Mrz 13, 2022 08:55 CET

Wir haben die Sure Dhariyat zu Ende besprochen und setzen nun unsere Kurzexegese mit der nachfolgenden Sure 52 fort. Es ist die Sure Tur. Sie wurde in Mekka auf den Propheten herabgesandt. Wie bei den meisten Suren, die in Mekka offenbart wurden, bildet auch in dieser Sure das Thema „Rückkehr zu Gott“ und „jenseitiger Ausgang der Guten und der Schlechten“ den Schwerpunkt.  

(52: 1-12)

 

Wie bei allen anderen Suren, mit Ausnahme der Sure 9 (Tauba), wird die Verlesung der Sure Tur mit

Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Gütigen

eröffnet. Danach heißt es in den Versen 1 bis 4 dieser Sure:

 

وَالطُّورِ ‎                   

„Bei ( dem Berg) Tur;“ (52: 1)

 

وَكِتَابٍ مَّسْطُورٍ

„und bei einem Buch, das in Zeilen niedergeschrieben ist“ (52: 2)

 

فِي رَقٍّ مَّنشُورٍ

„auf ausgebreitetem Pergament;“ (52: 3)

 

وَالْبَيْتِ الْمَعْمُورِ 

„und bei dem vielbesuchten (Gottes)haus“ (52: 4)

                     

Wie eine ganze Reihe von Suren im Koran beginnt auch die Sure Tur mit Schwüren. Die Schwüre, die in dieser Sure vorkommen, sind zweierlei Art: Zum einen sind es Schwüre auf Heiligkeiten der Religion und zum anderen Schwüre auf natürliche Erscheinungen.

In den Anfangsversen der Sure Tur schwört Gott auf drei heilige Dinge: den Berg Tur, wo Moses sich einfand, um die Tora zu empfangen, dann das heilige Buch, das dieser Prophet und das andere Gesandten Gottes erhielten und das unter ihren Anhängern Verbreitung fand, und drittes das Heilige Haus Gottes – die Kaaba in Mekka, Stützpunkt der Lehre von der Einheit Gottes (Tauhid). Sie wurde von Abraham wieder aufgebaut und die  Geschichte hindurch von den Dienern des Einen Gottes,  den Hadsch-Pilgern belebt.

                                    

Wir möchten folgende drei Punkte anführen, die sich aus dieser Stelle im Koran ableiten lassen:

Erstens: Daran, dass Gott bei dem Buch schwört,  zeigt sich, welchen großen  Wert der Islam auf Bücher und das Schreiben von Büchern legt, zumal dieser Schwur im Koran in einer Zeit erfolgt ist,  in der die Menschen unwissend und ungebildet waren.

Zweitens: Es ist die Pflicht aller Religionen und aller ihrer Anhänger, das Erbe der vorherigen Propheten zu bewahren und ihrer zu gedenken.

Drittens: Die Himmelsbücher müssen auf dem besten Material niedergeschrieben und weit verbreitet werden, damit alle Zugang zu ihrer Botschaft finden.

 

In den nächsten vier Versen, den Versen 5 bis 8 der Sure Tur, heißt es weiter:

 

وَالسَّقْفِ الْمَرْفُوعِ                     

„und bei dem erhöhten Dach (des Himmels)“ (52: 5)

 

وَالْبَحْرِ الْمَسْجُورِ ‎

„und bei dem flammenden Meer!“ (52: 6)

 

إِنَّ عَذَابَ رَبِّكَ لَوَاقِعٌ

„Die Strafe deines Herrn wird gewiss hereinbrechen.“ (52: 7)

 

مَّا لَهُ مِن دَافِعٍ 

„Es gibt niemanden, der sie abwehren könnte.“ (52: 8)

                                

In den Versen 5 und 6 schwört Gott im Anschluss an die vorherigen Schwüre bei zwei wichtigen Zeichen der Schöpfung. Eines dieser Zeichen ist der hohe gewaltige Himmel, dessen Ausmaß die Wissenschaftler trotz all der erreichten Kenntnisse und des Baus der modernsten Teleskope noch nicht erfasst haben und in dem sie laufend neue Galaxien und Sonnensysteme entdecken.

