Jul 07, 2017 13:20 CET

Wir sprachen über den Brückenbau im Iran. Für den Bau einer Brücke wurde geeignetes Material verwendet, dass es vor Ort gab. An der Zahl der Brücken in jeder Epoche lässt sich darauf schließen inwieweit die jeweilige Regierung Wert auf die Verbesserung der Verbindungswege legte.

Der Ghaznawidenherrscher Mahmud Ghaznawi strebte vor allen Dingen nach der Eroberung neuer Gebiete. Überhaupt trat zur Zeit der Ghaznawiden der Handel in den Hintergrund und die Ghaznawiden kümmerten sich wenig um Verbindungswege und Brückenbau. Die wichtigsten damaligen Straßen im Iran gingen von Bagdad aus, welches das Regierungszentrum der Abbassiden war. Sie führten über: Tuss (Nordost-Iran), Rey, südlich vom heutigen Teheran, Hamadan im Nordwesten des Landes , Isfahan im Zentraliran und Schiras im Süden des Landes.

Tuss gehörte zu Khorassan im Nordosten. Von dort aus waren Herat und Balch (heutiges Afghanistan ) zu erreichen. Eine der Brücken, die zur Zeit der Ghaznawiden gebaut wurde, liegt in der Nähe von Tuss. Sie führt über den Fluss Kaschf-Rud. In den Geschichtschroniken und Reiseberichten wird die Schönheit dieser Brücke gelobt und über ihre Entstehung geschrieben. Arthure Pope, ist der Meinung, dass diese Brücke zu Lebzeiten des Dichters Ferdowsi errichtet und später restauriert wurde.

Als die Mongolen mit ihrem Heer in Iran eindrangen, zerstörten sie viele Städte und Ortschaften. Doch nach einigen Jahren gewann die Wiederherstellung von Straßen und Wegen und der Brückenbau erneut an Bedeutung. Bei diesem Brückenbau wurden jedoch meistens die alten Brückenpfeiler aus der Sassanidenzeit benutzt und es entstand selten eine vollkommen neue Brücke in dieser Epoche.

Chadscheh Raschideddin Faslullah Hamedani, der iranische Wesir des mongolischen Ilchan war sehr um den Wiederaufbau Irans bemüht. Er setzte sich neben Leuten wie Amir Alischir Nawai für die Restauration von Brücken ein. Es heißt dass er die Anweisung zum Bau von 14 großen Brücken gegeben hat. Aus geschichtlichen Belegen geht hervor, dass die bekannte Chadschu-Brücke in Isfahan, welche ein Meisterwerk aus der späteren Saffawidenzeit war, auf dem Fundament einer alten Brücke aus der Ilchan-Ära errichtet wurde. Wichtige Brücken aus der Zeit der Ilchane sind:

Abrischam-(Seiden-)Brücke, Abu Ishaq-, Asbi-, Taban-, Berendschi-Brücke, Dschadscharm- und Zanguleh-Brücke.

Die Ilchane hatten ihren Sitz in Sultaniyeh im Nordwesten Irans und die wichtigsten Bauwerke und besten Brücken dieser Epoche wurden in dieser Region gebaut. Die Pole-e-Dochtar im Süden der Stadt Mianeh führte über den Qezelozan, den größten Fluss der heutigen Provinz Zendschan, Nordwestiran. Sie weist eine Inschrift mit der Bauzeit auf und diese besagt, dass sie Ende des 9. Jahrhunderts nach der Hidschra , circa 15. Jahrhundert nach Christus erbaut wurde. Diese Brücke ist immer wieder ausgebessert worden und unter dem gleichen Namen nämlich Pol-e Dochtar (Brücke des Mädchens) sind an anderen Orten im Iran weitere Brücken gebaut worden. Es gibt eine nette Geschichte über diese Namensbezeichnung, von der Madame Dieulafoi aus Frankreich in ihrem Reisebericht schrieb, wobei sie sich auf die Einheimischen berief.

Und zwar lautet diese Geschichte wie folgt:

„Ein iranischer König hatte eine schöne Tochter. Diese wollte sich von den Menschen und dem Trubel zu Hofe zurückziehen. Da befahl der König ihr eine Burg im Gebirge zu bauen. Diese Burg nannte er Aschiyaneh Oqab – Adlernest. Nachdem seine Tochter dort eingezogen war, ließ er alle Wege zur Burg zerstören.

