Internationale Feuchtgebiete (12 - Talab-e Hamun)
In der Provinz Sistan wa Balutschestan gibt es, wie bereits gesagt, drei Feuchtgebiete, die in der Ramsar-Konvention stehen. Beim letzten Mal haben wir von diesen drei Talab das Gowater-Bucht und Bahu Hur-Talab vorgestellt. Heute besprechen wir das Talab-e Hamun, dieses besteht aus Hamun Puzak und aus Hamun Saberi und Hamun Hirmand.
Das Hamun-Feuchtgebiet wird im Internetportal der Ramsar-Konvention mit den 24 iranischen Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung als „Talab-e Hamun Puzak wa (und) Talab-e Hamun Saberi wa Hirmand“ oder kurz auf Englisch als Hamun-wetland aufgeführt.
Das Hamun-Feuchtgebiet ist der größte Süßwassersee auf der iranischen Hochebene. Dieses Feuchtgebiet gehört Iran und Afghanistan und gliedert sich in zwei Teile, nämlich Talab-e Hamun Puzak und Talab-e Saberi (Schapuri) wa Talab-e Hamun Hirmand. Dieses Feuchtgebiet fällt im Norden, im Nordwesten und Westen sowie im Südwesten in den Landeskreis Zabol. Talab-e Hamun Puzak umfasst 10 Tausend Hektar und Talab-e Hamun Saberi und Hirmand nehmen insgesamt eine Fläche von 50 Tausend Hektar ein. Hamun Puzak liegt 490 m und Hamun Saberi wa Hamun Hirmand 470 m über dem Meeresspiegel.
Das Hamun-Feuchtgebiet gehört zu den Binnenland-Feuchtgebieten. Es wird durch mehrere Süßwasserseen gebildet. Einige davon gibt es nur saisonal und andere sind beständig. Wenn die maximale Wassermenge erreicht wird oder wenn der Fluss Hirmand, aus dem das Feuchtgebiet in der Hauptsache Wasser bezieht, über die Ufer tritt, schließen sich die drei kleineren Feuchtgebiete Talab-e Hamun Puzak , Talab-e Hamun Saberi und Talab-e Hamun Hirmand zusammen, und ihre Gesamtfläche erreicht dann circa 400 Tausend Hektar.
Der Hirmand-Fluss speist dieses Feuchtgebiet zusammen mit einigen kleineren Flüssen, deren Quelle in Nord- und Zentralafghanistan liegen. Im Durchschnitt erreicht das Talab-e Hamun, wenn im Einzugsgebiet viele Niederschläge gefallen sind, eine Tiefe von 5 m. In diesem Gebiet herrscht insgesamt ein trockenes, warmes Klima mit Durchschnittstemperaturen von 15 bis 20 Grad im Winter und 35 bis 40 Grad im Sommer. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt unter 100 mm. Die meisten Niederschläge fallen in der Winterzeit. Am Osten und Süden schließen sich niedrige Ebenen an und liegen landwirtschaftliche Anbauflächen und mehrere Dörfer. In den südlichen Ebenen des Feuchtgebietes gibt es große Salzpfannen, Sandböden und zahlreiche Sanddünen.
Der Salzgehalt des Hamun-Feuchtgebietes schwankt. Mal kann man von Süßwasser sprechen und mal schmeckt das Wasser salzig. In diesem Gebiet gibt es Schlammböden, Schilf- und Seggenfelder ebenso wie weite Salzpfannen. In den Jahren, wo lange Überschwemmungen eintreten, beginnen zahlreiche versunkene Pflanzen in den überfluteten Ebenen zu wachsen. Salzverträgliche Pflanzen kommen sehr häufig vor und Tamarisken sind reichlich vertreten. Am häufigsten treten neben letzteren das Schilfrohr, Rohrkolben, Riesenschilf, Schwanenblume, Gewöhnlicher Froschlöffel, Teichbinsen, Strandflieder, die strauchige Salzpflanze Halocnemum , Salzkräuter und Salzmelden auf.
