Mrz 07, 2018 04:42 CET

Die soziale Herkunft der Propheten Gottes ist eines ihrer  Merkmale – sie stammen alle aus den ärmeren Schichten.  Dadurch waren sie ja auch mit den Leiden der Entbehrenden und Unterdrückten vertraut und hatten sie am eigenen Leibe verspürt.

 

  

Gott beschreibt die Entbehrungen des Propheten des Islams in der Sure 93 (Duha) mit folgenden Worten:

„Bei der Morgenhelle

und der Nacht, wenn sie (alles) umhüllt!

Dein Herr hat sich weder von dir verabschiedet noch …

Hat Er dich nicht als Waise gefunden und (dir) dann Zuflucht verschafft

und dich irregehend gefunden und dann rechtgeleitet

und dich arm gefunden und dann reich gemacht?

 

Hinter dem Umstand dass  der Prophet Gottes (S) sehr früh seine beiden Eltern verlor und als Waise aufwuchs, haben die Gelehrten unterschiedliche Weisheiten vermutet. Es lässt sich annehmen, dass Gott, der Allmächtige, den Propheten, bevor er mit der Rechtleitung der Menschheit betraut wurde, mit den bitteren Seiten des Lebens und dem Alltag der Entbehrenden  vertraut machen wollte. Der Prophet musste von Kind an  Erfahrungen über die Härten des Lebens sammeln, damit er Mitgefühl für die Notleidenden empfindet und sie niemals vergisst. Deshalb sagt Gott im Anschluss an die eben angeführten Verse aus der Sure 93:

 

„Was nun die Waise angeht, so unterdrücke (sie) nicht und weise sie nicht von dir,

und sei zu den anderen (Hilflosen und Bedürftigen) nicht grob und abweisend…“

Daraufhin  hebt der Koran einen wichtigen charakterbildenden  Punkt hervor, er  wendet sich nämlich mit folgendem Satz an den Propheten:

„Erinnere dich an die Gaben Gottes und sprich dankbar über sie!“

 

Zweifelsohne können Leute in führenden Positionen, die aus der wohlhabenden Schicht kommen und die Leiden der Entbehrenden niemals selber am eigenen Leibe erfahren, sich deren Elend gar nicht richtig vorstellen und werden ihnen nicht beistehen.  Daher  hat der Allmächtige auf jener nächtlichen Himmelsreise (Maaridsch)  Mohammads, den Er im Koran auch „Ahmad“ nennt,  wie folgt gesagt:   „O Ahmad,

Mich zu lieben, bedeutet  den Armen und Bedürftigen Liebe zu erweisen. So suche ihre Nähe,  geh unter sie und halte dich von den Reichen (die Geld anhäufen und gottlos sind) und von ihren Versammlungen fern. Wahrlich, die Armen und Entbehrenden sind Meine Freunde.“  (Irschad al Qulub, 278 bis 280 )

Um seine Liebe zu den entbehrenden Schichten zu festigen, sprach der hochgeehrte Prophet des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) in seinem Gebet wie folgt:

„O Gott, lass mich als Mittelloser  leben und als Mittelloser sterben und mich zusammen mit den Mittellosen auferstehen!“ (Al Mustadrak, 1/538) 

 

Einige Muslime und Gottsuchende denken, es genügten einige gottesdienstliche Handlungen für die Nähe zu Gott. Aber der Prophet Gottes (S) beschreibt den Weg in die Nähe Gottes wie folgt:

„…der Weg, der in die Nähe Gottes führt und das Betreten  des Heiligtums seiner Nähe ermöglicht,  ist die Liebe zu den Notleidenden und Entbehrenden und die Nähe zu ihnen.“ (Makarim al Aqlaq  171)

 

Jemand der ein Muslim und Anhänger des Propheten des Islams (S) ist, weiß: er darf nicht gegenüber dem Unrecht und dem Kummer der Entbehrenden gleichgültig bleiben. Es ist sogar seine Aufgabe unter sie zu gehen und aus nächster Nähe über ihre Nöte zu erfahren und sich um die Beseitigung ihrer Probleme zu bemühen.  Leute, die in Saus und Braus leben, vergessen ihre Verantwortung gegenüber den armen Schichten.  Über gewisse  Muslime, die sich einbilden, ein formales Gebet genüge für einen Gottesdiener, sagt der Koran in der Sure 107 (Ma`un):

 

Siehst du (nicht) denjenigen, der das Gericht für Lüge erklärt?

 Das ist derjenige, der die Waise zurückstößt

und nicht zur Speisung des Armen anhält.

Wehe nun den Betenden (dieser Art), denjenigen,

die auf ihr Gebet (und dessen Inhalt)  nicht achten,

 denjenigen, die dabei (nur) gesehen werden wollen

 und die Hilfeleistung  verweigern!“

                             

Immer wenn der Koran von den wahrhaftig Betenden und Gläubigen spricht, verweist er darauf, dass diese Spenden  geben, menschenfreundlich handeln und die Zakkat-Steuer, mit der zum Teil die Armen unterstützt werden,  entrichten. Denn ihr Gebet kommt aus tiefer Seele, so dass es einerseits für ihre Nähe zu Gott zeugt und andererseits auch für ihre gute Beziehung zu Seinen Geschöpfen. Dies sind zwei wichtige Merkmale, die das gottesdienstliche Leben der Propheten und ihr Verhalten prägen.  

