Islam richtig kennenlernen (183)
Wir greifen wieder das Thema „Maad“ auf, eine der wichtigen Eckpfeiler des islamischen Glaubens. Wir möchten weitere Hinweise des Korans auf diese Auferstehung von den Toten bringen.
Zweifelsohne ist ein Teil der erleuchtenden Verse des Korans dem Thema Maad gewidmet – der Rückkehr zu Gott und Auferstehung von den Toten. Die Verse zu diesem Thema lassen sich in drei Gruppen gliedern: In einer dieser Gruppe werden anschauliche konkrete Beispiele für die Auferstehung von den Toten gebracht. Eine weitere Gruppe hebt die unendliche Macht Gottes, die anhand der Erschaffung des Menschen und der Welt spürbar wird, hervor und führt dies als klaren Beweis dafür an, dass Gott die Toten wieder zum Leben erwecken kann. Die dritte Gruppe von Versen über Maad sind Vergleiche der Wiedererweckung des Menschen im Jenseits zu neuem Leben mit der Wiederbelebung der abgestorbenen Natur im Frühling.
Diese Koranverse beinhalten alle, dass die Wiederbelebung des Menschen im Jenseits aufgrund Gottes Willen eine feste Wahrheit ist. Genauso wie zu Beginn Gott das Wunder der Schöpfung und das Entstehen von Leben geschehen ließ wird er am Jüngsten Tag die Menschen von den Toten auferwecken.
Wir sagten beim letzten Mal, dass die Wiederbelebung der Toten gemessen an den begrenzten Möglichkeiten des Menschen ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint, aber für den Allmächtigen der dem stofflichen Leib des Menschen Leben einhauchte, nicht schwierig ist. Laut Koran kann Gott die Bestandteile des Menschen mit allen ihren Details rekonstruieren.
Zu den konkreten Beispielen in der Geschichte, die ein Beweis für die Auferstehung von den Toten sind, gehört das Erlebnis des Propheten Uzair, von dem wir beim letzten Mal berichtet haben. Hier nun ein weiteres konkretes Beispiel und zwar aus dem Leben von Prophet Ibrahim (Abraham). Einmal sah Ibrahim (Friede sei mit ihm) eine Leiche an der Küste, die zur Hälfte im Wasser lag. Die wilden Tiere und Vögel hatten sich darüber hergemacht und rivalisierten miteinander um ihren Fraß.
Diese Szene stimmte Ibrahim nachdenklich und er fragte sich auf welche Weise die Toten wieder zum Leben erweckt werden. Er dachte: Wie wird die körperlicher Auferstehung von den Toten geschehen, wenn dies mit der Leiche eines Menschen passiert und ihre Bestandteile in alle Himmelsrichtungen verstreut werden und zum Bestandteil des Körpers verschiedener Tiere werden?
Auf diese Begebenheit verweist der Koran im Vers 260 der Sure 2 (Baqara):
"وَ إِذْ قالَ إِبْراهیمُ رَبِّ أَرِنی کَیْفَ تُحْیِ الْمَوْتى قالَ أَ وَ لَمْ تُؤْمِنْ قالَ بَلى وَ لکِنْ لِیَطْمَئِنَّ قَلْبی قالَ فَخُذْ أَرْبَعَةً مِنَ الطَّیْرِ فَصُرْهُنَّ إِلَیْکَ ثُمَّ اجْعَلْ عَلى کُلِّ جَبَل مِنْهُنَّ جُزْءاً ثُمَّ ادْعُهُنَّ یَأْتینَکَ سَعْیاً وَ اعْلَمْ أَنَّ اللّهَ عَزیزٌ حَکیمٌ."
Und als Ibrahim sagte: „Mein Herr, zeige mir, wie Du die Toten lebendig machst!“ Er sagte: „Glaubst du denn nicht?“ Er sagte: „Doch, aber (ich frage,) damit mein Herz Ruhe findet.“ Er (Allah) sagte: „So nimm vier( verschiedene ) Vögel und zieh sie dann her zu dir. Hierauf setze auf jeden Berg (nach ihrer Schlachtung) einen Teil von ihnen (nachdem du die Teile miteinander vermischt hast). Hierauf rufe sie, so werden sie zu dir herbeigeeilt kommen. Und wisse, dass Allah Allmächtig und Allweise ist.“
Ibrahim wollte ein konkretes Beispiel sehen, damit sein Herz Ruhe findet. Logische Beweise können den Menschen Gewissheit bescheren. Sie stellen die Vernunft zufrieden. Aber das Herz des Menschen ist damit noch nicht beruhigt. Zum Beispiel sagt uns die Vernunft, dass uns keine Gefahr vonseiten der Toten droht, und dennoch fürchten sich viele vor Toten, und trauen sich nicht, alleine in der Nacht bei einem Toten zu bleiben. Das Argument, dass die Furcht vor einem Toten unbegründet ist, hat ihre Vernunft akzeptiert aber dieses Bewusstsein ist nicht in die Tiefe ihrer Seele gelangt und deshalb fürchten sie sich. Vielmehr werden sie innerlich erst durch das subjektive Erlebnis beruhigt.
