Sep 16, 2021 07:52 CET

Die Sure 47, Muhammad, geht zu Ende. Sie hat insgesamt 38 Verse. Die Verse 36 und 37 lauten:

(47: 36- 38)

 

إِنَّمَا الْحَيَاةُ الدُّنْيَا لَعِبٌ وَلَهْوٌ ۚ وَإِن تُؤْمِنُوا وَتَتَّقُوا يُؤْتِكُمْ أُجُورَكُمْ وَلَا يَسْأَلْكُمْ أَمْوَالَكُمْ

„Das diesseitige Leben ist nur Spiel und Zerstreuung. Wenn ihr glaubt und gottesfürchtig seid, wird Er euch euren Lohn geben und von euch nicht euren (gesamten) Besitz verlangen.“ (47: 36)

 

إِن يَسْأَلْكُمُوهَا فَيُحْفِكُمْ تَبْخَلُوا وَيُخْرِجْ أَضْغَانَكُمْ

„Wenn Er ihn von euch verlangte und euch (dadurch) in Bedrängnis brächte, dann würdet ihr damit geizen, und Er (Gott)  würde (dadurch) euren Groll zum Vorschein bringen.“ (47: 37)

 

Einer der Gründe für die Liebe zum Weltlichen ist die falsche Einstellung zum diesseitigen Leben. Jemand, der sich einbildet, sein Besitz und seine Macht im Diesseits wären unvergänglich, der liebt diese Dinge und ist nicht bereit, für den Weg Gottes etwas von seinem Eigentum herzugeben oder seinen Einfluss und seine Position für die Unterstützung der Religion Gottes einzusetzen.

Für die Gläubigen ist das diesseitige Leben wie ein Weg, der durch eine schöne Landschaft führt, wobei viele Menschen das eigentliche Ziel am Ende des Weges vergessen und unterwegs immer wieder am Wegrand Halt machen, um genießerisch und unnötig lange unter Bäumen oder an einem Flussufer ihre Zeit zu verbringen.  

Die Gläubigen vergessen jedoch nicht das Endziel. Sie bleiben zwar auch am Wegrand stehen, aber verweilen dort nur so lange, wie es nötig ist. Dann setzen sie rasch wieder den Weg fort. Sie gehen gottesfürchtig weiter und achten darauf, unterwegs keinen Verstoß gegen die Gebote Gottes zu begehen und heil das Endziel zu erreichen.

Es liegt auf der Hand, dass diejenigen schneller auf diesem geraden Weg weiterkommen und das Ziel erreichen, die sich nicht viel Gepäck aufbürden, so dass sie  ständig darauf achtgeben müssten, dass es ihnen abhandenkommt. An jeder Stelle wo sie Halt machen, nehmen sie nur das mit, was sie zum Erreichen der nächsten Haltestation benötigen und lassen das Zuviel für die anderen, die es brauchen, zurück.

Ja, es sind die Gier und der Geiz, die den Menschen auf dem geraden Weg durchs Leben hindern. Diese lassen nicht zu, dass er mit einem leichten Gepäck unbeschwert,  behände und rascher sein wahres Ziel erreicht.

                      

Wir können uns merken:

Erstens: Wer sich im Leben nur der Zerstreuung und den Genüssen widmet, wird das Diesseits über alles  lieben und das Jenseits vergessen. Eine solche Lebensweise steht im Widerspruch zum Gottesglauben und zur Gottesfürchtigkeit.

Zweitens: Die Welt der Menschen ohne Glaube ist wie die Welt der Kinder, die ihr Spielzeug lieben und ihre Zeit mit Spiel und Zerstreuung verbringen.

Drittens: Der Mensch muss etwas zur Verfügung haben, um zu leben. Es braucht aber nur so viel zu sein, dass er nicht auf die Unterstützung anderer angewiesen ist. Die Anhäufung von Vermögen darf nicht zu seinem  einzigen Lebensziel werden.

Viertens: Gier und Geiz halten den Menschen davon ab, seinen religiösen Verpflichtungen hinsichtlich Spenden und Wohltätigkeit nachzukommen.

