Oct 08, 2022 09:16 CET
  • Moral – islamisch gesehen  (47- politische Ethik)

Politische Unabhängigkeit ist ein wichtiger Punkt in der politischen Ethik des Islams. Die islamische Kultur des Ein-Gott-Glaubens lehnt es ab, dass die Muslime die Vorherrschaft von Fremden akzeptieren.

     

 

Die Unterschiede und Gegensätze zwischen den Standpunkten der islamischen politischen Staatsform und denen der hegemonialen unterdrückerischen Mächte, welche alle Nationen und Regierungen etwas vorschreiben wollen, sind groß. Deshalb verbietet der Islam die Einwilligung in die Vorherrschaft solcher Mächte und haucht der islamischen Weltgemeinde die Forderung nach politischer Unabhängigkeit ein. Dieser Ansporn zur Unabhängigkeit geht es dem Himmelsbuch Koran hervor. Dort heißt es im Vers 141 der Sure 4 (Nisa):

                 

وَلَنْ یَجْعَلَ اللَّهُ لِلْکَافِرِینَ عَلَى الْمُؤْمِنِینَ سَبِیلًا"

... Und Allah wird den Ungläubigen keine Möglichkeit geben(,) gegen die Gläubigen (vorzugehen ).

 

Es widerspricht also immer der Tauhid-Moral, die ja auf dem Glauben an den Einen Gott aufbaut, wenn Muslime eine Fremdherrschaft akzeptieren. Von daher wird deutlich, welcher Natur jene nur scheinbar islamischen Regierungen in Wahrheit sind, die im Gegensatz zu dem göttlichen Willen,  sich dem weltlichen Lager des Unglaubens unterordnen. Solche Regierungen haben in Wahrheit nicht begriffen, was der Glauben an den Einen Gott bedeutet. Um ihre Machtposition zu festigen und ihre Interessen zu schützen, schütteln sie herzlich den Potentaten der USA und Europas und den Anführern des internationalen Zionismus die Hand. Und nicht nur das: Sie kaufen mit den Erdöldollars bei den fremden Staaten moderne Militärausrüstung um damit freiheitssuchende Völker wie das von Jemen, Syrien, Libanon, Bahrain und Irak zu bekämpfen, wobei sie keinerlei Verbrechen scheuen.  

                                    

Um Sie noch mehr mit der Ausgangsbasis für das Unabhängigkeitsstreben vertraut zu machen, führen wir Worte Imam Alis (Friede sei mit ihm) an. Imam Ali, der erfüllt war mit den edlen Gedanken des Tauhids, hat gesagt:

Fürwahr hat Gott der Höchsterhabene, Mohammad (Allah Segensgruß gelte ihm und Friede seinem Hause) zu Recht ausgesandt, damit er Seine Diener  aus der Dienstbarkeit (gegenüber unterdrückerischen Mächten) herausholt und zur Dienstbarkeit (gegenüber dem Einen Gott) führt und aus (ungerechten) Bündnissen befreit und sie (gerechte) göttliche Bündnisse eingehen lässt und von der Einwilligung in (blinde und aufgezwungene) Fügsamkeit (gegenüber Mächten) abbringt und  sie (weise und durch Aufklärung) zur Fügsamkeit gegenüber Gott einlädt, und sie von der Freundschaft und (Einwilligung in die) Führung (von eigenwilligen Regenten) abhält und unter die Leitung und Führung und Schirmherrschaft  Gottes (des Gnädigen und Weisen) stellt.  (Kafi /386/8)

Die Forderung nach Unabhängigkeit ist also tief in der politischen Ethik des Islams verwurzelt und fest in der Weltanschauung, die auf dem Glauben an den Einen Gott aufbaut, verankert, und dieser Wunsch nach Unabhängigkeit darf nicht im geringsten in Mitleidenschaft gezogen werden. Natürlich bedeutet politische Unabhängigkeit nicht, dass die Muslime ihre politischen Beziehungen zu anderen Ländern und den Staaten der Welt und ihre internationalen Beziehungen einstellen. Vielmehr ist damit gemeint, dass bei der Herstellung von Beziehungen und dem Abschluss von  Verträgen,  die Unabhängigkeit und Souveränität der Islamischen Welt auf allen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Ebenen bewahrt wird. Den unersättlichen Weltmächten darf niemals  die Gelegenheit gegeben werden, dass sie ihre Herrschaft den islamischen Nationen aufzwingen. Gott verleiht Ehre und Macht und er hat – um zu verhindern, dass die Islamische Weltgemeinde ihre Unabhängigkeit aufgibt, in der Sure 60 (Mumtahana) im Vers 1 wie folgt gesprochen:

 

