May 09, 2016 05:18 CET

Wir haben über die unterschiedliche Befindlichkeit der Gottesgegner und der Gläubigen im Augenblick des Todes gesprochen. Es gibt viele gläubige Menschen, die trotz ihres Glaubens Sünden begehen und zugleich gibt es Ungläubige und Götzendiener, die auch Gutes tun.


 Außerdem scheinen einige nur nach außen hin gute Menschen zu sein, während sie innerlich böse Absichten hegen. Was geschieht mit diesen Leuten letztendlich im Augenblick des Todes und bei Betreten des Jenseits? Diese Frage wollen wir dieses Mal näher betrachten.

In der diesseitigen Welt sind Gut und Schlecht vermischt. Auch das Gute und Schlechte bei den Menschen ist vermengt. Unser Glück und Unglück hängt davon ab, was wir im Leben getan haben. Der Ausgang der Menschen, nämlich ob sie das große Glück finden oder auch dem Unheil überlassen werden, stellt sich beim Resümee ihrer Taten heraus. Solange der Mensch auf der diesseitigen Welt ist, in der er handeln kann und Pflichten erfüllen soll, besteht sowohl die Wahrscheinlichkeit eines guten also auch eines üblen Ausgangs für ihn. Wenn dann sein Tod eintrifft, kann er nichts mehr tun und entscheiden. Hier trennen sich die Wege ins Jenseits aufgrund der Gesamtbilanz der menschlichen Taten. Entweder wird ein Tor zum Paradies oder aber auch ein Tor zur Verdammnis für ihn geöffnet.

Bei einigen ist in diesem Leben ihr verborgenes Innere anders als ihr äußerliches Auftreten, während sich bei anderen beides deckt. Aber im jenseitigen Reich, in dem die verborgenen Dinge enthüllt sind, treten Gutes und Schlechtes deutlich erkennbar und voneinander getrennt zum Vorschein.

Wie nun verrechnet und begleicht Gott gute Werke eines Menschen, der insgesamt nicht rechtschaffen war, oder umgekehrt die schlechten Taten eines gläubigen Gott liebenden Menschen, die er aus Oberflächlichkeit begangen hat?

                                   

 Ein sündiger Gottgläubiger ist wie ein schöner Mensch in verschmutzter Kleidung. Ein schöner aber verschmutzter Mensch benötigt eine Befreiung von Staub und Schmutz, damit sein wahres Gesicht in Erscheinung tritt. Nicht anders verhält es sich mit Geist und Seele des Menschen. Ein innerlich reiner Mensch, der sich durch Sünden verschmutzt hat, muss nur reingewaschen werden. Seine Heimstätte wird das Paradies sein – denn sein Inneres, und damit sein eigentliches Wesen und Mittelpunkt seiner menschlichen Gefühle und seiner Gott-Dienstbarkeit, ist edel. Da er jedoch manchmal eine Sünde und Gott-Ungehorsam begangen hat, muss er von dem dadurch entstandenen Schmutz geläutert werden. In Wahrheit muss ein gläubiger Mensch, der ins Paradies einkehren will, von jeglicher dunkler Verschmutzung frei geworden sein, denn solange dieser Schmutz vorhanden ist, kann er gar nicht ins Paradies gelangen. Wegen seines aufrichtigen Glaubens an Gott und seinem rechtschaffenen Tun und Verhalten, ist er unentwegt aufgrund seiner wachen Gott gegebenen inneren Natur (Fitra) darum bemüht, sein Inneres in einem edlen Zustand zu erhalten. Wenn er aus Zorn oder Genussstreben, bewusst oder unbewusst etwas Hässliches begangen hat, dann lehnt sein gutes Innere sich dagegen auf und vermischt sich nicht mit diesem Hässlichen.

Das Gegenteil dazu bilden Leute, die den Unglauben in ihr Inneres eingelassen haben. Hässliche Taten, Verletzung der Rechte anderer und der hohen Rechte Gottes und Seiner Heiligkeit, haben ihr Inneres zerstört. Doch eventuell schmücken einige schöne Taten ihr Äußeres. Dieser äußere Schmuck hat ihr Inneres jedoch nicht verbessert. Während der Benommenheit des Todes und der Drangsal in den letzten Augenblicken des Lebens weichen die äußeren Schleier beiseite. Das schmutzige Innere liegt blank und der Betreffende wird zu denen gesellt, die wie er sind.

In den Versen 36 und 37 der Sure Anfal (Sure 7) steht:

„... Und die Ungläubigen werden in der Hölle versammelt werden ,“ „Allah will (auf diese Weise) das Schlechte vom Guten scheiden, die Schlechten sammeln und zusammenhäufen und in die Hölle bringen. Das sind die, die (letzten Endes) den Schaden haben.“

Die Gläubigen, die sich vom Schlechten befreit haben, werden ebenso versammelt. Aber sie dürfen ins Paradies einkehren. Sie waren im Leben nicht oberflächlich. Immer wenn sie die Wahrheit erkannt haben, haben sie diese nicht mehr geleugnet und immer wenn sie rechtschaffen handeln und etwas Gutes tun konnten, haben sie es vollbracht. Wenn sie eventuell unachtsam waren und gesündigt haben, dann macht Gott dies im Diesseits durch Schwierigkeiten wett wie Krankheit oder Eigentumsverlust und ähnlichem. Durch diese Dinge fallen die Sünden vom Gläubigen ab und er wird geläutert. In zahlreichen Überlieferungen heißt es, dass jede fiebrige Erkrankung eines gläubigen Menschen eine Sühne (Kaffara) für seine Sünden ist. Durch die Sühneleistung wird der äußere Schmutz entfernt. Demgegenüber ist jeder Genuss, der einem Ungläubigen im Leben zuteilwird, nur ein Lohn für gute Taten. Der Atheist oder Polytheist tut ja nichts Gott zuliebe. Er dient Gott nicht und er weiß gar nicht, was Gottesfürchtigkeit und Annäherung an Gott überhaupt bedeuten. Seine guten Taten entspringen seinen diesseitsorientierten Absichten. Daher wird er auch gemäß solchen Absichten und Zielen belohnt. Gott gibt ihm durch Gaben wie Besitz und Position im Diesseits seinen Lohn und lässt ihn seine weltlichen Ziele erreichen.

