Apr 10, 2019 08:44 CET

Wir sind in der Provinz West-Aserbaidschan verblieben. Letztes Mal haben wir dort das Kani Barazan-Talab besucht. Heute sind wir am Rande von drei weiteren zusammengehörenden Feuchtgebieten in dieser Provinz im Nordwesten Irans.

 

 

 

 Dreierfeuchtgebiet: Schurgol, Yadegarlu und Dorgah-Sangi in Nordwest-Iran

 

 

Die Feuchtgebiete im iranischen West-Aserbaidschan liegen im Haupt-Korridor  der Zugvögel  und daher gehören diese Gebiete zu den wichtigsten Lebensräumen für die Vögel auf der Welt. Es gibt insgesamt 30 solcher Feuchtgebiete in dieser Provinz, ständige und jahreszeitbedingte. Ihr Ökosystem ist ein schönes Album der Natur und für Vogelleben.  Zu den Feuchtgebieten in dieser grünen Provinz mit ihren fruchtbaren Ackerböden, die wegen ihrer internationalen Bedeutung in  die Ramsar-Konvention aufgenommen wurden,  gehört das Gebiet, in dem die drei Talab Schurgol, Yadegarlu und Dorgah Sangi beieinander liegen. Über dieses Gebiet wollen wir heute berichten. 

 

Das Feuchtgebiet, von dem wir heute sprechen, besteht aus drei separaten See- und Sumpfgebieten namens Schurgol, Yadegarlu und Dorgah Sangi. Auch die jeweiligen saisonbedingten Flutebenen zählen dazu. Zusammen bilden sie ein größeres Feuchtgebiet von circa 2500 Hektar.

Dieses Dreier-Feuchtgebiet wird aus den Niederschlägen, Quellen und kleineren Flüssen und Bächen gespeist. Das Wasser im Talab-e  Schurgol ist etwas salzig und stellt in den niederschlagsreichen Jahreszeiten eine Verbindung zwischen umliegenden  sumpfigen Gebiete her, in denen nur dann Wasser zu stehen kommt.  Tabal-e Yadegarlu ist nicht so groß wie das Talab-e Schurgol. Es ist ein flacher Süßwassersee mit vielen Pflanzen, die ganz unter Wasser leben und mit viel Schilfrohr. Schließlich gehört zu diesem Dreier-Feuchtgebiet noch das Talab-e Dorgah Sangi, auch Seyran Goli genannt. Es ist ein sehr flaches Talab und absolut abhängig von den jahreszeitlich bedingten Niederschlägen.

Der flache Schurgol –See ist wegen seines mehr oder weniger größeren Salzgehaltes bekannt. Das Wasser erreicht höchstens eine Tiefe von einem Meter. Im Herbst und Winter ist es ein gutes Auffangbecken. Auch die kleineren Seen Yadegarlu und Dorgah Sangi  sind flach. Aber sie sind Süßseeen  und von sumpfigem Gelände umgeben, in denen viele anorganische und mineralische Stoffe vorhanden sind.  Eine große Fläche des Schurgol – und des Yadegarlu – Sees ist von Gräsern und Seggen bedeckt. Die Pflanzendecke  im Dorgah Sangi  dagegen ist relativ gering. In Wahrheit ist das Dorgah  Sangi wie die Küstenfeuchtgebiete, die durch die Gezeiten in dem Einzugsgebiet oder an den Mündungen von Flüssen entstehen.

 

Talab-e Dorgah Sangi

 

 

Die drei obigen Talab in West-Aserbaidschan sind für den Flug der Zugvögel und als Nistplatz für die Wasser- und Watvögel von außerordentlicher Bedeutung.  Eine der schönen Vogelarten, die in diesem Gebiet ihr Nest bauen, sind die Marmelenten. Diese Entenart lebt überall an den drei Seen und den anliegenden Sumpfgebieten, wo die Pflanzendecke dicht ist.  Die Marmelenten im Iran gehören teilweise zu den heimischen Vogelarten und zu den Strichvögeln, nämlich den Vögeln, die zwar im Winter ihr Brutgebiet verlassen, aber in den gleichen Breiten bleiben.  Es heißt, dass man ein Drittel der Weltpopulation der Marmelenten im Iran gezählt hat. Das iranische Aserbaidschan ist Nistplatz für diese besondere Entenart.