Das Hamun-Feuchtgebiet ist für viele Wasservögel besonders für Pelikane, Reiher und Tauchenten, aber auch für Watvögel ein gutes Winterquartier. Immer wenn in einem Jahr der Wasserstand in dem Feuchtgebiet hoch genug ist, sind günstige Bedingungen für die Aufzucht von Vogeljungen gegeben. Man hat bislang 54 verschiedene Vogelarten in diesem Gebiet festgestellt. Nur 2 davon sind einheimische Arten und die anderen sind Zugvögel, die hier den Winter oder Sommer verbringen. Der Fuchs, das Wildschwein, Hyänen, Rohrkatzen und Wildkatzen, sowie Mangusten aber auch Frettchen, Riesenratten, Wölfe und Hasen leben in dieser Gegend. Zu den Fischen in diesem Talab gehören mehrere Karpfenfische wie Schizocypris altidorsalis, der Gras-, der Silber- und der Marmorkarpfen.
1968 wurden 193.500 Hektar des Feuchtgebietes der Verwaltung der Umweltbehörde unterstellt und zum Schutzgebiet erklärt. Es war die westliche Hälfte des Hamun Saberi und Hamun Hirmand und ein großes Gebiet der Steppe an der westlichen Kante dieses Teilgebiets des Hamun-Talabs. 1975 wurden ein Teil des Hamun Saberi und der nördliche Teil des Hamun Hirmand, d.h. insgesamt 50 Tausend Hektar auf die Liste der Ramsar Konvention für international bedeutende Feuchtgebiete aufgenommen. Das Feuchtgebiet wird auch von der Birdlife als wichtiges Vogelhabitat anerkannt.F
Das gesamte Hamun-Feuchtgebiet ist für die Einheimischen wirtschaftlich von Bedeutung. Die Schilffelder liefern Viehfutter und Brennmaterial, und das Schilfrohr dient dem Boots- und Hüttenbau. Diese Gegend ist für die Anfertigung von Vorhängematten aus Schilfrohr bekannt. Außerdem gehören Fischfang und Vogeljagd zu den Einkommensquellen der Bewohner in Umgebung des Hamun Saberi und Hamun Hirmand.
Das Hamun-Feuchtgebiet ist eines der wichtigsten natürlichen Ökosysteme und touristischen Anziehungspunkte der Provinz Sistan wa Balutschestan. In den Jahreszeiten, in denen der Hamun-See viel Wasser führt, insbesondere im Frühling, bieten die Wiesen und Schilffelder dieses Feuchtgebietes einen hübschen Anblick. Das Gebiet ist ein geschützter Ort für seltene und gefährdete Arten der Tier- und Pflanzenwelt und ein ausgezeichneter Brutplatz für verschiedene Vogelarten und zieht daher zahlreiche Zugvögel an.
Sehenswürdig ist auch Kuhe Khawja (Chaudscha) – Ein Basaltberg welcher wie eine Insel aus dem Wasser herausragt. An seiner südöstlichen Flanke liegen archäologische Stätten, die bis in die Zeit der Arsakiden vor Christus zurückdatiert werden.
.
Eine der ältesten Zivilisationen liegt am Rand dieses Feuchtgebiets. Ihr Sinnbild ist die Schahr-e Suchte (die verbrannte Stadt) die im 3. Jahrtausend vor Christus gebaut wurde.
Das Hamun-Feuchtgebiet gilt nicht nur als der größte Süßwassersee auf der iranischen Hochebene, sondern kommt auch wegen seiner besonderen ökologischen Bedeutung, unter anderem als einmaliges Habitat für Zugvögel, an siebter Stelle der internationalen Feuchtgebiete der Welt zu stehen.
Bei höherem Wasserstand auf dem Hamun-See sind Spazierfahrten mit einem Tutan - einem Boot aus Schilf - bei der Bevölkerung und Touristen beliebt, ebenso wie der Fischfang und die Jagd. Man kommt sehr leicht nach Hamun und jede Jahreszeit eignet sich für einen Besuch. Um an den Ort zu gelangen, muss man die Straße von Zabol nach Nahbandan (auch Nehbandan) benutzen. An der Weggabelung Mil Nader gibt es einen Posten der Ordnungskräfte und dort muss man in Richtung Tschah Chorma abbiegen. Je nach der Jahreszeit und dem Wasserstand des Hamun-Sees kommt man früher oder später über diese Strecke an den Rand des Feuchtgebietes. Die letzten 2 km des Weges sind nicht mehr asphaltiert.