Jul 19, 2022 01:39 CET
  • Moral – islamisch gesehen (36 – Vernunft - islamisch definiert)

Wir haben gesagt, dass das freie Denken in der islamkonformen Kultur einen wichtigen Platz einnimmt und der Koran uns lehrt, ohne jegliche Voreingenommenheit die Aussagen der verschiedenen Denkschulen und Ideologien zu überprüfen und die beste von ihnen zu befolgen. Dieses Mal soll es um die Wertstellung der Vernunft und des Denkens in der heilen islamischen Kultur des Propheten Mohammad (S) gehen.

 

 

                              

Gott hat die Herabsendung des Korans damit begründet, dass die Menschen ihren Verstand – diese von Gott verliehene hohe Gabe – einsetzen.

Im Vers 2 der Sure 12 (Yusuf) heißt es:

"إِنَّا أَنْزَلْنَاهُ قُرْآنًا عَرَبِیًّا لَعَلَّکُمْ تَعْقِلُونَ"

Wir haben es als einen arabisch(sprachig)en Koran hinab gesandt, auf dass ihr begreifen möget.

 

Um die belebenden und das Leben gestaltenden tieferen Inhalte des Korans zu verstehen, ist es zweifelsohne notwendig, nachzudenken. Es sind 14 Jahrhunderte seit der Offenbarung des Korans vergangen und zahlreiche Gelehrte, Wissenschaftler und Koranforscher haben dieses Himmelsbuch auf philosophischer, scholastischer und religionsrechtlicher Ebene sowie hinsichtlich seiner sozialen und mystischen und literarischen Aspekte und seiner Berichte über historische Begebenheiten und seiner Themen untersucht. Sie haben den Koran kommentiert und kostbare Werke hinterlassen. Auch in unserem Jahrhundert gehen diese Untersuchungen weiter, und dennoch enthält der Koran immer noch viel Wissen, welches noch nicht erkannt wurde und dessen Aufdeckung weiterer Untersuchungen und geistiger Anstrengungen bedarf.

 

                        

Wir sollten uns klar machen,  dass die Vernunft eine der vier Größen ist, auf die sich der Idschihad, nämlich die Ableitung von religionsrechtlichen Regeln durch einen befugten Rechtsgelehrten   stützt. Die Grundlagen für die islamische  Jurisprudenz sind der Koran, die Vorgehensweise des Propheten (Sunna) und der Konsens der islamischen Experten für Religionsrecht und eben die Vernunft. Dies zeugt von der hohen Einstufung der Ratio im Islam. Der Islam ist eine Religion, die den logischen Verstand betont.

Im Koran werden sogar diejenigen, die nicht näher über den Inhalt seiner Verse nachdenken, getadelt. Es heißt in der Sure 47 (Muhammad) im Vers 24:

 

"أَفَلَا یَتَدَبَّرُونَ الْقُرْآنَ أَمْ عَلَىٰ قُلُوبٍ أَقْفَالُهَا" :

 

 

Denken sie denn nicht sorgfältig über den Koran nach? Oder sind an ihren Herzen (und ihrem Verstand) Verriegelungen angebracht?

 

Der Koran ist als also ein Buch für Rationalität und Nachdenken und erwartet von seinen wahren Anhängern, dass sie  im Lichte der Vernunft die Wahrheit von der Lüge , und den geraden Weg der Rechtleitung von dem Irrweg unterscheiden und immer aufgrund von Weitsicht, Erkenntnis und Klarheit handeln.

 

 

Imam Baqir (F), der die islamische Kultur wiederbelebt hat, sagt:

“Als Gott den Verstand erschuf, sprach er:

Ich schwöre bei Meiner Macht und Herrlichkeit, dass ich nichts besseres und höheres als dich erschaffen habe und  aufgrund deiner gebiete und verbiete und aufgrund deiner (meine Diener) belohne und bestrafe.”

