Nov 05, 2021 17:44 CET

Wir haben die Sure 50, Qaf, bis zum Vers 15 besprochen und fahren nun beim Vers 16 dieser Sure fort:

(50: 16 - 22)

 

وَلَقَدْ خَلَقْنَا الْإِنسَانَ وَنَعْلَمُ مَا تُوَسْوِسُ بِهِ نَفْسُهُ ۖ وَنَحْنُ أَقْرَبُ إِلَيْهِ مِنْ حَبْلِ الْوَرِيدِ

„Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine Seele einflüstert, und Wir sind ihm doch näher als seine Halsschlagader,“ (50: 16)

                                     

Wie wir bereits sagten, bildet das Thema „Auferstehung“ den Schwerpunkt in der Sure Qaf. Im obigen Vers 16 geht es darum, dass Gott alles über den Menschen weiß. Er hat ihn erschaffen und ist vollständig über ihn und seine Befindlichkeit im Bilde.

Gott kennt nicht nur die Taten des Menschen, sondern er weiß auch, was ihm durch den Kopf geht. Natürlich wird Gott, in Seiner Gnade, den Menschen nicht wegen verführerischer und schlechter Gedanken bestrafen, es sei denn,  er würde sie in die Tat umsetzen und sündigen.                     

Das Leben des Menschen hängt von den Schlagadern ab, die das Blut von seinem Herzen in seine verschiedenen Körperglieder und Organe schickt. Gott sagt hier, dass Er dem Menschen noch näher ist als seine Halsschlagader. In Wahrheit liegt das Leben des Menschen ja in Gottes Hand und die Blutbahnen und das Herz sind Mittel zur Verwirklichung des göttlichen Willens.  

 

Wir können uns merken:

Erstens: Das Wissen und die Macht Gottes sind unendlich. Sie erfassen den Menschen vollständig.  Gottes Wissen über die Lage und die Befindlichkeit des Menschen ist absolut genau und umfassend.  Es wäre daher falsch zu denken, dass Gott nicht unsere Gedanken und inneren Beweggründe kennt.

Zweitens:  Wenn wir nicht auf unsere Seele achten, verleitet sie uns auf verschiedene Art und Weise zu schlechten Taten und lässt nicht locker, bis sie uns ins Verderben stürzt.

                                 

Wir sollten die nächsten beiden Verse 17 und 18 der Sure 50 betrachten. Dort heißt es:

 

  إِذْ يَتَلَقَّى الْمُتَلَقِّيَانِ عَنِ الْيَمِينِ وَعَنِ الشِّمَالِ قَعِيدٌ                        

„Wo die beiden Empfänger (die guten und schlechten Taten) empfangen, (im Hintergrund) zur Rechten und Linken sitzend.“ (50: 17)

 

مَّا يَلْفِظُ مِن قَوْلٍ إِلَّا لَدَيْهِ رَقِيبٌ عَتِيدٌ

„Kein Wort äußert der Mensch, ohne dass bei ihm ein (Engel als) Beobachter bereit (zum Aufschreiben der Taten) wäre.“ (50: 18)

 

Im Vers 16 steht, dass Gott über alle Gedanken des Menschen im Bilde ist und die beiden darauffolgenden Verse zeugen davon, dass alle Werke des Menschen registriert werden. Es heißt, dass Gott zwei Engel für jeden Menschen bestimmt hat, die die Pflicht haben, ihn zu beobachten. Sie schreiben sowohl die guten als auch die schlechten Taten auf. Nichts von unseren Taten bleibt ihnen verborgen.

Viele zählen das, was sie sagen, nicht zu ihren Taten und geben daher nicht so genau auf ihre Worte Acht.  Dabei spielt das Reden eine wichtige Rolle, sowohl in den sozialen als auch den familiären Beziehungen. Nicht ohne Grund hebt der Heilige Koran es daher noch einmal extra hervor, indem er darauf hinweist, dass jedes einzelne Wort aus unserem Munde ebenso von den beiden Engeln  aufgeschrieben und festgehalten wird.

 

Wir fügen folgende Anmerkungen zum Einprägen hinzu:

Erstens:Gott weiß alles über den Menschen: das Sichtbare und das Verborgene. Dennoch bestimmt Er für jede Angelegenheit Mittel und Medien, und daher hat Er zwei Engel damit beauftragt, die Taten der Menschen alle zu registrieren

Zweitens: Der Glaube an die Existenz von Engeln ist ein Beispiel für den Glauben an das Verborgene zusammen mit dem Glauben an Gott.

