Jun 25, 2016 09:10 CET

Willkommen liebe Hörerfreunde zu unserem Reisejournal „Mit uns durch Iran“. Letzte Woche besuchten wir Susa, eines der ältesten Zivilisationszentren der Welt. Die Sehenswürdigkeiten dort sind unser heutiges Ziel.

40 Km entfernt von der antiken Stadt Susa befindet sich die Tschogha-Zanbil-Zikkurat, eines der schönsten und seltensten Werke aus der Antike, registriert als Weltkulturerbe. Es handelt sich um den größten Tempel der Welt; die Erkenntnisse aus diesem Bauwerk haben Forschern wertvolle Informationen über die antike Welt geliefert. Dieses Bauwerk ist das erste historische Werk, das 1979 von der UNESCO als Weltkulturerbe registriert wurde. Für die internationale Gemeinschaft ist es ein einzigartiges und wertvolles Kunstwerk.

Auf Sumerisch bedeutet Zikkurat mehrstöckiger Tempel mit Treppen. Letzte Forschungen haben ergeben, dass dieser Tempel aus der Zeit der Elamiten erhalten geblieben ist und von Ontasch Gal etwa 1250 v. Christus gebaut wurde.

Die Zikkurat besteht aus fünf Stockwerken, die Pyramide ist einst über 50 m hoch gewesen, heute ist dennoch nur die Hälfte übrig geblieben. Die Wände sind aus rohen Lehmziegeln gebaut worden. Die Außenwände sind mit Ziegeln überzogen.

Ausgrabungen haben ergeben, dass der Hauptteil des Bauwerkes als Wohnunterkunft genutzt wurde. Die äußere Palisade umfasst rund 100 Hektar Land an den Ufern des Dez-Flusses. Der Eingang befindet sich im Osten des Gebäudes. Die meisten Räume sind um den Hof angebracht worden, in eckiger Formation, weitere Räumlichkeiten wie Küche und Bad wurden für Personen oder Familien vorgesehen. Das Bewässerungssystem und die ordentliche Wasserleitung sind sehr interessant. Teile davon sind heute erhalten geblieben. Dazu wurden Bassins zur Wasserreinigung und Lieferung in den Tempel berechnet und durchgeführt. Tschoghazanbil wurde wie viele andere Städte der Elamiten 640 v. Christus durch Aschur Banipal zerstört.

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Die Grabstätte von Debel bin Khazai zählt zu den historischen und religiösen Bauwerken von Susa. Es befindet sich im nördlichen Teil von Susa,  auf dem alten Friedhof der Stadt,  und neben der Grabstätte von Emamzadeh Abdullah bin Ali.

Hassan bin Ali bekannt als Debel Khazai wurde 148 im Mondkalender geboren und verstarb 246, er war Dichter, Schriftsteller, Hadith-Kenner,  schiitischer Geistlicher und eine große Kulturpersönlichkeit im Dienste der Prophetenfamilie. Er konnte mit seinem beispiellosen Genie den Schiiten Ehre und Ruhm bringen. Er lebte zu einer Zeit, in der die Abbassiden-Kalifen die Menschen in all ihren Lebenslagen unterdrückten. Die meisten dieser Kalifen liebten das Gedicht und die Dichtung und besonders Lobgesänge auf ihre eigene Person. Viele Dichter verdienten mit diesen Lobgesängen ihren Lebensunterhalt, denn sie erhielten von den Kalifen hohe Preisgelder. Debel Khazai wurde aber unter ihnen als Lob- und Preissänger der Familie des Propheten und ihrer Tugenden bekannt, damit erhob er sich praktisch gegen die Abbassiden.

