Ramadan - der Monat Gottes (4)
Einige Leute unterwerfen ihren Körper auf allen möglichen Wegen Härten, um sich seelisch zu stärken und Fähigkeiten anzueignen. Andere widmen sich im Rahmen der Lehren der Religion Gottes Übungen der Enthaltsamkeit. Bei letzteren verlässt der Mensch nie den Rahmen des Religionsgesetzes, denn er lehnt den Erwerb von Kräften ab, die nicht mit diesem vereinbar sind.
Wir möchten den 4. Teil unseres Beitrages "Ramadan - der Monat Gottes" mit einer Frage beginnen und zwar: Ist das religiöse Fasten eine Art Askese und wenn ja, worin liegt der Unterschied zu anderen nicht-religiösen Askesen?
Bevor wir auf diese Frage eingehen, sollten wir zunächst definieren, was Askese überhaupt ist. Askese ist im allgemeinen Sinne die Erduldung von Leid und Härten und die Selbsteinschränkung zur Erreichung von geistigen und körperlichen Fähigkeiten und/ oder die Läuterung der Seele und Selbsterziehung. Es gibt Formen der Askese, bei denen die Lehren der Religion keinerlei Rolle spielen. Einige Leute unterwerfen ihren Körper auf allen möglichen Wegen Härten, um sich seelisch zu stärken und Fähigkeiten anzueignen. Und andere Menschen widmen sich im Rahmen der Lehren der Religion Gottes besonderen Übungen. Bei letzteren verlässt der Mensch nie den Rahmen des Religionsgesetzes, denn er akzeptiert nicht den Erwerb von Kräften, die nicht mit den Gesetzen Gottes vereinbar sind.
Das Fasten im Monat Ramadan ist in der Tat eine Art Askese in einer bestimmten Zeitspanne und im Rahmen der Gebote und der Konzepte die die Religion für den Menschen festgelegt hat. Die Gebote wie das Gebot des Fastens sind dazu da, dass der Mensch höhere Stufen der Gott-Dienstbarkeit erreicht und Gott näher kommt. Also ist das Resultat der asketischen Übungen bei den religiösen Askese ein völlig anderes als das bei den nicht-religiösen. Bei der nicht-religiösen Askese geht es nur darum an besondere Fähigkeiten zu gelangen, aber bei der religiös fundierten Askese wird nicht die Erlangung von solchen Mächten erstrebt, sondern Ziel ist die Reinigung der Seele von Schlechtem und das Betreten des Weges zur Vervollkommnung. Natürlich kann es sein, dass der Mensch dank dieser Übungen auch zu besonderen seelischen und körperlichen Kompetenzen gelangt. Diese sind aber nicht das Hauptziel.

Es gibt noch einen weiteren Unterschied zwischen den beiden Arten der Askese und zwar ist die Anwendung der Ergebnisse der Askese verschieden. Ein gläubiger Mensch gelangt durch asketische Übungen und das Handeln nach dem göttlichen Gebot an hohe Eigenschaften, die er aber niemals zu missbrauchen und auf dem falschen Wege einzusetzen beabsichtigt. Aber ein nicht-religiöser Asket oder Fakir könnte eventuell die Fähigkeiten, die er durch Askese gewonnen hat, für eine falsche Sache ausnutzen.
Die nicht-religiöse Askese zwingt außerdem den Menschen sich eine längere Zeit aus der Gesellschaft zurückzuziehen. Aber die Lehre des Islams empfiehlt eine solche Isolierung nicht nur nicht, sondern sagt, dass der Mensch ohne die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben gar nicht hohe seelische und moralische Tugenden einüben kann. Wir begegnen daher in der Geschichte des Islams sogar Kämpfern, die auch während eines Gefechtes fasteten.
Ein Beispiel aus der Geschichte handelt von Dschafar Ibn Abi Talib. In der Mutah-Schlacht wurde Dschafar, der Bruder von Imam Ali schwer verletzt und fiel zu Boden. Die anderen brachten ihn zu dem Zelt mit den Verletzten. Seine Augen hielt er geschlossen aber ihm war anzusehen, dass er großen Durst litt. Man holte ein Gefäß mit Wasser herbei, und rüttelte ihn leicht an seinen Schultern. Schließlich öffnete er mit Mühe die Augen. Sie fragten ihn: "Möchtest du Wasser?" Er antwortete: "Hebt das Wasser bis zum Sonnenuntergang auf. Wenn ich dann noch lebe, werde ich davon trinken und wenn ich sterbe, werde ich mit durstigen Lippen vor Gott treten. Ich bin jetzt beim Fasten und ich möchte mein Fasten nicht abbrechen."
Wir begegnen auch heute noch solchen Vorbilder für hohe seelische und moralische Eigenschaften.

