Aug 30, 2022 06:54 CET
  • Moral – islamisch gesehen (42 -   Wirtschaftsethik 4)   

In diesem Teil unserer Sendereihe geht es darum, dass die islamischen Regenten die Prinzipien der Wirtschaftsethik einhalten müssen.

 

                 

 Wie wir bereits dargestellt haben,  nimmt die Gerechtigkeit im islamischen Wirtschaftssystem einen besonderen Platz ein. Bei der Herstellung von Gerechtigkeit in der Wirtschaft können die Regierenden, ihr Lebensstil und ihre Verwaltungsmethodik eine bedeutende Rolle übernehmen.  

 

Der Prophet des Islams (Gottes Segensgruß gelte ihm und Friede seinem Hause) ist eines der besten Vorbilder. In dem Vers 21 der Sure 33 ( Ahzab) wird er denen, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben, als Vorbild vorgestellt. Es heißt dort

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Ihr habt ja im Gesandten Allahs ein schönes Vorbild, (und zwar) für einen jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und Allahs viel gedenkt.

 

                    

Imam Ali (Friede sei ihm), der mit der Lehre  des Propheten aufgewachsen ist,  betont die Befolgung des Propheten in einer Ansprache (160. Predigt Nahdschul-Balagha) und sagt:

Allah ist derjenige am liebsten, der Seinem Propheten folgt und in seine Fußstapfen tritt.

  

 

 

Dann spricht der Imam über den Lebensstil des Propheten Gottes, der das Sinnbild für Gerechtigkeitsliebe in der islamischen Glaubensgemeinde ist und war, und sagt:

Er aß gewöhnlich auf dem (blanken) Boden und saß in Gesellschaft der Sklaven. Er flickte seine Sandale mit eigenen Händen und besserte seine Kleidung mit seiner Hand aus. Er ritt auf einem ungesattelten Esel und ließ noch jemanden hinter sich aufsitzen. An der Tür seines Hauses war einmal ein Vorhang mit Bildern darauf, und er sagte zu einer seiner Frauen: „Nimm es fort von mir, denn wenn ich darauf schaue, denke ich an das Diesseits und seinen Schmuck.“ Er wandte sich von dem Diesseits mit seinem Herzen ab und ließ die Erinnerung daran in seiner Seele sterben. Er liebte es, wenn schöne Stoffe vor seinen Augen verborgen waren, damit er keine stolze Kleidung davon erhalte, damit er das Diesseits  nicht als ständige Bleibe betrachte, noch dass er sich (ewigen) Aufenthalt darin erhoffte. Er legte nicht Stein auf Stein (um ein Haus zu bauen), bis er seinen Weg ging und dem Ruf seines Herrn folgte.

Schließlich fügt Imam Ali (F)noch in Bezug auf den Propheten hinzu:

 

 Wie gewaltig ist doch die Güte Allahs uns gegenüber, da Er uns mit ihm als Vorfahren beschenkte, dem wir folgen und als ein Anführer, auf dessen Spuren wir wandeln.

 

                       

Nun taucht die Frage auf, ob diejenigen, die das Kalifat – die Statthalterschaft – des Propheten (F)für sich beansprucht haben,  überhaupt den Weg gegangen sind, den der Prophet (F) für die Herstellung von Gerechtigkeit und  die Beseitigung von Diskriminierung und der Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten  begründet hat. Dies ist besonders im Fall der eigenwilligen Ummayaden und Abbasidenherrscher fraglich.

Hierzu ist zu sagen, dass nach dem Verscheiden des Propheten (S) die Muslime ihr Reich stark ausdehnten und ihren Regenten bei der Eroberung zahlreiche Güter zufielen. Dies machte sie den weltlichen Freuden zugetan und unter den Muslimen verblasste der Geist der Gerechtigkeit immer mehr, und nicht nur das: an seiner Stelle trat die Kultur eines aristokratischen Lebens, die Liebe zum Luxus und Anhäufung von Reichtum, Bestechlichkeit, Ausbeutung und Unrecht. Wir machen auf einige erschütternde Zahlen aufmerksam, die in zuverlässigen historischen Quellen stehen.

