Teil 942: Sure Hudschurat (Die Gemächer) Vers (13- 18)
Die Sure 49, Sure Hudschurat, hat insgesamt 18 Verse. Wir haben diese Sure bis zum Vers 12 erläutert und besprechen sie heute zu Ende, beim Vers 13 beginnend. Dieser lautet:
(49: 13- 18)
يَا أَيُّهَا النَّاسُ إِنَّا خَلَقْنَاكُم مِّن ذَكَرٍ وَأُنثَىٰ وَجَعَلْنَاكُمْ شُعُوبًا وَقَبَائِلَ لِتَعَارَفُوا ۚ إِنَّ أَكْرَمَكُمْ عِندَ اللَّهِ أَتْقَاكُمْ ۚ إِنَّ اللَّهَ عَلِيمٌ خَبِيرٌ
„O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt und erkennen möget. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, Allah ist Allwissend und Allkundig.“ (49: 13)
Angenommen alle Menschen auf der Erde würden gleich aussähen würden, die gleiche Sprache sprechen und die gleichen Merkmale aufweisen: Wären sie dann so einfach voneinander zu unterscheiden? Es gehört zu den Gnadengeschenken Gottes und ist Zeichen für Seine Weisheit und Macht, dass die Menschen in verschiedener Hinsicht Unterschiede aufweisen und dass verschiedene Völker mit verschiedenen Sprachen und Dialekten entstanden sind.
Abgesehen davon ist in jedem Volk keiner wie der andere, selbst die Eigenschaften von Zwillingen sind nicht völlig identisch und die Eltern und Personen in ihrem nahen Umfeld können sie auseinanderhalten. Der Koran verweist auf die Tatsache des Unterschiedes zwischen den Menschen hinsichtlich Abstammung und körperlicher Merkmale und auf die Weisheit, die sich hinter diesen Unterschieden verbirgt: Die Unterschiede dienen dazu, dass sich die Menschen kennenlernen und einander erkennen können und in ihren Beziehungen keine Probleme auftreten, weil sie den einen nicht von dem anderen zu unterscheiden vermögen.
Allerdings gibt es Völker, die in diesen Unterschieden ein Zeichen dafür sehen, dass sie besser seien. Aber dieser Vers erklärt: Alle stammen von den gleichen Eltern ab, von Adam und Hawa (Eva). Es gibt also keinen Grund für Überheblichkeit. Bei Gott genießt nur derjenige besondere Achtung, der durch Aneignung von hohen Eigenschaften, die der Würde des Menschen entsprechen und Gott wohl gefallen, innere Größe erreicht hat.
Wir können uns merken:
Erstens: Keiner kommt aufgrund seiner Volksangehörigkeit über die anderen zu stehen. Alle sind wir die Nachkommen derselben Eltern.
Zweitens: Es gibt Männer und Frauen und Unterschiede hinsichtlich Gestalt, Gesicht, Hautfarbe und ethnischer Merkmale. Hinter diesen Unterschieden liegt ein tiefer Sinn und sie dienen dazu, dass die Menschen einander erkennen können. Diese Unterschiede dürfen niemanden zu Stolz und Überlegenheitsbestrebungen verleiten.
Drittens: Der Koran verwirft jede Art von Diskriminierung, sei es aufgrund der ethnischen Merkmale, der Zugehörigkeit zu einem Volke oder einem Volksstamm oder auch sozialer und weiterer Merkmale. Die Reinheit der Seele und die Gottesfürchtigkeit sind laut Koran das einzige Kriterium dafür, dass ein Mensch vortrefflich und lobenswert ist.
Es folgen die Verse 14 und 15 der Sure Hudschurat:
قَالَتِ الْأَعْرَابُ آمَنَّا ۖ قُل لَّمْ تُؤْمِنُوا وَلَٰكِن قُولُوا أَسْلَمْنَا وَلَمَّا يَدْخُلِ الْإِيمَانُ فِي قُلُوبِكُمْ ۖ وَإِن تُطِيعُوا اللَّهَ وَرَسُولَهُ لَا يَلِتْكُم مِّنْ أَعْمَالِكُمْ شَيْئًا ۚ إِنَّ اللَّهَ غَفُورٌ رَّحِيمٌ
„Jene Wüstenaraber sagten: „Wir glauben.“ Sag: Ihr glaubt nicht (wirklich), sondern sagt: ‚Wir sind Muslime geworden‘, denn der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingezogen. Wenn ihr aber Allah und Seinem Gesandten gehorcht, verringert Er euch nichts von [dem Lohn gegenüber] euren Werken. Gewiss, Allah ist Allvergebend und Barmherzig.“ (49: 14)
إِنَّمَا الْمُؤْمِنُونَ الَّذِينَ آمَنُوا بِاللَّهِ وَرَسُولِهِ ثُمَّ لَمْ يَرْتَابُوا وَجَاهَدُوا بِأَمْوَالِهِمْ وَأَنفُسِهِمْ فِي سَبِيلِ اللَّهِ ۚ أُولَٰئِكَ هُمُ الصَّادِقُونَ
„Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, die an Allah und Seinen Gesandten glauben und hierauf nicht zweifeln und sich mit ihrem Besitz und mit ihrer eigenen Person auf Allahs Weg abmühen. Das sind die Wahrhaftigen [beim Bekenntnis zum Glauben].” (49: 15)
Diese Verse führen vor Augen, dass einige sagen, dass sie an Gott und seinen Propheten glauben und sich damit gegenüber anderen brüsten, obwohl sie den Islam nicht praktizieren. Gemäß dem Koran befolgen sie trotz ihres Bekenntnisses zum Islam nicht die Weisungen Gottes und des Propheten. Aber mit dem Glauben müssen Werke einhergehen und umgekehrt gilt das gleiche: Gute Werke müssen auf dem Glauben beruhen. Beide zusammen zählen etwas.
