Oct 12, 2022 06:12 CET

Hörerpostsendung am 09. Oktober 2022 Bismillaher rahmaner rahim - Was bis vor einiger Zeit Normalität war, ist jetzt Rarität liebe Hörerfreunde - wir meinen die regelmäßigen Hörerpostsendungen. Außer mangelnder Post kommen noch personelle Engpässe dazu oder kurzfristige krankheitsbedingte Ausfälle, wie am letzten Sonntag. Wir bitten um Ihr Verständnis für diese Situationen, die durchaus vorkommen können.

Im September hatten wir schon einen traurigen Rekord, nämlich nur 2 Hörerpostsendungen, hoffentlich wird sich das im Oktober nicht wiederholen.

Das gab es wohl auch das erste Mal in der Geschichte dieser Sendereihe, bis auf die Zeit als wir gar keine Hörerpostsendungen hatten, weil es keine Kurzwellenausstrahlung gab. Damals gab‘s auch noch kein Internet und wir haben die Brieftauben an unsere Hörerfreunde versandt, die ein wenig den Ausfall der Sendungen ausgleichen und den Kontakt mit unseren Hörerfreunden nicht abreißen lassen sollten.

Ja, so ändert sich alles einmal. Jetzt haben wir wieder keine Kurzwellenausstrahlungen mehr, aber dafür gibt es ja das Internet und wer es nutzen möchte, für den sollte es kein allzu großes Problem sein im digitalen Zeitalter, mit dem sich ja so Vieles schon geändert hat und noch ändern wird.

Deshalb sagen wir allen, die an Informationen aus der Islamischen Republik Iran interessiert sind:

Wichtig sind die Informationen und nicht das Medium, mit dem sie übertragen werden.

 

Seit einiger Zeit kommen bei uns Zuschriften ja nur per Mail herein, und der Briefträger macht keinen Abstecher mehr in unsere Redaktion, auch in unserem Berliner Büro herrscht Flaute, aber wie gesagt ist der E-Mail-Verkehr noch aktiv. Und bei diesen Zuschriften bewähren sich immer wieder die treuen langjährigen Hörerfreunde. Nach der Wiederholung der vorletzten Hörerpostsendung am vergangenen Sonntag machte sich Volker Willschrey in Dillingen gleich an die Tasten seines Computers:

„Liebe Freunde in Teheran,hoffe, es geht Ihnen allen gut. Heute mal eine Email ohne Empfangsberichte, die folgen nächste Woche, wenn wieder fünf zusammengekommen sind. Aber so lange möchte ich Sie nicht mit Zeilen von mir warten lassen, denn es wäre doch schade, wenn noch weniger Zuschriften bei Ihnen eintreffen würden. Die Beziehungen zwischen uns Hörern und IRIB sind doch viel zu wichtig, um irgendwann in Vergessenheit zu geraten.“

Das sind nette Zeilen, für die wir unserem Saarländer Hörerfreund herzlich danken.

Weiter ging es in Herrn Willschreys Mail dann so:„Habe heute auch eine Frage. Ich habe ja in meinem Reisebericht Iran aus dem Jahr 1977 über einen Besuch der Ausstellung der iranischen Kronjuwelen berichtet. Besteht diese Möglichkeit für Besucher weiter noch und wird sie oft genutzt? Vielleicht könnten Sie mal von den unermesslichen Schönheiten der Juwelierkunst berichten. Wäre bestimmt auch für die anderen Hörer interessant.Liebe Grüße, auch von Marise und Nadine an alleVolker Willschrey“

 

Vielen Dank Herr Willschrey und beste Grüße zurück!

Zu Ihrer Frage ist zu sagen, dass es das  besagte Museum noch gibt und es auch weiterhin für Besucher geöffnet hat. In den letzten beiden Corona-Jahren gab es jedoch auch zeitweise Schließungen, aber das Museum ist inzwischen wieder geöffnet, jedoch sind ausländische Touristen noch gering vertreten.

