May 27, 2019 09:01 CET
  • Islam richtig kennenlernern ( 184 - Azhab-i Kahf)

Wir möchten diesmal das lebendige Beispiel der Azhab-i Kahf für Maad näher betrachten.

 

 

Wir  greifen wieder das Thema Maad – die Rückkehr zu Gott und Auferstehung von den Toten – auf und wollen an dem historischen Beispiel der Azhab- i Kahf veranschaulichen, dass die Wiederbelebung der Toten möglich ist. Die Verse 9 bis 26 der Sure 18 (Kahf) schildern  kurz aber auf beeindruckende Weise  das Geschehen.

Die Azhab-i Kahf – die Gefährten der Höhle stammten bis auf einen Hirten alle aus reichen Familien. Sie bekannten sich zu dem Einen Gott aber sie lebten in einer Gesellschaft, die Götzen anbetete. Um ihren Glauben zu wahren verzichteten diese jungen Männer auf alle Privilegien ihrer Oberschicht. Heimlich  verließen sie die Stadt und suchten in einer Höhle Zuflucht. Daher wurden sie auch als die Gefährten der Höhle  berühmt

Im Vers 13 der Sure 18 (Kahf) steht über diese jungen Gläubigen:

„Wir berichten dir ihre Geschichte der Wahrheit entsprechend. Sie waren Jünglinge, die an ihren Herrn glaubten und denen Wir ihre Rechtleitung mehrten.“

                     

Um die Mitte des  3. Jahrhundert nach Christus herrschte Kaiser Decius über das große Römische Reich. Decius rief alle Untertanen zur Götzenverehrung  auf und ließ jeden umbringen, der diesen Befehl nicht befolgte.

In den historischen Quellen heißt es über die Azhab-i Kahf, dass sie Minister am Hofe des Decius waren. Einer von ihnen hieß Temlikha. Diese sechs jungen Edelmänner lehnten den Götzendienst ab und glaubten nur an den Einen Gott und um ihren Glauben zu bewahren, beschlossen sie, die vom Götzendienst verdorbene Gesellschaft heimlich zu verlassen.  Fern von ihrer Stadt trafen sie einen Hirten und baten ihn um ein wenig Essen. Der Hirt bewirtete sie. An ihrem Äußeren konnte er ablesen, dass sie aus der Oberschicht stammte und er fragte sie: „Seid ihr vor Decius geflohen?“ Da vertrauten sie ihm ihr Geheimnis an. Der Hirte sagte: „Ich denke wie ihr“,  und  bat die Jünglinge darum, dass er sie begleiten dürfe. Nachdem er die Schafe zu ihren Besitzern gebracht hatte, kehrte er zusammen mit seinem Hund zurück.

 

Die jungen Auswanderer hatten Bedenken, den Hund mitzunehmen, denn er konnte sie ja durch sein Gebell verraten.  Doch der Hund ließ sich nicht wegschicken. Er folgte ihnen, während sie ihren Weg fortsetzten. Schließlich wurde es Nacht und sie stiegen den Berg hoch und suchten dort in einer Höhle Schutz. Neben der Höhle gab es eine Quelle und standen Bäume mit Früchten. So hatten sie etwas zu Trinken und zu Essen. Dann legten sie sich in der Höhle schlafen und der Hund streckte sich am Höhleneingang aus und bewachte ihn. In diesem Moment befahl Gott Seinem Engel, ihnen ihre Seele zu nehmen. Sie fielen in einen tiefen Schlaf, ähnlich dem Tod.

Einige sagen,  dass die Stadt aus der die Jünglinge geflohen waren Ephesos hieß. Die Ruinen dieser Stadt existieren heute noch. Sie befinden sich in der Nähe der türkischen Stadt Izmir. Andere aber sind der Ansicht, dass es sich um die Stadt Amman, heutige Hauptstadt von Jordanien handelte, und die Höhle in der Nähe dieser Stadt lag.

 

 

Die Kunde von der Auswanderung dieser jungen Positionsträger der Regierung verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Kaiser Decius befürchtete, dass nun auch viele aus dem  Volk  die Stadt verlassen werden,  um ihren ursprünglichen christlichen Glauben anderswo praktizieren zu können. Er schickte seine Leute aus, damit sie  die Geflohenen  aufstöbern und sie festnehmen.  Doch man fand keine Spur mehr von ihnen. Dies war auch den Bürgern der Stadt ein Rätsel und vielleicht war es gerade die Flucht dieser jungen Amtsträger, die eine Reihe von ihnen zu sich kommen ließ. Denn die Geflohenen hatten auf  alle ihre Privilegien verzichtet damit sie ihren Glauben bewahren können.  . Jedenfalls ging die geheimnisvolle Geschichte  über diese Jünglinge von Mund zu Mund und von Generation zu Generation bis sich schließlich 309 Mondjahre bzw. 300  Sonnenjahre später etwas ganz Erstaunliches ereignete.

 

Zu dem Zeitpunkt war Decius schon längst tot und vieles hatte sich verändert.

                         

Gott wollte, dass die Gefährten der Höhle aus ihrem Todesschlaf erwachen. Natürlich wussten sie nicht wie lange sie in diesem Zustand verbracht hatten und dachten es wären höchstens ein paar Stunden gewesen. Als sie zur Sonne hochblickten, sahen sie, dass sie im Zenit stand und dachten sie hätten höchstens einen Tag lang geschlafen. Jedenfalls verspürten sie großen Hunger. So beschlossen sie, dass einer von ihnen unerkannt in die Stadt geht, um Essen zu besorgen. Sie empfahlen ihm: Gib gut Acht, dass dich keiner erkennt. Denn wenn sie erfahren wo wir sind, werden sie uns alle umbringen oder uns zum Götzenglauben zwingen.