Drittens:Der Mensch ist nicht nur für seine Taten und sein Verhalten verantwortlich, sondern er trägt auch eine Verantwortung, für das was er sagt. Der Mensch tut nichts, ohne dass es berechnet wird.

                           

Wir sollten auch noch die Verse 19 bis 22 der Sure 50, Qaf betrachten. Hier ist ihr Inhalt:

                                       

وَجَاءَتْ سَكْرَةُ الْمَوْتِ بِالْحَقِّ ۖ ذَٰلِكَ مَا كُنتَ مِنْهُ تَحِيدُ

„Und es wird die Trunkenheit des Todes mit der Wahrheit kommen: (und dem Menschen wird gesagt:)`Das ist das, wovor du auszuweichen pflegtest`.“ (50: 19)

 

 وَنُفِخَ فِي الصُّورِ ۚ ذَٰلِكَ يَوْمُ الْوَعِيدِ

„Und es wird ins Horn geblasen; das ist der angedrohte Tag.“ (50: 20)

 

وَجَاءَتْ كُلُّ نَفْسٍ مَّعَهَا سَائِقٌ وَشَهِيدٌ

„Und jede Seele wird (auf den Schauplatz des Jüngsten Tages)  kommen und mit ihr ein Treiber und ein Zeuge.“ (50: 21)

 

 لَّقَدْ كُنتَ فِي غَفْلَةٍ مِّنْ هَٰذَا فَكَشَفْنَا عَنكَ غِطَاءَكَ فَبَصَرُكَ الْيَوْمَ حَدِيدٌ

„(und ihm wird gesagt:)`Du warst dessen ja unachtsam. Nun haben Wir deine Decke von dir hinweggezogen, so dass dein Augenlicht heute scharf ist`.“ (50: 22)

                                             

Beim Sterben überkommt den Mensch eine eigenartige Angst und Unruhe.  Alle Menschen weichen dem Tod aus und viele sind noch nicht einmal bereit, auch nur an ihn zu denken. Wenn sie sich den Tod vor Augen halten wollen, denken sie nicht an den eigenen sondern an den Tod anderer. Aber der Koran sagt: Der Tod ist eine Wahrheit, die alle erfasst, ob sie auf ihn vorbereitet sind oder nicht.

Allerdings ist der Tod nicht die Vernichtung, sondern nur die Überführung von einer Welt in eine andere, und natürlich ist er mit Härten und der Trennung von der Familie und den Freunden verbunden. Auch die Geburt, bei der der Mensch von der Welt des Ungeborenen in das diesseitige Leben überführt wird, geht mit Schmerzen und Trennung einher: Der Säugling weint und die Nabelschnur wird durchgetrennt.

Bei der Geburt haben wir den Leib der Mutter verlassen und die Erde betreten. Und beim Tod kehren wir in den Leib der Erde zurück, und wenn immer Gott es will, verlassen wir ihn wieder und kommen auf beide Füße zu stehen. Dann ist es allerdings  soweit, dass wir über unsere Taten, die wir auf der Erde begangen haben, Rechenschaft ablegen müssen.  Wie im Diesseits werden uns auch im Jenseits am Jüngsten Tag zwei Engel begleiten, damit wir vor dem göttlichen Gericht erscheinen und sie über unsere Taten auf der Welt zeugen.

Dann wird der Mensch begreifen, wie sehr er den Jüngsten Tag und das Erscheinen auf diesem schicksalhaften  Schauplatz übergangen und wie wenig er sich darauf vorbereitet hat, an diesem Tag Rechenschaft abzulegen.

                         

Wir schließen mit folgenden vier Anmerkungen:

Erstens: Es ist eine natürliche Eigenschaft des Menschen, dass er dem Tod ausweicht.

Zweitens:Die Benommenheit während des Todes wird für alle Menschen eintreten. Der Schrecken und die Besorgnis während des Todes und seine Last sind so groß, dass die Menschen sich nicht mehr in einem normalen Zustand befinden und ihnen ihr Bewusstsein weicht.

Drittens: Eine große Gefahr, die dem Menschen droht und dazu führt, dass er das Weltliche und seine Freuden, seine Kinder und seine Frau  übermäßig liebt, besteht darin, dass er das Jenseits vergisst.

Viertens: Das Diesseits und seine schönen Dinge sind wie ein Schleier über den Augen des Menschen, der nicht zulässt, dass er die Wahrheit sieht.  Der Blick eines Menschen, der unachtsam ist, reicht nicht in die Tiefe. Aber am Jüngsten Tag, weichen die Schleier, und der Mensch sieht alles deutlich und erkennt die Tatsachen.

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