In Erinnerung an den iranischen Musiker Husain Dehlawi
Husain Dehlawi, ein bekannter iranischer Komponist, ist am 15. Oktober dieses Jahres im Alter von 92 verstorben. Er gehört zu denen, die mit dem Titel „unvergessliche Persönlichkeit“ ausgezeichnet wurden.
Es war 1927 und Anfang Herbst. Die Bäume warteten auf Wind und Regen und die Sonne hatte an Farbe verloren. An einem solchen Herbsttag ist Husain Dehlawi auf die Welt gekommen, am 30. September. Er schloss bei seinem Vater mit der Musik Bekanntschaft und erlernte bei ihm das Geigenspiel. Später wurde er Schüler von Abul Hasan Sabba, dem begabtesten Komponisten und Musiker Irans der letzten hundert Jahre. Schließlich stieg er 1957 zum Leiter des Erstens Orchesters der Schönen Künsten auf. Sabba hatte dieses Orchester mit Hilfe von Dehlawi gegründet. Nach dem Tod von Sabba wurde es unter dem Namen Sabba-Orchester bekannt. Weitere drei Orchester wurden diesem ersten Orchester angeschlossen und ihre Konzerte wurden wöchentlich vom frisch gegründeten iranischen Fernsehsender ausgestrahlt. Im Jahre 1960 machte Dehlawi an der Musikhochschule seinen Abschluss als Komponist. Er konzipierte in dieser Zeit auch einige Werke von Sabba für die Orchesteraufführung.
1979 schrieb Dehlawi die Liederoper „Mana und Mani“ für Kinder. Es war das internationale Jahr des Kindes und im gleichen Jahr siegte die Revolution. Die Instrumentalmusik dieser Oper wurde im Jahre 2000 von der slowakischen Philharmonie unter Leitung des iranischen Dirigenten Ali Rahbari in Bratislava aufgeführt und aufgenommen. Dehlawi gehörte zu den Innovatoren der iranischen Musik. Zum Beispiel methodisierte er das Spiel auf der traditionellen hölzernen Bechertrommel Tanbak, um den Status dieses Instrumentes in der iranischen Musik zu verbessern und dessen Erlernen zu erleichtern. Er entwickelte auch eine chromatische Santur, um die Stimmprobleme bei diesem iranischen Psalterium zu überwinden und dessen Einsatz im Orchester zu ermöglichen.
Zu den Titeln der vielen Werken dieses Komponisten gehören unter anderem „sabok-bal (leicht beflügelt), „Konzert für Santur und Orchester“ „Goft u Guye Del“ (das Gespräch des Herzens), „Licht der der Liebe“ und „In Erinnerung an Sabba“. Dehlawi hat 15 Teile der 26-teiligen Oper „Bizhan und Manizheh“ einer Vertonung der bekannten Liebesgeschichte aus dem Schahnameh von Firdausi komponiert.
Einige der Orchesterwerke Dehlawis gelten heute noch als die besten des Irans. Dehlawi gründete außerdem ein Orchester für traditionelle iranische Saiteninstrumente mit der Besetzung von 66 Musikern. Diese Saiteninstrumente sind Santur, die Langhalslauten Tar und Tarbas, die Trapezzither Kanun und die Kurzhalslaute Oud (auch Barbat). Dieses Orchester gab 1994 sein erstes Konzert.
Ostad Husain Dehlawi hat während seines Lehrauftrages an der Musikhochschule einen großen Beitrag zur iranischen Nationalmusik geleistet. Er lehrte an dieser Hochschule iranische Musiktheorie darunter die Formenlehre iranischer Musik, die Kombination von Dichtung und Musik, Harmonie und Orchestermusik.
Dehlawi liebte die iranische Kultur, iranische Musik und iranische Instrumente, und stützte sich in seinen Werken oftmals auf die iranische Literatur. In seinem Arbeitszeugnis sehen wir vertonte Erzählungen aus dem Schahname von Firdausi und Gedichte von Atar und Nezami stehen.
Zu den bedeutenden Werken Dehlawis gehört sein Buch über die Verknüpfung von Dichtung und Gesangsmusik. Dieses Werk ist das Resultat von 40 Jahren Erfahrung dieses Künstlers in der Kombination von Musik mit iranischer Lyrik. Er erläutert darin die wissenschaftliche Methode für derartige Kompositionen und den richtigen Einsatz hoher und tiefer Töne sowie die Beachtung von Dehnungen von Vokalen und Umlauten bei der Vertonung. Sein Buch ist ein wertvoller Beitrag zum Musikstudium.
