Dez 27, 2021 08:51 CET

Wir möchten zusammen mit Ihnen 14 weitere Verse der Sure Dhariyat lesen und erklären. Die ersten sieben davon sind die Verse 24 bis 30 dieser Sure 51 im Koran. Sie lauten:

(51: 24 - 37)

 

هَلْ أَتَاكَ حَدِيثُ ضَيْفِ إِبْرَاهِيمَ الْمُكْرَمِينَ

 „(O Prophet!) Ist denn  die Geschichte von den geehrten Gästen Abrahams (nicht) zu dir gelangt?“ (51: 24)

 

إِذْ دَخَلُوا عَلَيْهِ فَقَالُوا سَلَامًا ۖ قَالَ سَلَامٌ قَوْمٌ مُّنكَرُونَ

„Als sie bei ihm eintraten und sagten: „Frieden (sei dir)!“ Er sagte: `Friede (sei euch)! – Fremde Leute!`“ (51: 25)

 

فَرَاغَ إِلَىٰ أَهْلِهِ فَجَاءَ بِعِجْلٍ سَمِينٍ

„Er ging unauffällig zu seinen Angehörigen und brachte dann (zum Essen) ein ansehnliches (gebratenes) Kalb her.“ (51: 26)

 

فَقَرَّبَهُ إِلَيْهِمْ قَالَ أَلَا تَأْكُلُونَ
„Er setzte es ihnen vor. (Aber verwundert sah er, dass sie nicht zugreifen, so dass) er sagte: `Wollt ihr nicht essen`?“ (51: 27)

 

فَأَوْجَسَ مِنْهُمْ خِيفَةً ۖ قَالُوا لَا تَخَفْ ۖ وَبَشَّرُوهُ بِغُلَامٍ عَلِيمٍ

„Er empfand in sich Furcht vor ihnen. Sie sagten: `Fürchte dich nicht. (Wir sind Engel Gottes)`. Und sie verkündeten ihm einen kenntnisreichen Jungen.“ (51: 28)

 

فَأَقْبَلَتِ امْرَأَتُهُ فِي صَرَّةٍ فَصَكَّتْ وَجْهَهَا وَقَالَتْ عَجُوزٌ عَقِيمٌ 

„Da kam seine Frau (nachdem sie die Kunde von einem Sohn gehört hatte)  schreiend herbei. Sie schlug sich ins Gesicht und sagte: `(Wie kann) eine alte, unfruchtbare Frau (ein Kind gebären)`?!“ (51: 29)

 

قَالُوا كَذَٰلِكِ قَالَ رَبُّكِ ۖ إِنَّهُ هُوَ الْحَكِيمُ الْعَلِيمُ

„Sie sagten: `So hat (es) dein Herr gesagt. Gewiss, Er ist der Allweise und Allwissend`.“ (51: 30)

                                           

In diesen Koranversen wird darüber berichtet, wie Engel Gottes dem Propheten Abraham in Menschengestalt erschienen und als Unbekannte sein Haus betraten. Sie waren beauftragt, Abraham zwei Nachrichten zu überbringen: zum einen die frohe Kunde davon, dass ihm trotz seines hohen Alters ein Sohn geboren werden wird und zum anderen die Kunde davon, dass das Volk, zu denen Lot als Prophet ausgesandt worden war,  mit Gottes Strafe heimgesucht werden soll, weil es verdorben und sündig ist.

Als Erstes wird beschrieben, wie die Engel Abraham erschienen, und wir erfahren, dass Abraham sie nicht erkannte und ihnen, obwohl sie Fremde waren, Gastfreundlichkeit erwies. Er sorgte für ihre Bewirtung und bereitete ein gebratenes Kalb für sie vor.  Da sie jedoch nichts von dem Essen zu sich nahmen, wurde er besorgt und dachte, dass sie vielleicht böse Absichten hegen. Zu der Zeit wurde dieses Verhalten eines Gastes nämlich auf diese Weise gedeutet. Umgekehrt galt, dass ein Gast, der vom Gastmahl zu sich nimmt, dem Gastwirt nichts Böses antun wird. Also hegte Abraham heimlich Angst vor den Fremden, als er sah, dass sie nichts essen, und er fragte sie nach dem Grund. Da gaben sie sich als Engel Gottes, die wie alle anderen Engel keine Nahrung zu sich nehmen, zu erkennen.                                

Welche Weisheit verbarg sich wohl dahinter, dass die Engel sich erst nicht vorgestellt haben? Hätten sie das getan, dann hätte Abraham doch nicht diese Unkosten und diese Mühe für ihre Bewirtung auf sich nehmen müssen? Nun, vielleicht  sollte Prophet Abraham auch damit auf die Probe gestellt werden und sollte er beweisen, wie gastfreundlich und großzügig er ist.  

Die Mühen Abrahams blieben ja auch nicht unbelohnt, denn sie überbrachten ihm die frohe Kunde, dass Gott ihm bald einen Sohn bescheren werde, der zu den Gelehrten seiner Zeit gehören wird. Zu dem Zeitpunkt waren Abraham und seine Gemahlin beide gealtert und aus ihrer Ehe war kein Kind hervorgegangen. So kam es dass Sara, seine Gemahlin, als sie diese Verheißung hörte, ganz aufgeregt herbeieilte und rief: Wie kann ich in diesem Alter und mit  meiner Unfruchtbarkeit noch ein Kind bekommen? Sie hatte wohl in diesem Moment vergessen, dass Gottes Wille über alles herrscht.

