Islam richtig kennenlernen 193 (die Zwischenwelt)
Liebe Freunde!. Inzwischen haben wir über die Natur des Todes und die Zeit kurz vor dem Ableben gesprochen. Diesmal wenden wir uns dem Reich des Barzach zu – der Zwischenwelt.
Nach dem Ableben betritt der Mensch eine andere Welt. Er kehrt nicht sofort ins Jenseits ein, sondern in eine Welt, die davor liegt und sich Barzach nennt.
Es sei daran erinnert, dass das Jüngste Gericht erst beginnt, wenn mehrere Zeichen auftreten. Dann werden sich gewaltige Veränderungen auf der Welt ereignen. Die Sonne wird mit den Worten des Korans „eingerollt“, und die Sterne werden trübe werden und abstürzen - die Daseinswelt verändert sich daher total. Dies ist zurzeit aber alles noch nicht passiert, denn die jetzige Daseinsordnung besteht weiter und die Bewegung der Erde und der Planeten und des Mondes verläuft nach wie vor in den gewohnten Bahnen.
Nach dem Tod erwarten den Menschen also zuerst das Reich der Zwischenwelt und danach das jenseitige Reich. Demnach lernt der Mensch in Wahrheit drei verschiedene Arten von Leben kennen: Das Leben auf der Erde, das Leben in der Zwischenwelt Barzach und das Leben im Jenseits. Sowohl das Leben auf der Erde als auch das Leben in der Zwischenwelt sind vorübergehender Natur. Nur das Leben im Jenseits, welches mit dem Einsetzen der Zeichen des Jüngsten Tages beginnt, ist ewig.
Mit Barzach wird alles bezeichnet, was zwei Dinge von einander trennt. Und deshalb wird auch das Reich, das zwischen dem Tod und dem Jüngsten Tag eine Trennung herstellt, Barzach genannt. Die Verstorbenen verbleiben in diesem Reich bis der Jüngste Tag eintritt.
In der Sure 23 (Muminun) kommt das Wort Barzach vor, das hier mit trennendes Hindernis übersetzt wurde:
Wenn dann der Tod zu einem von ihnen kommt, sagt er: „Mein Herr, bringt mich zurück,“
auf dass ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe.“ (und sie sagen zu ihm: ) Keineswegs! Es ist nur ein Wort, das er (so) sagt; hinter ihnen wird ein trennendes Hindernis sein bis zu dem Tag, da sie auferweckt werden
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In diesem Vers wird der Abstand zwischen Tod und Auferstehung von den Toten eindeutig mit Barzach bezeichnet. Der Mensch erfährt beim und nach dem Abschied von der diesseitigen flüchtigen Welt mehr über seine wahre Lage. Gemäß obigem Vers überkommt den Sünder und Übeltäter kurz vor dem Tod große Angst vor den Konsequenzen seiner Taten und er erklärt seine Reue. Völlig hilflos bittet er Gott um eine Rückkehr ins Diesseits, damit er vielleicht seine Vergangenheit gut machen kann. Doch die Antwort lautet: Nein! Der Weg zurück ins Leben ist blockiert.
Es ist ähnlich wie bei dem Neugeborenen, welches das Diesseits betreten hat und nicht mehr in die vorherige Welt im Mutterleib zurückkehren kann.
Die Gesetze Gottes sind makellos. Aufgrund Gottes Weisheit bringt der Mensch verschiedene Phasen der Weiterentwicklung hinter sich. Im engen dunklen Reich des Uterus muss er bei der Entstehung eine Phase nach der anderen hinter sich bringen, um auf das Betreten des Diesseits vorbereitet zu werden. Auch für das Betreten der Ewigen Welt muss der Mensch einen Prozess im Reich des Barzach durchlaufen. Im Barzach erfährt er die Vorbereitung auf das Jenseits.
Es gibt sowohl einleuchtende Gründe als auch klare Verse im Koran, die davon zeugen, dass die Seele des Menschen nach dem Tod und Verwesen des Körpers bestehen bleibt. Die Seele wird nach dem Tod des Körpers in einem anderen Reich weiterleben. Wir haben bereits mehrere Argumente und Beweise für die Unabhängigkeit der Seele und ihren Erhalt angeführt und daran erinnert, dass der Körper aus Materie besteht und den Gesetzen der Materie unterworfen ist. Er besitzt Form, Gewicht und Größe und ist zeit- und ortsgebunden. Außerdem haben natürliche Faktoren wie Kälte und Wärme und Krankheitserreger einen Einfluss auf ihn. Der Körper durchläuft von der Kindheit bis ins Alter verschiedene Stadien und arbeitet schließlich nicht mehr.
Unterdessen besitzt die Seele eine unabhängige Identität und sie ist nicht stofflich. Also drohen ihr im Gegensatz zum Körper kein Alter, Verschleiß oder Vernichtung, wie sie typisch für stoffliche Existenzwesen sind. Die Seele bleibt also nach dem Tod des Körpers vor diesen Gefahren bewahrt. Sie verschleißt nicht und wird nicht vernichtet, sondern lebt weiter.