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Uthman, der dritte Kalif war der erste, der in Bezug auf die Gerechtigkeit nicht mehr dem Vorbild des   Propheten folgte und von dessen Weg abgeriet. Er beschenkte über alle Maßen seine Verwandten und die Leute, die ihm nahestanden, und spendete ihnen aus dem Bait-ul-Mal – dem Volksvermögensschatz -  obwohl unter dem Volke große Armut und Entbehrung herrschten.  Dem Talha, einem Gefährten des Propheten (S), schenkte er dreihundert Kamelladungen mit Gold und 200 Tausend Dinare. 

Ein anderer Gefährte des Propheten, namens Zubair, erhielt von Uthman 11 Häuser in Medina, und zwei Häuser in Basra (Irak) und ein Haus in Kufa (Irak)sowie ein Haus in Ägypten, und gemäß einigen Mitteilungen  umfasste sein Vermögen 59 Millionen und 800 Tausend Golddinare. Unterdessen wurden in den Viehställen des Abdu Rahman Auf tausend Pferde und tausend Kamele sowie zehntausend Schafe gehalten.

Zayd Ibn Thabit hinterließ soviel Gold und Silber nach seinem Tod, dass seine Erben gezwungen waren, es mit dem Beil zu zerkleinern, um es unter sich aufteilen  zu können. Außerdem waren seine  Gebäude und Felder  100 tausend Dinar wert. Uthman hat zudem dem Ummayaden Marwan die bei der Eroberung von Afrika gewonnenen Güter  zusätzlich 150 Tausend Dirham sowie das Gebiet Fadak überlassen, welches in Wirklichkeit der Tochter des Propheten gehörte. Und dem Harith, dem Bruder von Marwan schenkte Uthman 300 Tausend Dirham.  

Wer war das Vorbild Uthmans gewesen? Etwa der geehrte Prophet (S) oder Imam Ali (F)? Auf keinen Fall!

  Als Imam Ali von seinem  Bruder Aqil  gebeten wurde, dass er ihm aus der Volksvermögenskasse der Muslime etwas zukommen lässt, nahm Imam Ali einen erhitzten Eisenstab und hielt ihn in die Nähe der Hand von Aqil. Als dieser wegen der Hitze, die von diesem Stab ausging, aufschrie, sagte Imam Ali: „Ein wenig vorübergehendes Feuer im Leben setzt dir zu! Aber du möchtest mich in  das ewige Höllenfeuer befördern!“

Oder als eine seiner Töchter sich aus dem  Volksvermögensschatz ein Halsband ausgeliehen hatte, sagte Imam Ali zu ihr, dass wenn sie es für sich weggenommen hätte anstatt es nur auszuleihen, ihr dieselbe Strafe gedroht hätte wie jedem anderen  Dieb.  

                     

Nicht nur zur Zeit des dritten Kalifen Uthman kam es zu einer Ausbeutung des Volksvermögensschatzes sondern erst recht in der Zeit des Umayyaden Muawiya. Er war kein Kalif mehr sondern ein Sultan. Muawiya vernichtete die islamische Brüderlichkeit, praktizierte  Diskriminierungen und vertiefte die Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten. Den aufrichtigen Prophetengefährten Abu Dharr, der gegen seine Vermögensanhäufung und Ungerechtigkeit protestierte, verbannte er  in eine einsame Wüstengegend, wo dieser starb. Die Nachfolger Muawiyas betrieben dieselbe ungerechte Politik und die Abbasiden, die den Umayyaden folgten, waren auch nicht besser und bereicherten sich aus dem Volksvermögensschatz für ihr luxuriöses Leben und für den Bau von Palästen und  für Gelder an ihre Verwandten und ihre Günstlinge. Auf diese Weise trugen sie die Gerechtigkeit in der Wirtschaftswelt zu Grabe.  

 

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