Oct 11, 2021 12:27 CET
  • Deswegen “Ewiges Wunder” (29 – fruchtbare Anregung)    

Die Anregung zum Denken ist einer der Wege, auf denen der Koran die Menschen rechtleitet. Der Kampf des Korans gegen Unwissenheit und Unverstand und seine besondere Aufmerksamkeit für Wissen trägt in den Augen der Koranforscher zu seiner Einmaligkeit  und Unnachahmbarkeit bei.

 

Wissen lässt sich als ein Hauptfaktor für die Entstehung und Beständigkeit von Zivilisationen betrachten. Mit Hilfe von Wissen hat der Mensch sich die Natur dienstbar gemacht und versucht, auf diese Weise ein ruhiges und angenehmes Leben zu erzielen und die Mittel für seinen Fortschritt zu erstellen. Wissen wirkt sich nicht nur positiv auf das materielle Leben aus. Es verbessert auch das immaterielle Leben und die Chancen für ein gutes Endschicksal im Jenseits. Es kann nicht erwartet werden, dass ein Mensch den Weg der Vervollkommnung geht,  falls  er nicht vermag, mit Hilfe von Erlerntem seinen materiellen und immateriellen Bedürfnisse  zu decken und finanzielle und geistige Armut ihn fesseln.    

 

Wer den Heiligen Koran studiert, wird feststellen dass Gott großen Wert auf das Wissen legt. Gott wirft im Koran zum Beispiel diese Frage in der Sure 39  (Zumar) im Vers 9  auf:

 Sind etwa diejenigen, die wissen, und diejenigen, die nicht wissen, gleich? 

Alleine schon an dieser Frage wird klar ersichtlich, welchen Platz Wissen und Erkenntnis  in der korankonformen Kultur einnehmen. Wenn Gott an die hohe Stellung einer seiner Propheten oder auserwählten Diener  erinnern will, sagt er: Wir gaben ihm Weisheit (z.B. in der Sure 31 (Luqman)im Vers 12). Immer wieder regt der Koran zum Nachdenken über die erstaunlichen Erscheinungen in der Schöpfung an und spricht:

 الم تروا - افلاینظرون - فانظروا  -

 Habt ihr nicht gesehen? - Seht ihr nicht ? -  So seht!

Dies ist in sich eine Art Aufforderung zum Erwerb von Wissen. Laut Koran sind dem Lernen keine zeitlichen oder örtlichen Grenzen auferlegt.  Der Ansporn zum Erwerb von Wissen ist die beste Empfehlung, die eine Denkschule geben kann.

Der Koran bezeichnet Wissen als Licht und Unwissenheit als Dunkelheit. Er unterstreicht, dass das Licht über die Dunkelheit siegen wird.  Der Koran hat zum Nachdenken über verschiedene Dinge angeregt, und dieses Nachdenken hat dem Menschen zu der Entwicklung und Entfaltung der Naturwissenschaften, Mathematik, Geschichte und weiteren Wissenschaften verholfen, Wissenschaften die heute noch im Begriff sind, sich weiter zu entfalten. 

Im Vers 164 der Sure 2 (Baqara) heißt es:

 

In der Schöpfung der Himmel und der Erde; im Unterschied von Nacht und Tag; in den Schiffen, die das Meer befahren mit dem, was den Menschen nützt; darin, dass Allah Wasser vom Himmel herabkommen lässt, und damit dann die Erde nach ihrem Tod wieder lebendig macht und auf ihr allerlei Tiere sich ausbreiten lässt; und (ebenso) im Wechsel der Winde und der Wolken, die zwischen Himmel und Erde dienstbar gemacht sind, sind wahrlich Zeichen (von dem Heiligen Wesen Gottes und Seiner Einheit)  für Leute, die begreifen.

                      

Der Prophet (S) hat oftmals diejenigen gelobt und angespornt, die nach der Erweiterung ihres Wissens streben und gesagt, dass die Gläubigen, selbst wenn sie dafür an den weitentferntesten Ort reisen müssen, verpflichtet sind, sich Wissen anzueignen. Er hat auch gesagt:

 „Wahrlich, wahres Wissen ist etwas, wonach der gläubige Mensch sucht wie nach einem Vermissten...“

Die Edlen aus dem Hause des Propheten haben aufgrund der ausdrücklichen Empfehlungen des Korans alle aufgefordert, sich mit den verschiedenen Wissenschaften vertraut zu machen. Imam Sadiq (F) sagt:

„ Ich mag eure jungen Leute nur in einem von zwei Zuständen sehen: entweder als Gelehrte oder als  jemanden, der Wissen erlernt.“

Der Koran unterstreicht das Wissen in einer Zeit, in der die Menschheit auf einem sehr niedrigen wissenschaftlichen Niveau stand.  Die arabische Gesellschaft war von  abergläubischen Ansichten und absurden Traditionen aus der vorislamischen  Zeit gezeichnet.  Die Allgemeinheit wusste nur sehr wenig über Astronomie, Physik und Biologie. Die Araber besaßen weder die notwendigen Mittel noch die notwendigen Kenntnisse, um die Daseinswelt zu studieren und deshalb glaubten sie an althergebrachte Märchen und Legenden. Zum Beispiel dachten sie, dass die Berge es sind, die den Himmel am Einsturz hindern. Sie dachten, die Erde sei eine flache Ebene an deren beiden Seiten Gebirge liegen, welche wie Säulen das Himmelsgewölbe tragen. Diese und ähnliche illusionären Ansichten über Erde und Himmel und weitere Erscheinungen, werden im Koran an zahlreichen Stellen dementiert. Zum Beispiel heißt es im  Vers 2 in der Sure 13 (Raad): 

 

Allah ist es, Der die Himmel ohne Stützen, die ihr sehen könnt, emporgehoben.

