Nov 05, 2021 17:51 CET

Wir besprechen die letzten 8 Verse der Sure Qaf, Sure 50. Das sind als Erstes die Verse 38 bis 40, nämlich: 

(50: 38 - 45)

 

وَلَقَدْ خَلَقْنَا السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضَ وَمَا بَيْنَهُمَا فِي سِتَّةِ أَيَّامٍ وَمَا مَسَّنَا مِن لُّغُوبٍ ‎
„Und Wir haben ja die Himmel und die Erde und das, was dazwischen ist, in sechs Tagen (und Phasen) erschaffen, wobei Uns keine Ermüdung überkommen hat.“ (50: 38)

 

فَاصْبِرْ عَلَىٰ مَا يَقُولُونَ وَسَبِّحْ بِحَمْدِ رَبِّكَ قَبْلَ طُلُوعِ الشَّمْسِ وَقَبْلَ الْغُرُوبِ

„So ertrage standhaft, was sie (die Widersacher) sagen, und lobpreise deinen Herrn vor dem Aufgang der Sonne und vor dem Untergang,“ (50: 39)   

 

 وَمِنَ اللَّيْلِ فَسَبِّحْهُ وَأَدْبَارَ السُّجُودِ                 

„und (in einem Teil) von der Nacht, da preise Ihn, und am Ende der Niederwerfung.“ (50: 40)

In den vorherigen Abschnitten wurden verschiedene Punkte in Bezug auf den Jüngsten Tag und seine Leugner genannt. Der Vers 38 weist erneut auf die gewaltige Macht Gottes hin. Die Jenseitsleugner sollten angesichts der göttlichen Allmacht nicht mehr an der Auferstehung von den Toten und dem Jüngsten Tag zweifeln. Hat doch Gott die Welt, mit ihrer gewaltigen Größe, nur in sechs Tagen erschaffen, ohne dabei zu ermüden.

Im Vers 39 wendet sich Gott an seinen Propheten Mohammad (S) und sagt ihm, dass er nicht traurig über das Gerede der Jenseitsleugner werden soll. Er soll sein Herz  stärken, indem er zu verschiedenen Zeiten am Tag und in der Nacht  Gottes eingedenk ist und er soll geduldig die Worte der Glaubensgegner ertragen.

 

Wir möchten wie folgt dazu anmerken:

Erstens: Obwohl Gott das ganze Dasein in einem Augenblick hätte erschaffen können, hat er unterstrichen, dass die Erschaffung der Welt nacheinander in mehreren Phasen erfolgte. Dies verweist auf die allgemeine Ordnung, durch die die Welt geregelt wird, nämlich das System von Ursachen und Folgen.

Zweitens: Die Daseinswelt ist sehr umfassend und riesig. Sie führt die endlose Macht Gottes vor Augen.

Drittens: Die Verleumdungen, Beschimpfungen und hässlichen Reden von Gegnern dürfen die Gläubigen nicht schwächen und davon abhalten, Recht und Wahrheit zu sagen. Vielmehr müssen sie geduldig und eifrig ihren Weg fortsetzen.

Viertens: die beste Stütze für Geduld und Ausdauer gegenüber Schwierigkeiten, besteht darin, am Tag und in der Nacht Gottes eingedenk zu sein.

Fünftens: Das Gedenken an Gott ist zeitlich nicht eingeschränkt. Es gilt nur jeweils ein bestimmter Zeitraum, in der die täglichen Ritualgebete verrichtet werden können, doch wenn eines dieser Gebete zu seinem ganz besonderen Zeitpunkt verrichtet wird, wie zum Beispiel das Mittagsgebet direkt nach dem mittäglichen Gebetsruf, dann ist es besonders segensreich und von optimaler Wirkung.

 

In den Versen 41 bis 44 heißt es weiter:

 

وَاسْتَمِعْ يَوْمَ يُنَادِ الْمُنَادِ مِن مَّكَانٍ قَرِيبٍ

„Und höre zu und warte auf den Tag, da der Rufer von einem nahen Ort aus ruft,“ (50: 41)

 

يَوْمَ يَسْمَعُونَ الصَّيْحَةَ بِالْحَقِّ ۚ ذَٰلِكَ يَوْمُ الْخُرُوجِ 

„am Tag, da sie den Schrei (der Auferstehung) in Wahrheit hören werden; das ist der Tag des Herauskommens (aus den Gräbern).“ (50: 42)

 

 إِنَّا نَحْنُ نُحْيِي وَنُمِيتُ وَإِلَيْنَا الْمَصِيرُ 

„Gewiss, Wir sind es, die Wir wieder lebendig machen und sterben lassen, und zu Uns ist die Rückkehr (aller).“ (50: 43)