 

Als der junge Mann in die Stadt kam, sah sie völlig fremd für ihn aus. Die Häuser waren anders und die Menschen kleideten sich anders und sie sprachen sogar anders und verhielten sich anders. Da war er sehr verwundert und glaubte, er träumt. Aber nein, es war konkrete Realität.

Die Leute aber wunderten sich ihrerseits über ihn, über seine Kleidung und seine Art zu sprechen. Der Jüngling ging zum Bäcker. Als er das Brot  bezahlen wollte, kam der Bäcker ins Staunen, denn der junge Mann reichte ihm eine Münze, die über 300 Jahre alt war. Zudem sagte er, dass er diese Münze frisch verdient habe.

Nach und nach begriffen die Bürger und der Gouverneur der Stadt, dass dieser junge Mann einer von den ehemaligen Amtsträgern die zur Zeit des Decius gelebt hatten, ist und von deren plötzlichen Verschwinden sie alle gehört hatten. Da umringten sie ihn. Der Jüngling aber begriff allmählich, dass er und seine Freunde unglaublich lange in der Höhle geschlafen hatten.

                            

Bald wusste die ganze Stadt von dem Ereignis. Einige Geschichtsschreiber sagen, dass der Regent jenes Gebietes ein gläubiger Mensch war. Ein Teil der Bevölkerung hatte aber keine richtige Vorstellung von der Auferstehung von den  Toten. Wie auch immer: Der lange Schlaf der Gefährten der Höhle, der Azhab-i Kahf  war und ist ein fester Beweis für diejenigen, die an den Einen Gott und an das Jenseits glauben.

Der Jüngling, der in die Stadt gekommen war, um Nahrung zu besorgen, kehrte zu den anderen Gefährten der Höhle zurück um ihnen über das erstaunliche Geschehen zu berichten.

Unterdessen hatte sich auch eine Gruppe von Menschen auf den Weg zur Höhle gemacht, in der Hoffnung die Jünglinge zu sehen. Doch die Gefährten der Höhle baten Gott, dass er sie zu sich nehmen möge. Gott erhörte ihr Gebet. So fand man nur noch ihre Leichen in der Höhle als man dort eintraf.

 

Nach diesem Wunder stritten die Jenseitsgläubigen und die Jenseitsleugner miteinander.  Die  Jenseitsleugner  wollten, dass dieser Beweis für das Jenseits in Vergessenheit gerät. Daher schlugen sie vor, dass man vor der Höhle ein  Bauwerk errichtet. Sie sagten diese jungen Leute hätten ein rätselhaftes Schicksal gehabt und Gott wisse am besten was aus ihnen geworden ist. Aber die Gläubigen, die einen lebendigen Beweis für die Auferstehung von den Toten vor sich sahen, strengten sich an, dass diese wunderbare Begebenheit nie  vergessen wird und sagten: Wir werden neben ihrer Ruhestätte eine Moschee bauen, damit die Menschen sie nie vergessen.

Im Koran heißt es im Vers 21 der Sure 18 (Kahf)

 

„So ließen Wir (die Menschen jener Stadt) sie doch entdecken, damit sie wissen, dass Allahs Versprechen (die Toten auferstehen zu lassen) wahr ist und dass es an (dem Kommen)  der Stunde (dem Jüngsten Tag)  keinen Zweifel gibt. ...“

                               

Der lange Schlaf der Gefährten der Höhle ist ein großes Wunder, denn sie verbrachten 300 Jahre im Schlaf ohne dass ihr Körper zersetzt wurde.  Wie konnten sie so lange am Leben bleiben, ohne etwas gegessen oder getrunken zu haben? Ist dies in sich nicht schon ein Beweis dafür, dass Gott die Macht zu allem hat?  Angesichts dieser wahren Geschichte, ist das Leben nach dem Tod  möglich ist.  Die Geschichte der Ahzab-i Kahf ist ein Fingerzeig auf die Wahrheit, dass Gott die Toten wieder ins Leben ruft und aus ihrem tiefen Schlaf erweckt. Gott ließ die Gefährten der Höhle drei Jahrhunderte lang schlafen und weckte sie danach wieder auf, um den Menschen verständlich zu machen, dass das Sterben und die Wiederbelebung wie der Schlaf dieser kleinen Schar und das Erwachen aus diesem jahrhundertelangen Schlaf ist.  Gott, der Herr, hat für 3 Jahrhunderte  die körperlichen Folgen eines langen Lebens, wie die Veränderungen im Gesicht und die Spuren des Alterns und des Verschleißes von den Ahzab-i Kahf ferngehalten und ihren Körper unversehrt bleiben lassen.

Gemäß Koran sollte durch Lüftung des Geheimnisses der Ahzab-i Kahf  ein praktischer Beweis für die Auferstehung der Menschen von den Toten vorgelegt werden. Jener lange Schlaf ähnelt dem Tod und das darauffolgende Erwachen  ähnelt dem Beginn des neuen Lebens nach dem Tod. Daher  kann man in diesem außergewöhnlichen Ereignis ein konkretes Beispiel dafür sehen, dass Maad – die Auferstehung von den Toten – möglich ist.