 

Koranexegeten sagen, dass dieser Vers auf die Anziehungskraft zwischen den Himmelskörpern hinweist, welche für die Menschen unsichtbar ist.

                            

Sie erinnern sich sicherlich daran, dass dieses Himmelsbuch elementare Wahrheiten über die Erscheinungen in der Daseinswelt anführt. Wir haben ja bereits zuvor in dieser Sendung einige Beispiele für  diese Aussagen im Koran, die ihn zu einem Wissenswunder werden lassen,  aus dem Munde einiger Denker zitiert.  

                       

Dank der hohen Wahrheiten im Koran, konnte der Mensch die Fesseln der Unwissenheit und der irrealen Phantasien abwerfen und den Weg der Weiterentwicklung von Wissenschaft und Erkenntnis gehen und zwar so rasch, dass in kurzer Zeit erstaunliche Fortschritte in den Wissenschaften und den Fertigkeiten erzielt wurde. Vom 3. bis zum 5. Jahrhundert  nach der Hidschra – d.h. vom 9. bis 11 Jahrhundert nach Christus beobachten wir daher eine enorme Weiterentwicklung von vielen Wissenszweigen, im Handwerk,  in der Kunst und in der Literatur, wobei die meisten Forscher der Meinung sind, dass dies dem Ansporn des Korans zum Wissenserwerb und der Befreiung der Gesellschaften im islamischen Reich von altem Aberglauben zu verdanken ist.

                         

Der britische Philosoph Bertrand Russel schreibt: „Wenn im Mittelalter die Muslime nicht nach Wissen gestrebt hätten, wäre die Wissenschaft mit Sicherheit abgestürzt.“

Und der französische Wissenschaftler Pierre Rousseau stellt in seinem Werk „Geschichte der Wissenschaften“ fest:

„Es waren keine drei Jahrhunderte nach dem Versterben des Propheten des Islams vergangen, als die Stadt Cordoba mit eine Million Einwohner 80 öffentliche Madrasa – die ungefähr den heutigen Fakultäten entsprechen– und eine Bibliothek mit 600 Tausend Buchbänden auf Arabisch und der  wissenschaftlichen Sprache der Welt besaß.“

Sigrid Hunke, die 1941 in Religionswissenschaft promovierte schreibt in ihrem Buch „Allahs Sonne über dem Abendland“:

In der Bibliothek eines ägyptischen Kalifen  befanden sich eine Millionen 600 Tausend Buchbände, wovon alleine schon 6 Tausend Bände  über Mathematik und alleine schon 18 Tausend Bände der Philosophie gewidmet waren.“

Unterdessen konstatiert der amerikanische Historiker George Sarton: „Vielleicht ist es der wichtigste und zugleich der am wenigsten auffallende Dienst an der Wissenschaft im Mittelalter, dass der Geist des Experimentierens, welcher die Voraussetzung für den Fortschritt der Naturwissenschaften schuf, aufkam. Die Weiterentwicklung dieses Gedankens bis Ende des 12. Jahrhunderts ist den Anstrengungen der Muslime und den Lehren des Korans zu verdanken gewesen.“

                           

Zweifelsohne erkennt der Koran eine Wissenschaft nur an, wenn sie für die Weltbewohner konstruktiv ist. Dank fruchtbaren Wissens wird der Weg für den Fortschritt und das Wohl der Menschen geebnet und werden die notwendigen Grundlagen für die Herstellung von Gerechtigkeit und Frieden geschaffen werden. Eine Wissenschaft, die der Willkür und Machtbestrebungen dient, wird sicherlich nichts anderes zur Folge haben als Verfall und Missstände und zerstörerisch auf die Gesellschaft wirken.

Der Koran betont nicht nur Wissen und Erkenntnis, er rät auch von der unbegründeten Nachahmung der Vorfahren ab und warnt davor, sich auf deren falsche Ansichten zu stützen. Im Laufe der Geschichte hat gerade das unlogische Nachahmen der Vorfahren in vielen Fällen zum Untergang von Völkern geführt. Deshalb verwirft der Koran an mehreren Stellen ein solches Vorgehen.  Im Vers 134 der Sure 2 (Baqara) heißt es über die Vorfahren


Das ist eine Gemeinschaft, die schon vergangen ist; ihr kommt zu, was sie verdient hat, und euch, was ihr verdient habt. Und ihr werdet nicht danach befragt werden, was jene zu tun pflegten

 

Der Koran regt dazu an, Fragen zu stellen. Er fordert den Menschen auf, sich über Dinge, die er nicht weiß und kennt, zu erkundigen. Im Vers 43 der Sure 16 (Nahl heißt es zum Beispiel:  

... So fragt die Leute der Ermahnung, wenn ihr (etwas) nicht wisst.

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Der Heilige Koran mahnt den Menschen, sich vor Gedanken und Handlungen, die auf Unwissenheit beruhen, zu hüten, und zugleich unterstreicht er wie wichtig es ist, tiefer nachzudenken.  Gemäß Allameh Mohammad Taqi Dschafari handeln ungefähr 740 Verse im Heiligen Koran über das Wissen und seine Früchte und sollen der Veranschaulichung und Befürwortung eines guten Lebens, das edel und heil ist, dienen.  Wir werden beim nächsten Mal noch mehr von der gedanklichen Vertiefung in den Koran sprechen.  

 

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