Jun 26, 2018 08:54 CET
  • Spirituell gesund (21)

Da der Mensch sich entscheiden kann, spielt er selber eine große Rolle bei der Wahl seines Lebensstils. Er  kann die Entscheidungsmöglichkeiten, die Gott ihm zur Verfügung stellt sowohl für eine Anhebung seiner spirituellen Gesundheit nutzen, als auch sie falsch verwenden und dadurch seinem spirituellen Wohl schaden.

Wir haben hervorgehoben dass Gott der Höchsterhabene den Menschen für ein besonderes Ziel erschaffen hat und ihm die Möglichkeiten und Gaben die für die Erreichung dieses Ziels notwendig sind, zur Verfügung stellt. Wenn der Mensch das Potential, welches Gott in sein Wesen gelegt hat auf die richtige Weise einsetzt, kann er zu der höchsten Stufe der Vollkommenheit, welche überhaupt für ein Geschöpf denkbar ist, empor steigen und auf diese Weise über die natürliche Menschenwürde hinaus eine zusätzliche Würde erwerben. 

der Mensch kann die höchsten Stufen der Vollkommenheiten erreichen

 

Dank seiner Willenskraft kann der Mensch durch Erkenntnis und Wahl des richtigen Weges, an Gesundheit und Seelenheil und auf die höchste Stufe der Vollkommenheit gelangen. In der islamischen Werteordnung bildet der Wille des Menschen die Achse menschlichen Handelns. Seine Handlungen gehen auf natürliche Bedürfnisse und Neigungen und die Ziele zurück, die er ins Auge gefasst hat. Im Menschen bestehen Bedürfnisse und Motivationen, die ihn von Natur aus einer Handlung zugeneigt machen, ihn dazu motivieren und dazu ermuntern durch eine bestimmte Handlung an sein Ziel zu gelangen.

Aufgrund der freien Entscheidung spielt der Mensch selber die wichtigste Rolle bei der Wahl seiner Lebensweise.  Hinsichtlich seiner willentlich durchgeführten Handlungen lässt sich der Mensch nicht mehr mit einem Stein vergleichen, der von oben heruntergeworfen wird und unter dem Einfluss der Anziehungskraft der Erde automatisch zu Boden fällt. Der Mensch ist auch nicht wie eine Pflanze, die nur einen begrenzten Entwicklungsweg vor sich hat. Vielmehr sieht sich der Mensch laufend mehreren Wegen und Möglichkeiten gegenüber und muss von mehreren Wegen selber sich für einen von diesen entscheiden. Seine Entscheidung hängt von seinem persönlichen Willen ab. Wenn der Mensch einen bestimmten Weg wählt, so hat es also mit seiner Denkweise und willentlichen Entscheidung zu tun. 

Durch seine bewusste Entscheidung legt der Mensch auch seine generelle Richtung im Leben fest und baut seine Identität und seine Personalität auf. Mit anderen Worten hat der Mensch die Fähigkeit, den Einfluss auf sich selber, auf die anderen und seine Umgebung so zu vergrößern, dass er zur Verbesserung des spirituellen Wohls seiner selbst und der Mitmenschen beiträgt.  Diese Steigerung der Gesundheit kommt in ihm durch die Steigerung seiner Kapazität des Herzens, des Verstandes und des Körpers zum Ausdruck.  Herz, Verstand und Körper sind der Reihe nach Quelle und Mittel zur Gestaltung der Wünsche bzw. der Gedanken und des Handelns des Menschen und bilden die Grundlage für die Formung des menschlichen Willens. Da der Mensch einen Willen besitzt sind diesem die  inneren Wünsche und Interessen unterlegen. Jeder Mensch bestimmt selber darüber, was er bevorzugt und was er verabscheut. In jedem Entscheidungsaugenblick kann er also auch das  bestehende Wunschsystem seines Herzens auflösen und auf eine andere Weise ordnen. Natürlich fällt es ihm manchmal schwer sich innerlich von einigen Dingen zu trennen, aber zweifelsohne ist es möglich.   

                          

 

Würden die Befindlichkeit und die Wünsche des Menschen nicht seinem Willen unterliegen, so wäre der Mensch nicht mehr dafür verantwortlich zu machen. Dann könnte ein arroganter Mensch behaupten, diese Eigenschaft wäre ohne sein Zutun in ihm entstanden. Aber dies ist ja nicht der Fall und die Gesinnung und inneren Zustände des Menschen sind ja nicht ungewollt.  Die Menschlichkeit hängt von den Handlungen ab, die er aufgrund seines Willens vornimmt und daher muss er für schlechte Taten grade stehen. Auch sein inneres Wachstum und die Erreichung von größerer Verbundenheit zu Gott, welches das optimale Endziel aller seiner Taten sein soll, gehen auf Handlungen zurück, für die sich der Mensch frei entscheidet.  Durch den Sinn der Erschaffung und die Bahn zur Vervollkommnung des Menschen macht Gott in Seiner Weisheit den Weg zum inneren Wachstum deutlich und führt den Aufstieg und die Wege, die an den Abgrund und in die Irre führen, vor Augen.    Die Propheten haben zudem auf den rechten Weg gelenkt, und damit den Menschen keine Ausrede mehr übriggelassen. Dennoch haben sie niemanden dazu gezwungen, die Religion Gottes anzunehmen, denn das ist nicht richtig. Ihre Aufgabe war es den rechten Weg und den falschen Weg klarzustellen. Im Vers 256 der Sure Baqara (Sue 2) spricht Gott:

لَا إِکْرَاهَ فِی الدِّینِ قَدْ تَبَیَّنَ الرُّشْدُ مِنْ الغَیِّ

 Es gibt keinen Zwang im Glauben. Denn (der Weg der)  Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung.

                            

 

 

Es ist also der Mensch, der entweder aufgrund seiner von Gott verliehenen Ur-Natur (der Fitra) und seiner Vernunft handelt und durch Wahl des rechten Weges den Weg der Gottessuchenden geht oder aber durch Wahl des falschen Weges sich den Ungläubigen anschließt.  Daher hat Gott dem Propheten des Islams , als er  trotz aller seiner Anstrengungen um die Rettung einiger aus der Unwissenheit und der Verirrung von diesen enttäuscht wurde, im Vers 21 und 22  der Sure Ghaschiyah (Sure 88 ) gesagt: 

فَذَکِّرْ إِنَّمَا أَنْتَ مُذَکِّرٌ لَسْتَ عَلَیْهِمْ بِمُصَیْطِرٍ

„So ermahne; du bist nur ein Ermahner. Du übst nicht die Oberherrschaft über sie aus.“

Gott hat es also dem Menschen überlassen, den richtigen Weg zu wählen, aber er hat auf verschiedene Weise– ob von außen durch die Aussendung von Propheten oder von innen durch die Verleihung von Vernunft und der Fitra  dem Menschen Anleitungen gegeben, damit er den Weg von Recht und Wahrheit wählt und nicht den Weg der Vernichtung geht, und damit er so gut wie möglich seine spirituelle Gesundheit verbessert.

 

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