Oct 02, 2022 10:24 CET
  • Moral – islamisch gesehen (46 – politische Ethik)

Es geht weiter um die Frage der politischen Ethik gemäß dem Islam.

Im vorherigen Teil haben wir  gesagt, dass laut den islamischen Lehren, Religion und Politik untrennbar zusammengehören. Wir haben Stellungnahmen von Imam Ali (F) genannt und gezeigt, dass zwischen der volksfreundlichen Politik, welche der Lehre des Propheten und dem Islam entspricht, und der Politik der autoritären Herrscher keinerlei Ähnlichkeit vorliegt und sie nichts miteinander gemeinsam haben.

 Um die Sache noch besser zu verdeutlichen, ziehen wir in diesem Teil  Verse aus dem Koran heran.

                              

Manche sind der Meinung, der Inhalt des  Korans sei nur auf einige moralische und spirituelle Angelegenheiten beschränkt. Dies ist jedoch eine oberflächliche Ansicht, denn dieses Himmelsbuch enthält die Richtlinien für ein – auf allen Ebenen - gesundes und Glück spendendes und zur Vervollkommnung führendes Leben für die Menschheit und zwar sowohl  für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft. Da diejenigen, die die Gesellschaft verwalten,  entscheidend über das Schicksal eines Volkes bestimmen, lässt der Koran die Welt der Politik nicht außer Acht,  sondern legt sogar den Grundstein für eine politische Schule. Diese überragt  sogar deutlich alle anderen politischen Ideologien. 

Insgesamt gesehen unterscheidet der Koran die politischen Regierungssysteme gemäß ihrem Charakter nach religiösen und diabolischen, nach Systemen, die auf dem Unglauben und der Vielgötterei und dem Unrecht basieren bzw. Systemen, die auf der Wahrheit  und dem Recht aufbauen.

Einerseits berichtet er über die kluge Verwaltungspolitik von Prophet Yusuf (Josef), Prophet Davud (David) und dem Propheten Solaiman (Salomo), die alle auf ihre Art außergewöhnliche Eigenschaften und Fähigkeiten besaßen. Andererseits erinnert er auch an die ungerechten polytheistischen Systeme des Nimruds und des  Pharaos und der Völker Ad und Thamud und gibt deren Niedergang bekannt, welcher gemäß der festen Verfahrensweise Gottes eintrat.

                     

Der Koran hat außerdem den Auftrag aller Propheten Gottes wie folgt definiert:

وَلَقَدْ بَعَثْنَا فِی کُلِّ أُمَّةٍ رَسُولًا أَنِ اعْبُدُوا اللَّهَ وَاجْتَنِبُوا الطَّاغُوتَ..

 

Und Wir haben ja bereits in jeder Gemeinschaft einen Gesandten erweckt (damit sie gebieten): „Dient Allah und meidet die falschen Götter“...

Sure 16 (Nahl), Vers 36

Aufgrund dieser göttlichen Mission hat Prophet Ibrahim (Abraham) sich gegen die üble, ungerechte Regierung seiner Zeit gewendet und trotz aller Drohungen das Banner des Ein-Gott-Glaubens gehisst und fest und mit Bestimmtheit zu den Abgöttern und diabolischen Regenten gesagt: 

"...إِنَّا بُرَآءُ مِنْکُمْ وَمِمَّا تَعْبُدُونَ مِنْ دُونِ اللَّهِ کَفَرْنَا بِکُمْ وَبَدَا بَیْنَنَا وَبَیْنَکُمُ الْعَدَاوَةُ وَالْبَغْضَاءُ أَبَدًا حَتَّىٰ تُؤْمِنُوا بِاللَّهِ وَحْدَهُ ..."

 „Wir sind unschuldig an euch und an dem, dem ihr anstatt Allahs dient. Wir verleugnen euch (und eure polytheistischen Überzeugungen), und zwischen uns und euch haben sich Feindschaft und Hass auf immer offenkundig gezeigt, bis ihr an Allah allein glaubt...“

Sure 60 (Mumtahana) Vers  4  

Dieser Vers bringt deutlich zum Ausdruck,  dass das von der Einheit Gottes und dem Islam ausgehende politische  Vokabular transparent und energisch klingen muss. Er verdeutlicht, dass diejenigen, die den Weg der Dienstbarkeit des Einen Gottes gehen, keine Nachgiebigkeit und Bereitschaft zur Versöhnung mit der Front der hochmütigen Mächtigen zeigen, solange diese nicht von ihren gegen Wahrheit und Recht gerichteten Standpunkten und Grundlagen  ablässt. Eine Versöhnung setzt voraus, dass diese Leute ihre Feindseligkeiten und offenen und heimlichen Verschwörungen und Umtriebe und ihre diabolisches Denken einstellen.

