Dez 23, 2018 11:20 CET

Wir haben die Besprechung der Sure 37, Saffat, beendet und schlagen nun zur Fortsetzung unserer Kurzexegese den Koran bei der Sure 38 auf. Diese Sure heißt Sad und sie besteht aus 88 Versen. Vor ihrer Verlesung sind wieder die Worte „Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Gütigen“ zu sprechen. Dann folgen die Verse 1 und 2 dieser Sure:

(38: 1- 4)

 

ص ۚ وَالْقُرْآنِ ذِي الذِّكْرِ 

Sad. Beim Koran, voll der Ermahnung (Wahrheit und göttlichem Wissen)!“ (38: 1)

 

بَلِ الَّذِينَ كَفَرُوا فِي عِزَّةٍ وَشِقَاقٍ

„Ja! Die Ungläubigen sind in Überheblichkeit und Streitsucht verfangen.“ (38: 2)

 

Wie 28 andere Suren im Koran beginnt auch die Sure 38 – die Sure Sad  - mit einer Sigle. Wie wir bereits im Zusammenhang mit dem ersten Vers der Sure 2 erklärt haben, wird  meistens im Anschluss an diese Siglen, bestehend aus einem oder mehreren Buchstaben, der Koran gepriesen. Der Koran setzt sich ja aus nichts anderem als aus Buchstabenzeichen zusammen, die allen Menschen zur Verfügung stehen, aber dennoch ist er ein Wunder, denn kein Mensch konnte oder kann etwas Ähnliches wie dieses Himmelsbuch oder auch nur einen kleinen Ausschnitt aus ihm verfassen. Wir sehen, dass auch im ersten Vers der Sure 38 nach dem Beginn mit dem Buchstaben „Sad“ der Koran beschrieben wird als ein Buch voller Ermahnungen.

                                   

Es sei daran erinnert, dass der Mensch dank der Fitra – der ihm von Gott verliehenen edlen inneren Natur - viele Wahrheiten kennt, dass aber Unachtsamkeit und egoistische Wünsche und Triebe oder externe Faktoren den Menschen diese Wahrheiten vergessen lassen. Doch beim Lesen und Verlesen des Korans, einhergehend mit der Vertiefung in seinen Inhalt, wird der Mensch aus dem Zustand der Unachtsamkeit herausgeholt und ermahnt.

Abgesehen davon, vergisst der Mensch häufig einige Wahrheiten, die er aus der religiöse Lehre entnommen und akzeptiert hat, wie zum Beispiel das Jüngste Gericht. Daher erinnert der Koran in vielen seiner Verse bei verschiedenen Gelegenheiten an diese Geschehnisse nach dem Tod.

 

Wir können uns also einprägen:

Erstens: Gott schwört beim Koran. Dies ist ein Zeichen für die Größe dieses Buches und die Rechtmäßigkeit seines Überbringers.

Zweitens:  Der Heilige Koran rüttelt das schlummernde Gewissen und Bewusstsein des Menschen wach und ruft die vergessenen Kenntnisse über die Wahrheit in sein Gedächtnis zurück.

Drittens: Der Koran wurde gesandt, um die  Menschen zu mahnen und rechtzuleiten. Aber einige Menschen sind zu stolz und streitsüchtig, um sich zur Wahrheit zu bekennen.

 

Wir wenden uns den nächsten beiden Versen zu. Es sind Vers 3 und 4 der Sure 38, Sure Sad:

          

 كَمْ أَهْلَكْنَا مِن قَبْلِهِم مِّن قَرْنٍ فَنَادَوا وَّلَاتَ حِينَ مَنَاصٍ                               

„Wie viele Geschlechter haben Wir vor ihnen vernichtet! Sie riefen (um Hilfe), doch da war keine Zeit mehr zum Entrinnen.“ (38: 3)

 

وَعَجِبُوا أَن جَاءَهُم مُّنذِرٌ مِّنْهُمْ ۖ وَقَالَ الْكَافِرُونَ هَـٰذَا سَاحِرٌ كَذَّابٌ 

„Sie wundern sich darüber, dass ein Mahner aus ihrer Mitte zu ihnen gesandt wurde. Die Ungläubigen sagen: `Dies ist ein verlogener Zauberer`.“ (38: 4)

                               

Oftmals sind es die Götzendiener von Mekka, die ursprünglich vom Koran angesprochen werden. Sie werden in dem Vers 3 der Sure 38  gewarnt, den schlimmen Schicksalsausgang früherer Völker zu beachten. Dann werden sie nämlich feststellen, dass jedes dieser Völker dem Götzentum oder dem Unglauben verfallen war und deshalb die göttliche Strafe über sie kam, vor der es für sie kein Entrinnen mehr gab.  Aber die Götzendiener von Mekka haben keine Lehre aus dem Schicksal früherer Völker gezogen, sondern stattdessen den Propheten als Lügner und Zauberer verleugnet, wenn er  ihnen die Verse aus dem Koran vortrug und sie mahnte. Sie weigerten sich, über die Verse nachzudenken und sich rechtleiten zu lassen.

 

In den Überlieferungen steht, dass die Stammesanführer der Quraisch zum Onkel des Prophet Abu Talib kamen und sagten: „Der Sohn deines Bruders bringt unsere Jugend auf Abwege und er zweifelt unsere Götter an. Wenn er Ansehen und Reichtum wünscht, so werden wir ihn zum reichsten Mann der Quraisch machen, vorausgesetzt, dass er mit seinem Gerede aufhört.“

 

Als Abu Talib dem Propheten die Botschaft der Götzendiener ausrichtete, sagte dieser:

„Selbst wenn sie mir die Sonne in meine rechte und den Mond in meine linke Hand legen würden, damit ich von meiner Verkündung ablasse, werde ich dies niemals tun. Entweder ich werde mein Wort in der Gesellschaft verbreiten oder dafür sterben.“

Als Abu Talib sah, wie standhaft der Prophet auf seinem Weg weitergeht,  sagte er: „Bleib auf deinem Weg, denn ich werde niemals davon ablassen, dich zu unterstützen.

                          

Wir können uns für heute noch in Anlehnung an die heiligen Koranverse  merken:

Erstens:  Wenn Unglaube und Götzentum auf Eigensinn und Gegnerschaft basieren, führt es schon in dieser Welt zur Vernichtung.

Zweitens:  Gegenüber der göttlichen Macht und dem Willen Gottes gibt es keinen sicheren Ort, an den jemand flüchten könnte. Vor dem Eintreten des göttlichen Gerichts kann die reuevolle Umkehr noch etwas nützen, aber danach ist sie zwecklos.

Drittens: Die Propheten müssen Menschen sein, damit sie angesichts der Bedürfnisse und Merkmale, die allen Menschen gemeinsam sind, ein  geeignetes Vorbild für sie sein können.

Viertens: Beleidigung und Verleumdung gehören zu den Methoden, welche Ungläubige am meisten einsetzen um die Gläubigen zu bekämpfen. Wenn sie schon die Propheten Gottes als Lügner und Zauberer bezeichnen, dann müssen auch die Anhänger der Propheten damit rechnen, dass sie auf alle mögliche Art und Weise beleidigt und verleumdet werden.