                                   

Es gibt einige interessante Punkte in diesen Versen, von denen wir fünf nennen wollen:

Erstens: Es ist eine gute Sitte der Propheten Gottes, Gäste zu ehren, selbst wenn es Fremde sind und sie dem Gastgeber weder durch Verwandtschaft noch durch Freundschaft nahestehen.

Zweitens:  Das Grüßen mit „Frieden“ ist eine himmlische Sitte. Wenn  Engel reden, beginnen sie mit diesem Friedensgruß; mit Salam.

Drittens: Wir sollten Gäste großzügig bedienen und uns nicht mit dem Mindesten begnügen.

Viertens: Die Propheten waren vom Menschengeschlecht – und so überkam sie auch manchmal von Natur aus – wie alle anderen Menschen – so etwas wie Angst und Unruhe.

Fünftens: Die Allmacht Gottes kennt keine Schranken und  sie herrscht über alle natürlichen Faktoren. Gott kann also auch einem alten Mann und einer alten unfruchtbaren  Frau ein kluges Kind bescheren und daher sollte niemand die Hoffnung auf Gottes Gnade und Barmherzigkeit aufgeben.

 

Wir wollen uns ansehen, was die darauffolgenden Verse 31 bis 37 der Sure Dhariyat, Sure 51, enthalten:

                                

قَالَ فَمَا خَطْبُكُمْ أَيُّهَا الْمُرْسَلُونَ 

„Er (Abraham) sagte: `Was ist nun euer Auftrag, ihr Boten`?“ (51: 31)

 

قَالُوا إِنَّا أُرْسِلْنَا إِلَىٰ قَوْمٍ مُّجْرِمِينَ

„Sie sagten: `Wir sind zu einem Volk von Übeltätern gesandt worden`,“ (51: 32)

 

لِنُرْسِلَ عَلَيْهِمْ حِجَارَةً مِّن طِينٍ

„`um (zu ihrer Vernichtung) über sie Steine aus Lehm niederkommen zu lassen`,“ (51: 33)

 

مُّسَوَّمَةً عِندَ رَبِّكَ لِلْمُسْرِفِينَ

„`(Steine, die) bei deinem Herrn gekennzeichnet sind für die (Vernichtung der) Maßlosen`.“ (51: 34)

 

 فَأَخْرَجْنَا مَن كَانَ فِيهَا مِنَ الْمُؤْمِنِينَ

„Und so ließen Wir alle Gläubigen, die dort waren, fortziehen.“ (51: 35)

 

فَمَا وَجَدْنَا فِيهَا غَيْرَ بَيْتٍ مِّنَ الْمُسْلِمِينَ

„Wir fanden dort aber nur ein (einziges) Haus von (Gott) Ergebenen (nämlich Lot und seine Kinder).“ (51: 36)

 

وَتَرَكْنَا فِيهَا آيَةً لِّلَّذِينَ يَخَافُونَ الْعَذَابَ الْأَلِيمَ

„Und Wir hinterließen dort (in jenem Land) ein Zeichen für diejenigen, die die schmerzhafte Strafe fürchten.“ (51: 37)

                               

Nach der frohen Kunde von einem Sohn, welche die Engel Gottes dem Abraham überbracht hatten, teilten sie ihm mit, dass ihr eigentlicher Auftrag darin besteht, das Volk des Lot zu vernichten. Unter diesem Volk war hässliches homosexuelles Treiben üblich, aber keiner von ihnen betrachtete dies als etwas Schlechtes. Sie hörten nicht auf die Mahnungen des Propheten Lot.

Lot war seitens des Propheten Abraham zu diesem verdorbenen, sündigen Volk gesandt worden, damit er es rechtleitet. So kam es, dass die Engel erst Abraham aufsuchten, um ihm die göttliche Strafe, die diesem  Volk widerfahren sollte, anzukündigen und Abraham zu versichern, dass Lot und die Gläubigen, die von dieser Besudelung rein geblieben waren, nicht von der Strafe Gottes betroffen sein werden.   

 

Wir schließen aus dieser  Stelle im Koran:

Erstens: Übeltäter werden nicht nur im Jenseits bestraft. Einige Leute und einige Völker werden bereits hier im Diesseits von Gottes Strafe heimgesucht und vernichtet.

Zweitens: Eine verdorbene Gesellschaft schafft zwar das Milieu für Unheil, aber dennoch kann der Mensch auch in einer verdorbenen, besudelten Gesellschaft heil bleiben. Also kann niemand seine Sünden damit rechtfertigen, dass das Milieu verdorben war.

Drittens: In dem System göttlicher Gerechtigkeit gilt, dass - auch wenn die meisten in einer Gesellschaft Sünder und Verdorbene sein sollten -  die unschuldigen Menschen unter ihnen  nicht von der Bestrafung der Übeltäter und Verdorbenen erfasst werden, sondern dass sie letztendlich Rettung finden.

Viertens: Die Spuren, die ehemalige Unrecht tuende Völker hinterlassen haben, sollen die nachfolgenden Generationen mahnen, damit sie sich davor hüten, Gott gegenüber ungehorsam zu sein.

Tags