Zufällig erblickte ein Hirte, der seine Schafe am Fuße des Berges weidete, die schöne Prinzessin , als sie auf der Burg stand und war von ihr bezaubert. Doch er sah dass kein Weg zur Burg hinaufführte. Da griff er nach seiner Hirtenflöte und begann seine Hirtenlieder zu spielen, die angefüllt waren mit großer Sehnsucht. Bald darauf befahl die Prinzessin man soll eine Brücke über den Fluss bauen, damit sie die Burg verlassen und sich mit dem Hirten vermählen kann. Die Brücke wurde erbaut und Pole-Dochter – Mädchenbrücke genannt.“

Nachdem der Saffawide Schah-Ismael die Macht im Iran übernahm, führte er das Land wieder seiner ehemaligen Größe zu. Die Saffawidenherrscher insbesondere Schah Abbas legten großen Wert auf Handelsreisen und außerdem kamen viele Weltreisende aus dem Ausland ins Land, daher wurde das iranische Straßen- und Wegenetz ausgebaut und an die Handelswege in andere Länder angeschlossen. Der Bau von Karawansereien und Brücken gewann an Bedeutung. Die prächtige Hauptstadt der Saffawiden wurde vom Zayandeh-Fluß in zwei Teile geteilt und die beiden Stadtufer wurden mit mehreren schönen Brücken miteinander verbunden. Ihr malerischer Anblick steuert erheblich zum Stadtbild Isfahans bei.

Ein hervorragendes Bauwerk von Isfahan ist die Allah Wardichan- Brücke. Sie weist 33 gleichförmige Brückenbögen auf, durch die das Wasser hindurchfließt und ist deshalb besonders unter dem Namen si-o-seh Pol (33 –Brücken) bekannt. Diese Brücke ist 300 m lang und 14 m breit. Sie ruht auf 34 Brückenpfeilern.

Eine Brückenstraße war für Reiter gedachte. Fußgänger konnten die beiden überdachten Gänge an der linken und rechten Seite benutzen.

Während die Brückenbögen aus gebrannten Ziegelsteinen bestehen, sind die Brückenpfeiler aus Gestein.

Anweisung zum Bau dieser Brücke gab Schah-Abbas . Die Kosten und und die Verwaltung des Baus übernahm Allah Wardichan. Als Baujahr gilt 1675 nach Christus. Quasi bildet die Allah Warichan-Brücke das Zwischenstück der schönen Straße Tschahar Bagh (4 Gärten) die sich zu beiden Brückenenden forsetzt. Einige Volksfeste werden an dieser Brücke gefeiert.

Im 17. Jahrhundert suchte der französische Weltenbummler Tavernier den Iran auf. Er beschrieb die Stadt Isfahan und die si-o-seh-Pol wie folgt:

„Zu beiden Seiten der Brücke wurde ein Gang angelegt, der überdacht ist und einige gehen über die Dachbedeckung spazieren. Aber der normale Verkehr verläuft unterhalb der Decke, die an der Seite zum Fluss offen ist so dass frische kühle Luft in den Gang hineinströmt. Es gibt aber noch einen anderen Fußweg, der im Sommer, wenn der Wasserspiegel des Flusses niedrig ist benutzt wird. Dieser Weg wurde unterhalb der Brücke angelegt. Begehbare Felsplatten wurden nebeneinander angeordnet. Man kann durch alle Brückenöffnungen, die Türen aufweisen, unter der Brücke hindurch gehen. Zu beiden Seiten der Brücke sind Treppen angelegt und der obere und untere Abschnitt stehen miteinander in Verbindung. Diese Brücke ist wirklich meisterhaft erbaut worden und ist das schönste Beispiel für iranische Baukunst.“

Ein Landsmann Taverniers, der Franzose E. Flandin hat circa 200 Jahre nach ihm über die Brücke, die er von nahen besichtigte, geschrieben: „Neben der Brücke sind Stuben, in denen die Leute Tee trinken. Abends bieten die Kuppeln und schönen Minarette der Stadt Isfahan von dieser Brücke aus einen anmutigen Anblick.“

Heute ist die si-o-seh-pol nur noch für Fußgänger benutzbar. Diese Brücke liegt im Zentrum von Isfahan und daher ist dort immer Betrieb. Einen Abend auf der 33-Brücke von Isfahan am Zayandeh-Rud darf kein Reisender verpassen.