Bedrohliche Normalisierung von Gewalt
(last modified Mon, 24 Jan 2022 04:36:47 GMT )
Jan 24, 2022 05:36 Europe/Berlin

Filmserien  haben in allen Ländern ihre Fans, so auch im Iran. Nicht nur Fernsehsender sondern auch Internet-Plattformen und Medienunternehmen verbreiten Filmserien. Doch diese Medien bergen eine nicht unerhebliche Gefahr in sich.

 

In den Filmserien, die als Video CD verkauft werden, kommt oft Gewalt vor.  Gewalt dient dazu, Käufer anzuziehen. Je gewaltsamer die Szenen in einer Videoserie sind, desto mehr scheint sie zu begeistern. In der Realität gibt es jedoch in der Gesellschaft gar nicht dieses Ausmaß an Gewalt.

Die Frage ist: Warum interessieren sich die Menschen mehr als in der Vergangenheit für Gewalt, zum Beispiel für eine Serie wie die Serie Squid game (Tintenfischspiel). Diese Serie strotzt vor lauter  Gewalt. Sie brachte große Einnahmen, denn viele haben sich dafür begeistert. Allerdings stieß sie auch auf weitgehende Kritik

Netflix verbreitet Filmserie Squid-Spiel 

 

Squid Game – Tintenfischspiel - ist eine südkoreanische Filmserie, die vom Medienunternehmen Netflix  angeboten wurde und zu den beliebtesten Serien weltweit aufstieg.  Die Geschichte lehnt an ein südkoreanisches gleichnamiges Kinderspiel aus den 70iger und 80iger Jahren an. In dieser Serie nehmen 456 Personen an einem Glücksspiel teil, bei dem es um den Gewinn von  33  Millionen Euro geht. Verlierer werden ausgeschaltet.

Die Serie hat einen düsteren, blutigen und gewaltsamen Inhalt.  Die Geschichte ist in Wahrheit eine klare Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft,  in der die Armen in einem Spiel, in dem es um Tod und Leben geht, miteinander ums Überleben wetteifern und dies dem Vergnügen der Reichen dient.  Diese Serie stellt  unser Leben als eine Summe von erbarmungslosen Spielen dar, bei denen wir versuchen am Leben zu bleiben.  Die Schauplätze auf denen gespielt werden, muten wie ein kleines Abbild der Gesellschaft an und während der Spiele verlieren die Spieler fast alle ihre Menschlichkeit und lassen ihre tierischen Triebe zu Tage treten. Sie müssen einander täuschen und betrügen, um am Leben zu bleiben, und so spiegeln sich bei jeder Spielphase Probleme wieder, die leicht in der Realität der Gesellschaft wiederzufinden sind.  

Keiner kann abstreiten dass die Serie „Squid game“ zu den professionellen und erfolgreichen Filmserien gehört. Allerdings haben diejenigen, die sich diese Serie angesehen haben, danach deren schlechten Auswirkungen auf ihr Gemüt bemerkt.  Diese rührten von daher, dass die Teilnehmer an dem Tintenfischspiel in dieser Serie an nichts anderes mehr denken, als das mörderische Spiel zu gewinnen.

Untersuchungen zeigen, dass viele, nachdem sie diese Serie gesehen haben, insbesondere wenn es am späten Abend war, in der Nacht Alpträume hatten. Dieser Effekt hat erneut die Debatte um Gewalt und Darstellung von Gewalt in den Medien aufgefrischt.   

 

 

 

Gewalt kann vielfältig definiert und aus verschiedener Hinsicht betrachtet werden.  Was die Medien anbelangt, so versteht man darunter jegliche Szenen, die Gewalt beinhalten,  ob nun auf der Leinwand oder dem Fernsehbildschirm oder  auf dem Tablet-PC oder Handy oder bei Aussagen in schriftlichen Medien. Diese Gewalt kann sich in einem aggressiven Verhalten, dem Aufzwingen des eigenen Willens und gewaltsamen Vorantreiben eines vernünftigen oder unvernünftigen Zieles  ebenso wie in jedem aggressiven Verhalten sowie dem Einsatz physischer Kräfte zur Misshandlung und Schädigung einer oder mehrerer Personen äußern. Beim Mediennutzer rufen Gewaltszenen Anspannung, Angst, Unruhe und weitere negative Gefühle hervor.

 In den Filmen, Serien und Animationen handelt es sich um künstliche Gewalt. Sie ist von der in wahren Berichten und Dokumentationen gezeigten Gewalt verschieden. Dennoch hinterlässt sie ihre Spuren beim Zuschauer.

