May 28, 2023 14:19 CET

Die Frau spielt eine wichtige Rolle in der Familie, für die Erziehung der zukünftigen Generation und für Sicherheit und Frieden in der Gesellschaft. Dies hat der Islam betont und er mahnt zur Wahrung der Rechte der Frau. Bevor wir die wertvolle Stellung, die der Frau im Koran beigemessen wird, darlegen, wollen wir zunächst einen Blick auf das Bild der Frau in der Geschichte werfen.

In der Frau spiegelt sich laut Islam etwas von der Schönheit Gottes wieder. Sie ist wie eine schöne Blüte und ein Ausdruck für Gottes Liebe. Im 31. Brief im  Nadsch-ul-Balagha hat Imam Ali (Friede sei mit ihm) die Frau mit einer duftenden Blume verglichen und gesagt:

 

: «اَلمَرأَةُ رَیحانَةٌ وَ لَیسَت بِقَهرَمانَة»،

Die Frau ist Reyhane – eine duftende Blume - und keine Heldin

Tatsächlich ist die Frau so zart wie eine Blume. Sie  darf nicht grob behandelt und es dürfen ihr keine schwere Arbeiten aufgebürdet werden. 

Seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte sind bei der Behandlung der Frau Über- und Untertreibungen begangen worden. Einige haben sie wie ein überirdisches Wesen gepriesen und andere haben sie so behandelt, als wäre sie kein Mensch sondern wie das Vieh.

 

In vorgeschichtlichen Zeiten lebten Männer und Frauen wie Tiere in einer Herde. Beide waren ständig auf Nahrungssuche. Eine Arbeitsteilung zwischen ihnen gab es nicht und es galten wie bei den Tieren  keine Regeln für die Beziehungen zwischen beiden Geschlechtern.

Mit der Zeit gewann die Frau allmählich als Mutter an Bedeutung für die anderen in der Familie und sie wurde dominant. Diese Entwicklung ging so weit, dass man die Frau zu verehren begann. Wir sehen es am Mythos der griechischen Antike und anderer antiker Reiche, in denen Göttinnen angebetet wurden.  Die bekanntesten griechischen Göttinnen waren: Hera, die Gemahlin des Zeus und Göttin der Ehe, der Frauen und der Familie; Iris, die Tochter des Zeus und Göttin des Regenbogens; Hestia, die Schutzgöttin der häuslichen Eintracht und Feuerstellen; Artemis – die Hüterin der Frauen und Kinder und Göttin der Geburt;  Aphrodite, die Göttin der Liebe,  und Demeter, die Göttin, die für die Fruchtbarkeit der  Erde, Getreide und Saat sorgen sollte. Die Anbetung von Göttinnen gehört fest zu der griechischen Mythologie,  was auf die  dominante Rolle  der Mutter in der Familie zurückgeführt wird. Fortpflanzung, Ernährung und das Leben hingen gemäß dieser Mythen von den Göttinnen ab.

Auch im antiken Iran war die Anbetung von weiblichen Göttern üblich. In vorhistorischen Zeiten war die Frau für die Einheimischen zur zentralen Figur geworden.  Unter den Menschen, die vor Eintreffen der arischen Völker auf dem iranischen Hochplateau lebten, galt das Matriarchat, d.h. die Frauen hatten das Sagen und wurden sogar zu Göttinnen erhoben.  Auch unter den Achämeniden gab es noch eine Muttergöttin.  Ardeschir der Zweite, aus der nachfolgenden Dynastie der Sassaniden, spornte das Volk zur Verehrung dieser Muttergöttin Nahid ( Anahita) an und ließ an jedem seiner königlichen Residenzen einen großen Tempel für sie errichten.  So blieb der Glaube an diese Göttin der Fruchtbarkeit  aus der Zeit der Achämeniden noch Jahrhunderte nach Beendigung deren Herrschaft bestehen.  Als einmal die Gemahlin von Ardeschir dem Zweiten erkrankte, kniete dieser Sassanidenkönig vor der Göttin Nahid  nieder und flehte sie um die  Genesung seiner Gattin an.  Dieser Göttin wurden zahlreiche Geschenke dargebracht wie Gold und Silber und edle Rosse. Es gibt noch  historische Gebäude im Iran, die Zeichen der Anbetung dieser Göttin der Frauen in Form von Statuen und Reliefs tragen.

