Wir und unsere Hörer- Teil 398
Hörerpostsendung am 11.Juni 2023. Bismillaher rahmaner rahim. Eine neue Hörerpostsendung steht an und diesmal haben wir sie Martina Pohl und Volker Willschrey zu verdanken. Es ist schon erstaunlich und rühmenswert, wie einige wenige Hörerfreunde um den Erhalt der Sendung kämpfen, unsere Sendungen hören und auch Empfangsberichte schreiben. Leider sind wir nicht mal in der Lage, uns dafür erkenntlich zu zeigen. Das betrübt uns wirklich sehr.
Sicher gibt es weiterhin auch einige Hörer, die besonders auch die Hörerpostsendung verfolgen, weil sie daran interessiert sind wer noch dabei ist, sich selbst aber nie zu Wort melden. Auch damit müssen wir leben, wenns auch bedauerlich ist.
Wir wünschen allen, die uns hören, nur das Beste und vor allem Gesundheit!
Heute hat die Mail mit dem früheren Posteingangsdatum den Vorrang, sie kommt aus Dillingen im Saarland:
29. Mai 2023
„Liebe Freunde von IRIB,
heute komme ich endlich mal wieder dazu, einen kleinen Beitrag zur Hörerecke zu senden. Hat zwar ein bisschen gedauert, aber auch dieses Mal sind wieder fünf Empfangsberichte zusammen gekommen, die beweisen, dass ich möglichst keine der Briefkastensendungen versäume.
Vielen Dank auch für die weiterhin sehr interessanten Programme. Und eine Frage habe ich auch heute wieder. Als ich 1977 im Iran war, landeten wir auch auf der Insel Kharg. So viel ich weiß, besitzt diese Insel einen der größten Erdölverschiffungshäfen der Welt. Ist das immer noch so? Und in Abadan hatten wir dann auch eine Erdölraffinerie besichtigt. Ich nehme an, die ist auch weiterhin noch sehr bedeutend.
Vielleicht könnten Sie mal über beides berichten. Vielen Dank im Voraus!
Hier nun meine Empfangsberichte 2276 bis 2280:
Die besten Grüße nach Teheran, auch von meiner Familie. Und bleiben Sie gesund!
Bis zum nächsten Mal. Ihr Volker Willschrey“
Besten Dank für die Empfangsberichte und Ihre Hörertreue lieber Herr Willschrey. Ihr Besuch in unserem Land hat sicher auch dazu beigetragen, dass Sie weiterhin an Iran interessiert sind.
Zu Ihren Fragen ist zu sagen, dass die Insel Chark weiterhin eines der größten Erdölterminals und Exporthäfen Irans ist und ein hoher Prozentsatz des iranischen Erdöls von dort verschifft wird. Iranisches Erdöl wurde bisher ausschließlich per Tanker über den Persischen Golf exportiert und das Land verfügt über 7 Verladeterminals am Persischen Golf, von denen die auf den Inseln Chark (oder Kharg), Sirri und Lavan die größten sind. Um den Schwerpunkt des Ölexportes von Chark und aus dem Persischen Golf heraus zu verlegen wurde eine etwa 1000 Kilometer lange Pipeline gebaut von Gureh in der südwestiranischen Provinz Khuzestan bis zum Hafen Jask in der südostiranischen Provinz Hormozgan an der Straße von Oman. Dieser Hafen wurde im Sommer 2021 vom damaligen Präsidenten Hassan Rohani eingeweiht.
Die neue Pipeline dient der Dezentralisierung der iranischen Ölexporte vom Ölterminal Kharg und der Umgehung der Straße von Hormus als gefährdetem strategischem Punkt für Ölexporte.
Die zweite Frage von Herrn Willschrey bezog sich auf die Hafenstadt Abadan, die damals wie heute immer noch ihre große Bedeutung aufgrund der Ölraffinerien hat.
1909 entstand die erste Raffinerie, die sich bis 1938 als größte Raffinerie der Welt entwickelte. Drei Jahre nach dem Besuch von Herrn Willschrey in Abadan wurde die Stadt aufgrund ihrer Raffinerien im September 1980 vom irakischen Saddam-Regime angegriffen und 18 Monate lang belagert. Erst nach 1988 und dem Ende des Iran vom Irak auferlegten Krieges wurde Abadan wieder aufgebaut und hat heute wieder ihre große Bedeutung als Raffinerie.
Bevor wir zur Mail unsrer Hörerfreundin Martina Pohl kommen, hören Sie zunächst das Lied „Entesar“ – zu Deutsch „Erwartung“, dass von Ahmad Mortezapour gesungen wird.
Unsere nette Hörerfreundin Martina Pohl hat sich ein weiteres Mal die Zeit genommen, um ihr Interesse an unseren Sendungen per Mail zu bekunden:
„Liebe deutsche Redaktion von Pars-Today,
die neue Sendereihe „Reyhane daheim und in der Gesellschaft“, die sich in den ersten Folgen hauptsächlich mit der Frau im antiken Griechenland beschäftigt, höre ich mit Interesse.
