Spirituell gesund (17)
Die spirituelle Gesundheit des Einzelnen trägt unmittelbar zur spirituellen Gesundheit der Gesellschaft bei. Eine geeignete Methode, die der Islam zur Herstellung dieses spirituellen Wohls auf individueller und gesellschaftlicher Ebene unterbreitet, ist die Methode das Gute zu empfehlen und das Schlechte zu verwerfen. Näheres darüber in unserem heutigen Beitrag zum Thema.
Wir sagten beim letzten Mal, dass auf dem Weg zur wahren Vollkommenheit, welche in der höchsten Nähe zu Gott besteht, alle Kräfte und Veranlagungen des Menschen in Einklang miteinander gebracht werden müssen und ein Gleichgewicht zwischen ihnen zu erreichen ist. Eine Harmonie zwischen den Kräften des Menschen lässt seine Denkweisen, Neigungen und Fähigkeiten eine Form annehmen, die in dem Streben nach der wahren Vollkommenheit mündet. Eine Disharmonie und unausgeglichene Nutzung seiner Fähigkeiten aber bringt den Mensch aus dem Gleichgewicht. Wenn zum Beispiel einige einseitig nur auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen, verleitet es sie zu der falschen Vorstellung, dass es nicht notwendig wäre Sünden einzustellen, weil Gott ja barmherzig ist und seine Geschöpfe liebt. Andere wiederum haben nur die Strafe Gottes im Auge und diese Furcht lässt sie ebenso vom rechten Weg der Mitte abkommen. Wenn jemand über- oder untertreibt anstatt den Weg der Mitte zu wählen, so ist es schädlich für das spirituelle Wohl. Worüber wir heute sprechen wollen ist der direkte Einfluss der spirituellen Gesundheit des Einzelnen auf die Erzielung und den Erhalt von spiritueller Gesundheit in der Gesellschaft.
Eine geeignete Methode, die der Islam zur Herstellung dieses spirituellen Wohls auf individueller und gesellschaftlicher Ebene unterbreitet, ist die Methode das Gute zu empfehlen und das Schlechte zu verwerfen. Diese Methode, ist allgemein eine Pflicht für die Gläubigen und somit können alle in der Gemeinde zu spirituellen Gesundheit in der Gesellschaft beitragen.
Das Gebot, das Gute zu empfehlen und das Schlechte zu verwehren ist umfassend und eine der besonders wichtigen Pflichten für die Muslime. Imam Ali (Friede sei mit ihm) hat sogar gesagt: "Alle guten Werke und das Mühen auf dem Wege Gottes sind im Vergleich zu dem Gebot, das Gute zu empfehlen und das Schlechte zu verwehren, wie ein Tropfen in einem weiten Meer."
Der Mensch hat Pflichten gegenüber Gott, sich selber und allen anderen Geschöpfen. Da der Mensch Gott unterworfen ist, ist er verpflichtet die Gebote, welche die Vorbilder der Religion aus der Offenbarung entnommen haben und die mit der Heiligen Schrift und der Sunna (ihrer Tradition) hinterlassen wurden, zu befolgen. Laut den Islamischen Lehren und im Gegensatz zu Ideologien, welche die Kultur der Leichtfertigkeit und Gleichgültigkeit im Rahmen von zum Beispiel Individualismus und moralischen Relativismus propagieren, kann ein Muslim nicht teilnahmslos an dem Verhalten von Mitgliedern der Gesellschaft vorbeigehen. Vielmehr soll er, soweit es ihm möglich ist, das Gute empfehlen und das Schlechte verwehren. Diese Pflicht ist in Bezug auf diejenigen, die dem Menschen besonders nahe stehen, noch größer. Im Vers 6 der Sure Tahir (Sure 66 ) heißt es
یا ایها الذین امنوا قوا انفسکم و اهلیکم نارا و قودها الناس و الحجاره
„O die ihr glaubt, bewahrt euch selbst und eure Angehörigen vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind, ...“
Jeder Muslim hat Pflichten und wird in Bezug auf diese Pflichten zur Rechenschaft gezogen. Die Beachtung dieser Pflichten insbesondere in Bezug auf die vier Beziehungen des Menschen - nämlich die Beziehung zu Gott, zu sich selber, den anderen Menschen und der Natur , sind kennzeichnend für seine Menschlichkeit und er unterscheidet sich durch sie von den leblosen Dingen, den Pflanzen und den Tieren.
Wenn der Mensch auf den Ruf: " O, die ihr glaubt!"
یا ایها الذین آمنوا
antwortet, akzeptiert er die Pflichten eines Gottergebenen und Gottesdieners. Er wird an die bedeutende Wahrheit erinnert, dass der Mensch vernünftig sein und überlegt Entscheidungen treffen, sowie bewusst seiner Verantwortung nachkommen soll. Im Heiligen Koran heißt es im Vers 8 der Sure Takathur (Sure 102) in Bezug auf die Pflichten des Menschen hinsichtlich all der göttlichen Segnungen:
ثُمَّ لَتُسئَلُنَّ یَومَئِذٍ عَنِ النَّعِیمِ
„Hierauf werdet ihr an jenem (Jüngsten) Tag ganz gewiss nach dem Segen (Gottes im Leben) gefragt werden."
Diese Befragung zeigt, dass der Mensch Verpflichtungen gegenüber Gott hat.
Ein wichtiger Faktor für das geistige und körperliche Wohl der Mitglieder einer Gesellschaft ist die ernsthafte Beachtung auf individueller und sozialer Ebene des Gebotes, das Gute zu empfehlen und das Schlechte zu verwehren. Zu Beginn des Islam hatte ein Organ namens Hisbah unter anderem eine solche Verantwortung übernommen, und zu ihrem bedeutenden Segen gehörte die Stabilisierung der Islamischen Zivilisation.
In Wahrheit wirkt die Durchführung dieses Gebotes wie ein mächtiger Fluss, der Unrat beseitigt. Die Umgebung in einer muslimischen Gesellschaft muss wie ein sauberer Fluss sein, so dass, wenn jemand dennoch etwas Verdorbenes hineinwerfen sollte, die Gesellschaft selber diese Verdorbenheit ausschaltet. Dies ist durch das Gebot, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren möglich. Daher ist die Beachtung dieses Gebotes eine allgemeine Pflicht. Selbst wenn ein Organ der Regierung die Hauptlast dieser Pflicht übernimmt, so darf keiner gleichgültig bleiben und seine Verantwortung, die er gegenüber Gott für sein eigenes Wohl und das Wohl der anderen Menschen trägt, außer Acht lassen.