Nov 29, 2018 08:43 CET
  • Islam richtig kennenlernen (158 - Imam Dschawad  (F) und Imam Hadi (F))

In diesem Teil besprechen wir weiter das Imamat von Imam Dschawad (F). Ihm folgte das Imamat von Imam Hadi (F).

Sie wissen aus dem letzten Teil, dass Imam Ridha (Friede sei mit ihm) einen Sohn namens Mohammad hatte, der später unter den Muslimen als Imam Dschawad - der Sehr-Großzügige -  berühmt wurde. Wir sagten, dass Imam Dschawad (F) nach dem Märtyrertod von Imam Ridha (F) als junger Knabe die Führung der Muslime übernahm, und dies daran erinnert, dass Yahya (Johannes) und Isa (Jesus) - gegrüßet seien sie - schon als Kind zum Propheten ernannt wurden, was im Koran erwähnt wird.  Sie haben gesehen, dass die   absolute Eignung   Imam Dschawad für das Imamat durch sein großes Wissen bereits im Knabenalter deutlich zum Vorschein trat.

                                 

Für Imam Dschawad (F) sind Wissenschaft und Wissen die Quelle für jegliche Vervollkommnung des Menschen und Weglicht für Verstand und Vernunft.  Daher soll der Mensch nach Wissen und Erkenntnis streben und diese als die besten Weggefährten aussuchen. Imam Dschawad (F) sagt: „Ihr sollt euch Wissen und Kenntnis aneignen, denn ihre Aneignung ist eine Pflicht und das Gespräch über sie ist voller Nutzen. Wissen ist ein Mittel den Brüdern (im Glauben) näher zu kommen. Es ist Zeichen für  Menschlichkeit und Gerechtigkeit und ein Geschenk für jede Versammlung  und ein Helfer und Unterstützer des Menschen auf Reisen und ein Vertrauter für ihn, wenn er alleine ist." 

Noch würdiger ist es für den Menschen, wenn Bescheidenheit dieses Wissen ziert. Imam Dschawad hat gesagt: „Bescheidenheit ist die Zierde des Wissens und der Kenntnis."

Imam Dschawad (F) war schon als 8-Jähriger der Imam der muslimischen Gemeinde geworden. Schon in diesem Alter fanden viele Diskussionssitzungen mit ihm statt: Das lag daran, dass einige  wegen seinem geringen Alter noch nicht ganz von seinem Imamat überzeugt waren. Daher stellten sie ihm auf diesen Versammlungen zahlreiche Fragen,  um sich zu vergewissern dass er die Eignung besitzt, der Lenker der Muslime zu sein. 

Zu der Zeit hatte die Scholastik der Mutazeliten viele Anhänger gefunden und ihre Lehre war eine Herausforderung für den schiitischen Glauben. Die Mutazeliten tischten mit komplizierten Fragen auf, weil sie dachten, sie könnten Imam Dschawad damit im wissenschaftlichen Streitgespräch besiegen. Aber Imam Dschawad (F), der das wahre Nachahmungsvorbild für die Muslime auf dem Gebiet des Wissens war, hat stets überzeugend auf ihre komplizierten Fragen geantwortet.  Und so wurde die einmalige Position des Imams auf dem Gebiet der Wissenschaft und des Wissens noch deutlicher und die Zweifel verblassten.

                  

Imam Dschawad hat mit bekannten Gelehrten und Rechtskundigen diskutiert.  In den Geschichtsbüchern werden die Inhalte seiner Dispute mit so bekannten Gelehrten wie Yahya ibn Aktham und Ibn Abi Duad ausführlich wiedergegeben. Zur Zeit des Abbasidenkalifen Mamun fand ein wichtiger Disput zwischen Imam Dschawad und dem Hofgelehrten und Hofrichter Yahya ibn Akhtam statt.  Der Disput erreichte einen Punkt, wo dieser Gelehrte nicht mehr weiter wusste und aufgab. Die anderen Gelehrten aber bekannten sich zu der Wahrheit, dass der Imam immenses Wissen besitzt. 