Fast alle Forschungsergebnisse bestätigen jedenfalls, dass Programme, die Gewalt zeigen, eine Wirkung hinterlassen. Insbesondere hinsichtlich der künstlich erzeugten Gewalt wurde dies anhand von mehr als 5000 Feldforschungen nachgewiesen. Die Wirkungen auf den Zuschauer waren in Gesellschaften, in denen die Bürger täglich in der Realität  ähnlichen Szenen begegnen, größer. Außerdem bestärkten Fernsehprogramme mit  Gewaltszenen Leute in ihrer Haltung, die auch sonst ein unübliches aggressives Verhalten an den Tag legen. Mit anderen Worten lernte diese Gruppe von Zuschauern durch solche Programme hinsichtlich ihrer Neigung zur Gewalt etwas dazu.

                       

Filme und Filmserien sollen unterhalten oder - bei gleichzeitiger Unterhaltung - etwas lehren. Leider gibt es aber allerorts auf der Welt Regisseure,  die ihre Filmprodukte in ein Mittel zur Verbreitung von Gewalt verwandelt haben. Laut Berichten spiegeln 90 Prozent der Filme, 68 Prozent der Videospiele und 60 Prozent der Video CDs sowie 15 Prozent der Musikvideos Gewalt wieder. Die Gewalt in Spielfilmen hat in den letzten 50 Jahren kontinuierlich zugenommen.  

 

Vielen gefallen die Gewaltszenen im Fernsehen gar nicht, aber sie schauen sie sich automatisch an.  In Wahrheit üben Filme und Serien die Gewalt beinhalten  vor allem auf die Jugend und insbesondere auf die männliche Jugend eine gewisse Anziehungskraft aus.

Gemäß einiger Theorien  sollen Filme mit Gewaltszenen  wie ein Ablassventil für die Psyche dienen, weil sich der Zuschauer mit den Charakteren im Film identifiziert und durch deren Handlungen und Verhalten eigene Enttäuschungen abbaut. Aber es gibt auch Theorien in der Psychologie, die unterstreichen, dass gegebenenfalls die Ausstrahlung von gewaltbeladenen Filmen und Serien, wo Tod und Quälen auf die leichte Schulter genommen werden, zur Steigerung der  Gewalttätigkeit in der Gesellschaft bis  hin zur Nachahmung  und Veränderung der Form der realen Gewaltanwendung führt. Dies hängt von den Bedingungen  in der Gesellschaft ab.

 

Einige Fernsehserien verharmlosen sogar Tötung und Mord, ziehen solche  Dinge ins Lächerliche und es werden Folter und Geiselnahme bagatellisiert.  Schon von daher ist zu erwarten, dass solche gewaltbeladenen Filme die Kriminalität in der Gesellschaft zunehmen lassen.   Bewaffnete Anschläge und Serienmorde und Geiselnahmen, die sich in der Realität abspielen,  sind nach Ansicht von Sachverständigen Erscheinungen, die in vielen Fällen durch Nachahmung von gewaltsamen Szenen im Fernsehen entstehen. 

                       

Heutzutage können Kinder im Fernsehen oder auch auf tragbaren Geräten wie Laptop  und Tablet-PC an jedes Medium herangelangen. Dadurch steigt die Zahl der Kinder, die von gewaltsamen Inhalten beeinflusst werden. Gemäß Studien enthalten 37 Prozent der Medien, die Kinder besuchen, Szenen mit körperlicher oder verbaler Gewalt.

Das Ausmaß an Gewalt bei den  täglichen Freizeitbeschäftigungen ist  generell leider sehr groß und selbst in den Kinderfilmen und Videospielen für Kinder gibt es aggressive Szenen.  Kinder, die solchen Inhalten begegnen, können dadurch  eine falsche Vorstellung von Gewalt bekommen. Sie können nämlich  denken, Gewalt sei ganz normal. Es ist schwierig sie wieder von dieser Denkweise abzubringen.

 Studien über die häusliche Gewalt zeigen Ähnliches. Sie ergeben, dass ein großer Anteil der Kinder, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, entweder zu Tätern oder zu Opfern werden. Hier liegt ein Zusammenhang damit vor, dass sie denken, es sei normal, der Gefahr der  Gewalt ausgesetzt zu sein.  

Durch Gewalt in Medien hervorgerufene Verhaltungsstörungen bei Kindern und Heranwachsenden können sich darin äußern, dass sie unbedacht  gegeneinander Gewalt ausüben.  Falsches Denken ruft jedoch im Kind  eine seelische Belastung hervor. Kinder, die die Gewalt in Medien sehen, neigen eher dazu, feindliche Gefühle zu entwickeln.  Ihre emotionale Reaktion auf gewaltbeladene Filme besteht in der Nachahmung, wobei die Nachahmung von Gewaltszenen dazu führt, dass sie sich selber und anderen einen Schaden zufügen.

Zu den häufigsten Auswirkungen von Gewaltszenen auf Kinder zählen Schlafstörungen sowie aggressives Verhalten in der Familie und zu Freunden, insbesondere beim Spielen. Diejenigen Kinder, die mehr als die anderen  in der virtuellen Welt, im Fernsehen, in Filmen und Videospielen Gewaltszenen erleben, werden mit großer Wahrscheinlichkeit  in der realen Welt selber ein aggressives Denken und Verhalten an den Tag legen.