              

Marmelente

 

Die drei Feuchtgebiete Talab-e  Schurgol, Yadegarlu und Dorgah Sangi liegen im Süden des Urmia Sees, des zweitgrößten Salzsees der Welt. Der Urmia-See hat in den letzten Jahren viele Veränderungen erfahren, was sich auch auf die obigen südlich von ihm gelegenen Feuchtgebiete verändernd ausgewirkt hat.  Im  Dreier-Feuchtgebiet Schurgol, Yadegarlu und Dorgah Sangi gab es früher reichlich Wasser und viel Pflanzen, und in Scharen hielten sich dort Vögel auf, wie Flamingos, die Großtrappe, Weißkopfruderenten und Marmelenten. Dort war ihr Brutgebiet. Doch mittlerweile hat sich die Lage geändert

 

                     

 

Die wichtigsten Ursachen für die Veränderungen sind  Dürrejahre und unbeständige Bewässerungssysteme. Dazu kommt, dass zahlreiche Brunnen angelegt wurden und man anstelle des Oberflächenwassers zu viel aus dem Grundwasserspeicher  entnommen hat. Flussaufwärts wurde unbegrenzt Wasser abgeschöpft. Es wurden unüberlegt Äcker angelegt und ungehemmt ließ man das Vieh weiden. All dies hat dazu geführt, dass die drei genannten Talab auf die Montreux-Liste der Ramsar Konvention  geraten sind, in der gefährdete Feuchtgebiete, die schwere ökologische Veränderungen erfahren haben,  eingetragen werden. Die erneute Wiederbelebung dieser drei Talab und die Wiederherstellung normaler Bedingungen erfordert ein besonderes Management insbesondere in Bezug auf die Verhütung einer falschen Nutzung dieses Gebietes durch den Menschen und die Gewährleistung der Wasserversorgung.   

                   

Talab-e Yadegarlu  steht auf der Montreux-Liste 

 

 

Der beste Weg zur Wiederbelebung des Dreier-Feuchtgebietes besteht aus der Sicht von Umweltexperten darin, dies  den lokalen Umweltschutzvereinigungen zu überlassen. In diesem Zusammenhang wurde für die Wiederbelebung des Talab-e Dorgah Sangi ein Konzept zum Schutz dieses Lebensraums für Zugvögel entworfen und vor Ort ein Team zur Leitung dieses Projektes gegründet. Zu den Schwerpunkten dieses Projektes gehörte es, der einheimischen Bevölkerung Anleitung für den Umweltschutz zu geben, ihr Verständnis zu gewinnen und ihr die Bedeutung der Feuchtgebiete und ihren Erhalt nahezubringen.  Mit zunehmender Zusammenarbeit der nicht-staatlichen Organisationen wurden über 1500 Hektar des Gebietes dem Projekt der  Wiederbelebung des Feuchtgebietes unterstellt.  Die Maßnahmen zur Wiederbelebung reichten von  der Entschlammung von 18 km der Flusskanäle des Gadar zur Abdeckung des Wasserrechtes des Talab-e Dorgah Sangi und  neuer Wasserzufuhr zum Feuchtgebiet bis zur  Reduzierung der Gefahr für die biologische Vielfalt. Da das wichtigste Ziel dieses Projektes der Schutz des Vogelhabitats ist, wurden die Nistplätze der Vögel und die Gebiete mit dichter Pflanzendecke im Kartenwerk markiert, um langfristig Beobachtungen und Prognosen durchführen zu können.

 

 

Wiederbelebung  des  Talab-e Dorgah Sangi

 

Seit Beginn dieses Projektes sind inzwischen über 10 Jahre vergangen. Es hatte gute Resultate  im Talab-e Dorgah Sangi gebracht.  Zu den wichtigen  Errungenschaften dieses mehrjährigen Projektes gehören die Beseitigung von physikalischen Hindernissen, die in der Vergangenheit nicht nur das äußere Bild des Feuchtgebietes störten sondern auch die gesamte Ökozone beeinträchtigten, sowie die Beibehaltung des Wasserpegels im Talab in den letzten Jahren,  die Auffrischung der Grundwasserspeicher und der Stopp  zerstörerischer Vorgänge  in den umliegenden Wiesen und Bergen und schließlich die Wiederbelebung der biologischen Vielfalt. Es wird erwartet, dass dieses Projekt sobald wie möglich in den  benachbarten Gebieten weitergeführt werden wird.    

 

 

 

 

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