In einem Internetforum zu diesem Museum gab es 2020 nur noch zwei deutsche Bewertungen nach einem Museumsbesuch. Insgesamt scheiden sich beim Nationalen Juwelenmuseum Irans bezüglich seiner Exponate die Geister – wenn man die Bewertungen durch Besucher des Museums aus den letzten Jahren liest. Allerdings überwiegt die Begeisterung für die angesammelten Schätze aus der Zeit der letzten Herrscher-Dynastien Irans, jedoch gibt es auch kritische Stimmen, die von diesem Prunk der einstigen Herrscher nicht begeistert sind, und die große Differenz dieser Schätze zum Volk zur Sprache bringen. Diese große Differenz wollte man ja auch mit der Islamischen Revolution beseitigen.

Mit den Herrscherhäusern ist es ja ähnlich wie mit den Kurzwellenausstrahlungen, sie werden immer weniger und passen eigentlich nicht mehr so richtig in die heutige Zeit.

Aber wieder zurück zum Nationalen Juwelenmuseum in Teheran, von dem viele überzeugt sind, dass man es gesehen haben muss, wenn man schon mal in Teheran ist.

Wir haben mal eine Bewertung einer deutschen Besucherin von Oktober 2019 herausgenommen, die die Situation in einem Internetforum schilderte.

Hier nun die Schilderung einer Besucherin:„Eines der meistbesuchten Museen Teherans öffnet nur vier Tage die Woche für je zweieinhalb Stunden - grandiose Idee!Wir kamen 14:15 Uhr an, das Museum öffnet um 14 Uhr, da standen bereits 150 Personen an, nach uns trafen noch zwei Reisebusse voller Touristen ein und mehrere Gruppen wurden, wie wir später sahen, an all den Wartenden vorbei eingelassen. Es dauerte knapp zwei Stunden, bis wir endlich durch drei Sicherheitschecks durch waren, dazwischen hieß es Schlangestehen und warten. Jegliche Taschen sind abzugeben, das Fotografieren ist streng verboten.Jede Gruppe wird von einem Guide von Vitrine zu Vitrine gehetzt wo sie einige Infos erhält. Da wir ohne Gruppe da waren, kauften wir für 40ct einen Katalog, der sehr hilfreich war, wenn wir es denn mal schafften, an eine Vitrine zu kommen. Die Guides haben uns sehr konsequent beiseite geschoben, weil ihre Gruppen Vorrang hätten.

Tipp: Unbedingt sehr früh da sein, mindestens halb zwei, besser um eins.Das Museum ist sehr, sehr sehenswert! Es ist toll. Aber das Prozedere ist schlecht.“

 Aus dieser Besucherbeschreibung gehen schon die wesentlichsten positiven und negativ Seiten eines Besuchs dieses Museums hervor.  Dazu gehören die oft langen Wartezeiten und die fehlende Beschriftung der Objekte. Da die Besucher auch nicht Fotografieren dürfen und beim Einlass alle persönlichen Sachen abgeben müssen, ist es sinnvoll, die am Eingang angebotenen Kataloge zu kaufen, die in verschiedenen Sprachen vorliegen, auch in Deutsch. Damit kann man nach dem Besuch auch immer wieder die Objekte betrachten.

Zu beachten ist, wie schon gesagt, auch, dass das Museum nur an 4 Tagen in der Woche  - genauer von Samstags bis Mittwochs von 14 -17 Uhr geöffnet hat. Einige Besucher beschwerten sich, dass sie das Museum nur schwer finden konnten. Wer es einmal weiß, der wird es sicher leicht wieder finden, es befindet sich im Kellergeschoss der iranischen Nationalbank, und die liegt gegenüber der Deutschen Botschaft in Teheran in der Ferdowsi-Straße.

Jedoch ist dieser Aufenthaltsort der iranischen Juwelen auch nur noch eine Frage der Zeit, denn ein neues, modernes und großräumigeres Museum befindet sich im Bau. Durch dieses werden die von einigen Besuchern genannten Mängel dann ganz bestimmt auch beseitigt.