Der Koran macht deutlich, dass die Seele des Menschen nach dem Tod weiterexistiert. Laut Koran grüßt Gott Propheten, die längst die Welt verlassen haben. In der Sure 37 (Safat) spricht er: „Friede sei auf Abraham“ und im Vers 120 derselben Sure grüßt er Moses und Aaron auf die gleiche Weise. Diese Friedensgrüße sind also an die Seele dieser Auserlesenen gerichtet. Wir haben hier einen Hinweis darauf vor uns, dass die Seele des Menschen nicht beim Verlassen des Diesseits vernichtet wird.
Der Mensch betritt nach dem Tod zweifelsohne eine neue Lebensphase und diese dauert bis zum Jüngsten Tag an. Bis zum Jüngsten Tag lebt er in einer Zwischenwelt. Dass er lebt bedeutet, dass er versteht und fühlt und Wünsche hegt – das Leben im Barzach ist also reell und keine Einbildung. Allerdings erlebt jeder die Zwischenwelt entsprechend seiner Denkweise, Überzeugung und seines Verhaltens im Diesseits: Der eine genießt den Barzach und dem anderen bereitet er Pein.
Für die rechtschaffenen Menschen bedeutet die Zwischenwelt Barzach die Befreiung aus dem engen Käfig des Körpers. Die guten Menschen werden es gut im Barzach haben und glücklich sein, aber die Übeltäter und Unrechttuenden werden Angst und Not zu verspüren bekommen.
Über Qualität und Details des Barzach gibt es nicht viele Informationen. Aber der Koran hat klar gesagt, dass es diese Zwischenwelt gibt. Er bringt Hinweise auf das Leben von guten und schlechten Menschen in diesem Reich und verkündet, dass die Guten sich im Barzach an den Gaben Gottes erfreuen können und sicher sind, während die Schlechten Leid und Strafe kosten.
Ein Beispiel des Korans besteht darin, dass er auf das Ewige Leben der Märtyrer hinweist und auf ihre besondere Belohnung und die paradiesischen Gaben, in deren Genuss sie in der Zwischenwelt gelangen.
Gott spricht in den Versen 169 und 170 der Sure 3 (Ale Imran) wie folgt:
Und meine ja nicht, diejenigen, die auf Allahs Weg getötet worden sind, seien (wirklich) tot. Nein! Vielmehr sind sie lebendig bei ihrem Herrn und werden versorgt
und sind froh über das, was Allah ihnen von Seiner Huld gewährt hat, Und sie erwarten die, die hinter ihnen nachgekommen sind und sie noch nicht eingeholt haben, voll Freude darüber, dass auch sie nichts zu befürchten haben und nicht traurig sein werden
Obiger Vers berichtet kurz über das Barzach-Leben derer, die Gott zuliebe ihr Leben geopfert haben. Würde die Zwischenwelt nicht existieren, dann könnten die Märtyrer natürlich nach dem Tod gar nicht leben, von Gott Huld und Gnaden erfahren oder sich freuen.
Im Vers 154 der Sure 2 Baqara heißt es zudem:
Und sagt nicht von denen, die auf Allahs Weg getötet werden, sie seien tot! Nein! Vielmehr sind sie lebendig; aber ihr nehmt es nicht wahr.
Es gibt auch Verse die uns mitteilen, wie es den Übeltätern im Barzach ergeht: zum Beispiel Widersachern und Unterdrückern wie Pharao und seinen Leute. Der Vers 46 der Sure 40 (Ghafir) lautet:
das (Höllen)feuer, dem sie morgens und abends vorgeführt werden. Und am Tag, da sich die Stunde erhebt (, wird es heißen): „Lasst die Leute Pharaos in die strengste Strafe eingehen.“
Aus diesem Vers erfahren wir über die üble Situation der Leute des Pharaos im Barzach. Zwei Arten ihrer Bestrafung werden genannt – eine davon ist die Strafe vor dem Jüngsten Tag, also in der Zwischenwelt, wobei sie zweimal am Tag, morgens und abends, dem Höllenfeuer vorgeführt werden. Die andere Bestrafung erfolgt im Jenseits wo diese Frevler - wie es wörtlich heißt - in die strengste Strafe eingehen.
In der Zwischenwelt gibt es also noch- wie im Diesseits - Tage, Woche und Jahre, denn es heißt, dass die Frevler zweimal am Tag dem Höllenfeuer vorgestellt werden.
Allerdings erwartet sie danach im Jenseits eine zweite Bestrafung, die ununterbrochen erfolgt.
Der Prophet des Islams (der Segen Gottes sei auf ihm und Friede seinem Hause) hat gesagt: „Wenn jemand von euch die Welt verlässt wird ihm jeden Morgen und jeden Abend sein Platz gezeigt. Wenn er Bewohner des Paradieses sein wird, dann wird ihm sein Platz im Paradies, und wenn er Insasse der Hölle sein wird, dann wird ihm sein Platz im Feuer gezeigt. Und es wird im gesagt werden: `Dies ist deine Bleibe im Jenseits.`“ Auf diese Weise werden einige Seelen im Barzach sich freuen dürfen und anderen wird Pein bereitet werden.