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Im zweiten Teil der Sendung besuchen wir die Stadt Dezful. Vieles in dieser Stadt erinnert an die zahlreichen Männer, Frauen und Kinder, die bei den Raketenangriffen des irakischen Bath-Regimes den Märtyrertod gefunden haben. Im Laufe des Krieges stand die Stadt permanent unter Artilleriebeschuss, über 160 Raketen schlugen in der Stadt ein. In den Anrainerstaaten des Persischen Golfes ist Dezful heute als Stadt der Raketen bekannt. Nach dem Krieg würdigte man sie als Verdienst für den heldenhaften Widerstand als auserwählte Stadt. Die Erinnerungen, die noch in Dezful aus der Kriegszeit zu sehen sind, einem Krieg, der vom Weltimperialismus und seinem Handlanger Saddam Iran aufgezwungen wurde, weisen auf die Heldentaten der gläubigen und tapferen Menschen in diesem Krieg hin. Großraum Dezful liegt mit seiner 4700 qkm Fläche 145 km nördlich von Ahwaz. Das Klima in diesem Landstrich ist der Wüste entsprechend im Sommer warm und im Winter mäßig. Das Gebirge befindet sich im nördlichen Teil des Großraums und das Flachland im Zentrum und Süden. Die wichtigsten Flüsse heißen Dez und Karkhe. Diese Flüsse sowie die Staudammsee von Dez sind der Landwirtschaft in der Region eine große Hilfe. Neuartige Landwirtschaftsprojekte und eine mechanisierte und maschinelle Feldbearbeitung bescheren dem Land zusätzlichen Aufschwung. Daher gilt Dezful heute auch als wichtiger Landwirtschaftsstandort in der Provinz Khuzestan. Die Wirtschaft des Großraums Dezful dreht sich hauptsächlich um Landwirtschaft, Viehzucht und Industrie. Doch die Haupteinnahmequelle der Bürger ist die Landwirtschaft. Produkte wie Getreide, Zuckerrüben, Zitrusfrüchte, Sonnenblumen, Kohl, Rüben, Oliven, Weintrauben, Blumen, Zucker und daneben Häute und Wolle, Milchprodukte und Industrieprodukte werden teilweise im Überschuss hergestellt, so dass auch etwas exportiert werden kann.

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 Die Stadt Dezful ist Zentrum des gleichnamigen Großraums. Sie ist für ihre historische Architekturstruktur als Museum für Ziegelbauten bekannt. Der strömende Fluss Dez fließt durch die Stadt und die grünen Obstgärten am Stadtrand sowie der Duft der Obstblüten verleihen der Stadt im Frühling eine noch größere Anmut. Sie bietet  vielen Reisenden im Frühling angenehmes Reiseziel an. Mit den zahlreichen Sehenswürdigkeiten und historischen Denkmälern kommen sie garantiert auf ihre Kosten.

Dezful wurde zunächst انطالبس genannt. Im Laufe der Zeit änderte sich der Name wiederholt und wurde schließlich als Dezful getauft. Der wichtigste Beweis für die mehreren Tausend Jahre alte Geschichte der Stadt ist eine Brücke, die im christlichen Jahr 260 –während der Herrschaft er Sassaniden- gebaut wurde und heute die Städte Dezful und Andimeschk verbindet. Die Brücke wird von 14 Bögen getragen. Sie ist die älteste Brücke auf der Welt, die heute noch befahren wird. Sie wurde in der Vergangenheit restauriert, Azad-ul Doleh Deylami, die Safawiden und die Kadscharen haben das übernommen. Neben der Brücke am Flussufer  sind die Ruinen von Mühlen gut erkennbar.

Aus der frühislamischen Zeit sind die Gesamt-Moschee und die Moschee am Graben (Lab-e Khandagh) sowie Dutzenden historisch wertvolle Werke wie der Tschogha-Banut, Grabstätte des iranischen Feldherren Yaghub Leith und die gesegneten Grabstätten Sabz-Ghoba, Mohammad bin Jafar, Schah Abolghassem und Schah Rok-ul Din erhalten geblieben.

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Archäologische Forschungsarbeit hat ergeben, dass der Tschogha-Banut-Hügel, der sich 30 km östlich von Dezful befindet, aus der prähistorischen Zeit, noch vor der Entdeckung des Tons, stammt, das wären dann ungefähr 10.000 Jahre. Die Steingefäße dort stammen aus der Steinzeit. Zu erwähnen ist auch der alte Basar, der der Stadt  neben der Altstadt und der schönen Architektur weiteren Reiz verleiht.

Nach dem kurzen Rundgang in Dezful werfen wir auch einen Blick auf das Handwerk in Dezful, das Untersätze wie Teppiche, Kelims und Jajims umfasst; dazu gehören auch unterschiedliche Holz- und Tonprodukte. In Dezful genießen Strohkörbe großes Interesse, so dass sie nicht nur in anderen Provinzen, sondern auch in anderen Ländern guten Absatz finden. Die kleinen Körbe werden als Obstgefäß und kleine Schmuckschatulle aus Blättern von Dattelbäumen und anderen einheimischen Bäumen geflochten. Manchmal wird auch Strickgarn eingearbeitet. In Dezful trifft man häufig auf kleinere Werkstätte, in denen Gefäße aus Neusilber, Samowar, Tabletts und Feuerschalen hergestellt werden. Silber- und Goldstiche sowie der Beruf des Goldschmiedes sind ebenfalls angesehene Berufe in der Stadt.

Weitere Sehenswürdigkeiten der Provinz werden dann nächste Woche aus Khuzestan vortragen. Auf Wiederhören!