(Kafi 1/26/26)

Einmal fragte der Prophet einige, die eine Person gelobt hatten: “Wie ist es um sein Aql - seine Vernunft - bestellt?” Sie wunderten sich:  „O Prophet Gottes, wir sprechen von seinen gottesdienstlichen Bemühungen und von seinen guten und wohlgefälligen Werken und ihr fragt nach seinem Verstand?”

Der Prophet sagte: ”Wahrlich: ein unvernünftiger Mensch begeht mit seiner Unvernunft hässlicheres als  ein schlechter Mensch. (Wisset) am morgigen Jüngsten Tag werden die Menschen entsprechend  ihrer Vernunft bei Gott eingestuft und  der Stufe der Nähe zu ihrem Herrn näher kommen.“  (Madschma al Bayan 10/478)

 

              

Ein sehr wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang die besondere Definition der Vernunft  in der Islamischen Kultur.

Insgesamt gesehen besitzen alle Menschen einen Verstand  und von da aus gesehen sind sie gleich. Aber im Islam liegt eine besondere Definition für den Verstand und die Vernunft vor. Die Art von Vernunft, wie sie der Islam definiert,  kommt über den allgemeinen Verstand der Menschen zu stehen. Als Imam Sadiq (F) gefragt wurde, was Vernunft denn sei, sagte er:

Aql -die Vernunft - ist etwas, dank dessen Licht Gott der Allbarmherzige angebetet und Ihm gedient und (infolgedessen) das  Paradies Gottes erreicht wird. “

Kafi 1/11/3

 

Daraus folgt, dass ein Verstand, der den Menschen von der edlen Aura des Gott-Dienens fernhält, aus der Sicht des Islams, keinen sonderlichen Wert hat.

Als ein Überlieferer Imam Sadiq (F) fragte, was denn der schlaue Muawiya, einer der entschiedenen Feinde der Makellosen Imame,  an Aql im Sinne der islamischen Definition von Vernunft - besessen hatte, antwortete der Imam:

„Das war Heimtücke, Diabolismus. Es ähnelte dem Aql, war aber kein “Aql.”

(Siehe gleiche Quelle)

                          

Wenn der gesunde Verstand vom Glauben geprägt wird, dann resultieren aus ihm die edlen Eigenschaften von angehenden Paradiesbewohnern.

 

Der geehrte Prophet des Islams (S) , der selber das beste Vorbild für die islamische Ethik ist, sagt hierzu:

 

Zu den Zeichen für einen vernünftigen Menschen gehört:

 dass er gegenüber dem  ignoranten Verhalten der Unwissenden Langmut zeigt;

dass er dem verzeiht, der ihm Unrecht angetan hat;

 dass er gegenüber denen, die ihm unterstellt sind, bescheiden ist;

dass er denen, die über ihm stehen, in den guten Werken vorauseilt;

 dass er - immer wenn er etwas sagen möchte, erst nachdenkt und es ausspricht, falls  es nützlich ist, und schweigt, falls  es nicht gut ist, damit er vor dem Schaden sicher ist, den es bringen würde;

 dass er - immer wenn er Intrigen und Unheil begegnet - bei Gott vor deren Übel Zuflucht sucht –

 und seine Hände und seine Zunge im Zaum hält

 und immer wenn er einem Segen begegnet,  ihn zu schätzen weiß;

dass Anstand in seinem Verhalten zum  Ausdruck kommt

 und keine Gier bei ihm festzustellen ist.”

Schließlich fügte der Prophet noch hinzu: „Dies sind zehn wertvolle Eigenschaften, welche einen vernünftigen Menschen zieren.“

 (Tuhaf-al Uqul -28)

              

Ein Verstand, den keine solchen hohen und richtungweisenden Moralwerte zieren, gerät unter den Einfluss von  ichbezogenen Wünschen und der Verführungen Satans. Er lässt sich zum Streben nach Macht, der Weltenliebe und der Geldsucht verleiten und – was am schlimmsten ist -  den Menschen Gott vergessen. 

 

 

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