Teil 869: Sure Fussilat (Ausführlich dargelegt) Vers (1- 7)
Wir haben die Besprechung der Sure 40, Sure Ghafir, beendet und öffnen nun den Koran bei der nächsten Sure. Es ist die Sure Fussilat. Sie wurde dem Propheten in Mekka offenbart und enthält 54 Verse. Wie die anderen mekkanischen Suren ist der Inhalt auch dieser Sure dem Ursprung allen Lebens und der Rückkehr zu Gott sowie den Zeichen der Allmacht Gottes im Menschen und in der Welt gewidmet. Wie bei allen Suren bis auf Sure 9 werden vor der Rezitation die Worte:
(41: 1- 7)
bismillahir rahman-ir rahim gesprochen:
Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Gütigen
Die ersten 4 Verse der Sure Fussilat lauten:
حم
„Ha -Mim.“ (41: 1)
تَنزِيلٌ مِّنَ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيمِ
„(Dies ist) eine Offenbarung vom Allerbarmer, dem Gütigen,“ (41: 2)
كِتَابٌ فُصِّلَتْ آيَاتُهُ قُرْآنًا عَرَبِيًّا لِّقَوْمٍ يَعْلَمُونَ
„ein Buch, dessen Zeichen ausführlich dargelegt sind, als ein arabischer Koran, für Leute, die Bescheid wissen,“ (41: 3)
بَشِيرًا وَنَذِيرًا فَأَعْرَضَ أَكْثَرُهُمْ فَهُمْ لَا يَسْمَعُونَ
„als Freudenbote und als Warner. Aber die meisten von ihnen wenden sich (von ihm) ab, so dass sie nicht hören.“ (41: 4)
Wie wir bereits sagten, beginnen 29 Suren des Korans mit Siglen – mit einzelnen Buchstaben, deren Bedeutung ein Geheimnis ist. Nach diesen Siglen wird immer von der Größe des Korans gesprochen. Auch die Sure Fussilat beginnt mit zwei arabischen Buchstaben, nämlich Ha und Mim. In den darauffolgenden Versen heißt es, dass der Koran eine Offenbarung seitens Gottes, des Allerbarmers und Gütigen ist. Das bedeutet, dass seine Verse allen Menschen Segen bescheren. Die ganz besondere Gnade und Güte Gottes erfahren jedoch nur die Gläubigen. Diese besondere Gnade wird den Ungläubigen nicht zuteil, woran sie selber schuld sind.
Es sei erwähnt, dass die Verse des Korans nicht in geschriebener Form auf den Prophet herabgesandt wurden und der Prophet sie nicht selber aufgeschrieben hat. Er hat das, was Gott in sein Herz herabgesandt hat, den Menschen vorgetragen. Daher wird die Offenbarung auch Qur`an genannt – nämlich „Lesung“. Dennoch wurde der Koran auch aufgeschrieben. Der Prophet beauftragte vier Personen damit. Deshalb wird der Koran auch als Buch bezeichnet.
Der Koran wurde in einem klaren ausdrucksvollen Arabisch herabgesandt, und sein Inhalt ist für jemanden, der die Wahrheit wissen will, unmissverständlich. Der Koran erweitert nicht nur Wissen und Erkenntnis, sondern er regt durch frohe Kunde die Menschen zu würdigen Taten an und warnt sie durch seine Mahnungen vor hässlichem Verhalten.
Die meisten Menschen haben den Aufruf der Propheten und der Himmelsbücher jedoch ignoriert und sich von ihnen abgewandt. Sie wurden nämlich von Gott aufgefordert , ihre Gelüste und Triebe einzuschränken und ihnen wurde geboten, nicht nach Lust und Laune, zu sagen und zu tun, was ihnen gerade gefällt.