In unserem heutigen Abschnitt über den Koran wenden wir uns dem Vers 14 der Sure 3 (Ale Imran) zu
Vers 14 der Sure Ale Imran
" زُیِّنَ لِّلنَّاسِ حُبُّ الْشَّهَوَتِ مِنَ الْنِّسَآءِ وَالْبَنِینَ وَالْقَنَطِیرِ الْمُقَنْطِرَةِ مِنَ الْذَّهَبِ وَالْفِضَّةِ وَالْخَیْلِ الْمُسَوَّمَةِ وَالْأَنْعَمِ وَالْحَرْثِ ذَ لِکَ مَتَعُ الْحَیَو ةِ الْدُّنْیَا وَاللَّهُ عِنْدَهُ حُسْنُ الْمَابِ"
"Ausgeschmückt ist den Menschen die Liebe zu den Begierden, nach Frauen, Söhnen, aufgehäuften Mengen von Gold und Silber, Rassepferden, Vieh und Saatfeldern. Das ist der Genuss im diesseitigen Leben. Doch bei Gott ist die schöne Heimstatt."
Gott hat dem Menschen zum Leben das bereitgestellt, was er braucht und ihm die nötigen Freuden erlaubt. Der Mensch braucht Frau und Kind, weil er ansonsten ausstirbt. Auch braucht er Geld und Güter um Kleidung und Nahrung usw. zu besorgen. Ebenso braucht er das Vieh und alle möglichen Pflanzen und Gott hat all dies für ihn bereit gestellt. Aber dabei ist nicht zu vergessen, dass dies alles vergängliche Dinge sind und höchstens dem Menschen zur Verfügung stehen, solange er im Diesseits lebt. Jemand der an Gott und den Jüngsten Tag glaubt, darf sich daher von diesen weltlichen Dingen nicht blenden lassen, denn sie werden ihm im Jenseits nichts nützen.
Gott sagt auch im Vers 46 der Sure 18 (Kahf) , dass Dinge wie Besitztum und Kinder ein vergänglicher Schmuck des weltlichen Lebens sind.Mit diesen Freuden des weltlichen Lebens werden die Menschen auf die Probe gestellt.
Im Leben sind Gut und Schlecht miteinander vermischt. Der Mensch kann sich zwischen ihnen entscheiden. Ob jemand selig werden will liegt bei ihm und seinen Entscheidungen für das Gute. Auch kann jemand selber das Böse wählen, welches ihn unselig werden lässt. Zu den weltlichen Dingen gehört die Liebe zur Frau und Kind und den irdischen Schätzen usw. Aber alle diese Freuden sind vorübergehender Natur. Satan lässt sie für die Menschen im schönsten Licht erscheinen, damit sie sich nur noch damit beschäftigen und danach streben, und Gott vergessen Aber die Gläubigen sollen nur so viel wie wirklich nötig die Freuden des Lebens nutzen, d.h. in dem Maße, dass ihr natürliches Bedürfnis gestillt wird. Sie sollen sich bewusst sein, dass diese Welt der Acker ist für das Jenseits, in dem das ewige Leben auf sie wartet.
Daher heißt es zum Schluss des obigen Verses 14 der Sure 3: "Doch bei Gott ist die schöne Heimstatt." Mit diesen Worten soll der Mensch dazu angeregt werden nach dem Paradies zu streben und nicht die wahren und ewigen Freuden in Gottes Nähe den flüchtigen irdischen Freuden zu opfern.
Chadsche Abdullah Ansari schreibt, dass Imam Ali (F) immer wenn er weltlichen Dingen begegnete, auf die Wahrung der Religiosität bedacht war, und sagte: "O Diesseits, du kannst einen anderen betrügen, aber ich habe mich für immer von dir geschieden." Die anderen fragten ihn,der ein gefürchteter Rivale für die besten Kämpfer der Götzendiener war, erstaunt,weshalb er sich dermaßen vor dem Weltlichen fürchte. Er antwortete: "Ihr wisst nicht, dass dieses Weltliche ein Dornenbusch ist. Die Begierde hat ihn am Pfad des Lebens eingepflanzt und wenn du dich nicht von ihm fern hältst, werden seine Dornen das Gewand deiner Reinheit zerreißen.

Aus dem Gebet Abu Hamza Thumali: (o Gott! entferne die Liebe zum Weltlichen aus meinem Herzen!)
Bevor wir schließen noch einige Tipps zur Ernährung im Monat Ramadan.
Im Monat Ramadan lernen wir wie wichtig ein regelmäßiger Ernährungsplan ist. Es ist gut für die Gesundheit eine bestimmte Zeitspanne zwischen die einzelnen Mahlzeiten festzulegen. Ein wichtiger Nutzen ist die Speicherung von Energie im Laufe des Tages. Planlose Nahrungsaufnahme oder das Weglassen einer Mahlzeit führt zu einem Energiemangel. Die rechtzeitige Nahrungseinnahme aber reguliert den Blutfettspiegel und verhindert Schwächegefühle aufgrund von Hunger. Bei einem geregelten Ernährungsplan fallen unnötige Zwischenmahlzeiten weg. Der Monat Ramadan ist also eine gute Erfahrung in dieser Beziehung. Der Verzicht auf Essen und Trinken für eine bestimmte Zeit und die Selbstbeherrschung fördern außerdem die geistige Disziplin des Menschen.

Die Beachtung der Gesundheit und Hygiene und einer guten Ernährung ist von den Großen der Religion immer wieder empfohlen worden. Laut ihnen soll sich der Mensch von schädlicher Nahrung fernhalten. Die Einnahme von einigen Dingen ist wohl im Islam deshalb verboten, weil sie dem Menschen schaden. Im Mittelpunkt der Empfehlungen der religiösen Leitbildern steht vor allen Dinge das Maßhalten beim Essen. Imam Ali (F) versichert, dass sich körperliche und mentale Gesundheit verbessern, wenn der Mensch beim Essen maßhält.
Im Monat Ramadan ist es nicht erforderlich viel Nahrung beim Fastenbrechen oder bei der letzten Mahlzeit vor Tagesanbruch zu uns zu nehmen. Der Körper besitzt einen guten Mechanismus zur Regulierung seiner Tätigkeiten während des Fastens und baut während der täglichen Fastenzeit Körperfette ab. Wenn jemand, ohne irgendwie krank zu sein, Probleme beim Fasten hat, dann kann es davon herrühren, dass er sich in der Nacht zwischen zwei Fastentagen falsch ernährt und nicht genug geschlafen hat.