Lotsen zum göttlichen Hafen (und ihre Politik) (30)
Wir haben Sie im letzten Beitrag etwas mit dem Leben und dem Charakter Imam Hasans (F) vertraut gemacht. Sie können heute mehr über diesen Imam erfahren.
Als sein Vater Kalif wurde, war Imam Hasan (F) zu einem jungen Mann herangewachsen. Hasan war aufrichtiger Anhänger Alis (F). Imam Ali, der die Fähigkeiten seines Sohnes Hasan (F) kannte, schickte ihn wegen der Dschamal-Schlacht in Begleitung von Ammar Yasir mit einem Brief zu den Einwohnern der Stadt Kufa, damit er deren Unterstützung gewinnt. Als Hasan in dieser Stadt im Irak eintraf, eilten die Kufaner herbei. Hasan hielt eine Ansprache. Er dankte Gott, sprach den Friedensgruß für den Propheten und sagte:
„Ihr Leute! Wir sind gekommen um euch zu Gott, Seinem Buch und der Tradition Seines Propheten und dem Treueid mit demjenigen einzuladen, der am meisten weiß und am gerechtesten und kompetentesten ist. Es ist jemand, den der Koran gepriesen hat, und keiner ist ihm bei der Befolgung der Vorgehensweise (Sunna) des Propheten Gottes überlegen. Er hat einerseits den Bruderbund mit dem Gesandten Gottes geschlossen und zum anderen ist er mit ihm verwandt. Er hat alle in jeder guten Eigenschaft übertroffen. Er ist jemand, der - als die Leute sich vom Propheten entfernten - ihm näher stand als jeder andere; jemand, der von Anfang an zusammen mit dem Propheten (S) das Ritualgebet verrichtet hat, während das Volk dem Einen Gott Götter zur Seite stellte; jemand der immer an der Seite des Propheten weitergekämpft hat, wenn das Volk aus Angst die Flucht ergriff; jemand, der seine Sendung als Gesandter Gottes bestätigte, während das Volk ihn leugnete; jemand, der in allen Bereichen alle übertroffen hat und mit dem sich niemand vergleichen lässt.
Ja, ein solcher ausgezeichneter Mensch bittet euch um Unterstützung. Er ruft euch zu Recht und Wahrheit herbei und möchte, dass ihr euch ihm anschließt, damit die Vertragsbrüchigen des Dschamal-Gefechtes ihre aggressiven Schritte bereuen und der Sieg euch beschert wird; jene Gruppe von Leuten, die die würdigen Helfer Alis getötet und sich an seinen Beamten gerächt und am Staatsschatz (Bait-ul Mal) bereichert und nun gegenüber ihm eine Kriegsfront aufgebaut haben. Daher, ihr Leute: Haltet euch an die Pflicht, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren und bereitet euch auf ein Gefecht vor, an dem die Guten und Reinen teilnehmen. Gott der Allmächtige wird euch (dann) Seine Barmherzigkeit zuteilwerden lassen.“
Einige haben versucht Imam Hasan (F) verzerrt als jemanden darzustellen, der einen Kampf aus dem Wege ging. Aber in Wahrheit war er sehr mutig. Imam Hasan hat alles getan, um den wahren Islam zu verteidigen und den Schein-Islam der Umayyaden zurückzuweisen. Er war immer bereit für die Sache Gottes zu kämpfen. In der Dschamal-Schlacht hat er kühn an der Seite seines Vaters Imam Ali (F) in der ersten Frontreihe gegen die Feinde gefochten und ihnen schwere Schäden zugefügt. Auch während der Siffin-Schlacht hat er wesentlich zur Mobilisierung von Kämpfern beigetragen, damit sich diese dem Heer seines Vaters, Imam Ali (F) anschließen und in den Kampf gegen die Soldaten des Umayyaden Muawiya ziehen. In einer feurigen Rede konnte er die Kufaner für den Dschihad und Kampf unter dem Kommando von Imam Ali gegen die Feinde des Islams gewinnen.
Während der Siffin-Schlacht haben sich die Söhne Imam Alis (F) Hasan und Husein (Friede sei mit ihnen) so kühn für die Verteidigung der Religion und das Imamat eingesetzt, dass die Gefahr bestand, dass sie zu Märtyrern werden. Daher hat Ali zu den anderen Mitstreitern gesagt: „Gebt auf Hasan und Husein Acht, denn diese beiden sind die (Enkel)söhne des Propheten Gottes (S).“
Imam Hasan hat nicht nur an der Dschamal- und der Siffin-Schlacht teilgenommen, sondern hat auch bei dem Kampf Imam Alis ( F) gegen die Chawaridsch in der Nahrawan-Schlacht eine bedeutende Rolle gespielt. Die Chawaridsch waren jene stumpfsinnigen Scheinheiligen, die auf die List von Amr ibn Aas hereinfielen und Ali (F) eine Schlichtung mit Muawiya aufgezwungen hatten, obwohl sein Heer kurz vor dem Sieg stand. Diese Chawaridsch, die sich mit den IS-Terroristen und anderen exkommunizierenden Gruppen von heute vergleichen lassen, gerieten auf Abwege. Sie haben zur Zeit des Imamats von Imam Hasan diesen bei der Durchführung seiner Pläne gegen Muawiya behindert und den Feinden der (Familie des Propheten) den Weg zum Sieg geebnet.