Wir möchten anhand der obigen Verse der Sure 41, Sure Fussilat, Folgendes hervorheben:
Erstens: Der Koran ist das Wort Gottes und nicht das Wort des Propheten Mohammad (S). Was dieses Buch enthält, entspringt der Allbarmherzigkeit des Herrn. Die Worte und der Inhalt des Korans kommen alle von Gott, dem Allwissenden und Gütigen. Es liegt auf der Hand, dass die Praktizierung der Lehre des Korans zur Weiterentwicklung und Entfaltung und Vervollkommnung der Menschen führt.
Zweitens: Im Koran wird alles, was zur Weiterentwicklung und Rechtleitung der Menschen beiträgt, ausführlich und in verschiedener Form angeführt: zum Beispiel in Form der Beschreibung der Geschichte früherer Völker, dem Hinweis auf die Ursachen für den Untergang von Zivilisationen, in Form von Geschichten, Parabeln, Gleichnissen und Beispielen oder auch durch Erinnerung an die göttlichen Gaben, aber auch in Form von Geboten und Verboten, der Beschreibung der Zukunft der Menschen und der Ereignisse am Jüngsten Tag, moralischen Empfehlungen usw.
Drittens: Der Koran schenkt dem Menschen Wissen und Erleuchtung. Wer die Wahrheit verstehen und an die richtige Erkenntnis gelangen will, der muss sich an den Koran wenden.
Viertens: Zur Erzielung einer erzieherischen Wirkung sind sowohl Furcht als auch Hoffnung, Mahnung als auch Frohbotschaft erforderlich. Es schadet, wenn man nur eine dieser Größen beachtet und die andere vergisst.
Wir sollten den Vers 5 der Sure Fussilat betrachten:
وَقَالُوا قُلُوبُنَا فِي أَكِنَّةٍ مِّمَّا تَدْعُونَا إِلَيْهِ وَفِي آذَانِنَا وَقْرٌ وَمِن بَيْنِنَا وَبَيْنِكَ حِجَابٌ فَاعْمَلْ إِنَّنَا عَامِلُونَ
„Sie sagen: `Unsere Herzen sind vor dem (fest) verhüllt, wozu du uns aufrufst, und in unseren Ohren ist Schwerhörigkeit, und zwischen uns und dir ist ein Vorhang. Handle also, wir werden ebenfalls handeln.` “ (41: 5)
Dieser Vers verweist darauf, wie die Götzenanbeter von Mekka auf den Aufruf des Propheten des Islams reagierten. Wenn der Prophet ihnen den Koran vortrug, hörten sie nicht zu, sondern versuchten ihn von der Verkündung abzubringen, indem sie sagten: O Prophet! Mach dir nicht umsonst Mühe. Unsere Ohren können nicht richtig hören was du sagst, und dass was wir davon hören, interessiert uns nicht. Es ist als ob es da ein Hindernis zwischen dir und uns gäbe, welches uns davon abhält, deinem Aufruf zu Äfolgen. Also lass uns in Ruhe, damit wir das tun, was wir tun möchten. Dann lassen wir dich auch in Ruhe und du kannst tun was du willst.
Wir möchten folgende drei Punkte zu dieser Koranstelle anführen:
Erstens: Die Wirkung der Koranverse ist mit der Wirkung des Regens vergleichbar. Fällt Regen auf lockeren Boden, so dringt er in den Boden ein und führt zu seiner Kultivierung. Fällt er jedoch auf Felsgestein herab, so kann er nicht eindringen sondern gleitet daran herunter. Nicht anders ist es mit den Herzen. Die Herzen eigensinniger Menschen wehren die göttliche Offenbarung ab.
Zweitens: Wenn jemand angesprochen wird, der von vorneherein nicht die Wahrheit anerkennen will, dann nützt auch das Wort Gottes aus dem Munde Seines Propheten nichts und erst recht nicht aus dem Munde anderer.
Drittens: Engstirnigkeit und blinde Nachahmung sind wie dichte Schleier, die das Herz von einigen einhüllen und verhindern, dass sie die Wahrheit erkennen und akzeptieren.