 

Nun wenden wir uns noch dem letzten Vers der Sure 47, Sure Muhammad zu. Dieser Vers 38 beinhaltet folgendes:

 

هَا أَنتُمْ هَٰؤُلَاءِ تُدْعَوْنَ لِتُنفِقُوا فِي سَبِيلِ اللَّهِ فَمِنكُم مَّن يَبْخَلُ ۖ وَمَن يَبْخَلْ فَإِنَّمَا يَبْخَلُ عَن نَّفْسِهِ ۚ وَاللَّهُ الْغَنِيُّ وَأَنتُمُ الْفُقَرَاءُ ۚ وَإِن تَتَوَلَّوْا يَسْتَبْدِلْ قَوْمًا غَيْرَكُمْ ثُمَّ لَا يَكُونُوا أَمْثَالَكُم

„Siehe, ihr seid es doch, die ihr aufgerufen werdet, auf dem Weg Gottes zu spenden. Jedoch gibt es unter euch welche, die sich geizig zeigen. Wer sich aber geizig zeigt, ist zu seinem eigenen Schaden geizig. Gott ist der, der auf niemanden angewiesen ist, ihr aber seid die Bedürftigen. Wenn ihr euch abkehrt, nimmt Er an eurer Stelle ein anderes Volk, und sie werden dann nicht so sein wie ihr.“ (47: 38)

 

Der  letzte Vers der Sure 38 richtet sich speziell an eine Gruppe von Gläubigen, die an  ihrem weltlichen Besitz hängen und nichts davon für den Weg Gottes ausgeben. Er mahnt sie: Wenn ihr an Gott glaubt, dann solltet ihr nicht nur das Ritualgebet verrichten und eure Fastenpflicht erfüllen, die euch beide finanziell nichts kosten, sondern ihr müsst auch einen Teil eures Besitzes für die Sache Gottes hergeben, um die Religion Gottes zu stärken. Ihr sollt die Zakat-Abgabe zahlen und die Bemühungen  um Gottes Sache und Verteidigung der Religion finanziell unterstützen. Wer sich diesbezüglich geizig verhält, der soll nicht denken,  Gott habe diese Anweisung gegeben, weil er darauf angewiesen sei. Nein! Gott ist auf niemanden angewiesen. Sie sind es, die auf Gott angewiesen sind und wenn sie geizig  sind, haben sie sich selber geschadet, weil ihnen die Belohnung Gottes verloren geht und sie sich selber von der Gnade Gottes im Diesseits und Jenseits ausgeschlossen haben.

Schließlich mahnt Gott zum Schluss dieses Verses: Denkt nicht, alleine schon wegen eures Glaubens würde euch die Gnade Gottes im Leben zuteilwerden.  Wenn ihr eure Pflichten hinsichtlich des Schutzes der Religion Gottes und der Bekämpfung Seiner Feinde versäumt, wird mit der Zeit eure Stärke  nachlassen und zu Ende gehen. Dann wird Gott an eurer Stelle eine Gruppe stellen, welche sich für die Verteidigung der Religion einsetzt und nicht geizig handelt, wenn sie einen Teil ihres Besitzes für die Sache Gottes hergeben sollen.

                   

Abschließend  noch folgende vier Merkpunkte:

Erstens: Es passt nicht zum Glauben an Gott, wenn jemand mit dem Spenden geizt. Ein Gläubiger wird nicht geizig.

Zweitens: Es leuchtet ein, dass jeder entsprechend seiner finanziellen Möglichkeiten für die Sache Gottes spenden muss.  Er muss sich bewusst sein, dass Gott auf nichts und niemanden angewiesen ist  und dass er selber immer auf Gott angewiesen ist, egal wie viel Besitz er sich zugelegt hat.

Drittens: Die Gläubigen erhalten dann  von Gott Unterstützung und Hilfe, wenn sie ihren Pflichten richtig nachkommen.

Viertens: Der Einsatz des Lebens und des Besitzes für Gottes Sache dient dem Erhalt der muslimischen Gesellschaft und die Abkehr davon aus Liebe zum Weltlichen führt die Gemeinde in den Untergang und hat zur Folge, dass ein anderes Volk oder eine andere Gruppe  an ihre Stelle tritt.                     

Damit ist die Sure 47 abgeschlossen und wird werden beim nächsten Mal den Koran bei der Sure Fath aufschlagen.