 

يَوْمَ تَشَقَّقُ الْأَرْضُ عَنْهُمْ سِرَاعًا ۚ ذَٰلِكَ حَشْرٌ عَلَيْنَا يَسِيرٌ ‎

„An dem Tag, da die Erde sich eilig vor ihnen (vor ihren sterblichen Resten) spaltet und  (sie aus dem Grab hervorkommen). Dieses Versammeln (aller Menschen) ist für uns ganz leicht.“ (50: 44)

 

Die obigen Verse zeugen von der Eröffnungszeremonie zu einem gewaltigen Schauspiel:  Das Geschehen am Jüngsten Tag. Es beginnt mit der Versammlung einer Menschenmenge, die Milliarden zählt -  und mit einem Ruf aus dem Himmel. Dieser Ruf hallt derartig im All wider, dass alle Versammelten ihn so laut hören, als käme er aus nächster Nähe. Es ist ein Schrei, der  Felsen und Erde spaltet, die  Toten hervorkommen lässt und alle Menschen, die über die ganze Erde verstreut waren, versammelt.

Der Vers 43 hebt noch einmal hervor, dass es Gott ist, der den Menschen Leben schenkte, als sie auf die Welt kamen und sie dann sterben ließ, und der sie an diesem Jüngsten Tag wieder ins Leben zurückruft, damit sie an das Endziel ihrer Erschaffung gelangen – die Rückkehr zu Gott.

 

Die obige Stelle in der Sure Qaf macht uns unter anderem auf folgende zwei Dinge aufmerksam:

Erstens: Die Auferstehung ist eine körperliche Auferstehung. Jeder Mensch erhebt sich aus dem Staub und erscheint auf dem Schauplatz des Jüngsten Tages.

Zweitens:  Leben und Tod liegen allein in Gottes Hand. Dies ist das beste Argument dafür, dass die Toten am Jüngsten Tag wieder von Ihm ins Leben zurückgerufen werden können.

                                        

Die Sure 50 (Qaf) schließt mit dem 45. Vers. Dieser beinhaltet Folgendes:

 

 

نَّحْنُ أَعْلَمُ بِمَا يَقُولُونَ ۖ وَمَا أَنتَ عَلَيْهِم بِجَبَّارٍ ۖ فَذَكِّرْ بِالْقُرْآنِ مَن يَخَافُ وَعِيدِ

„Wir wissen am besten, was sie (die Widersacher) sagen, und du bist nicht als Gewalthaber über sie (eingesetzt). Darum ermahne (nur) mit dem Koran jeden, der meine Androhung fürchtet.“ (50: 45)

 

In diesem Vers wendet sich Gott wieder an den Propheten. Gott versichert ihm, dass er genau weiß,  wie  die Jenseitsleugner auf seine Einladung zur Religion reagieren und wie sie die anderen vom Glauben abzuhalten versuchen. Der Prophet soll nicht erwarten, dass alle sich zu ihm und der Religion Gottes bekennen. Denn Gott hat den Menschen Freiheit verliehen und sie haben das Recht selber zu entscheiden. Gott macht dem Propheten bewusst:

Deine Aufgabe als Prophet ist die Verkündung meiner Botschaft. Du sollst die Menschen vor den Folgen ihrer Taten warnen. Du bist nicht beauftragt, jemanden mit Gewalt zu zwingen, dass er die Religion akzeptiert.

                        

Mehrere Punkte können diesem letzten Vers der Sure 50 entnommen werden:

Erstens:  Der Koran ist das beste Mittel zur Ermahnung und daher soll nicht die Vorgehensweise nach eigenem Gutdünken und Geschmack  die Achse der Debatte um Ethik und guten Ratschlag bilden, sondern die Verse des Korans müssen als Achse dienen.

Zweitens: Die Grundsätze der Himmelsreligionen gehen mit der Gott gegebenen, unversehrten Natur des Menschen – der Fitra -  konform und sind im Wesen aller Menschen verwurzelt. Daher bedarf es nur einer Erinnerung an sie und daher haben alle Propheten versucht, durch guten Rat und Ermahnung die schlummernde und in Vergessenheit geratene Fitra  des Menschen wachzurütteln.

Drittens: Die Aufgabe der Propheten ist die Verkündung der Religion. Es liegt kein Zwang zum Glauben vor. Das Bekenntnis zur Religion Gottes muss aus freien Stücken erfolgen.

Viertens: Der Glaube an die göttlichen Verheißungen bezüglich Bestrafung und Belohnung am Jüngsten Tag ebnet den Weg für die Akzeptanz der Ermahnungen und guten Ratschläge der Propheten.

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