 

Es waren übrigens die Safawiden, die mit dem Sammeln von kostbaren Edelsteinen und Juwelen begannen. Die Safawiden herrschten rund 220 Jahre in Iran und große Teile der heutigen Nachbarländer Irans wie Afghanistan, Irak, Pakistan und die Länder Aserbaidschan und Armenien gehörten in der Zeit von 1500 bis 1722 zu ihrem Staatsgebiet. In diesen Jahren schickten die Regenten Experten zu den Märkten Indiens, der Osmanen sowie in europäische Länder wie Italien und Frankreich, um Juwelen und andere Kostbarkeiten zu kaufen und in die damalige Hauptstadt Isfahan zu bringen. Diese edlen Kostbarkeiten die die Safawiden und die früheren und nachfolgenden Herrscherdynastien Irans angesammelt haben, haben eine bewegte Geschichte von Erbeutungen, Raub und Plünderungen über Veräußerungen und Wiedereroberungen und sie könnten bestimmt sehr viele spannende Geschichten aus ihrem Leben erzählen, wenn ihnen dies möglich wäre.

Vor den Safawiden gab es natürlich auch schon Juwelen bei den iranischen Herrschern, und vor allem auch wertvolle Goldschmiedearbeiten. Die  Jahrhunderte und Jahrtausende alten Kunstwerke iranischer Goldschmiede und Juweliere haben weltweite Berühmtheit erlangt.

Wir machen jetzt aber erst einmal unsere musikalische Pause mit dem Lied Bahara, das von Salar Aghili gesungen wird. Danach machen wir mit einem ganz anderen Thema weiter.

Obwohl wir noch eine weitere Mail von Herrn Willschrey haben, die auch mit einem neuen Reisebericht bestückt ist, und obwohl auch schon 5 weitere Empfangsberichte von ihm eingegangen sind, wollen wir aber zunächst aus aktuellem Anlaß auf die Mail unsrer einzigen und treuen Hörerfreundin Martina Pohl eingehen, die sich mit den bedauerlichen aktuellen Zuständen in unserem Land – den Protesten - beschäftigt. Die Mail von Frau Pohl lautet folgendermaßen:

„Liebe Redaktion von IRIB,zur Zeit ist man besorgt über die Gewalt der Sicherheitskräfte im Iran. Die anhaltenden Ausschreitungen in mehreren Städten führten zu sehr vielen Toten auf Seiten der Zivilisten, aber auch der Sicherheitskräfte. Vorausgegangen war der Tod der während ihrer Inhaftierung gestorbenen Mahsa Amini. Angeblich hatte sie in der Öffentlichkeit ihren Hidschab nicht korrekt getragen und somit gegen die Kleiderordnung verstoßen. Was genau mit der jungen Frau nach ihrer Inhaftierung geschah, steht noch nicht fest. Sie fiel ins Koma und starb im Krankenhaus, scheinbar wegen eines Herzfehlers. Sie müssen verstehen, dass so ein Vorfall im Ausland nicht unberührt und unkommentiert bleibt. Ich möchte nicht die islamischen Bekleidungsvorschriften kritisieren und allen Frauen im Iran die westliche Kleidung aufzwingen. Aber warum lässt man den Frauen, die ihre Kleidung etwas lockerer handhaben wollen, nicht den Freiraum? Viele Frauen kämpfen für mehr Rechte und kritisieren die festgelegten Regeln.Ich glaube, es ist schon wieder drei Jahre her, als eine 29-jährige versuchte, ins Fußballstadion zu gelangen. Sie wollte ihren Teheraner Fußballverein vor Ort erleben, dafür verkleidete sie sich als Mann. Sie flog auf und wurde verhaftet wegen Beamtenbeleidigung und Verletzung der moralischen Ordnung. Bis zur Anklage kam sie frei. Eine Verurteilung hätte bis zu 6 Monate bedeuten können. Sie starb, weil sie sich selbst anzündete. Ihr Tod schockierte nicht nur die Frauen.Lasst doch die Frauen, welche ins Stadion wollen, hinein. Ich kann zum Glück in ein Stadion gehen, wenn ich will. Ebenso gibt es auch viele Männer, welche sich überhaupt nicht für Fußball interessieren und niemals ein Spiel besuchen. Was ich damit sagen will, lasst doch jede oder jeden seine Entscheidung selbst treffen.“

weiter geht die Mail von Frau Pohl so:

„Auch hier bei uns dauert es, bis mal alte Zöpfe abgeschnitten werden. Bei uns gibt es in der Nähe den Weingartener Blutritt (sprich: Blut–Ritt), der einmal im Jahr stattfindet. Dieser wurde 1592 erstmals schriftlich erwähnt. Es ist eine Reiterprozession mit Segnung der Felder und Wiesen. Bisher nahmen ausschließlich Männer mit ihren Pferden daran teil. Frauen durften jahrhundertelang nicht mitreiten. Erst in diesem Jahr war es soweit, dass auch Frauen zugelassen wurden. Auch wir müssen noch an uns arbeiten.Viele Grüße Martina“

 

Vielen Dank Frau Pohl für Ihre Mail. Sie haben ein sehr schwieriges und trauriges Thema angesprochen, das von den verschiedenen Seiten sehr unterschiedlich bewertet wird. Sicher haben Sie dazu auch schon die Nachrichten auf unserer Internetseite verfolgt.

Hier in Iran haben wir eine islamische Staatsordnung, die viele sogenannte „Freiheiten für Frauen“ anders bewertet. Dazu gab es auch schon viele Sendungen und Beiträge auf unserer Internetseite. Grundsätzlich hat die Frau im islamischen Iran eine hohe Stellung, diese entspricht aber nicht unbedingt den Wertvorstellungen in der westlichen Welt und es werden ganz andere Prioritäten gesetzt. Der iranische Außenminister hat bezüglich der Bedeutung der Frauen in der islamischen Gesellschaft Irans vor ein paar Tagen gesagt, dass „die iranischen Frauen in den verschiedenen akademischen, wissenschaftlichen, medizinischen, pädagogischen, administrativen und technologischen Sektoren des Landes „eine sehr einflussreiche Rolle“ spielen.

Natürlich unterstützen nicht alle Menschen in Iran diese Vorstellungen, deshalb wäre es sicherlich besser, wenn man in dieser Beziehung einige Richtlinien den heutigen Forderungen der Menschen anpassen würde, denn Gewalt ist auch keine Lösung.

Im Zusammenhang mit der aktuellen Situation hat sich auch unser Freund Stephan Lipsius aus Kassel wieder einmal bei uns gemeldet:

„Sehr geehrte Redaktion, liebe Freunde,

gerne sende ich Ihnen heute einige Zeilen, zumal Ihre geschätzte Hörerpostsendung aufgrund mitunter zu geringer Beteiligung in der zurückliegenden Zeit nicht an jedem Sonntag produziert, ausgestrahlt und danach auf Ihre Webseite ParsToday eingestellt werden konnte. Zunächst möchte ich Ihren Eingangsworten zu der Briefkastensendung vom 18.09.2022 zustimmen, mit denen Sie sehr zutreffend die unterschiedlichen Sichtweisen auf globale und regionale Ereignisse beschreiben, die wiederum u.a. durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Religionen und Kulturkreisen bedingt sind.

Zudem ist es richtig, dass die westliche Welt gerne Ihre Sicht der Dinge als universell und damit für allgemein und allein gültig erklärt. Dies betrifft vermutlich auch die Frage der derzeitigen Proteste im Iran, über die bei Ihnen in Ihren Sendungen bzw. auf Ihrer stets sehr informativen Webseite anders berichtet wird als bei uns in den bundesdeutschen Medien. Ich hoffe sehr, dass die entstandenen Probleme im Iran friedlich gelöst werden können, zumal in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten im Iran gesellschaftlich viele Veränderungen stattgefunden haben, die der Westen oft nicht oder nur ansatzweise wahrgenommen hat. Für heute verbleibe ich daher mit allen guten Wünschen sowie

mit herzlichen Grüßen aus Kassel, Stephan Lipsius

Wir freuen uns, dass Herr Lipsius die Situation gut versteht und dies in seiner Mail auch zum Ausdruck gebracht hat. Nicht alles ist so, wie es von der westlichen Seite aus gesehen und dargestellt wird.

Wir stehen auch ganz auf Herrn Lipsius Seite bei der Hoffnung auf eine friedliche Lösung, denn wenn die protestierende Seite Gewalt anwendet, wird auch von staatlicher Seite aus mit härteren Maßnahmen geantwortet, das ist nicht nur in Iran so.

Damit verabschieden wir uns für heute von Ihnen liebe Hörerfreunde und hoffen auf ein nächstes Mal. Bleiben Sie gesund !

Choda Hafez – Gott schütze Sie!