 "بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَٰنِ الرَّحِیمِ یَا أَیُّهَا الَّذِینَ آمَنُوا لَا تَتَّخِذُوا عَدُوِّی وَعَدُوَّکُمْ أَوْلِیَاءَ تُلْقُونَ إِلَیْهِمْ بِالْمَوَدَّةِ وَقَدْ کَفَرُوا بِمَا جَاءَکُمْ مِنَ الْحَقِّ یُخْرِجُونَ الرَّسُولَ وَإِیَّاکُمْ ۙ أَنْ تُؤْمِنُوا بِاللَّهِ رَبِّکُمْ إِنْ کُنْتُمْ خَرَجْتُمْ جِهَادًا فِی سَبِیلِی وَابْتِغَاءَ مَرْضَاتِی ۚ تُسِرُّونَ إِلَیْهِمْ بِالْمَوَدَّةِ وَأَنَا أَعْلَمُ بِمَا أَخْفَیْتُمْ وَمَا أَعْلَنْتُمْ ۚ وَمَنْ یَفْعَلْهُ مِنْکُمْ فَقَدْ ضَلَّ سَوَاءَ السَّبِیلِ" :

Im Namen Gottes des Allbarmherzigen des Gütigen:

O die ihr glaubt, nehmt nicht Meine Feinde und eure Feinde zu Schutzherren, indem ihr ihnen Zuneigung entgegenbringt, wo sie doch das verleugnen, was von der Wahrheit zu euch gekommen ist, und den Gesandten und euch selbst vertreiben, weil ihr an Allah, euren Herrn, glaubt. (Nehmt sie nicht zu Schutzherren), wenn ihr wirklich ausgezogen seid zum Abmühen auf Meinem Weg und im Trachten nach Meiner Zufriedenheit. (Tut das nicht, indem) ihr ihnen heimlich Zuneigung zeigt, wo Ich doch besser weiß, was ihr verbergt und was ihr offenlegt. Und wer von euch das tut, der ist fürwahr vom rechten Weg abgeirrt.

                                 

Für oberflächliche Leute mag trotz alle dieser klaren Hinweise und Transparenz in Gottes Worten die Frage auftauchen: was kann denn passieren, wenn wir die Vorherrschaft von Fremden akzeptieren?

 

Dem Vers 2 der Sure  60 lässt sich die Antwort entnehmen, nämlich:

"إِنْ یَثْقَفُوکُمْ یَکُونُوا لَکُمْ أَعْدَاءً وَیَبْسُطُوا إِلَیْکُمْ أَیْدِیَهُمْ وَأَلْسِنَتَهُمْ بِالسُّوءِ وَوَدُّوا لَوْ تَکْفُرُونَ"

 

Wenn sie auf euch treffen, sind sie euch feind und strecken gegen euch ihre Hände und ihre Zungen zum Bösen aus. Sie möchten gern, ihr würdet ungläubig.

 

Die politische Unabhängigkeit wird also sowohl vom gesunden Menschenverstand als auch von der Religion untermauert und sie kann der Islamischen Welt bei ihrer Erstarkung helfen, so dass sie im internationalen Austausch niemals Schwäche oder Minderwertigkeit verspürt, sondern immer aus einer starken Position heraus dem Feind gegenübertreten kann. Hierzu inspiriert wieder das göttliche Wort und zwar steht in der Sure 3 Al-i Imran, Vers 139 folgende Verheißung:

Und werdet (angesichts der Machtdemonstrationen des Feindes) nicht schwach noch seid traurig, wo ihr doch (zweifelsohne) die Oberhand haben werdet, wenn ihr(an euren Grundsätzen und Überzeugungen festhaltet und)  gläubig seid

              

Zu den wichtigen Faktoren, welche den Wunsch und das Streben nach Unabhängigkeit schwächen können, gehört  die Angst vor diabolischen Mächten, d.h. dass sich die Muslime von den Machtdemonstrationen der unterdrückerischen Potentaten einschüchtern lässt. Diese versuchen ja unentwegt  mit politischen Mitteln oder auf wirtschaftlichen, kulturellen oder militärischen Wegen den schwachen Nationen und Regierungen auf der Welt ihre Vorherrschaft aufzuzwingen. 

 

Um gegen das falsche Bild von der Macht dieser Zentren vorzugehen, hat Gott im Koran diese Zentren mit dem Netz der Spinne verglichen. Denn es heißt im Vers 41 der Sure 29 (Sure Ankabut – die Spinne):

: "مَثَلُ الَّذِینَ اتَّخَذُوا مِنْ دُونِ اللَّهِ أَوْلِیَاءَ کَمَثَلِ الْعَنْکَبُوتِ اتَّخَذَتْ بَیْتًا ۖ وَإِنَّ أَوْهَنَ الْبُیُوتِ لَبَیْتُ الْعَنْکَبُوتِ ۖ لَوْ کَانُوا یَعْلَمُونَ"

Das Gleichnis derjenigen, die sich anstatt Allahs Schutzherren nehmen, ist das der Spinne, die sich ein Haus genommen hat; das schwächste Haus ist fürwahr das Haus der Spinne, wenn sie (es) nur wüssten!

 

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