Der iranische Komponist Piruz Ardschman sagt über dieses Buch von Dehlawi: „Wer dieses Buch nutzen möchte, muss relativ gute Kenntnisse über die Farsi-Literatur und Musik besitzen...In diesem Buch werden Probleme, auf die der Komponist in der Praxis stößt, geklärt. Es gibt dafür keine allgemeine Formel oder ein allgemeines Modell... Ein Abschnitt im Buch besteht aus Erfahrungen die Dehlawi beim experimentalen Komponieren mit Übungen zur Vertonung eines Gedichtes. Das Buch „Peywand scheer wa musiqi Awazi“ ist in Wirklichkeit ein Art Experimentalwerk.
Dieses Buch wurde 2000 anlässlich der 19. Wahl des Buches des Jahres mit dem Jahresbuchpreis ausgezeichnet. Ebenso wurde Husain Dehlawi 2003 als eine der unvergesslichen Persönlichkeiten vorgestellt und für seine Verdienste an der Musiklehre und der Entfaltung der Musik im Iran gewürdigt.
Husain Dehlawi war ein vielseitiger Musiker. Er war Innovator der traditionellen Musik und kombinierte Oper mit iranischen Volkstanz. Dehlawi bildete ausgezeichnete Schüler, die zu bedeutenden Meistern iranischer Musik wurden, aus. Er selber ist unter anderem auch Schüler von Ali Naqi Waziri gewesen, der für seine Innovation und Modernisierungen bekannt war, und diese auf seine Schüler übertrug. Bekannte Schüler Waziris wie Abul Hasan Sabba, Ruhullah Chaleqi, Husain Sandschari und eben Dehlawi haben seine Linie übernommen, ohne ihn nachzuahmen.
Fachleute sagen, dass Dehlawi den Weg der Mitte bei der Innovation der iranischen Musik gegangen ist. Husain Alizadeh, ein iranischer Gesangsinterpret und Komponist sagt, dass Dehlawi von Beginn an eine gemäßigte Innovation wählte und meint: „Das Musikstück „sabok bal“, welches Dehlawi im Alter von 26 Jahren komponierte, war hinsichtlich der Harmonie unkompliziert. Er wollte das traditionelle Schema (dastgah) „Schur“ bewahren und zugleich hat er Wege gefunden mit einem zusammengesetzten Orchester die Viertelton-Musik zu erhalten.“ Alizadeh fährt fort: „In meinen Augen ist dieses Stück auch heute noch wunderschön und innovativ und es fasziniert mich jedes Mal wenn ich es mir anhöre. Es ist eines der wichtigen Kompositionen von Dehlawi und es zeugt von seinem Genie, dass er seine Laufbahn als Komponist mit diesem Stück begonnen hat."
Kostprobe des Musikstückes sabok bal
Bei einem anderen Werk von Husain Dehlawi setzt er traditionelle Saiteninstrumente neben Blasinstrumenten im Orchester ein und dies führte nach Ansicht einiger Musikexperten zur Erweiterung der iranischen Nationalmusik.
Husain Dehlawi war auch auf dem Gebiet der Filmmusik tätig. Er hat die Musik für Dokumentationen gewählt oder stand als Berater für die Musik eines Spielfilmes zur Seite oder hat selber die Musik für einen Film komponiert.
Sein letztes offizielles Konzert gab Husain Dehlawi bei der Eröffnung des Fadschr-Musikfestivals im Februar 2019 in Teheran.
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Husain Dehlawi war ein sorgfältiger und geschätzter Lehrer. Husain Alizadeh, einer seiner erfolgreichsten Schüler, gehört zu denen die keine Gelegenheit verpassen, um Husain Dehlawi zu würdigen. Er sagt, er werde nie vergessen wie Dehlawi seine Studenten auf der Musikhochschule und auch noch nach Abschluss des Studiums unermüdlich betreute und sie wie ein Vater behandelt hat.
In dem Memorandum anlässlich des Todes von Husain Dehlawi hat Alizadeh wie folgt geschrieben:
„Husain Dehlawi ist so groß wie die Kunst und so groß wie ein Lehrer. Man muss aufstehen, um ihn zu würdigen. Man muss aufstehen und seine Werke anhören...“