Islam richtig kennenlernen (29)
Wir haben im letzten Teil über das Wissen Gottes gesprochen und einige Koranverse angeführt. In zahlreichen Koranversen verweist Gott auf Sein Allwissen und dessen Unbegrenztheit.
Zum Beispiel im Vers 59 der Sure Anam (Sure 6):
„Nur bei Ihm befinden sich die Schlüssel zum Verborgenen; nur Er kennt sie. Und Er weiß, was auf dem Lande ist und was im Meer. Und nicht ein Blatt fällt (vom Baum) nieder, ohne dass Er es weiß; und kein Körnchen ist in der Finsternis der Erde und nichts Feuchtes und nichts Trockenes, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) wäre.“
Dass Gott über alles auf dem Festland und in den Meeren im Bilde ist, veranschaulicht die Umfassendheit seines Wissens. Es bedeutet, dass er über die unzähligen kleinen und großen Lebewesen , dies sich im Meer tummeln, genauso Bescheid weiß wie über das Rascheln der Blätter an den Bäumen im Wald und in den Tälern, über das Öffnen der Knospen und Blütenblätter, über den komplizierten Aufbau der Zellen und das Kreisen der Elektronen innerhalb der Atome, sowie die Bewegung der Planeten im All. Gemäß dem obigen Vers 59 der Sure 6 fällt kein Blatt von einem Baum, ohne das Gott dies weiß. Gott weiß, wieviele Blätter sich gerade von ihren Zweigen trennen, durch die Luft wirbeln und schließlich auf dem Boden zur Ruhe kommen. Auch öffnet sich kein einziges Korn in der dunklen Erde, ohne dass Gott seine Merkmale kennen würde.
Dieser Vers enthält einen feinen Fingerzeig auf Tod und Leben. Das Herabfallen der Blätter vom Baum ist Zeichen für ihren Tod und das Korn, das in der Erde verborgen liegt, hat die erste Stufe zum Leben angetreten, denn bei geeigneten Umständen wird es aufgehen und der Keimling aus ihm hervorsprießen. Gott, der über Tod und Leben der Dinge im Bilde ist, kennt auch die detaillierten Stufen, welche ein Korn hinter sich bringt um zu einer Pflanze zu werden. Dieser Vers dementiert die Ansicht von einigen, die denken Gottes Wissen beziehe sich auf generelle Dinge und er würde die Einzelheiten der Dinge nicht kennen. Der Vers widerlegt diese Ansicht offen und verkündet, dass Gott sowohl über Generelles als auch über Einzelnes im Dasein vollständig Bescheid weiß.
Um das unendliche Wissen Gottes zu veranschaulichen, heißt es im Vers 27 der Sure Luqman ( 31) :
„Und wenn auch das, was es auf der Erde an Bäumen gibt, Schreibrohre wären und das (gesamte) Meer und danach sieben weitere Meere als Nachschub (Tinte wären, um Gottes Worte niederzuschreiben), würden die Worte Allahs nicht zu Ende gehen, denn Allah ist Allmächtig und Allweise.“ |
Gemäß dieser schönen Darstellung im Koran würden die Stifte aus allen Bäumen auf der Welt nicht ausreichen um Gottes Wissen niederzuschreiben. Aus einem einzigen mächtigen Baum, seinen Zweigen und seinem Stamm, lassen sich Abertausende von Schreibstiften anfertigen. Wie groß wäre erst recht die Zahl der Stifte, die sich aus allen Bäumen auf der Welt anfertigen ließe? Wieviel Wissen ließe sich niederschreiben, wenn alle Ozeane auf der Erde, die ungefähr dreiviertel der Erdkruste bedecken, zu Tinte würden? Aber der obige Vers besagt: Diese Tinte und diese Stifte würden aufgebraucht werden, ohne dass das Wissen Gottes zu Ende gegangen wäre. Mit diesem Beispiel erinnert Gott an die Unendlichkeit Seines Wissens. Ließe sich die Grenzenlosigkeit des göttlichen Wissens noch besser beschreiben? Angesichts dieser deutlichen Feststellung wird dem Menschen klar, dass sein Wissen gegenüber dem Wissen Gottes fast so wenig ausmacht wie die Null gegenüber der Unendlichkeit.
Laut Koran ist Gott nicht nur Wissend, sondern auch Allmächtig. Es gibt nur Einen Gott und seine Allmächtigkeit ist zweifelsohne eines Seiner Attribute. Wie Seine anderen makellosen Eigenschaften, ist auch Seine Macht unbegrenzt. Gott ist der absolut Mächtige und hat die Macht zu allem. Er trägt daher auch den Namen Qadir قادر (der Fähige). Gott hat sich im Koran mehrmals mit diesem Namen genannt. Der absolut Fähige, der über alles uneingeschränkt, herrscht bedeutet: Wenn Gott etwas will, so ist er fähig dazu und es wird unausweichlich geschehen.
