Jun 25, 2016 11:47 CET

Im Namen Gottes. Wir hoffen, Sie haben eine gute Woche hinter sich gebracht und haben nun Zeit, uns auf unserer Iran-Reise zu begleiten. Unser Reiseziel ist heute der Großraum Behbahan im Südosten der Provinz Khuzestan. Die Region ist bekannt für die reichen Gas- und Ölvorkommen, die weiten Agrarfelder und die hochwertigen Milchprodukte.

Großraum Behbahan liegt 225 km von der  Provinzhauptstadt „Ahwaz“ entfernt,  auf 320 m über dem Meeresspiegel. Zentrum des Großraums ist die Stadt Behbahan. Klimatisch befindet sich Behbahan in einer Warm-Zone mit einem Halb-Wüstenklima. Daher sind die Sommer heiß. Die Region ist umgeben von Hügeln und Bergen. Im Norden der Behbahan-Ebene befindet sich das Khaiz-Gebirge, der höchste Gipfel ist 1885 und der Berg Hatam 2100 m hoch. Im Süden der Ebene liegt der Paznan-Berg und der Derizeh-Kuh, die maximal 600 m hoch sind, im Westen befindet sich der Al-Kuh und Zard mit höchstens 785 m und im Osten der Rameh-Char-Kuh mit höchstens 700 m.  Die wichtigen Flüsse in Behbahan heißen Marun bzw. Jarahi und Kheyrabad.

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Die Industrie in Behbahan ist einmal eine Hand betriebene und einmal eine maschinell betriebe. Die letzte umfasst leichte Industrie wie Papierwerke, Holz und Transport; Schwerindustrie umfasst hier Öl und Bergbau sowie Bausteine. Zement-, Ziegel-, Plastik und Aluminium-Werke Küchenschrankfabriken und Zuckerwerke sind die wichtigsten Unternehmen in der Region. Aus dem inneren der Erde werden Öl, Kalksteine, Gipssteine, rote Erde, Kiesel und Rohmaterial für Zement gewonnen. Die ertragreichen Felder, die guten Bedingungen zur Tierhaltung, die reichen unterirdischen Ressourcen und die blühende Industrie und Handwerk, haben der Wirtschaft und dem Handel in der Region großen Aufschub verliehen. Viele Bewohner der Region haben sich daher dem Handel zugewandt.

Im Großraum Behbahan herrschen durch das warme Klima und die Flüsse Jarahi und Kheyrabad sowie die gute Erde günstige Umstände für die Landwirtschaft. Die Produkte sind sehr abwechslungsreich. Weizen, Gersten, Reis, Baumwolle, Zuckerrüben, Gemüse, Zitrusfrüchte Aprikosen, Trauben, Äpfel, Beeren, Oliven und vieles mehr werden hier angebaut. Auch die Viehzucht hat Tradition, hauptsächlich in ihrer traditionellen Form durch die Nomaden aus Kohkiluyeh und der türkischen Kaschkais. Diese haben immer Sommer Behbahan aufgesucht. Schon immer galt die Region als Umschlagsort für die Waren der Stämme.

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Behbahan liegt auf der Kreuzung zwischen den Provinzen Khuzestan, Kohkiluyeh wa Boyer-Ahmad und Fars; militärisch, Verkehrstechnisch und landwirtschaftlich hat es also eine bedeutende Rolle und damit erklären sich auch die zahlreichen historischen Funde und Bauten.

 Zur Geschichte von Behbahan kann man sagen, dass sie früher nur ein kleines Dorf war, dass sich nur wenige Km von Erjan, einer der größeren Städte von Fars bei den Sassaniden befand. Nachdem Erjan zerstört wurde, erlebte Behbahan seine Blüte. Islamische Historiker wie Estakhri, Ibn Houghal, Moghadassi und Nasser Khossro Ghobadiani haben in ihren Berichten über Erjan und seine vorzügliche Lage geschrieben. Moghadassi nannte Erjan die Schatzkammer von Fars und Irak und den Umschlagsplatz für Khuzestan und Isfahan.

Stadtstruktur und Architektur unterscheiden sich grundlegend von der heutigen Situation. Alte Gebäude in Behbahan sind hauptsächlich vom islamischen Architekturstil und der traditionell-islamischen Städtebau beeinflusst.