 

 

Nicht nur bei seinen Bemühungen um die Verbreitung des islamischen Wissens sondern auch im Bereich des Nächstendienstes  war Imam Dschawad  allen anderen voraus. Er betrachtete es als Segen Gottes, wenn ihn jemand um Hilfe bat und er sagte, dass Gott umso mehr Segen auf jemanden schickt, je mehr ihn die anderen brauchen. Außerdem mahnte er, dass jemand, der nicht den anderen hilft, einen Segen, den er besitzt, wieder verlieren könnte. 

Imam Dschawad (F) war entschieden gegen die unterdrückerische Politik der Abbasiden und klärte die Allgemeinheit über ihr Unrecht auf. Einige im Herrschaftsapparat waren seine geheimen Mitarbeiter. Zum Beispiel Husain Ibn Abdullah Neyschaburi, der Gouverneur von  Sistan im Osten Irans. Ein weiterer geheimer Anhänger des Imams im abbasidischen System war Hakam Ibn Ulia Asadi,  dem das Gouvernement von Bahrain im Westen des Persischen Golfes überlassen worden war.  Über Mittelsmänner wie sie erfuhr Imam Dschawad über verborgene Abläufe innerhalb des abbasidischen Machtapparates und konnte rechtzeitig Verschwörungen vereiteln.  

Die Abbasidenherrscher versuchten alles, um den Kontakt der Bevölkerung zu Imam Dschawad zu blockieren und daher baute der Imam ein Netz von Vertretern auf, durch die er mit der Bevölkerung und  Freunden des Prophetenhauses – den Schiiten – in Verbindung blieb.  Diese Vertreter, die es überall im Islamischen Reich gab – zum Beispiel in Bagdad, Kufa und Basreh im Irak und in Hamadan, Qum und Rey im Iran, berichteten ihm auch über die Lage der Bevölkerung und das Vorgehen der Regierung. Die Handlanger des Regimes machten jedoch  den Kontakt der Bevölkerung zum Imam immer schwieriger und so konnte Imam Dschawad nur noch durch Briefe eine Verbindung zu ihnen aufrechterhalten. In seinen Schreiben gab er Antwort auf ihre Fragen.    

 Kazaimin - Heilige Ruhestätte von Imam Dschawad (F)

 

Imam Dschawad ist früh zum Märtyrer geworden. Sein kurzes Leben und die Repressalien des abbasidischen Regimes verhinderten einen ausgedehnten  Kontakt des Imams zu den Gläubigen. Es sind daher nur ungefähr 250 Überlieferungen von Imam Dschawad erhalten geblieben. Dies ist im Vergleich zu den Überlieferungen von anderen Imamen eine geringe Zahl. Aber die wissenschaftlichen Diskurse dieses Imams mit zeitgenössischen Gelehrten und seine ausführlichen und erhellenden Stellungnahmen zu verschiedenen Wissensfragen sind als  ewiges Zeugnis für seinen großen Wissensschatz in der Islamischen Geschichte verblieben.  Ein großer Teil seiner religionsrechtlichen Anweisungen kann außerdem seinen Briefen an die Bevölkerung entnommen werden.  Imam Dschawad hat sich bis zu seinem Märtyrertod mit 25 Jahren für die Verbreitung der hohen Kultur des Islams eingesetzt.

             

Nach dem Tod des Abbasidenherrschers Mamun übernahm dessen Halbbruder Mu`tasim  die Macht. Er war ein machtgieriger und tyrannischer Mensch. Die Existenz von Imam Dschawad (F) beunruhigte ihn und er ging sehr hart gegen ihn vor.  Mu`tasim zwang den Imam von  Medina nach Bagdad, seinem Regierungssitz, zu kommen. Durch Streitgespräche zwischen dem Imam und bekannten Religionsgelehrten, glaubte er vermeintliche Lücken im Wissen des Imams aufdecken zu können.  Doch bald wurde ihm klar, dass Imam Dschawads Wissen weitaus größer ist als das aller anderen Gelehrten und Rechtskundigen. Dadurch wurde Imam Dschawad nur noch angesehener. Mu`tasim konnte seine Popularität nicht ertragen. Er ließ den Imam schließlich vergiften. Nach dem Märtyrertod von Imam Dschawad (F) übernahm sein Sohn Imam Hadi (F) die verantwortungsvolle Aufgabe der Führung der Muslime, das Imamat.

