Mrz 07, 2018 04:36 CET

Wir haben im letzten Programm die 4 Grundsätze für das Vorgehen des Propheten in Wirtschaftsfragen angeführt, nämlich...

 

 

  1. Ausgeglichenheit und Enthaltung von Über- und Untertreibung in Angelegenheiten des Diesseits und Jenseits
  2. Die Zentralität Gottes bei allen wirtschaftlichen Tätigkeiten
  3. Der Jenseitsglaube und der Vorrang des jenseitigen gegenüber dem diesseitigen Wohl
  4. Gerechtigkeit in der Wirtschaft und Bekämpfung von jeglicher Diskriminierung und von Klüften zwischen Gesellschaftsschichten.

Zweifelsohne konnten diese Grundsätze in der Islamischen Gesellschaft nur dadurch verwirklicht werden, dass der Prophet als ihr Vorbild selber nach diesen Grundsätzen handelte, denn jemand der die Gesellschaft rechtleiten soll,  muss als erster bei sich selber beginnen und mit konstruktivem Verhalten die notwendigen Grundlagen für einen Wandel in den Einstellungen des Einzelnen und der Gesellschaft zu erzielen.   Zu den Phänomenen, die ernsthaft der Gerechtigkeit in der Wirtschaft schaden und die Gesellschaft aus dem Lot bringen, gehört die Liebe zum Luxus.  Um diesem Phänomen entgegenzuwirken führte der Prophet selber ein sehr schlichtes Leben.  Während der Römische Kaiser und Persische Großkönig von prächtigen Palästen aus herrschten,  war die Moschee des Propheten, von der aus alle Planungen und Angelegenheiten geregelt wurden,  ein einfaches  Bauwerk.  Dort  wurde über juristische und politische und militärische Fragen  beraten,  es fanden die kulturellen und religiösen Programme statt und sie diente eine Zeitlang den mittellos gewordenen Auswanderern aus Mekka, die ihr Hab und Gut dort zurückgelassen hatten, als Unterkunft, bis er eine Terrasse für ihre Bleibe anbauen ließ. Er selber führte auch ein sehr bescheidenes Leben.

                                                                    

Ali (Friede sei mit ihm) war immer an der Seite des Propheten. Er lernte vom Propheten anspruchslos zu leben. In einer seiner  Predigten beschrieb er zunächst das bescheidene Leben von Moses, der sich mit einem einfachen Brotlaib begnügte, und von David, der mit trockenen Palmenblättern Körbe geflochten hat und von dem Erlös lebte, ebenso wie von Jesus (a) der einen Stein aus Kissen wählte und dessen Gewand aus groben Stoff waren, der trockenes Brot aß und  dessen nächtliches Licht der Mondschein war. Schließlich sprach er über die Lebensweise des Propheten und sagte:

„Folge deinem Propheten, dem besten und reinsten – Allah segne ihn und seine Familie. Denn in ihm liegt das Vorbild für den, der ihm folgt, und Trost für den, der Trost sucht… Allah ist derjenige am liebsten, der Seinem Propheten folgt und in seine Fußstapfen tritt. Er nahm nur den wenigsten Teil des Diesseits und warf kaum einen Blick darauf. Er hatte die dünnsten Flanken von den Bewohnern des Diesseits und den leersten Bauch. Die Welt wurde vor ihm ausgebreitet, aber er weigerte sich, sie anzunehmen. Wenn er wusste, dass Allah, Der Erhabene, eine Sache hasste, dann hasste er sie auch, und wenn Er etwas verachtete, dann verachtete er sie (ebenfalls). Wenn Er etwas gering schätzte, dann schätzte er sie (ebenfalls) gering. Und wenn es nichts weiter wäre, als wenn wir etwas lieben, was Allah und Sein Gesandter hassen, und etwas hoch schätzen, was Allah und Sein Gesandter gering schätzen, dann wäre es schon ausreichend, als Trennung von Allah und Widersetzlichkeit gegenüber Seinem Befehl.

Er aß gewöhnlich auf dem Boden und saß in der Art wie ein Sklave. Er flickte seine Sandale mit eigenen Händen und besserte seine Kleidung mit seiner Hand aus. Er ritt auf einem ungesattelten Esel und ließ noch jemanden hinter sich aufsitzen. An der Tür seines Hauses war einmal ein Vorhang mit Bildern darauf, und er sagte zu einer seiner Frauen: „Nimm es fort von mir, denn wenn ich darauf schaue, denke ich an das Diesseits und seinen Schmuck.“ Er wandte sich von dem Diesseits mit seinem Herzen ab und ließ die Erinnerung daran in seiner Seele sterben. Er liebte es, wenn sein Zierrat vor seinen Augen verborgen war, damit er keine stolze Kleidung davon erhalte, damit er es nicht als Ort des Verweilens betrachte, noch dass er sich (ewigen) Aufenthalt darin erhoffte. Er verbannte es aus seiner Seele, entfernte es von seinem Herzen und hielt es vor seinem Blick versteckt. Genauso wie jemand, der etwas hasst, auch dessen Anblick oder seine Erwähnung bei ihm hasst.“  (Nahdsch-ul Balagheh, Predigt 160)

                                

Einige mögen sich nun fragen, warum sich die Propheten vor Hadrat-e Mohammad (S) und er selber in diesem Ausmaße das Leben schwer machten und sich vor weltlicher Pracht hüteten. Wollte Gott sie in den Augen des Volkes herabsetzen, während er den Inhabern von Macht und Reichtum Achtung verschaffen wollte?  Ali erklärt mit seinem Tiefsinn eine solche Vorstellung für nichtig und sagt (gleiche Quelle  wie oben):