Als Ali (F) noch Imam war und danach strebte den wahren Islam wiederzubeleben und einen Teil der hohen Ziele des Propheten zu verwirklichen, haben ihm verschiedene Verschwörer Kriege aufgezwungen und schließlich wurde er von einem der Chawaridsch namens Ibn Muldscham Muradi ermordet.
Als man Ibn Muldscham festgenommen hatte und zu dem schwer verletzten Ali brachte, hat Hasan (F) zu ihm gesagt: „Wehe dir! Du bist weit entfernt von der Barmherzigkeit Gottes! O Feind Gottes! Du hast den Fürsten der Gläubigen ermordet! Du hast uns den Imam der Muslime weggenommen. Ist das sein Lohn dafür, dass er dir Zuflucht gewährte und dich in seine Nähe ließ? Ist er für dich ein schlechter Imam gewesen, dass du ihn auf diese Weise zum Märtyrer gemacht hast?“ Ibn Muldscham sagte: „O Vater des Mohammad! Möchtest du jemanden retten, der ins Feuer gestürzt ist und es verdient zu verbrennen?“
Die Anhänger Alis beklagten laut sein Martyrium. Imam Hasan war zutiefst betrübt. Er schmiegte sich an seinen Vater, der mit geschlossenen Augen der Rückkehr zu Gott entgegenblickte, und sagte: „Lieber Vater! Gott hat uns (Ibn Muldscham) diesen Feind Gottes und deinen Feind ausgeliefert.“
Nach einigen Augenblicken öffnete Ali die Augen und sagte: leise zu Ibn Muldscham: „Du hast eine große Sünde begangen und einen gewaltigen Irrtum. Bin ich ein schlechter Imam und Wegweiser für dich gewesen, dass du mein Blut verschüttet hast? War ich nicht freundlich zu dir und habe ich dir nicht Gutes getan? Es wurde über dich schlecht geredet, aber ich habe dir trotzdem freie Hand gelassen und dir verziehen, obwohl ich wusste, dass du wegen Nicht-Erkenntnis und Missverständnissen vorhattest mich zu töten. Unterdessen hegte ich Hoffnung und versuchte dich vor dem Irrweg zu bewahren.“ Dann sage Ali zu seinem ältesten Sohn, Imam Hasan(F): „Geht mit eurem Gefangenen milde um. Seid barmherzig zu ihm und behandelt ihn gut und freundlich.“ Imam Hasan (F) sagte: „Ach lieber Vater! Hat er denn Vergebung verdient, obwohl er diese schwere Vergehen begangen hat?“
Ali sagte: „Ja, mein Sohn! Wir sind eine Familie, deren Art und Weise Großmut und Großzügigkeit ist und deren Gewohnheit und Handhabung darin besteht, wohltätig zu sein und zu vergeben.“
Nach dem traurigen Märtyrertod von Imam Ali (F) übernahm Imam Hasan die große Verantwortung Vorsteher der Muslime zu sein. Er wurde unter den denkbar schwierigsten Bedingungen Imam. Die muslimische Gesellschaft hatte drei aufeinanderfolgende Kriege hinter sich, nämlich der Dschamal-, der Siffin- und der Nahrawan-Krieg. Sie hatte Tausende von Toten und Verletzten hinnehmen müssen. Zudem hatten die Umayyaden einen verfälschten Islam an die Stelle des wahren Islam, den Prophet Mohammad (S) gelehrt hatte, gesetzt, und statt des einfachen Lebens zu Beginn des Islams galt nun das Luxusleben im Palast als Ideal. Es war nichts mehr von Brüderlichkeit und Gleichstellung aus der Epoche des Propheten zu verspüren, sondern die Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten klaffte weit auseinander. Abu Dharr, einer der besten Helfer des Propheten aus der Frühzeit des Islams war in die Wüste verbannt worden und einen so treuen Anhänger Alis (F) wie Maitham Tammar hatte man erhängt. Wer gegen die herrschende islamfeindliche Politik war, wurde entweder bestochen oder fertig gemacht und Alis Anhänger (F) wurden auf Befehl des Muawiya entlassen, wenn sie noch irgendwo ein Verwaltungsamt hatten.
Er konnte nicht untätig gegenüber den Verfälschungen der Religion und der Missstände bleiben. Er konnte nicht all das Unrecht ertragen, sondern er musste sich für den Schutz des echten Islams erheben. Nach dem Märtyrertod des Fürsten der Gläubigen, Imam Ali (F), rief er die Menschen auf, sich in der Moschee von Kufa zum Dschihad zu versammeln. Vorher jedoch gab es einen Briefwechsel zwischen ihm und Muawiya. Darüber mehr beim nächsten Mal.