheten gehört haben, aber nicht bereit waren, sich der Wahrheit zu beugen und sie zu akzeptieren, weil sie lieber den Neigungen und Verlangen ihres Egos folgten.

 

Nun noch der Vers 17 der Sure 47:

 

وَالَّذِينَ اهْتَدَوْا زَادَهُمْ هُدًى وَآتَاهُمْ تَقْوَاهُمْ

 „Und denjenigen, die rechtgeleitet sind, mehrt Er die Rechtleitung und verleiht ihnen ihre Gottesfurcht.“ (47: 17)

                       

In diesem Vers verheißt Gott, dass Er  jedem, der die erste Rechtleitung des Propheten anerkennt, zwei kostbare Gnaden schenkt, nämlich weitere Rechtleitung für den Weg durchs Leben und Gottesfürchtigkeit im Herzen.  

Der Mensch ist natürlich immer der Gefahr ausgesetzt, sich zu irren und Fehler zu begehen. Zudem ist es nicht einfach bei allen  Angelegenheiten wie Fragen der Wirtschaft und Gesellschaft, der Kultur und der Familie usw. immer den richtigen Weg zu erkennen. Der Mensch braucht in allen Abschnitten des Lebens die göttliche Rechtleitung und daher hat Gott verheißen, dass Er ihm dabei helfen wird, den richtigen Weg im Leben zu finden,  vorausgesetzt dass er die erste grundlegende Rechtleitung akzeptiert.

Damit der Mensch sich nicht von negativen Gefühlen aufgrund von schlechten Eigenschaften wie Neid, Hass und Geiz verleiten lässt und vom rechten Weg abgerät, ist es natürlich neben der Rechtleitung auch notwendig, dass er gottesfürchtig ist.  Gott verheißt dem Gläubigen beides: vermehrte Rechtleitung und Gottesfurcht.

                 

Abschließend noch folgende drei Punkte:

Erstens: Wer sich rechtleiten lässt, schafft die Voraussetzung dafür, von Gott noch mehr Rechtleitung zu erhalten.

Zweitens: Die Bereitschaft, Rechtleitung anzunehmen, vergrößert das innere Potenzial des Menschen und bringt es zur Entfaltung.

Drittens: Die Erreichung eines lauteren gottnahen Herzens und wahrer Erleuchtung und Gnostik ist nur durch die göttliche Rechtleitung möglich  und nicht durch Religionen, die vom Menschen ersonnen wurden, wie zum Beispiel der Hinduismus und Buddhismus.