Wie ich schon einmal geschrieben habe, kenne ich zwei Frauen, die aus Pakistan beziehungsweise Indien stammen. Ihre Ehemänner wurden schon im Kindesalter von den Eltern ausgesucht. In Pakistan gibt es heutzutage immer noch Gebiete, in denen das weibliche Geschlecht sein Zuhause nicht verlassen darf.
Für keinen vernünftigen Mensch ist nachvollziehbar, wie vielen Mädchen auf der Welt immer noch der Zugang zur Schulbildung verwehrt bleibt. Auch die weibliche Genitalverstümmelung wird leider immer noch praktiziert.
Dies alles lässt bei mir auch Verärgerung und Wut aufkommen.
Selbst in Deutschland hatte ein Mann bis 1958 das alleinige Bestimmungsrecht über seine Ehefrau und die gemeinsamen Kinder. Eine Frau durfte nur mit Erlaubnis ihres Ehemannes arbeiten, und selbst wenn er dies erlaubte, stand die Verwaltung ihres Lohns ihm zu. Er konnte den Anstellungsvertrag seiner Frau zudem nach eigenem Ermessen und ohne ihre Zustimmung fristlos kündigen. Das änderte sich erst 1977!
Ohne Zustimmung des Ehemanns durfte eine Frau bis 1962 kein eigenes Bankkonto eröffnen. Erst nach 1969 wurde eine verheiratete Frau als geschäftsfähig anerkannt. Lehrerinnen mussten bis 1950 zölibatär leben. Heirateten sie, mussten sie ihren Beruf aufgeben. Erst 1957 wurde deutschlandweit die Regel aufgehoben, dass Lehrerinnen nach ihrer Heirat nur dann berufstätig bleiben durften, wenn das Familieneinkommen für ihre Versorgung nicht ausreichte. Der Erwerb des Führerscheins war beiden Geschlechtern ab 1909 möglich. Frauen mussten dafür bis 1958 jedoch die Erlaubnis ihres männlichen Vormunds einholen und blieben daher eine absolute Ausnahme am Steuer.
Weiter gehen die Schilderungen von Frau Pohl folgendermaßen:
Bis 1977 galt außerdem das Schuldprinzip: Es war nicht möglich, sich scheiden zu lassen, ohne dass eine Partnerin die Schuld für das Scheitern der Ehe auf sich nahm. Die Schuldige bekam in der Regel keine Unterhaltszahlungen und nur selten das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder. Frauen wurden damit hochgradig diskriminiert, weil sie finanziell oft vollständig von ihrem Ehepartner abhingen und der Verzicht auf Unterhalt zwangsläufig in Existenznot gemündet hätte.
Erst seit 1991 dürfen Frauen nach der Eheschließung ihren Nachnamen beibehalten.
Um wieder auf das antike Griechenland zurückzukommen: Die Frau fand keine Beachtung. Bürgerrechte besaß sie nicht. Sie konnte, weil sie keinen Kaufvertrag abschließen durfte, noch nicht einmal auf dem Markt einkaufen. Auch bei der Verpflegung waren Frauen benachteiligt, und sie durften auch nichts besitzen. Der religiöse Kult war somit ihr einziges öffentliches Betätigungsfeld. Erst mit der Herrschaft der Makedonen änderte sich etwas.
Demosthenes hat die Stellung der Frau im griechischen Leben in einem knappen Satz charakterisiert: Die Hetären haben wir zu unserem Vergnügen, die Nebenfrauen zur täglichen persönlichen Bedienung und die Ehefrauen, damit sie uns Kinder gebären und getreulich unser Haus verwalten.
Eine Sonderstellung nahm Aspasia, die Lebensgefährtin des Perikles, ein. Sie war eine geistvolle Frau und hat angeblich philosophische Vorlesungen gehalten.
Der Schriftsteller Bernhard Braun betont aber auch, dass wir inzwischen wissen, dass die lange herum gereichte Meinung, dass die Frau in der griechischen Gesellschaft - im Unterschied zu Rom übrigens - keine Rolle spielte, so nicht stimmt. Frauen agierten nicht nur als Priesterinnen, sie waren in der Gesellschaft durchaus profilierter als lange angenommen.
Viele Grüße von Eurer Hörerfreundin Martina”
Besten Dank für diese interessanten Informationen, liebe Frau Pohl – Das Thema Frauen und ihre Rechte im Laufe der Geschichte ist ein sehr umfassendes Thema mit vielen Reibungs- und Diskussionspunkten.
Sicherlich ist es immer besser, sich intensiver zu informieren, bevor man urteilt. Unsere Sendungen wollen auch dazu beitragen.
Für heute wünschen wir nochmals alles Gute und Choda hafez – Gott schütze Sie!