Oct 08, 2019 06:30 CET
  • Islam richtig kennenlernen (192)  

Wir setzen die Erörterung des Jenseits bei dem Thema Tod und guter bzw. schlechter Ausgang fort.

 

 

Das Leben eines jeden spiegelt sich in seinen Gedanken, Überzeugungen und Taten wieder.  Es hängt von der Einstellung des Menschen zum Leben ab, wie er handelt. Der eine urteilt oberflächlich und der andere tiefsinnig, der eine richtig und der andere falsch, über das Leben und die Welt. Wie auch immer: Gott hat Propheten zu uns geschickt, damit wir unsere Einstellung zum Leben und zum Dasein positiv verändern.  Diese Propheten wollten, dass wir an ein genaueres und realistisches Bild von der  Welt,  uns selbst, Leben und Tod, Diesseits und Jenseits gelangen. Die himmlischen Lehren und die göttlichen Boten reichen uns eine Brille, mit der wir nicht nur das was gerade vor uns liegt sondern auch das was viel weiter entfernt ist, sehen – bis hin zum  Jenseits.  Mit dieser Sehhilfe werden wir diese Welt klarer und transparenter wahrnehmen und uns eine bessere Vorstellung über das Danach bilden.

     

Alle Menschen bewegen sich im Diesseits automatisch auf den Tod und das Jenseits zu. Wenn sie den richtigen Weg gehen, finden sie einen guten Ausgang und wenn sie von diesem Weg abirren, wird ihr Ausgang schlecht sein.  Die Strategie des Islams besteht darin, dem Menschen den geraden Weg fürs Leben, der zu Wohl und Glück führt, zu zeigen. Gemäß der islamischen Lehre spielt  der Mensch selber eine Rolle bei der Gestaltung seines diesseitigen und seines ewigen Schicksals. Dabei haben die letzten  Seiten im Buch seines Lebens eine erhebliche Bedeutung für sein ewiges Schicksal.

 

Religionsgelehrte nennen verschiedene Faktoren, die sich negativ auf den Ausgang des Menschen auswirken, darunter hässliche Eigenschaften wie Hochmütigkeit, Egoismus und übertriebene Liebe zum Weltlichen. Aber es wirkt sich auch sehr negativ auf den Ausgang des Menschen aus, wenn er darauf beharrt zu sündigen und schwach im Glauben ist.  Einem solchen Menschen droht in der Sterbestunde der totale Verlust des Glaubens. Natürlich gibt es auch Menschen, deren Glauben felsenfest ist und deren religiöse Überzeugung durch nichts  ins Schwanken gerät.

Ob jemand im Leben gut oder schlecht gewesen ist, ist nicht alleinig ausschlaggebend für den guten oder schlechten Ausgang am Lebensende. Manchmal erweist Gott einem sündigen Menschen eine Gnade und lässt ihn noch kurz vor dem Tod einen geistigen Wandel zum Guten erleben und seine Seele die Abgründe verlassen. Aber auch das Gegenteil ist möglich, nämlich dass jemand durch ein großes Vergehen  von einer hohen Stufe abstürzt.

             

Hur ist ein Mensch gewesen, der sich und seinen Lebensweg und das Lebensende  durch eine plötzliche innere Wende veränderte.  Zunächst hatte Hur eine Truppe des verdorbenen und tyrannischen Umayyaden-Kalifen Yazid befehligt, die dieser zur Bekämpfung Imam Husains ausgeschickt hatte. Nach seiner Begegnung mit Imam Husain (Friede sei mit ihm) erlebte Hur jedoch einen großen inneren Wandel. Er schloss sich in Kerbela dem Heer von Imam Husain an und wurde bei der Verteidigung  von Recht und Wahrheit zum Märtyrer.

 

Imam Ali (F) hat gesagt:“Das wahre Glück besteht darin, dass der Mensch ein glückliches Ende findet,  während es wahres Unglück ist, wenn ihn am Ende  das Unglück erwartet.“

Alle gläubigen zukunftsgewandten Menschen und sogar die Propheten und Imame sind über ihren Ausgang besorgt gewesen und haben Gott darum gebeten, dass die letzten Seiten in ihrem Lebensbuch glänzend sein mögen.

Wir sehen es zum Beispiel bei Hadhrat-e  Yusuf (Joseph) (Friede sei mit ihm). Nachdem dieser Prophet verschiedene Härten erduldet hatte, wie  die Versenkung im Brunnen, die Trennung vom Vater und die Zeit im Gefängnis und nachdem er schließlich zum Statthalter von Ägypten ernannt worden war, sprach er zu Gott wie es in dem Vers 101 der Sure 12, Yusuf, steht: „...O Du Erschaffer der Himmel und der Erde, Du bist mein Schutzherr im Diesseits und Jenseits. Berufe mich als (Dir) ergeben ab und nimm mich unter die Rechtschaffenen auf.“

Yusuf bittet Gott um einen guten Ausgang seines Lebens, nachdem ihm ein  hoher Regierungsposten überlassen worden ist. Er bittet Gott nicht darum, weiter diesen Posten zu behalten, denn weltliche Dinge sind, so attraktiv sie nach außen hin auch erscheinen mögen, etwas Vergängliches und Vorübergehendes. Yusufs Sorge ist etwas anderes. Es ist ihm wichtig, dass er ein Gläubiger und Gott-Ergebener und Befolger des göttlichen Weges bleibt und einen glücklichen Ausgang findet.

