Aug 09, 2023 08:24 CET

Liebe Hörerfreunde! Wir setzen das Thema „Frauen im Koran“ fort und sprechen heute über Eva, die Gemahlin des Adam. Der Name Eva stammt von dem hebräischen Chawwa ab, wofür im Arabischen das Wort Hawwa steht, was wir hier verwenden.

Hawwa war die erste Frau und sie war die Gemahlin des geehrten Adam. Hawwa ist die Stammmutter des Menschengeschlechtes. Hawwa bedeutet daher auch: Quelle des Lebens, Mutter der Lebendigen. In der Heiligen Schrift wird Hawwa beim Namen angeführt, aber im Koran wird sie nicht beim Namen sondern als Ehefrau des Adam genannt. Die Namensbezeichnung Hawwa kommt jedoch in den Korankommentaren vor sowie in der Geschichtsschreibung der Muslime und in den Überlieferungen. Es wurden Geschichten über ihre Erschaffung tradiert,  ebenso darüber. dass sie und Adam von dem verbotenen Baum aßen, beide aus dem Paradies verbannt wurden und wie sie auf der Erde lebten. 

Im Vers 189 der Sure Araf, Sure 7 spricht Gott von einem gemeinsamen Wesen als Ausgangspunkt für die Erschaffung von Mann und Frau. Es heißt:

«هُوَ الَّذِی خَلَقَکُمْ مِنْ نَفْسٍ وَاحِدَةٍ وَجَعَلَ مِنْهَا زَوْجَهَا لِیَسْکُنَ إِلَیْهَا ...»

 

Er ist es, der euch aus einem einzigen Wesen erschaffen hat, und Er hat aus ihm seine Gattin gemacht, damit er bei ihr wohne und zur Ruhe findet. …

 

Ebenso ist im Vers 1 der Sure Nisa, Sure 4 erst von einem einzigen Wesen die Rede, aus dem die Menschen erschaffen wurden,  und danach erst verweist Gott auf das weibliche und männliche Geschlecht, dass diese Menschen aufweisen. Es heißt: 

 

: «یَا أَیُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّکُمُ الَّذِی خَلَقَکُمْ مِنْ نَفْسٍ وَاحِدَةٍ وَخَلَقَ مِنْهَا زَوْجَهَا وَبَثَّ مِنْهُمَا رِجَالًا کَثِیرًا وَنِسَاءً ...»،

O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, der euch aus einem einzigen Wesen erschuf, aus ihm seine Gattin erschuf und aus ihnen beiden viele Männer und Frauen entstehen und sich ausbreiten ließ. …

Zu Beginn dieses Verses werden alle Menschen angesprochen, und daher bezieht sich das „euch“ in dem Satz „der euch aus einem einzigen Wesen erschuf“, auf alle Menschen, ob Mann oder Frau. Alle sind also aus einem einzigen Wesen erschaffen worden und ein einziges Wesen ist der Ausgangspunkt für alle.  Hawwa (d.h. Eva) , die erste Frau  ist  daher nicht aus einem anderen Wesen und nicht aus einem Teil vom Körper des Adam erschaffen worden. Sie ist auch nicht aus dem Überschuss an der Lehm aus dem Adam erschaffen wurde, erschaffen worden, sondern aus dem einen Wesen, wovon in diesem Vers gesprochen wird und aus dem alle Männer und Frauen erschaffen wurden: aus der Nafs-i wahida . Mit dem arabischen Wort „Nafs“ ist in diesem Vers eine konkrete Wahrheit gemeint. Alle Menschen sind gemäß dem Islam der gleichen Art und der Islam lässt keine Herabsetzung wegen Volksabstammung, Sprache und geografischer Herkunft zu.   Jemand, der sich dies bewusst wird und weiß, dass die Menschheit aus einer Nafs-i Wahid, aus einem einzigen gemeinsamen Wesen erschaffen wurde, wird nicht mehr überheblich werden und sich Gott dem Allmächtigen gegenüber bescheiden verhalten. Daher heißt es in dem Vers 1 der Sure Nisa, die wir eben nannten auch: fürchtet euren Herrn.

 

Der zeitgenössische schiitische Koranexeget Ayatollah Dschawadi Amoli, ein angesehenes Vorbild in religionsrechtlichen Fragen, schreibt in seinem persischsprachigen Buch „Zan dar Aineh Dschalal wa Dschamal“ – Die Frau im Spiegel der Pracht und Herrlichkeit“ :

 Nachdem Adam von der Erschaffung der Eva erfuhr, fragte er seinen Herrn: „Wer ist diese, deren Nähe und Blick mir vertraut ist.“ Gott sprach: „Es ist Hawwa. Möchtest du, dass sie mit dir ist und dir vertraut ist und mit dir spricht und dir folgt?“ Adam sprach: „Ja! O Herr, solange ich lebe, muss ich dir danken!“ Da sprach Gott: „Dann bitte mich um die Vermählung mit ihr, denn sie ist es würdig, deine Gemahlin zu sein…“ Dann sprach Adam: „Ich schlage die Hochzeit mit ihr vor! Was findet Dein Wohlgefallen?“ Gott sagte: „Mein Wohlgefallen liegt darin, dass du sie die Zeichen meiner Religion lehrst…“  

Gemäß dieser Überlieferung fühlte sich Adam durch die Nähe zu Hawwa und den Blick auf sie mit ihr vertraut  und dies machte Gott zur Grundlage für ihre Beziehung.

