Jul 05, 2021 12:19 CET

Es sind die Verse 18 bis 20 der Sure 47, die wir dieses Mal besprechen. Im Vers 18 dieser Sure, die den Namen Muhammad trägt, heißt es: 

(47: 18- 20)  

 

 

فَهَلْ يَنظُرُونَ إِلَّا السَّاعَةَ أَن تَأْتِيَهُم بَغْتَةً ۖ فَقَدْ جَاءَ أَشْرَاطُهَا ۚ فَأَنَّىٰ لَهُمْ إِذَا جَاءَتْهُمْ ذِكْرَاهُمْ
„Erwarten sie denn etwas anderes, als dass die Stunde plötzlich über sie kommt? Die Zeichen dafür sind schon eingetroffen. Wenn sie über sie kommt, was nützt ihnen dann noch ihre Ermahnung?“ (47: 18)

                       

Beim letzten Mal war von Leuten die Rede, die dem Propheten Gottes mit Eigensinn und Spott begegneten. In dem Vers 18 geht es nun um diejenigen, die die Rückkehr zu Gott und den Jüngsten Tag leugnen. Leute, die sagen: Solange wir den Jüngsten Tag nicht selber zu Gesicht bekommen, werden wir nicht daran glauben. Sie sagen dies, obwohl es klare Zeichen dafür gibt, dass der Jüngste Tag eintreten wird.

Wenn sie wirklich auf der Suche nach der Wahrheit sind, würden sie vor Anbruch des Jüngsten Tages die logischen Beweise dafür dass es ihn gibt, einsehen. Wenn sie aber im Diesseits nicht an ihn glauben, dann wird es ihnen dann, wenn  sie den Jüngsten Tag vor Augen haben, nichts mehr nützen, von seiner Existenz überzeugt geworden sind.

Es ist wie wenn ein Arzt Symptome einer gefährlichen Krankheit bei seinem Patienten festgestellt hat und ihm entsprechend ein Rezept zur Behandlung verschreibt, der Patient jedoch sagt: „Solange ich nicht den Tod vor Augen habe, glaube ich nicht daran, dass ich krank bin, und brauche ich keine Behandlung.“ Es liegt auf der Hand, dass diesen Patienten in dem Moment, wo er sich dem Tod gegenübersieht , keine Arznei mehr retten kann und es ihm nichts nützen wird, wenn er es bereut, die Behandlung abgelehnt zu haben.

                    

Der obige Vers enthält unter anderem den Hinweis auf folgende Wahrheiten:

Erstens: Die Ungläubigen  und Jenseitsleugner nutzen aufgrund von Eigensinn und Halsstarrigkeit nicht die Gelegenheit zur reuevollen Umkehr und vergeuden in Wahrheit die Frist, die Gott ihnen dafür gewährt hat.

Zweitens: Es gibt zahlreiche Zeichen dafür, dass der Jüngste Tag geschehen wird, aber nur für diejenigen,  die nicht auf dem Herzen taub sind, sondern nach der Wahrheit suchen.

                                 

Der darauffolgende Vers 19 der Sure 47 lautet:

 

فَاعْلَمْ أَنَّهُ لَا إِلَٰهَ إِلَّا اللَّهُ وَاسْتَغْفِرْ لِذَنبِكَ وَلِلْمُؤْمِنِينَ وَالْمُؤْمِنَاتِ ۗ وَاللَّهُ يَعْلَمُ مُتَقَلَّبَكُمْ وَمَثْوَاكُمْ

„Wisse also, dass es keinen Gott außer Allah gibt. Und bitte um Vergebung für deine Sünde und für die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen. Allah weiß, wo ihr verkehrt oder euch aufhaltet.“ (47: 19)

                        

Gott  versichert dem Propheten, dass es keinen Gott außer Ihm, dem Allmächtigen,  gibt und Er fordert ihn angesichts der starren Haltung der Ungläubigen auf, tapfer seinen Weg fortzusetzen. Niemand kann nämlich etwas gegen den Willen Allahs, der der einzige Gott ist, ausrichten und niemand kann Gott an einem Vorhaben hindern. Also sollen die Gläubigen immer bei Gott  Schutz suchen. Sie sollen Ihm vertrauen und sich nicht von der großen Zahl der Feinde einschüchtern lassen.