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Imam Hadi (F) ist 212 nach der Hidschra, 828. n.Chr. in der Nähe von Medina auf die Welt gekommen. Auch Hadi hatte es als Imam sehr schwer. Auch er war noch sehr jung, als sein Vater, Imam Dschawad (F) den Märtyrertod fand und er das Imamat antrat. Muta`sim , der Imam Dschawad (F) umbringen ließ, erfuhr, dass sich die Bevölkerung, insbesondere die Schiiten  um  Imam Hadi (F) scharten.  Da gab er einem Gelehrten namens Abdullah Dschunaidi, der kein gutes Verhältnis zu der  Prophetenfamilie hatte, den Auftrag, Imam Hadi Unterricht zu erteilen.  Muta`sim wollte, dass er den Imam so erzieht, dass er im Interesse der abbasidischen Herrscher handelt und ihr Freund wird. Außerdem sollte Dschunaidi verhindern, dass die Bevölkerung engen Kontakt mit dem Imam hat. 

 

 

 

 

Nach einiger Zeit fragte jemand Dschunaidi welchen Eindruck er von dem Kind hat, das  er unterrichtet. Da blickte ihn Dschunaidi streng an und sagte! „Du sprichst von einem Kind? Ich frage dich bei Gott: kennst du jemanden in Medina, der mehr weiß als ich? Ich spreche über die Literatur und bearbeite ein Thema würdig und dann sehe ich, dass er (Hadi)  dem, was ich sage etwas hinzufügt und mir Neues über die Literatur eröffnet. In Wahrheit bin ich es der von ihm lernt ...Bei Gott ich bin es der von ihm lernt....

Manchmal sage ich ihm vor Betreten des Unterrichtszimmers, dass er eine der langen Suren des Korans verlesen soll und da liest er diese absolut richtig und genau in einem Ton, wie ich ihn nie richtiger gehört habe. Er rezitiert den Koran mit einer sehr schönen Stimme, hat den gesamten Koran im Gedächtnis und kennt sehr gut seine Auslegung und wann die Verse herabgesandt wurden.“

Dschunaidi fuhr fort: „Gott sei gepriesen: Woher hat dieser Knabe dieses tiefe Wissen?!“

Nach einiger Zeit war Dschunaidi so beeindruckt von dem Wissen und dem Charakter dieses jungen Imams, dass er den geraden Weg erkannte. Er schloss  sich den Freunden des Prophetenhauses an und bekannte sich zum Imamat von Imam Hadi (F). 

                          

Imam Hadi (F) hat 34 Jahre lang die Führung der Muslime – das Imamat übernommen – von 220 bis 254 nach der Hidschra das heißt bis 868 n. Christus. Seine Vorgehensweise war Sinnbild eines edlen menschlichen Lebens im wahrsten Sinne des Wortes.  Über die Ahl-e Bait des Propheten hat Imam Hadi gesagt:

„Die Imame sind die Lagerstätten der Barmherzigkeit, die Schatzhüter des Wissens, die Gipfel der Ausdauer und Geduld ... die Leuchten in der Finsternis und die Beweise Gottes für die Weltbewohner.“

  

 

 

Wie sein Vater Imam Dschawad (F) und die anderen  Imame aus dem Hause des Propheten (S) war auch Imam Hadi unter dem Volk beliebt und wurde wegen seiner  hohen Tugenden bewundert.

Im nächsten Programm erfahren Sie weiter über das Leben und Wirken dieses Imams. So Gott will.