Der Prophet hat, zur Hervorhebung dieses  wichtigen Punktes zu Ali der für seine inständigen Gebete in der Nacht bekannt war, gesagt:

„O Ali! Wahrlich Gott hat dir die Liebe zu den Armen und Geschwächten auf der Erde verliehen. So freue dich, denn sie sind deine Brüder und sie freuen sich auch, dass du ihr Lenker und Imam bist.“ (Bihar, Bd. 39, S. 306)

Nur derjenige kann den Bedürftigen und Entbehrenden dienen, der mit ihnen verkehrt,  so lebt wie sie leben  und sich ernsthaft von einem luxuriösen Leben enthält.  Ali, der beim Propheten Gottes aufgewachsen ist beschreibt dessen Lebensweise wie folgt:

„Wahrlich, der Prophet Gottes (S) – Gottes Segensgruß sei auf ihm und seinem Hause)  hat wie Sklaven auf der Erde gesessen und wie sie gegessen, seine Schuhe und Kleidung selber geflickt und ist ohne Sattel aufs Pferd gestiegen“ (Al Hayat, Bd. 2, S. 48) 

Einmal betrat der zweite Kalif (Umar Ibn Chattab)  den Ort, wo sich der Prophet des Islams (S) gerade ausruhte. Erstaunt sah er, dass er sich auf eine Schilfmatte gelegt hatte. Als der Prophet ihn erblickte, richtete er sich auf.  Da sah Umar, dass die  grob geflochtene Matte einen Abdruck auf dem Körper des Propheten hinterlassen hatte. Umar sagte: „Ich bekenne, dass du der Prophet Gottes bist und Gott dich über den Kaiser von Rom und Persien gestellt und geehrt hat. Diese beiden (Imperatoren) genießen die besten weltlichen Freuden (und den größten  Prunk) aber bei dir ist der Abdruck einer groben Matte zu sehen. Da  sagte der Prophet: „Freust du dich nicht darüber, dass diese (flüchtige) Welt für sie ist und (das ewige gute) Leben im Jenseits für uns?“ (Makarim al Achlaq, S. 157)

Es fragt sich nun an dieser Stelle ob sich denn die saudischen Palastbewohner und Lakaien der USA, Europas und des Zionismus, die aufgrund der Ausbeutung  Ölressourcen Saudi Arabiens ein Luxusleben führen und mit ihrem Öleinkommen moderne Militärausrüstung kaufen, um tagtäglich erneut Verbrechen  in Jemen, Syrien und Bahrain zu begehen,  Muslime und Anhänger des geehrten Propheten des Islams nennen können?  Es ist sehr bedauerlich, dass sie alle islamischen und menschlichen Werte und Prinzipien beiseitelassen und eine falsche Version des Islams nach US-Geschmack ins Leben zurückrufen und sich dabei mit allen Mitteln als Anhänger des Propheten ausgeben wollen.

                               

Eine der schlimmen Folgen eines aufwendigen aristokratischen Lebens ist die zunehmende Hochmütigkeit.  Diese Hochmütigkeit lässt nicht zu, dass sie mit den Bedürftigen in der Gesellschaft verkehren. Diese Arroganz verleitet den Menschen sogar dazu, die Bedürftigen  zu erniedrigen  und lässt sie die Vergänglichkeit aller weltlichen Pracht und ihre Sterblichkeit vergessen. Der Koran hebt angesichts der negativen Eigenschaften dieser Leute wie folgt hervor:

  

„Wehe jedem Stichler und Nörgler,

der Besitz zusammenträgt und ihn zählt und immer wieder zählt,

wobei er meint, dass sein (großer) Besitz ihn ewig leben ließe!

Keineswegs! Er wird ganz gewiss in al-Hutama  (die vernichtende Hölle)  geworfen werden.“ (aus Sure 104, Al Humaza)

                                 

Der Erhabene Prophet des Islams (S)  saß mit seinen Helfern zusammen. Ein armer Mann in Lumpen kam hinzu und suchte nach einem leeren Platz. Schließlich fand er einen und setzte sich. Zufällig hatte er neben einem reichen und vornehmen Mann Platz genommen.  Dieser aber raffte beim Anblick des Armen  hochmütig seine Gewänder zusammen und rückte zur Seite. Der Prophet Gottes (S)hatte sein Verhalten bemerkt und sagte zu ihm:

„Hast du Angst bekommen, etwas von seiner Armut könnte auf dich übergehen?“

Er antwortete: „Nein, oh Prophet Gottes.“

Der Prophet: „Hast du befürchtet, etwas von deinem Reichtum könnte ihm zufallen?“

Der Wohlhabende verneinte wieder: „Nein, o Prophet Gottes!“

Der Prophet: „Hast du Angst gehabt, dass deine Gewänder schmutzig werden?“

Wieder antwortete der andere mit: „Nein, o Prophet Gottes.

Da fragte ihn der Prophet: „Warum dann bist du beiseite gerückt?“

Der Reiche war sehr verlegen und bekannte schließlich, dass sein Verhalten nicht richtig war. Dann  sagte er: „Ich bin bereit zur Wiedergutmachung die Hälfte meines Besitzes diesem muslimischen Bruder zu überlassen.“

Aber der ärmlich gekleidete Mann neben ihm wollte dies nicht annehmen. Einige, die das Geschehen verfolgt hatten, fragten ihn, warum er das Angebot nicht wahrnehme.  Da sagte er: „Weil ich Angst habe, dass ich auch einmal hochmütig werde und mich zu einem muslimischen Bruder, der wie ich arm ist und in Lumpen gekleidet, genauso verhalte.“

Aus Usul-e Kafi, Band 2, Seite 26

 

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