Der Koran verweist in verschiedenen Versen auf verschiedene Weise auf die unendliche Macht Gottes. Wiederholt kommt folgender Satz im Koran vor: Innallaha alakulli schaiin qadir – Wahrlich Gott hat zu allem die Macht“. Die Schöpfung und die Ordnung, die in ihr herrscht, ist in sich bereits ein klarer Beweis dafür, dass Gott mächtig und fähig ist. Die erstaunliche Ordnung im Dasein zeugt also nicht nur für das göttliche Wissen, sondern auch für Seine Allmacht.
Dort, wo im Heiligen Koran über die Erschaffung von Himmeln und Erde steht, heißt es, dass deren Erschaffung den Menschen auf die Allmacht und das Allwissen ihres Schöpfers aufmerksam macht.
Im Vers 12 der Sure Talaq (65) steht:
„Allah ist es, der sieben Himmel erschuf und von der Erde die gleiche Anzahl. Der Befehl steigt zwischen ihnen herab, auf dass ihr erfahren möget, dass Allah über alle Dinge Macht hat und dass Allahs Wissen alle Dinge umfasst.“
Ja, Gott hat diese Erde mit ihren Gebirgen, Seen und Ozeane und all ihren Lebewesen auf ihre geregelte Rotationsbahn um die Sonne in Bewegung gesetzt und schützt sie vor dem Absturz und dem Zusammenprall.
Es ist der Allmächtige, der die Sonne, deren Größe das eine Million und 300 Tausendfache der Erde ausmacht, ohne Stützen im Weltraum festhält.
Die Auswirkung der unendlichen göttlichen Macht tritt bei allen Geschöpfen in Erscheinung. All die erstaunlichen Dinge in der Welt sind ein klarer Beweis für die Macht Gottes. In Wahrheit geben alle Geschöpfe zusammen mit dem Koran kund: إِنَّ اللّهَ عَلَى كُلِّ شَيْءٍ قَدِيرٌ Innallaha ala kolli schai´in qadir – „Gott hat wahrlich zu allem die Macht“.
Wenn über die Allmacht Gottes gesprochen wird, ist ein wichtiger Punkt zu beachten, nämlich der, dass Gott das entstehen lassen will, was entstehen kann. Daher sind Dinge irrelevant, die in sich unmöglich und irrational sind. Ein Beispiel: Zwei mal Zwei ergibt Vier. Jemand könnte nun wie folgt fragen: Kann Gott das Ergebnis dieser Multiplikation in 3 oder 5 umwandeln? Die Antwort fällt natürlich negativ aus, denn wir haben es mit etwas Unlogischem zu tun und Gott handelt nicht im Widerspruch zur Vernunft. Dies hat nichts mit Einschränkung der göttlichen Macht zu tun, denn Gottes Allmacht ist uneingeschränkt. Seine Macht übt er auf Dinge aus, die von der Vernunft als machbar akzeptiert werden. Was von Grund auf nicht machbar ist, kann nicht Gegenstand des Diskurses über die Allmacht Gottes sein.
Einmal stellte jemand Imam Ali (gegrüßet sei er) folgende Frage: „Kann Dein Herr die Welt in ein Ei stecken, ohne dass sie kleiner wird oder das Ei größer?“ Der Imam gab zur Antwort: „Wahrlich, auf Gott trifft keinerlei Unfähigkeit zu. Vielmehr kann es das, über das du mich befragst, gar nicht geben.“
Aus der Antwort des Imams geht hervor, dass der Gegenstand der Frage ein Ding der Unmöglichkeit ist, dies aber keineswegs eine Unfähigkeit Gottes bedeutet, sondern auf die Tatsache zurückgeht, dass es das Verlangte unmöglich geben kann.
Das Fazit unserer Ausführungen lautet: Gott besitzt zu allem die Macht, auch zu Dingen, die wir uns nicht vorstellen können, die aber rational gesehen möglich sind. Bei solchen Dingen wägen wir Menschen als erstes ab, inwieweit wir selber in der Lage sind, sie zu vollbringen und bewerten dementsprechend. Gottes Macht ist jedoch unbegrenzt. Er kann im wahrsten Sinne des Wortes alles Mögliche realisieren. Sein Wesen ist unendlich und er ist frei von jeglicher Unfähigkeit.
In der Sure Fatir (35) steht im Vers 44 unter anderem:
„… Und nichts vermag Allah in den Himmeln oder auf Erden zu hemmen; denn Er ist Allwissend, Allmächtig.“