Außerdem schwört Gott bei dem „flammenden Meer“. Einige haben das flammende Meer als Gleichnis für die glühenden Lavamassen betrachtet, die aus der Tiefe aus den Vulkankratern hervorschießen  und bergabwärts  fließen. Andere sagen, dass damit die Ozeane der Erde gemeint sind, die vor Beginn des Jüngsten Tages und den gewaltigen Erdbeben auf der Erde in Flammen aufgehen. Nach diesen gewaltigen Ereignissen wird der Jüngste Tag beginnen. Dieser wird schrecklich für die Übeltäter und Unrecht Tuenden sein. Sie können weder der Strafe entkommen, noch können sie oder andere die Strafe abwehren.

 

Was wir uns verinnerlichen können:

Erstens: Bei näherer Betrachtung der Zeichen Gottes in der Natur, wird uns klar, dass Er die Macht besitzt, den Jüngsten Tag geschehen zu lassen.

Zweitens: Die Strafen im Diesseits sind vorläufig und gehen schnell vorüber. Die eigentliche Strafe erfolgt im Jenseits und niemand und nichts kann sie abwehren.

 

Es folgen die Verse 9 bis 12 der Sure Tur, nämlich:

 

 

يَوْمَ تَمُورُ السَّمَاءُ مَوْرًا

„Am Tag, da der Himmel in heftiges Schwanken gerät“ (52: 9) 

 

وَتَسِيرُ الْجِبَالُ سَيْرًا

„und die Berge sich von der Stelle bewegen werden,“(52: 10)

 

فَوَيْلٌ يَوْمَئِذٍ لِّلْمُكَذِّبِينَ

„wehe an jenem Tag den Leugnern (der Botschaft),“ (52: 11)

 

الَّذِينَ هُمْ فِي خَوْضٍ يَلْعَبُونَ

„die mit eitler Rede (über die Zeichen Gottes) ein Spiel treiben!“ (52: 12)

 

Diese Verse beschreiben, was mit dem Himmel und der Erde kurz vor dem Jüngsten Tag geschieht. Sie verheißen, dass die Ordnung, die derzeit über die Milchstraßen und Himmelskörper herrscht, zusammenbricht. Die Sterne und Planeten verlassen ihre Bahn. Sie  stoßen zusammen und der Himmel wird voller Rauch und Staub sein.

Die Erde, auf der wir leben, dreht sich rapide um sich selber und um die Sonne, aber wir verspüren diese Bewegungen nicht. Vielmehr scheint die Erde unbeweglich und wir können Ruhe auf ihr empfinden.   Aber wenn der Jüngste Tag heranrückt, werden sich in Folge von gewaltigen Erdbeben die Berge von der Stelle bewegen. Diese Verse weisen darauf hin, dass während des Jüngsten Tages eine neue Welt mit neuen Systemen entsteht. Die neue Welt wird anstelle der jetzigen treten. Das ist der Zeitpunkt, wo der Mensch das Ergebnis seiner diesseitigen Handlungen vor sich haben wird. 

An jenem Tag werden die Jenseitsleugner aus ihrem Schlummer der Unachtsamkeit erwachen und ihren schweren Irrtum einsehen. Doch was nützt es dann noch?  Wenn sie die Zeichen des Jüngsten Tages und die Strafe sehen, bekennen sie, dass sie sich falsch über den Jüngsten Tag geäußert haben. Dieses Bekenntnis ist jedoch vergeblich und wird nichts mehr ändern.

 

Folgende zwei Punkte lassen sich unter anderen  zu dieser Stelle in der Sure 52 anführen:

Erstens: der Zusammenbruch der Ordnung, die derzeit in der Welt herrscht, ist die Einleitung zu einer neuen Ordnung für die Herstellung des Jenseits, eine Ordnung, deren Gesetze von den Gesetzen in dieser materiellen Welt verschieden sind.

Zweitens: Die Leugner des Jenseits können keinen Beweis und keine überzeugenden Argumente für ihre Behauptung vorbringen. Ihr Gerede über den Jüngsten Tag und das Jenseits ist haltlos und falsch.  Die Verleugnung dient ihnen und den anderen nur zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib. 

Tags