                                 

 

Es gibt und gab aber immer eine Gruppe von Leuten, die im Gegensatz zu den Propheten, welche zur Stärkung und Wahrung der Kultur des Ein-Gott-Glaubens sich gegenüber den Abgott-Regimes ihrer Zeit erhoben haben, handeln.  Diese Sorte von Leute täuscht religiösen Glauben vor, aber sie zeigt den unterdrückerischen Herrschern gegenüber Sympathie, um ihre Position zu wahren und ihre persönlichen Vorteile zu decken. Der Koran hat diese Art von Tendenzen, die der politischen Kultur des wahren Islams widersprechen, verurteilt. Gott spricht:

"أَلَمْ تَرَ إِلَى الَّذِینَ یَزْعُمُونَ أَنَّهُمْ آمَنُوا بِمَا أُنْزِلَ إِلَیْکَ وَمَا أُنْزِلَ مِنْ قَبْلِکَ یُرِیدُونَ أَنْ یَتَحَاکَمُوا إِلَى الطَّاغُوتِ وَقَدْ أُمِرُوا أَنْ یَکْفُرُوا بِهِ وَیُرِیدُ الشَّیْطَانُ أَنْ یُضِلَّهُمْ ضَلَالًا بَعِیدًا"

 Siehst du nicht jene, die behaupten, an das zu glauben, was zu dir (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, und was vor dir herabgesandt wurde, während sie sich in Entscheidungsfragen an falsche Götter (und Abgottregimes) wenden wollen, wo ihnen doch befohlen worden ist, sie zu verleugnen (und auf keine Weise zu ihnen zu tendieren)?

                         

Da die wahre Ein-Gott-Kultur die Basis bildet, ist es gar nicht möglich, dass jemand wirklich an die Grundlagen und Prinzipien der Einheit Gottes glaubt und zugleich den hochmütigen Gewaltmächten zugeneigt wäre.

Dieser typische Aspekt zeigt nicht nur den untrennbaren Zusammenhang zwischen Religion und Politik sondern demonstriert auch, dass die politische, auf der Einheit Gottes aufbauende Kultur des Islams  keine Ähnlichkeit und Gemeinsamkeit mit der politischen Welt der ungläubigen, polytheistischen oder heuchlerischen Herrscher hat. Die politische Welt der ungläubigen Herrscher basiert auf Eigensinn und Frevel gegenüber  Gott, Aggression und Unterdrückung, Verletzung der religiösen Gebote und Verstoß gegen die Rechte der Menschen.

                     

Es verdient unsere Beachtung, dass die Ablehnung und Distanzierung von Abgott-Regimen in einem Vers der Sure 2 (Baqara) dem Glauben an den Einen Gott vorangestellt wird. Und zwar heißt es im Vers 254 dieser Sure:  

 

"... فَمَنْ یَکْفُرْ بِالطَّاغُوتِ وَیُؤْمِنْ بِاللَّهِ فَقَدِ اسْتَمْسَکَ بِالْعُرْوَةِ الْوُثْقَىٰ لَا انْفِصَامَ لَهَا ۗ " :

...Wer also falsche Götter verleugnet und an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt...

Die Distanzierung von gotthaften Regimes scheint also eine Voraussetzung für den wahren Glauben zu bilden.

                   

Ausgehend von den Prinzipien des Tauhids – der Einheit Gottes – hat der Prophet des Islams das Bündnis zwischen Religion und Politik konkret verdeutlicht, indem er nach seiner Auswanderung nach Medina dort eine mächtige Regierung gründete. Zugleich bekämpfte er die diabolischen und arroganten Herrschaftssysteme und ihre Erscheinungsformen. Er schrieb an alle damaligen Machthaber und Imperien einen Brief und lud sie ein den Islam anzunehmen. Er lud sie dazu ein, unter dem Dach der islamischen politischen Ordnung die Zwietracht durch Einheit und die Ungerechtigkeit durch Gerechtigkeit zu ersetzen, statt Diskriminierung Gleichheit und, statt Krieg zu schüren, Frieden herzustellen, statt Hass Liebe und Freundschaft walten zu lassen und statt mehreren Göttern und Herren nur dem Einen Gott und Herrn zu dienen.

 

 

 

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