Alte Viertel haben typisch für Städte in Warmzonen enge und gewundene Gassen und hohe Mauern, die zu freien Räumen bzw. Plätzen führen. Auf diesen Plätzen befinden sich öffentliche Gebäude wie Moscheen, Gebetsstätten, Bäder und Geschäfte; ihre traditionelle Anreihung verleiht dem gesamten Bild etwas Anschauliches.

Die Häuser sind in traditioneller Bauweise gehalten, in der Mitte liegt ein Hof und drum herum stehen die Zimmer. Terrassen sind groß mit großem  Stuck verzierten Säulen auf beiden Seiten. Meistens befindet sich ein Bassin im Hof. In den meisten alten Häusern bieten Keller eine frische Kühle in der Sommerhitze.

Stil und Baumaterial sind den religiösen, sozialen, geografischen und militärischen Gegebenheiten der Region angepasst. In Teilen der Stadt ist die Moderne eingezogen, so dass durchaus Ähnlichkeiten zu anderen Großstädten Irans aufzuweisen sind.

 Die antiken Ruinen von  Erjan liegen 5 km nordwestlich von Behbahan, sie zählen zu den historischen Sehenswürdigkeiten der Region; 1982 wurde eine elamitische Grabstätte aus dem 7. Jahrhundert vor Christus entdeckt, ein wahrlich kultureller Schatz mit hohen künstlerischem und materiellem Wert.

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Auch aus der Zeit der Sassaniden sind historische Werke erhalten geblieben, nämlich ein Feuertempel mit vier Bögen, die Brücke und der Damm von Erjan, und das Bakan-Bad. Aus  der Zeit der Safawiden die Kheyrabad-Schule, die Argan-Zitadelle und das Najaf-Khan-Haus erhalten geblieben.

Der Basar von Behbahan ist berühmt und als Nationaldenkmal registriert worden, zurzeit ist es der älteste Basar der Stadt, der wie auch in der Vergangenheit Umschlagsplatz für Waren ist.

Der Basar entstand unter den Kadscharen; es wurden verschiedene Hauptgänge und Abteilungen angelegt, die für unterschiedliche Berufe vorgesehen waren. Heute ist nur eine Abteilung erhalten geblieben. Auf den Wänden befinden sich zwei Schrifttafeln. Die Kuppelartige Decke der Handelsnischen ist ein besonderes Merkmal dieses Bauwerks.

Behbahan ist eine alte und religiöse Stadt; die Menschen dort waren schon immer wohltätig und hilfsbereit und haben ein gutes Vorbild für Nächstenliebe geboten. Über 80 Moscheen und Gebetsstätten und hunderte Minarette mit der schönen islamischen und traditionellen Architektur sowie über 70 Moscheen in Dörfern und umliegenden  Regionen zeigen, welche religiöse Verbundenheit in diesen Menschen steckt.

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Eine der ältesten Moscheen der Stadt ist die Gesamtmoschee, die 782 im Mondkalender gebaut wurde. Mit einer Fläche von 2000 qm zählt sie zu den größeren Moscheen der Region.

Man findet in ihr eine Erklärung zur Abrichtung der Steuern, was belegt, dass politische und Staatsakte in Moscheen verrichtet wurden.

 Es ist an der Zeit, auch etwas über die schöne Natur in dieser Region zu erfahren, über die Narzissen, Sonnenblumen, Kamillen und Rosen und andere Blumen, die die Wiesen von Khuzestan bedecken.

Zwischen Dez. und Feb. blühen drei Km von der Stadt Behbahan entfernt auf einem Land, das mehrere Hektar groß ist, abertausende Narzissen. Die Wiesen im Norden von Behbahan sind mit diesen Blumen überzogen. Von der Ferne sieht man einen langen weißen Streifen, den Duft kann man aus sehr großer Entfernung wahrnehmen. Die Blumen werden in andere Landesteile exportiert. Dieses Naturfeld ist etwa 700 Hektar groß. Gegen Ende der Kadscharen-Dynastie beschrieb der englische Reisende Henry Layard die Blumenwiesen von Bahbahan als eine entzückende Region.

 Nächste Woche geht es mit unserer Reise weiter. Auf Wiederhören.

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