Dann weist der Koran darauf hin, woran zu sehen ist, ob der Glaube wirklich in das Herz eines Menschen eingezogen ist oder nicht. Es heißt, dass ein wahrer Gläubiger nicht im Geringsten am Weg Gottes zweifelt und bereit ist, sich mit Hab und Gut und Leib und Seele für die Religion einzusetzen.
Es sind vier wichtige Punkte, die wir hierzu hervorheben möchten:
Erstens: Wer behauptet zu glauben, aber nicht gemäß den Lehren Gottes und des Propheten Gottes handelt, genießt im Leben die Vorzüge eines Muslims aber im Jenseits geht er leer aus.
Zweitens: Die Wohnung des Glaubens ist das Herz und nicht die Zunge. Glauben wird durch praktischen Gehorsam erreicht und nicht durch ein Zungenbekenntnis. Mit anderen Worten: Gläubiges Handeln bestätigt die Gläubigkeit des Herzens.
Drittens: Nicht nur der Koran und das Wort Gottes sind zu befolgen, sondern auch die Anweisung und der Befehl des Propheten. Auch diese gehören zur Religion und müssen beachtet werden.
Viertens: Auf dem Schauplatz der Anstrengung für die Sache Gottes und der Verteidigung der Religion Gottes lässt sich feststellen, wer wahrhaftig gläubig ist.
Die Sure Hudschurat klingt mit den Versen 16, 17 und 18 aus:
قُلْ أَتُعَلِّمُونَ اللَّهَ بِدِينِكُمْ وَاللَّهُ يَعْلَمُ مَا فِي السَّمَاوَاتِ وَمَا فِي الْأَرْضِ ۚ وَاللَّهُ بِكُلِّ شَيْءٍ عَلِيمٌ
“Sag: Wollt ihr Gott über eure Religion und euren Glauben belehren, wo Allah weiß, was in den Himmeln und was auf der Erde ist? Und Allah weiß über alles Bescheid.” (49: 16)
يَمُنُّونَ عَلَيْكَ أَنْ أَسْلَمُوا ۖ قُل لَّا تَمُنُّوا عَلَيَّ إِسْلَامَكُم ۖ بَلِ اللَّهُ يَمُنُّ عَلَيْكُمْ أَنْ هَدَاكُمْ لِلْإِيمَانِ إِن كُنتُمْ صَادِقِينَ
“Sie halten es dir als gnädige Wohltat vor, dass sie Muslime geworden sind. Sag: Haltet mir nicht eure (Annahme des) Islams als gnädige Wohltat vor. Nein! Gott ist es, der euch Gnade zuteilwerden ließ, indem Er euch zum wahren Glauben leitete, wenn ihr wahrhaftig [im Glauben] seid.“ (49: 17)
إِنَّ اللَّهَ يَعْلَمُ غَيْبَ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۚ وَاللَّهُ بَصِيرٌ بِمَا تَعْمَلُونَ
„Gewiss, Allah kennt das Verborgene der Himmel und der Erde. Und Allah sieht wohl, was ihr tut.“ (49: 18)
Es gab zu Lebzeiten des Propheten einige, die ihm vorhielten, dass sie ihm einen großen Gefallen mit ihrem Glaubensbekenntnis getan hätten und sagten: Wir waren es, die uns zu dir bekannt und dich unterstützt haben. Aber der Koran tadelt sie: Was sagt ihr da? Gott und der Prophet sind es die euch gnädig waren. Wenn ihr wahrhaftig gläubig seid, braucht ihr es nicht dem Propheten vorzuhalten, so als ob ihr ihm gnädig gewesen sei. Denn Gott ist doch über alles in den Himmeln und auf der Erde im Bilde und erkennt auch euer Inneres. Er weiß in welchem Umfang ihr seiner Religion treu seid.
Wir sehen:
Erstens: Wir sollten für unseren Glauben und unsere Werke keine Ansprüche auf Gegenleistung von Gott und dem Propheten stellen, so als hätten sie uns etwas zu verdanken. Denn Gott und der Prophet sind nicht auf unseren Glauben angewiesen. In Wirklichkeit hat Gott uns eine große Wohltat und Gnade erwiesen, als er uns aus dem Dunkel der Unwissenheit befreite und uns auf den rechen Weg lenkte.
Zweitens: In der Islamischen Gesellschaft müssen wir darauf achten, nicht auf das Gerede und die äußere Erscheinung von Leuten hereinzufallen. Denn es gibt Leute, die nur so tun als seien sie gläubig, es in Wirklichkeit aber nicht sind.
Drittens: In den Himmeln und auf der Erde gibt es zahllose Geheimnisse, die im Verborgenen liegen. Gott aber kennt sie.