 

Auch unter anderen Völkern wurde der Frau besondere Bedeutung zugeschrieben, zum Beispiel unter den Arabern. Die Araber kannten weibliche Götter und dies mag ebenfalls auf eine zentrale Rolle der Frauen zurückgehen.

Jedoch  ist dies nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite besteht in der allgemein herrschenden Entbehrung der Frauen und ihrer Isolation, wie es sie zu verschiedenen Zeiten gegeben hat.

Griechenland und das Römische Reich, von denen als die Heimat von Kultur und Zivilisation gesprochen wird, blickten verächtlich auf Frauen herab.  Für die Griechen waren Frauen wie eine wertlose käufliche Ware.   Die Frau galt als schmutziges Wesen und Kind des Teufels  und sie wurde von der Beteiligung an gesellschaftlichen Angelegenheiten ausgeschlossen und durfte nur zuhause schaffen. Sie wurde dermaßen herabgesetzt, dass sie wie ein Stück Vieh vererbt werden konnte. Sie konnte testamentarisch an eine ganz bestimmte Person übertragen werden.  Frauen durften keine teure Ware kaufen und verkaufen. In Griechenland galten Gesetze, die einer Frau das Verlassen des Hauses verbaten. Sie lebte wie eine Gefangene.

Nicht nur unter den Volksmassen galt die Frau als wertloses Wesen, sondern auch die Gelehrten räumten ihr keinen Platz in der Gesellschaft ein.  Sokrates bezeichnete die Frau als anderes Wesen und befand sie nur für die häusliche Arbeit gut. Er stellte fest, sie sei nur dafür würdig, dem Mann zu dienen.  Aristoteles vertrat die Ansicht, dass die Frau ihrem Mann zu gehorchen hat und keinen eigenen Entscheidungen treffen könne.  Den Nutzen einer Frau sahen die Griechen darin,  dass sie Söhne gebärt. Wenn eine Frau einen Sohn zur Welt brachte, war man stolz darauf und schmückte den Hauseingang mit einem großen Kranz aus Olivenzweigen. War das Neugeborene jedoch ein Mädchen, so überkam den Vater großen Kummer und er ließ sich aus Scham nicht blicken. 

 

Auch im Römischen Reich wurde die Frau wie eine Gefangene gehalten. Die römischen Staatsmänner blickten herablassend auf Frauen herab und sie erließen Gesetze, die die Teilnahme der Frauen am Gesellschaftsleben stark einschränkten.  Unter den Römern galt die Frau ebenso wie eine Ware, die auf dem Markt gehandelt wird. So etwas wie Hochzeitsfeiern, Aussteuer und Morgengabe zu Ehren der Braut gab es nicht. Die Frau galt als mit Mängeln behaftetes Wesen. Im fünften und sechsten Jahrhundert nach Christus hieß es immer noch,  die Frauen seien nur erschaffen worden um den Männern zu dienen.

Die römische Gesetze behandelten die Frau ihr Leben lang wie ein kleines Kind, welches in keiner Angelegenheit von etwas Besitz ergreifen kann und stets der Aufsicht des männlichen Familienältesten unterworfen ist und seinen Anweisungen folgen muss. Mädchen und Frauen waren der Macht des Vaters oder des Ehemannes unterworfen oder mussten, wenn beide fehlten, dem ältesten Sohn im Hause gehorchen.  Leib und Seele von Mädchen und Frauen lagen in der Hand des  Familienvorstehers und dieser konnte sie – an wen er immer wollte  - verkaufen oder sie verschenken oder sie sogar töten.  Die Frau eines Verstorbenen ging wie die anderen Erbgüter an die Erben über.  Heiratete ein Mädchen, so ließ sich der Vater vom Bräutigam dafür bezahlen, so als ob seine Tochter käufliche Ware wäre. Und wenn einem Mann seine Frau nicht mehr gefiel, konnte er sie an jemand anderen weiterverkaufen.

 

Liebe Hörerfreunde, in diesem ersten Teil unserer neuen Sendung über die Frau in Familie und Gesellschaft,  haben wir versucht, einen Eindruck davon zu geben,  wie die Frauen im antiken Griechenland und Römischen Reich behandelt wurden. Im nächsten Teil wollen wir weiter über die Einstellung zur Frau in der Antike sprechen.