Nun noch die Verse 6 und 7 der Sure Fussilat (Sure 41):
قُلْ إِنَّمَا أَنَا بَشَرٌ مِّثْلُكُمْ يُوحَىٰ إِلَيَّ أَنَّمَا إِلَـٰهُكُمْ إِلَـٰهٌ وَاحِدٌ فَاسْتَقِيمُوا إِلَيْهِ وَاسْتَغْفِرُوهُ ۗ وَوَيْلٌ لِّلْمُشْرِكِينَ
„(O Prophet) Sag (zu ihnen): Gewiss, ich bin ja nur ein menschliches Wesen wie ihr (mit einem Unterschied, nämlich:) mir wird (als Offenbarung) eingegeben, dass euer Gott nur ein Einziger Gott ist. So richtet euch zu Ihm hin und bittet Ihn um Vergebung. Und wehe den Götzendienern,“ (41: 6)
الَّذِينَ لَا يُؤْتُونَ الزَّكَاةَ وَهُم بِالْآخِرَةِ هُمْ كَافِرُونَ
„die die Zakat-Abgabe nicht entrichten, und sie, die sie das Jenseits verleugnen!“ (41: 7)
Angesichts der Behauptungen und Ausreden, welche die Götzendiener aufgrund ihres starren Denkens vorbrachten, hat ihnen der Prophet auf Anweisung Gottes gesagt: Ich bin auch ein Mensch wie ihr und erhebe nicht den Anspruch eine Gottheit zu sein oder über euch zu stehen. Ich gehöre dem gleichen Volk und dem gleichen Stamm wie ihr an. Das einzige was mich von euch unterscheidet, besteht darin, dass mir die göttliche Offenbarung ins Herz gelegt wurde und dass ich keine Götzen anbeten darf. Daher lade ich euch ein, nur dem Einen Gott zu dienen. Wisset, dass ich euch nicht dazu zwingen will, dass ihr meine Verkündung anerkennt. Ich habe euch den Weg Gottes gezeigt und fordere euch auf, ihn zu gehen und von dem, was ihr bisher getan habt, abzulassen, damit Gott euch verzeiht.
Am Schluss der obigen Stelle in der Sure Fussilat werden die Götzendiener davor gewarnt an der Götzenverehrung festzuhalten und ihnen wird gesagt, dass dies schlimme Folgen für sie hat. Dann weist Gott auf zwei typische Eigenschaften der Götzendiener hin, nämlich erstens, dass sie das Jenseits leugnen und zweitens dass sie die Bedürftigen nicht beachten und ihnen nicht helfen – was auch nichts anderes als ein Zeichen dafür ist, dass sie nicht an das Jenseits und die dortige Belohnung glauben. Jemand der nicht an Gott glaubt, der ist nicht sonderlich motiviert den Bedürftigen unter die Arme zu greifen und denkt zu allererst an sich selber.
Wir sehen:
Erstens: Die Propheten rufen die Menschen zu Gott und nicht zu sich selber herbei. Ihnen geht es darum, die andern aus den Ketten des Götzentums und ihrer egoistischen Wünsche zu befreien.
Zweitens: Der Glaube an die Einheit Gottes (Tauhid) muss in allen Lebensbereichen des Menschen zum Ausdruck kommen. Tauhid ist nicht nur ein Glaubensprinzip, sondern ein Kompass im Leben für das Verhalten des Menschen.
Drittens: Ein Gottgläubiger bleibt fest auf dem monotheistischem Weg. Er ist immer darum bemüht vorherige Fehler wieder gut zu machen, damit er nicht vom Weg Gottes abgerät.
Viertens: Durch bloße Behauptung wird keiner zu einem aufrichtigen Gläubigen. Jemand, der die religiöse Pflicht-Abgabe nicht leistet, in dessen Inneren sind noch Spuren der Götzenverehrung und des Unglaubens vorhanden.