        

Ein typisches Beispiel für jemanden, der zuerst auf der Seite des Unglaubens und Unrechts war und dann mit Gottes Gnade seelisch und geistig einen plötzlichen Wandel erfahren und als Gläubige die Welt verlassen  sind die Magier des Pharaos. An verschiedenen Stellen berichtet der Koran über ihre erstaunliche Wende. 

Der Pharao hatte aus ganz Ägypten Zauberer herbeikommen lassen, damit sie in der Öffentlichkeit mit Musa (Moses – Friede sei ihm) wetteifern.  Erst führten die Zauberer ihre Kunststücke dem Pharao und seinem Hofstaat und der Volksmenge vor und dann warf Musa seinen Stab und dieser verwandelte sich – weil Gott es so wollte – in eine riesige Schlange, welche alle Zauberstricke der Magier verschluckte. Dieses Wunder überraschte die Zauberer, die bis dahin auf der Seite des Pharaos gestanden hatten, dermaßen, dass sie eine innere Wende um 180 Grad erfuhren.  Als visierte Meister der Schwarzen Kunst erkannten sie sofort, dass Musa ein Wunder Gottes vor Augen geführt hatte und die Verwandlung des Stabes in eine lebendige Schlange keine optische Täuschung war. Sie wurden plötzlich die Wahrheit gewahr. Der Koran berichtet in den Versen 120 bis 122 der Sure 7 (Araf) wie folgt, was dann geschah:

„Und die Zauberer warfen sich ehrerbietig nieder.“

„Sie sagten: `Wir glauben an den Herrn der Weltenbewohner,

den Herrn von Musa und Harun.`“

 

Wie wir aus dem Vers 124 derselben Sure erfahren  drohte Pharao, der sich selber als einen Gott betrachtete und um seine Macht fürchtete, daraufhin wie folgt: 

 

„Ich werde ganz gewiss eure Hände und eure Füße wechselseitig abhacken und euch hierauf ganz

gewiss allesamt kreuzigen (lassen).“

 

Aber die Magier waren dermaßen vom Licht des Glaubens erfüllt, dass sie keine Angst verspürten. Wir lesen in den Versen 125 und 126 über ihre Reaktion auf die Morddrohungen :

 

„Sie sagten: `(Was du auch tun willst) Wir werden gewiss zu unserem Herrn zurückkehren!`“

 

„`Du grollst uns ja nur (darum), dass wir an die Zeichen unseres Herrn glaubten, als sie zu uns kamen. Unser Herr, überschütte uns mit Standhaftigkeit und berufe uns ab als (Dir) Ergebene!`“

 

Diese ehemaligen Ungläubigen haben auf diese Weise ihren festen Glauben an den Schöpfer des Daseins verkündet und erreichten am Ende ihres Lebens das Glück im Jenseits.

 

 

Im Gegenteil dazu gibt es auch Beispiele von Gläubigen, die letztendlich vom Glauben abkamen und ein übles Ende nehmen.  Auf sie wird   in  den Versen 175 und 176 der Sure 7 hingewiesen und  gemäß einiger Koranexegeten ist in diesen Versen  speziell der bekannte Religionsgelehrte  Bal`am ibn Ba`ura  zur Zeit des Moses gemeint. Bal`am unterstützte Moses mit seinen Reden und er war bekannt dafür, dass seine Gebete von Gott erhört wurden.  Aber Satan ließ ihn nicht in Ruhe  und weil Bal`am  egoistischen Gelüsten nachgab und  an den Freuden des Diesseits hing, schloss er sich schließlich den Feinden Moses an und lief auf die Seite von Pharao über.  Er kam vom Weg Gottes ab und nahm ein schlechtes Ende.

                     

Die großen Wegführer des Islams haben vor dem schlechten Schicksalsausgang gewarnt. Imam Ali empfahl seinem Sohn

 

„Mein Sohn! Nimm keinem Sünder die Hoffnung (auf das Erbarmen Gottes). Wie zahlreich sind die Sünder, die einen guten Ausgang fanden und wie zahlreich die Menschen, die Gutes taten und sich gegen Ende des Lebens der Verdorbenheit zuwandten und auf das Feuer zugingen ... Mein Sohn,  wie viele Ungehorsamen haben (schließlich) Rettung gefunden Und wie viele Gehorsamen sind abgestürzt und zugrunde gegangen!“

                  

 

Der Status des Menschen kann sich so drastisch ändern, weil er ein Wesen ist, das sich entscheiden kann und ständig an Weggabelungen steht, wo er zwischen Gut und Böse wählen muss. Satan ist ein Verführer und lässt niemanden in Ruhe. Er versucht jeden zu verleiten, wie hochgradig dessen Glauben auch sein mag.  Solange der Mensch auf dieser Welt lebt, ist er immer dem Ansturm der triebhaften Neigungen ausgesetzt.  Selbst sehr gläubige Menschen  bitten Gott darum, dass er ihnen ihre Schwankungen verzeihe, denn sie wissen, dass auch sie Fehler begehen.

Wir sehen es an folgendem Gebet das im Vers 193 der Sure 3 (Imran) steht, nämlich:

 

„.... Unser Herr, vergib uns unsere Sünden, tilge unsere bösen Taten und berufe uns ab unter den Gütigen.“

 

Solche Menschen bitten Gott nicht nur um Verzeihung und Verdecken ihrer Sünden sondern beten auch zu ihm, dass er sie mit den guten Menschen abrufen möge. 

 

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