Aufgrund logischer Argumente war Ibrahim ernsthaft vom Jenseits überzeugt. Aber um auf eine höhere Stufe der Gewissheit zu gelangen und damit sein Herz völlig zuversichtlich wird, hat er Gott gebeten ihm zu zeigen, wie die Toten am Jüngsten Tag wieder lebendig werden.
Gott gab Ibrahim eine außergewöhnliche Anweisung. Er sollte vier Vögel herbeiholen. Gemäß den Überlieferungen waren es ein Pfau, ein Hahn, eine Taube und ein Rabe. Ibrahim sollte die Vögel schlachten und zerteilen und diese Teile miteinander vermischen und dann jedes Teil auf einen anderen Berggipfel legen. Gott wollte Ibrahim durch die Wiederbelebung dieser Vögel zeigen, dass die Toten, wenn ihre Körper auseinandergefallen und mit den Resten anderer vermischt sind, wieder lebendig werden.
Nachdem Ibrahim den Befehl Gottes durchgeführt hatte, wies Gott ihn an die Vögel herbeizurufen. Da sah er wie die verstreuten Teile eines jeden Vogels sich miteinander verbinden und zu dem wurden, was sie vorher gewesen waren, nämlich ein lebendiger Pfau, Hahn, Rabe und eine quicklebendige Taube.
Dieses Ereignis veranschaulichte für Prophet Ibrahim (F) auf dieser Welt die Auferstehung von den Toten im Jenseits, damit ihm bewusst wird, dass das gleiche am Jüngsten Tag geschehen wird – allerdings in einem sehr viel größeren Format. Zum Schluss des obigen Verses heißt es gerichtet an Ibrahim: „Wisse, dass Gott Allmächtig und Allweise ist. Gott hat zu allem die Macht und solche Dinge sind gegenüber seiner Allmacht überhaupt nicht schwierig.“
Es gibt noch ein anderes Beispiel im Koran, das veranschaulicht, dass die Auferstehung von den Toten möglich ist und zwar die Geschichte von den Gefährten der Höhle – Azhab-i Kahf. Sie wird ausführlich in der Sure Kahf (Sure 18) beschrieben.
Die Verse 9 und 10: dieser Sure beinhalten Folgendes:
„Oder meinst du etwa, dass die Leute der Höhle und der Inschrift ein (besonders) verwunderliches unter Unseren Zeichen sind?“
„Als die Jünglinge in der Höhle Zuflucht suchten und sagten: `Unser Herr, gib uns Barmherzigkeit von Dir aus, und bereite uns in unserer Angelegenheit einen rechten (Aus)weg`.“
Es geht in diesem Vers um eine Gruppe von gläubigen jungen Menschen. Sie lebten in einer Gesellschaft in der Götzenanbetung und verdorbene Tyrannen herrschten. Sie verkündeten, dass sie deren Aberglauben ablehnen und dass der einzige Gott der Schöpfer und Herr über Himmel und Erde ist. Doch die Gesellschaft, in der sie lebten, hatte sich dermaßen der Götzenanbetung verschrieben, dass sie den Ruf dieser jungen Gläubigen erstickten. Um ihr Leben zu retten verließen die Jünglinge ihre Stadt auf der Suche nach einer neuen Gegend, in der es diese Missstände nicht gab.
Diese Jünglinge kamen alle aus der Oberschicht und hatten ein gutes Leben. Aber sie zogen es vor, ihren Glauben zu wahren und die Abgötter und Götzen ihrer Zeit zu bekämpfen und so verzichteten sie auf den äußeren Prunk und verließen heimlich die Stadt, um in einer abgelegenen Höhle Schutz zu suchen. Daher wurden sie „Die Jünglinge der Höhle“ genannt. Mit diesem Schritt zeigten sie ihre Treue zu dem Weg des Glaubens an Gott.
Im nächsten Teil erfahren sie mehr über das erstaunliche Schicksal dieser Gruppe von Gottgläubigen.