Daraufhin hebt Gott in diesem Vers hervor, dass die Gläubigen im Falle eines Versäumnisses oder einer Sünde, gottesfürchtig um Vergebung bitten sollen. Der Prophet ist aufgefordert, für sich und für die Gläubigen um Vergebung zu bitten. Es leuchtet ein, dass der Prophet für sich selber nicht wegen Sünden um Vergebung bittet, denn Propheten sind ja makellos. Es geht hier um die Ergebenheit gegenüber Gott. Prophet Gottes zu sein ist nämlich mit großer Verantwortung verbunden. Propheten müssen immer das Gefühl haben, dass sie dieser Aufgabe nicht gut genug nachgekommen sind, damit sie nicht von ihren Bemühungen auf dem Wege Gottes ablassen. Sie sollen sich niemals mit dem zufrieden geben und begnügen, was sie bereits getan haben. Daher ist im Koran nicht nur im Zusammenhang mit dem Propheten des Islams sondern auch im Zusammenhang mit vorherigen Propheten die Rede davon, dass sie Gott um Verzeihung bitten.

                   

Folgende drei Punkte möchten wir hervorheben:

Erstens: Alles was wir sagen und tun muss auf dem Glauben an nur den Einen Gott basieren, so dass wir uns nicht auf falsche menschliche Mächte stützen oder uns vor solchen fürchten.

Zweitens: Der Prophet bittet Gott für die gläubigen  Männer und Frauen um Vergebung. Er gibt den Menschen nicht nur Rechtleitung,  sondern bittet Gott, dass Er ihre Sünden verzeiht und ihre Seele läutert.

Drittens: Die Propheten sind Menschen und durch die Bedingungen, die zum Menschsein gehören, eingeschränkt. Daher sind auch sie auf die Gnade Gottes angewiesen, damit Er  ihnen diese Einschränkungen ausgleicht.

 

Es folgt noch der Vers 20 der Sure Muhammad. Und zwar beinhaltet er Folgendes:

 

وَيَقُولُ الَّذِينَ آمَنُوا لَوْلَا نُزِّلَتْ سُورَةٌ ۖ فَإِذَا أُنزِلَتْ سُورَةٌ مُّحْكَمَةٌ وَذُكِرَ فِيهَا الْقِتَالُ ۙ رَأَيْتَ الَّذِينَ فِي قُلُوبِهِم مَّرَضٌ يَنظُرُونَ إِلَيْكَ نَظَرَ الْمَغْشِيِّ عَلَيْهِ مِنَ الْمَوْتِ ۖ فَأَوْلَىٰ لَهُمْ

 „Und diejenigen, die glauben, sagen: `Warum wird keine Sure (für den Kampf) herabgesandt!` Wenn aber eine eindeutige Sure herabgesandt wird und darin der Kampf erwähnt wird, siehst du diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist, dich anschauen, wie einer schaut, der (aus Angst) vor dem Tod  ohnmächtig wird. Recht geschieht ihnen (mit einem solchen Tod).“ (47: 20)

                             

Dieser Vers bezieht sich auf die großen Schwierigkeiten, mit denen die Muslime zu Beginn des Islams zu kämpfen hatten. Die Feinde des Islams setzten den Muslimen derartig zu, dass diese den Propheten baten, Krieg gegen sie führen zu dürfen. Sie klagten: Warum wird dir nicht die Erlaubnis geoffenbart, dass wir uns zum Kampf erheben? Als der Prophet jedoch Offenbarungen und den Befehl zu einer harten Gegenreaktion auf die Angriffe der Feinde erhielt, haben einige Muslime, die vorher zum  bewaffneten Kampf  gedrängt hatten, einen Rückzieher gemacht. Es war an ihren Augen abzulesen, die vor Angst erstarrten.

Sie verhielten sich genau im Gegensatz zu den aufrichtigen Gläubigen, die unter Einsatz ihres Lebens bereit waren, für Gottes Sache zu kämpfen und auf diesem Wege Märtyrer zu werden. Der Schrecken, welche die kranken Heuchler, noch bevor es überhaupt zu seiner Schlacht gekommen war, erfasste, war so groß, dass sie beinahe aus lauter Angst gestorben wären.

 

Es  lassen sich zumindest dreierlei Lehren hieraus ziehen:

Erstens: Viele mögen behaupten, dass sie kampfbereit sind. Jedoch  wenn es darauf ankommt zu handeln und zu kämpfen, werden sie sich zurückziehen.  Dann werden die Gläubigen von den Heuchlern unterscheidbar werden.

Zweitens:  Der Islam ist die Religion der Barmherzigkeit. Aber wenn es darum geht sich gegen die Unterdrücker zu wehren, ordnet er den bewaffneten Kampf an und  befiehlt, gleiches mit gleichem zu vergelten.

Drittens: Die Angst vor dem bewaffneten Kampf und die Flucht aus dem Kampfschauplatz sind ein Zeichen für schwachen Glauben und einer heuchlerischen inneren Haltung.