Ein Gesichtspunkt der in Sachen Erschaffung der Hawwa und der Begegnung Adams mit ihr, zur Sprache kommt, ist, dass Adam , als er Hawwa sah, ein tiefes Vertrautsein mit ihr verspürte und Gott ihn anwies, dass er um die Heirat mit Hawwa bitten und eine Morgengabe (Sadaq) für sie ins Auge fassen soll. Das heißt Hadrate Adam musste eine Verpflichtung eingehen, um Hawwa  zu gewinnen.  Gemäß dem Hadith, welches seitens Zururah, des nahen Helfers und großen Hadithkundigen Imam Sadiqs (Friede sei mit ihm) überliefert wurde, hat Gott zu Adam gesagt: „Mein Wohlgefallen liegt darin, dass du deiner Gemahlin das Wissen Meiner Religion lehrst.“ Adam willigte in diese Forderung ein. Gemäß dieser Überlieferung besteht also die beste Morgengabe (sadag)  darin, die  Religion Gottes und die Zeichen der Religion Gottes zu lehren. Denn Gott hat dies als Morgengabe des Adam für Hadrate Hawwa festgelegt.

    

Ein weiterer Punkt verdient ebenso Beachtung und zwar heißt es, dass Adam nach der Heirat zu Hawwa sagte: „Komm zu mir!“ und Hawwa zu ihm sagte: „Komm du zu mir.“  Dann befahl Gott dem Adam, dass er sich erheben soll und zu Hawwa gehen soll. Somit ist das Geheimnis geklärt, weshalb der Mann der Frau einen Heiratsantrag stellen soll. Es ist ja in Wahrheit in jeder Gesellschaft üblich, dass der Mann zur Frau geht und sie zur Ehe einlädt.  Der Heiratsantrag seitens des Mannes, lässt die Frau nicht mehr denken, dass sie wie ein Gut ist, welches der Mann einfach in Besitz nehmen kann. Der Heiratsantrag ist in Wahrheit einer der wichtigsten  Faktoren für die Wahrung der Würde der Frau. Gott hat den Mann als Sinnbild des Verlangenden und Bittstellers erschaffen und die Frau als Sinnbild des ersehnten und geliebten Wesens. Es gehört zu den weisen meisterlichen Vorkehrungen der göttlichen Schöpfung, dass im Instinkt des Mannes das Bedürfnis und Verlangen nach der Frau und im Instinkt der Frau, das Bedürfnis zu gefallen, vorgesehen wurde.

Im Heiligen Koran wird nicht ausdrücklich die Erschaffung von Hawwa beschrieben. Es heißt, dass Adam mit seiner Gemahlin im Paradies lebte, weil Gott es so wollte. Sie konnten sich mit Ausnahme eines bestimmten Baumes von allen Früchten nehmen. Gott sprach, dass sie zu den Unrechttuenden gehören würden, wenn sie von diesem Baum essen. Satan verführte sie beide und sie nahmen sich von der verbotenen Frucht. Da wurde für sie beide plötzlich ihre Schamgegend sichtbar und sie versuchten, ihren Körper mit den Blättern der Paradiesbäume zu bedecken. Sie baten Gott um Vergebung. Gott sprach, dass sie auf die Erde gehen und bis ans Ende ihres Lebens dort leben müssen.

Im Koran ist an keiner Stelle davon die Rede, dass Eva die erste Sünde des Adam verschuldet hätte. Gemäß dem Alten Testament soll erst eine Schlange Eva und danach Eva ihren Gatten Adam zum Verstoß gegen das Gebot Gottes verleitet haben. Aber laut dem Koran hat Satan sie beide zur Übertretung des göttlichen Befehls verführt:

In dem Vers 120 der Sure 20, Taha wird das Gespräch Satans mit Adam wiedergegeben. Aber es ist nicht die Rede davon, dass Satan sich an Eva gewendet hätte. Es heißt:

 

«فَوَسْوَسَ إِلَیْهِ الشَّیْطَانُ قَالَ یَا آدَمُ هَلْ أَدُلُّکَ عَلَى شَجَرَةِ الْخُلْدِ وَمُلْکٍ لَا یَبْلَى»،

Da flüsterte ihm der Satan ein, er sagte: «O Adam, soll ich dich auf den Baum der Ewigkeit hinweisen und auf eine Königsherrschaft, die nicht vergeht?»

 

Aus diesem Vers geht hervor, dass Adam von Satan in Versuchung gebracht wurde. Adam und Eva sind also beide gleichermaßen für die Vertreibung aus dem Paradies verantwortlich. Nicht nur  Eva ließ sich von Satan täuschen, um  daraufhin - wie es in der jüdischen und christlichen Tradition heißt, Adam in die Irre zu führen, sondern Satan brachte beide in Versuchung. Daher steht auch im Vers 23 der Sure 7, Araf :

 

«قَالَا رَبَّنَا ظَلَمْنَا أَنْفُسَنَا وَإِنْ لَمْ تَغْفِرْ لَنَا وَتَرْحَمْنَا لَنَکُونَنَّ مِنَ الْخَاسِرِینَ»،

Sie sagten: «Unser Herr, wir haben uns selbst Unrecht getan. Und wenn Du uns nicht vergibst und Dich unser erbarmst, werden wir bestimmt zu den Verlierern gehören.»

Gemäß diesem Vers sind also beide, Adam und Eva , auf die List Satans hereingefallen, woraufhin sie beide aus dem Paradies verbannt wurden. Und schließlich bereuten sie beide ihre Tat und baten beide Gott um Vergebung. Dieser Vers sagt also ebenso indirekt aus, dass Adam nicht durch Eva zur Übertretung des göttlichen Gebotes verleitet wurde, sondern dass beide - Eva und Adam - für den Verstoß gegen Gottes Befehl verantwortlich sind.