„Nun soll man mit seinem Verstand betrachten, ob Allah (Seinen Gesandten) Muhammad (s.) dadurch (durch Härten)  geehrt oder erniedrigt hat. Wenn man sagt, Er hätte ihn erniedrigt, dann hat er – bei Allah Dem Gewaltigen – durch eine große Lüge die Unwahrheit gesagt. Und wenn er sagt, Er hätte ihn geehrt, dann soll er wissen, dass Allah jemand anderen als ihn erniedrigte (nämlich diejenigen, die Reichtum anhäufen und das Weltliche lieben)  , indem Er das Diesseits vor ihm ausbreitete und es (mit seinem trügerischen Schein)  von demjenigen fernhielt, der Ihm unter den Menschen am nächsten stand.

 

Daher soll man (wenn man an wahres Glück und wahre Vollkommenheit gelangen möchte)  seinem Propheten (Mohammad)  folgen, in seine Fußstapfen treten, sonst ist man nicht sicher vor Vernichtung. Wahrlich, Allah machte Muhammad (s.) zum Symbol für die „Stunde“ (den Jüngsten Tag)  und als Bringer froher Botschaft des Paradieses und zu einem Warner für die Bestrafung.“

Ali führt in der Predigt 160, Nahdsch-ul Balagheh klare Beispiele für den Lebenswandel des Propheten Gottes an und unterstreicht wie einfach dieser gelebt hat,  indem er sagt:

„Er ging mit leerem Bauch von dieser Welt und betrat das Jenseits unversehrt. Er legte nicht Stein auf Stein (um ein Haus zu bauen), bis er seinen Weg ging und dem Ruf seines Herrn folgte.“

Und dann fügte Imam Ali hinzu:  Wie gewaltig ist doch die Güte Allahs uns gegenüber, da Er uns mit ihm als Vorfahren beschenkte, dem wir folgen und als ein Anführer, auf dessen Spuren wir wandeln.“

                                

Auch wenn die Befolgung der  Lebensweise des Propheten des Islams und seiner Vorgänger eine allgemeine, wenn auch nicht einfache Pflicht ist, so ist die Verantwortung diesbezüglich für die Religionsführer, welche rechtleitend auf die Gesellschaft einwirken sollen,  viel größer.  Sie sind  im Rahmen der Fortsetzung des Weges der Propheten zu einem einfachen Lebensstil verpflichtet und müssen sich nach besten Kräften gegen die Schicht der Aristokraten und der Macht- und Kapitalbesitzer wehren. Sie müssen ernsthaft verhindern, dass eine Kluft zwischen den verschiedenen Gesellschaftsschichten entsteht.  In einer islamischen Überlieferung im Usul-e Kafi   heißt es: „Wenn ihr seht, dass eure Religionsführer  sich dem Prunk und Zierrat des weltlichen Lebens zugewandt  oder sich zur Festigung ihrer Position und Wahrung ihrer Interessen  unterdrückerischen Herrschern genähert haben, dann (klärt die Gesellschaft über sie  auf und) und macht, dass sie in der Gesellschaft ihr Ansehen verlieren.“  

                                      

Die letzte Frage, die  sich noch in Bezug auf das Vorgehen des Propheten hinsichtlich wirtschaftlicher Angelegenheiten, erörtern ließe, lautet: Lehnt  der Islam eigentlich Arbeit und Anstrengung und das Erlangen von Geld und Reichtum ab, obwohl doch  im Koran die Anstrengung ein Faktor für die Existenz des Einzelnen und der Gesellschaft genannt wird? Müssen Muslime ständig Entbehrungen ertragen, während die anderen sich materiell bestens stehen?

Man beachte einen wichtigen Punkt: Auch wenn in der Islamischen Kultur  gegen die Liebe zum Luxus gekämpft wird, soll das nicht bedeuten, dass der Islam dagegen ist, das jemand arbeitet, um  Geld zu verdienen und  Wohlstand zu erreichen. Die Vermutung, der Islam lehne den Wohlstand der Muslime ab, trifft nicht zu.  Es gilt sogar das Gegenteil: Der Islam  legt großen Wert darauf, dass die Muslime wirtschaftlich autark sind und unabhängig von Fremden.

In Wirklichkeit geht es dem Islam darum, dass sich Vermögen nicht an einer Stelle anhäuft und sich keine Schicht bildet, die, weil sie das Diesseits dem Jenseits vorzieht, nach immer größerem Besitz giert und dabei die Rechte der Entbehrenden außer Acht lässt und sich davor drückt, die selbstverständlichen Abgabepflichten wie  Khums und Zakkat  zu erfüllen.

Solche Leute verfallen allmählich immer mehr dem Egoismus und Hochmut.  Sie werden kleinmütig und gleichgültig gegenüber den Leiden der Mittellosen, begründen die  Missachtung der Verantwortung gegenüber Gott und dem Menschen und liefern den Grund für schwere Klassenunterschiede.  Aber es bleibt weiter die Hoffnung bestehen, dass die Islamische Welt und alle Muslime,  inspiriert von dem Weg des Propheten Gottes (Segen sei auf ihm) sich gegen diejenigen, die rücksichtslos Vermögen anhäufen und prassen, erheben und ihre Gesellschaft auf der wirtschaftlichen Gerechtigkeit aufbauen, damit es keine Zeichen der  Diskriminierung mehr gibt.

 

 

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