Die Sünde, die ein Gottesdiener begeht, ist ein Fehler aufgrund von Unwissenheit. Gott legt ihm, um die Sünden von ihm zu entfernen, Schwierigkeiten auf den Weg, damit er auf diese Weise wachgerüttelt und rein wird. Das Sühnen und die Entfernung von Sündenlast bedeutet nichts anderes. Daher kann der sterbende Gläubige, weil er im Leben ein hohes Ziel verfolgte und die Pflichten gegenüber Gott zu erfüllen bestrebt war, dank der Schwierigkeiten, die er im Leben ertragen hat und der eventuellen Todesqualen , rein und geläutert zu jener hohen Heimstätte gehen.

Allen Menschen, ob glückselige oder unglückselige - verlangt es nach dem Paradies und seinen Segensgaben. Es gibt niemanden, der sich nicht eine so wunderbare Wohnstätte für die Ewigkeit wünschen würde wie das Paradies, ob er nun im Leben Gott gehorcht hat oder nicht, ob er an Ihn geglaubt hat oder Ihn und seine Lehre abgelehnt hat; ob er die Rechte der Menschen beachtete oder verletzte.

Einige sind davon überzeugt, dass sie ganz gewiss ins Paradies einkehren, obwohl sie heimlich nicht an Gott glauben. Einige werden Gläubige genannt, obwohl ihr Glauben oberflächlich ist und nicht die Stufe der Gewissheit erreicht hat. Auch sie betrachten das herrliche Paradies als ihr selbstverständliches Recht. Doch wie wir bereits sagten, taucht Satan in der Todesstunde für die Menschen auf und besonders schleicht er sich an Gläubige heran, um irgendwie ihren Glauben ins Wanken zu bringen.

Aber diejenigen die Gott lieben und aufrichtig glauben, erkennen Satan und lassen sich nicht von seinen schillernden Versprechungen in die Irre führen. Diejenigen, deren Glaube oberflächlich ist und nur auf Nachahmung beruht, ohne tief verwurzelt zu sein, gehen allerdings den Luftspiegelungen Satans auf den Leim. In dem Moment lächelt Satan ihnen zu und sagt: „Ihr seid mir schön in die Falle gegangen und ich habe euer Inneres blank gelegt und eure verborgenen Verschmutzungen offenbar gemacht. Im Vers 16, Sure Haschr (59) steht, dass Satan den Menschen auffordert: „…`Sei ungläubig!` Ist er (der Mensch) aber ungläubig, so sagt Satan: ` Ich habe nichts mit dir zu schaffen; denn ich fürchte Allah, den Herrn der Welten.`"

Unterdessen ist der Blick des Gläubigen, der Gewissheit besitzt und willensstark bleibt, auf das ewige Reich gerichtet und er gerät auf keine Weise in der Todesstunde durch die Zuflüsterungen Satans ins Schwanken. Er bleibt felsenfest. In dem Tafsir Aiyyaschi (von Muhammad ibn Mas'ud as-Sulami as-Samarqandi (al Ayyaschi) (10. Jahrhundert n. Christus) wird folgendes Hadith von Imam Sadiq (gegrüßet sei er) überliefert: „Für einen jeden der gläubigen Gottesdiener erscheint beim Abgeben der Seele, Satan von rechts und von links, damit er ihn von seiner Überzeugung und Religion abbringt, aber das lässt Gott nicht zu. Dies verspricht Gott im Vers 27 der Sure Ibrahim (14 ) den Gläubigen: „Allah stärkt die Gläubigen mit dem fest gegründeten Wort, in diesem Leben wie im künftigen;“ Mas`ud as Sulami schreibt: „Wenn Imam Sadiq (a) sagt, dass Satan sich von rechts heranmacht, bezieht es sich auf Aspekte des Glaubens und des Immateriellen und wenn er sagt, dass Satan von links heranschleicht, sind die materiellen und weltlichen Seiten gemeint.“

Satan setzt also sowohl bei dem Materiellen als auch bei dem Immateriellen an, um dem Menschen seinen Glauben zu rauben. Deshalb ist ein kluger gläubiger Mensch im Leben bemüht, seinen Glauben zu festigen. Wenn er irgendwo aus Unachtsamkeit gegen das Gebot Gottes verstoßen hat, dann kehrt er rasch reuevoll um. Wenn er jemanden verletzt hat, dann bittet er ihn schnell um Entschuldigung. Wenn er gegen das Recht eines anderen verstoßen hat, dann macht er es umgehend wieder gut, und lässt nicht zu, dass die Sünden sich anhäufen.

 Rechtschaffene bzw. schlechte Taten haben einen nachhaltigen Einfluss auf die Persönlichkeit eines Menschen. Es lässt sich sagen, dass der Mensch im Gefolge eines wiederholten Handelns zur Verkörperung seines Handelns wird. Daher verdient der Rechtschaffene das gute Eden und der Übeltäter und Sünder die üble Verdammnis.


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